Da denkt der Gärtner, die Pflanzen wären einzig und allein zu seinem Wohlgefallen da und könnten mal ganz froh sein, dass er sich um sie kümmert und sie überhaupt in seinem Garten duldet. Pustekuchen, denn sie sind so frei und nutzen uns aus, wo sie nur können - drehen den Spieß um und missbrauchen uns als günstige Mitfahrgelegenheit.
Das hundsgewöhnliche Vergissmeinnicht ist so ein Beispiel - wenn man ihm zu nahe kommt oder es sogar im verblühten Zustand jätet, gibt es sich nicht etwa geschlagen, sondern hängt sich einfach an den Gärtner dran. Zumindest, wenn man etwas Langärmeliges, möglichst Wolliges oder Aufgerautes trägt. Die klebrigen Samenkapseln bleiben haften, bis wir sie auf ein ordentliches Aussehen bedacht an anderer Stelle im Garten abschütteln. Das kommt dem immer auf Ausaat versessenen Myosotis ganz gelegen.
So ein Verhalten kennt man von Kletten und Kletten-Labkraut, aber man rechnet nicht damit, dass auch das Vergissmeinnicht dieses Kunststück beherrscht und den Gärtner für seine Zwecke einspannt.
Ein anderer Vertreter dieser tollkühnen Trittbrettfahrer ist der Odermennig (Agrimonia). Er blüht im Juli und hat danach den ganzen Sommer lang Zeit, sich an den Gärtner heran zu schmeißen. Da der Große Odermennig (Agrimonia procera) locker 1,5 m Höhe erreicht, kann er mit Leichtigkeit sämtliche Körperteile besetzen und sich sogar als Haarschmuck anbiedern. Meist bemerke ich seine anhänglichen Samenkapseln erst, wenn ich irgendwann mal wieder in den Spiegel schaue, um meine von der Gartenarbeit als solche nicht mehr erkennbare Frisur zu sortieren. Auch an Katzenfell kleben die aufsässigen Samenbehälter noch ganz ordentlich.
Wenn man sie absammelt und irgendwo in den Garten wirft, hat man bald viele neue Jungpflanzen. Für Guerilla-Gärtner ist dies die wohl kleinste Samenbombe der Welt.
Wenn man sie absammelt und irgendwo in den Garten wirft, hat man bald viele neue Jungpflanzen. Für Guerilla-Gärtner ist dies die wohl kleinste Samenbombe der Welt.
Ganz schön clever von den Pflanzen, den Gärtner so für sich einzuspannen. Man merkt dann auch gleich, wo man hingehört - von wegen der Garten unterliegt dem Menschen. Das Grünzeug gibt sich nicht mit dieser Rollenverteilung zufrieden. Aber was wäre ein Garten ohne ein bisschen Anarchie?