Er wächst im Niemandsland zwischen Meer und Festland und kann sich daher nicht entscheiden, ob er blau wie das Meer oder blau wie der Himmel sein möchte: Der Meerkohl (Crambe maritima). Er ist bei uns einzigartig, was sich schon im Gattungsnamen ausdrückt, denn er gehört nicht zu den anderen Kohlvertretern namens Brassica.
An der Ostsee zwischen Kiel und Flensburg wächst er ganz besonders häufig, sogar in Pflasterfugen, wo der Deich befestigt wurde. Seine Blätter sind von diesem unglaublichen Blau und noch dazu zäh wie Leder, fast schon sukkulent. Und diese robuste Konstitution braucht er dringend, denn er muss auch mal der Brandung und vor allem dem oft ruppigen Wind standhalten.
Seine Samenkapseln sind harte Kugeln, die so einiges aushalten. Jetzt im September war er schon verblüht.
Was auffällt: An der Ostsee sah ich deutlich mehr Große Kohlweißlinge fliegen als bei uns. Diese Art ist wegen ihrer gregären Lebensweise, bei der das Weibchen ein großes Eicluster an eine Pflanze legt, seltener als der Kleine Kohlweißling oder der Grünaderweißling, die einzelne Eier ablegen. Sie kommen daher auch mit mickrigen Appetithäppchen von Pflanze aus wie einem zu klein geratenen Grünkohl. Der Große aber braucht schon eine gestandene Pflanze.
Leider war der Urlaub vorbei, bevor ich herausfinden konnte, welchen Schaden die Raupen am Meerkohl anrichten können. Juckt es ihn überhaupt? Die dicken Blätter erlauben vielleicht mehr Fraßschaden als bei gewöhnlichem Kohl. Jedenfalls kann ich mir gut vorstellen, dass die Art danke des Meerkohls an der Ostsee so oft zu beobachten war, immerhin wächst er pestizidfrei heran und niemand sammelt die Raupen ab.
Meerkohl ist auch für uns essbar, nicht nur für Kohlweißlinge. Man sollte ihn aber wild nicht sammeln, da er ständig in Bedrängnis ist durch Urlauber, die in den Dünen herumlaufen oder -liegen, und das Verbauen oder Ummodellieren von Strandabschnitten. Ein Überwuchern durch Kartoffel-Rosen kann ebenso ein Problem sein. Auch Sturmfluten setzen ihm zu, die durch den Klimawandel häufiger werden. Alles in allem sind Kohlweißlinge wohl sein geringstes Problem.
Man kann ihn aber auch im Garten anbauen. Er braucht unbedingt viel Platz um sich herum und volle Sonne, wie er es am Strand vorfinden würde. Er ist eben doch ein sonnenverwöhnter Ostseeurlauber.
Im Botanischen Garten in Frankfurt am Main kann man ihn in eine Dünenlandschaft integriert sehen. Trockenheitsverträglich ist er definitiv.
Ein Tipp also für den wilden, essbaren Garten.
Der Meerkohl ist wunderbar, auch im Bamberger Sortengarten zu finden. Daher hat er sogar ein Platz in meinem Buch gefunden...bei mehrjährigem Kohl...;-) Hast du Samen mitgenommen?
AntwortenLöschenLG Sigrun
Ich habe eine Kapsel mitgenommen, von der Pflanze, die aus dem Beton wuchs.
LöschenVG
Elke
Hallo Elke,
AntwortenLöschendas sind tolle Bilder. Ich finde, auch die Samenstände des Meerkohls können sich sehen lassen.
Liebe Grüße
Susanna
Ich fand diese Pflanze, die ich als Voralpenbewohner erst in fortgeschrittenem Alter kennenlernte, schon immer interessant. Freue mich daher sehr über diesen Beitrag von Dir, liebe Elke, danke. LG Wurzerl
AntwortenLöschenHallo Elke,
AntwortenLöschenoh, da kommen sofort Heimatgefühle auf bei deinen Fotos. Allerdings kenne ich eher die Strände bei Schwedeneck/Dänisch-Nienhof und Stohl, da war ich schon als Kind des Öfteren und mit meinen Kindern dann auch wieder, Steine sammeln und weit werfen. Und klar, den Meerkohl kenne ich, aber ich habe ihn nie im Detail angeguckt, er war einfach da.
Superschön deine Fotos, besonders gut gefällt mir das Makro von den Schmetterlingseiern.
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,
Gabi
Hallo Gabi, in Schwedeneck, Dänisch-Nienhof und beim Leuchtturm habe ich einige der Fotos gemacht. Es gab aber auch Meerkohl in Eckernförde und von Maasholm bis rauf bis zum Geltinger Birk.
LöschenVG
Elke
Danke für den interessanten Bericht zum Meerkohl und für die schönen Bilder. Ich wäre ja nicht im Traum auf die Idee gekommen, diesen Kohl im Garten anzupflanzen. Aber jetzt hast du mich neugierig gemacht. Vielleicht versuche ich es mal.
AntwortenLöschenHerzliche Grüße und ein schönes Wochenende weiterhin – Elke
Guten Morgen liebe Elke, was man bei Dir immer Neues & Interessantes lernt! Ich kannte den Meerkohl bisher noch nicht! Beim nächsten Meerbesuch muss ich mal Ausschau halten, ob ich ihn entdecke! Hab einen schönen Herbstanfang und gemütlichen Sonntag, liebe Grüße sendet Loni x
AntwortenLöschenWOW das ist ja irre interessant, liebe Elke. So am Strand kann er sich natürlich wunderbar ausbreiten und gut zu wissen, dass er auch im Botanischen Garten hier in Frankfurt zu sehen ist, ist ja quasi bei mir um die Ecke.
AntwortenLöschenEinen sonnigen Spätsommersonntag
wünscht Dir
Anke
Interessant was du über den Meerkohl berichtetst...die Samenkapseln finde ich besonders schön und sehr dekorativ.
AntwortenLöschenEinen schönen Sonntag wünscht dir Marita
Hallo Elke,
AntwortenLöschenda braucht man beim Kochen sicherlich mehr allzuviel Salz beizugeben, weil er öfter von Salzwasser überspült wird? Gesehen habe ich ihn auch schon, aber weniger Beachtung geschenkt wie du, interessante Geschichte. Meinst du wirklich er wächst auch in Gärten? Fehlt ihm da nicht das Meerklima?
Liebe Sonntagsgrüße
Edith
der crambe maritime scheint also sogar im garten wachsen * habe gelesen dass er ca 10 jahre jedes jahr weiterwächst und sogar 3 ernte verfügbar ist ?(auf wikipedia franz.) würde gerne versuchen da hier im garten fast nur sparsames für sand gemüse gut ist * er hat am strand der "Manche" gewachsen sowie andere dünenwildpflanzen (war früher öfter dort in ferien) weiss nicht ob es noch dort wächst... gut das er als "espèce protégée" ein bischen geschützt ist. sehr schöne bilder zeigst du u.a. mit schmetterling &eier
AntwortenLöschenlieber gruss
mo
Hallo Elke,
AntwortenLöschenes ist doch wirklich erstaunlich, wie interessant eine einfacher Kohl sein kann, wenn er am Meer wohnt und über besondere Überlebensstrategien verfügt. Da wird eine ansonsten doch ziemlich schnöde Pflanze plötzlich zum Schmuckstück. Da will ich doch glatt nach Samen Ausschau halten. Mit einer Salzdüngung ab und an wie bei Austernpflanze und Sellerie sollte sich der Meerkohl dann auch im Hinterland wohlfühlen.
Viele Grüße
Claudia