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Samstag, 9. Mai 2020

Kohl vom Kompost

Gibt es eigentlich zweijähriges Gemüse, das auch im zweiten Jahr noch gut aussieht und bei genug Platz, und wenn man keine Samen ernten möchte, auch mal im Beet bleiben darf? Die Schönheitskönige unter den Gemüsen, wie Mangold zum Beispiel, sehen doch während der Blüte nur untenrum noch halbwegs adrett aus, die Blüte ist dagegen nichts, was man sich freiwillig ins Blumenbeet holen würde, außerdem duftet sie nicht gerade nach Rosen.

Klar, Möhren sehen natürlich super aus, wenn sie im zweiten Jahr blühen, und Pastinaken erst, allerdings will man da ja den Teil essen, der unter der Erde wächst, und wenn man das getan hat, blüht da oben auch nichts mehr.

Wir suchen also ein Gemüse, das man erst nach Herzenslust abernten darf, dann im Beet lässt, um sich im zweiten Jahr an einer sagenhaften Blüte zu erfreuen. Samen ernten kann man dann auch noch, wenn man möchte.

Ich habe es mal mit Palmkohl ausprobiert. Der sieht schließlich immer super aus. Eigentlich war das nur Zufall und eine fixe Idee, als ich im Herbst einen weggeworfenen Kohlstrunk mit Wurzel auf einem Komposthaufen gefunden habe. Den habe ich einfach im Garten wieder eingepflanzt, obwohl er schon ziemlich zerrupft aussah.

Und das hat sich am Ende als großer Glücksfall herausgestellt, sowohl für den Kohl als auch für mich. Und für die Insekten.



Aber noch mal von vorne: Erst sah das gute Stücke nach nichts aus als nach kompostierbaren Essensresten.



So hat er sich entwickelt: Als ich schon dachte, da tut sich nichts mehr, erschienen doch aus allen Ecken neue Blätter.



Seit Anfang April blüht der Kohl nun schon und noch immer sind Knospen da. Zu den Blütenbesuchern gehören der Aurorafalter, Grünader-Weißling, Hummeln, die Rotschopfige Sandbiene, Mauerbienen, Masken- und Furchenbienen, weswegen auch schon mal eine Grüne Krabbenspinne auf der Lauer lag.







Und jetzt wird es tatsächlich noch mal schöner, denn die Blüten des Zierlauchs (Allium aflatunense) haben sich zwischen die Kohlblüten gedrängelt und bilden mal wieder meine diesjährige liebste Farbkombi: Lila und Gelb.







Man sollte also öfter Gemüse blühen lassen - zumindest bei Kohlgewächsen ist das spektakulär genug und macht den Insekten eine große Freude.

Samstag, 24. Februar 2018

Die Nessel-Neurose

Heute soll es mal um Lebensmittelskandale gehen. Der erste Skandal ist der, dass nirgendwo steht, dass Mangold auch zu den Pflanzen gehört, die man nach dem Verwerten der Blätter zu neuem Leben erwecken kann. Dazu einfach den Strunk in Wasser stellen und er treibt neues Laub. Nach einiger Zeit kann er in Erde gepflanzt werden - ich habe dafür eine Tomatendose als Übertopf recycelt.

Sieht das nicht toll aus, wie der Mini-Mangold leuchtet wie ein großer? Vielleicht kann man die kleine Pflanze irgendwann im Garten auswildern und sie bekommt dort ganz große neue Blätter? Wäre das nicht lecker?


So weit, so grün. Der zweite Skandal ist ein Etikettenschwindel, bei der die Brennnessel einfach durch die Taubnessel ersetzt wird.

Und das, obwohl diese auch nicht sonderlich beliebt ist. Taubnessel ist schon mal kein schöner Name für eine so schöne Pflanze. Weder das Adjektiv "taub" noch das Wort "Nessel" wecken irgendwelche positiven Assoziationen. In der Kombination wird es auch nicht wirklich besser. Vielleicht liegt es tatsächlich an diesem wenig schmeichelhaften Namen, dass die Gattung Lamium im Garten nicht sonderlich beliebt ist. Die Blattschmucksorten von Lamium maculatum werden von Kennern im Schattenbeet geschätzt, sind aber den meisten Gartenbesitzern gänzlich unbekannt. Die Weiße Taubnessel, von der es noch nicht mal Sorten zu geben scheint, hat es noch schlechter getroffen. Kommt sie freiwillig in den Garten, wird sie eher nicht herzlich willkommen geheißen.

Wofür sie dann aber doch wieder herhalten muss ist dieser Etikettenschwindel. Was stimmt mit dem Bild nicht? Rechts das Original, links die Fälschung.


Die heilsame Brennnessel ist wohl nicht fein genug, auf der Packung Tee abgebildet zu werden. Da nehmen wir doch lieber das kleinere Übel, die Weiße Taubnessel (Lamium album). Aha, so schön ist sie also dann doch.



Dummerweise könnte der Käufer jetzt denken: "Prima, jetzt habe ich den Tee gekauft und weiß nun sogar, dass Brennnesseln hübsch weiß blühen können. Komisch, ich dachte immer, die wären so unscheinbar." Sollte sich in den Garten dieses Teetrinkers nun dummerweise die Weiße Taubnessel verirren, wird die Unglückliche nun entweder in Heißwasser aufgegossen oder sofort gejätet, schließlich haben wir ja gerade gelernt, dass das die böse Brennnessel ist.
Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich mag Taubnesseln. Alle bis auf die invasive Goldnessel, die mehr wuchert als blüht.

Die Purpurrote Taubnessel (Lamium purpureum) ist auch nicht von schlechten Eltern, immerhin hat sie neben den roten Blüten auch noch violette Blätter, wenn sie genug Sonne bekommt. Sie ist die einzige, die keine Staude ist. Den Hummeln ist das egal, die nehmen alle Lamium-Blüten immer gern.

Lamium maculatum

Links: Lamium album, rechts: Lamium maculatum


Lamium album und Lamium purpureum sind die unverfrorensten ihrer Gattung. Sie blühen in milden Wintern einfach durch.

Links: Lamium purpureum, rechts: Lamium album

Die Weiße Taubnessel mitsamt ihrer sittsam horstig wachsenden Verwandtschaft kann also gerne bei mir einziehen - sie sind die besten Geschenke, die einem der Garten machen kann. Ich werde sie auch nicht aufkochen, versprochen.

Samstag, 28. Oktober 2017

Im Frühtau zu Berge

Das Gute am Herbst ist: Man kann am Wochenende endlos in den Federn liegenbleiben, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Während man im Hochsommer am besten schon vor Sonnenaufgang aufsteht, um bestes Fotolicht zu haben, kann man es im Oktober ruhig und verschlafen angehen lassen. Keine böse Mittagssonne, die irgendwann kommt und zur Eile treibt, da sie aus dem Zenit heraus jedes schöne Motiv zu flacher Langeweile verkommen lässt mit ihrem Geltungsdrang. Stattdessen gibt es Licht so sanft wie ein Lämmchen von morgens bis abends. Selbst der Frühtau wird gar nicht so früh aufgeführt, dass er nicht bis nach dem Frühstück warten könnte. Oder bis nach dem zweiten.

Blöd nur, wenn die angekündigte Sonne auch zum Mittagessen noch nicht aufkreuzt, sondern alles unter einer Feuchtigkeitsmaske aus Nebel bis Hochnebel vor sich hin tropft. So ging es mir in Frankfurt, wo ich gern strahlende Herbstfarben im morgendlichen Gegenlicht eingefangen hätte.

In den Ostpark bin ich gelaufen. Dort war die Sonne auch nicht. Dafür gab es einen Blühstreifen mit Einjährigen, die im Morgentau auch bei bewölktem Himmel so taufrisch und adrett aussehen, dass es doch zu einer Fotosafari gereicht hat.

Taufrische Jungfer im Grünen:


 Marokkanisches Leinkraut:



Wegerichblättriger Natternkopf:


Unbekannte Doldenblütler:


Hirtentäschel:


Jungfer im Grünen:


Türkischer Drachenkopf (Mitte): 


Duft-Steinrich, Nelken-Leimkraut (Silene armeria) und Cosmee:


Und kaum war Mittag, war die Sonne dann auch mal aufgestanden und leuchtete den arg gebeutelten Bethmannpark zum Niederknien schön aus (Eintritt kostenlos). Ein asiatischer Pavillon war dort von jemandem niedergebrannt worden, der vermutlich auch sonst nicht besonders sympathisch ist. Daher war ein Teil des Parks nicht zugänglich. Der andere hatte sich aber herrlich herausgeputzt mit Astern und Mangold-Gold in allen Farben - wie man sieht, klappt es auch kurz vor Mittag noch mit dem dekorativen Gegenlicht in bunten Blättern (im Sommer müsste man sich um die Uhrzeit schon unter das Mangold-Laub legen, was in öffentlichen Gärtern komischerweise verpönt ist):














Der Ausflug endete mit dem Fund der Efeu-Seidenbiene am Main an einer Ufermauer. Bald fuhr auch schon der ICE nach Hause - im herrlichen Abendlicht sah selbst Köln-Deutz schön aus. Herbstsonne kann einfach alles. Vor allem lässt sie uns ausschlafen.


Mittwoch, 2. Oktober 2013

Die purpurnen Flüsse

Es gibt Gemüse, das kennen viele nur als Fertigprodukt. Rote Bete zum Beispiel ist so eines. Wer hat sie nicht schon einmal aus dem Glas konsumiert oder als farbgebendes Element im Heringssalat mitgegessen, ohne diese Zutat groß zu beachten? Denn wenn sie eines kann, dann Farbe bekennen. Rot bis lila wird das Essen dann. Aber ansonsten scheint sie zur bloßen Beilage degradiert zu sein, darf höchst selten die Hauptrolle auf dem Teller spielen.

Dabei hat sie Besseres verdient. Sie schmeckt frisch aus dem Garten nicht nur viel besser als in Essig eingelegt aus dem Glas, sondern ist auch optisch eine echte Bereicherung für Beete und Kübel.



Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass die Rote Rübe (Beta vulgaris subsp. vulgaris) das schönste Gemüse auf der ganzen Welt ist und unbedingt ins Blumenbeet gepflanzt werden sollte! Das meine ich durchaus ernst, denn die rote Farbe wartet nicht nur unterirdisch, sondern pflanzt sich bis in die wunderschönen großen Blätter fort! Ein solches Kontrastprogramm im Laub mit der Grundfarbe Grün und fantastisch roten Blattadern bietet wahrlich nicht jedes Gemüse. Mangold kann da noch mithalten, wenn man eine der bunten Züchtungen erwischt. Das ist aber auch kein Wunder, schließlich gehören beide Farbspieler der gleichen Art an, denn auch Mangold nennt sich Beta vulgaris subsp. vulgaris - der Züchtungsschwerpunkt war hier nur ein anderer.

Obwohl man die Rote Bete wohl nicht auf prächtiges Laub hin selektiert hat, kann sie es trotzdem, einfach so.

Selbst die Keimlinge veranstalten schon eine große Show und sind wunderbar anzuschauen. Man kann die Blätter auch jung in den Salat werfen. Sie schmecken ein bisschen erdig und schon unverkennbar nach der Rübe. Aber so eine frühe Ernte bringt uns natürlich um selbige, also habe ich das nur mal ausprobiert, als ein Hagelschauer junge Blätter abgeknickt hatte.



Die Bete ist aber bei all ihren Dekorationsqualitäten keine Diva, sondern nicht allzu schwierig im Anbau. Die Samen keimen im April leicht und zuverlässig. Man sollte aber ein Auge auf Schnecken haben. Äußerst praktisch ist, dass sie auch im Halbschatten wächst. Nur genug Wasser möchte sie bitte haben, für die großen Blätter.

Ich habe sie dieses Jahr im großen Kübel auf der Terrasse angebaut, zusammen mit Zuckerschoten als Nachbarn. Die Sorte Robuschka habe ich dafür ausgewählt, denn kugelige Sorten eignen sich besser für Töpfe als lange.



Die eigene Anzucht aus Samen ist nicht nur günstig und einfach, sondern auch ästhetisch kein Problem - dass der Topf keine bunten Blumen enthält, stört überhaupt nicht, dafür sorgt die Rote Bete schon mit ihrer Effekthascherei, und das zuverlässig die ganze Saison lang.

Essen kann man sie schließlich auch noch - und jetzt darf man die kleinen Rüben ernten.

Leider hat es nur eine meiner Pflanzen zu marktfähiger Größe geschafft. Die nächstkleineren waren schon sehr schwierig zu schälen, die restlichen hatten erst gar keine Kugel ausgebildet.


Köstlich waren sie, keine Frage. Das nächste Mal werde ich allerdings darauf achten, sie besser auszudünnen. Obwohl die Amseln beim Vereinzeln tatkräftig mitgeholfen haben und viele Pflänzchen samt Erde für den Nestbau verwendeten, standen sie wohl immer noch zu dicht.

Das Gute an Roter Bete aber ist: Wenn es mit dem Anbau doch nicht so gut klappt, erntet man einfach die Blätter und nennt sie Mini-Mangold!

Verschwendet war der Terrassenplatz jedoch auf gar keinen Fall - das schönste Gemüse der Welt war schließlich den ganzen Sommer über ein einziger Augenschmaus!