Samstag, 1. April 2023

Hinter Gittern: Der Süßdolden-Knast

Rötelmäuse sind furchtbar niedlich, ich beobachte die kleinen Wuseldinger wirklich gern. Aber neulich fragte ich mich, wo denn die neu ausgetriebenen Blätter der Süßdolde plötzlich geblieben sind. Frost gab es keinen, außerdem sollte sie so etwas vertragen können. Aus der Nähe sah man, dass sie abgebissen waren, aber komplett. Da Rötelmäuse sich gern aus allen möglichen Pflanzen einen Salat zubereiten und ich sie an der Stelle öfter beobachten konnte, lag der Verdacht auf der Hand: Das waren die Nager.


Auch an Scillas und Gefingertem Lerchensporn habe ich sie schon beobachtet. Der Mausemagen scheint sehr robust zu sein, wenn sie so etwas vertragen. Den Lerchensporn hier haben sie schon ziemlich abgeräumt, wohingegen Lysimachia ciliata 'Firecracker' keine Begehrlichkeiten zu wecken scheint. Man beachte, dass die Maus dem Lerchensporn wenigstens ein paar Anstandsblätter gelassen hat. Vielleicht möchte auch das Nagetier enkeltauglich gärtnern und den Nachkommen noch einen Lerchensporn für das nächste Jahr sichern.



 

Wo immer eine leckere Pflanze nah an ihrem Mausloch wächst, beißen sie sie ab und nehmen sie mit in den Bau.  Und hinter der Süßdolde ist mein Asthaufen. Das ist natürlich ein prima Versteck, aus dem heraus man agieren kann. Man sieht, ein Asthaufen funktioniert und lockt Tiere an, kann aber dann doch auch mal Probleme machen.

So süß, dass sie die Süßdolde vertilgen dürfen, finde ich die Mäuse dann doch nicht. Myrrhis odorata ist nämlich eine fantastische Pflanze. Ein relativ schattenverträglicher Doldenblütler mit leckeren Samenkapseln, die man im grünen Zustand einfach so knabbern kann. Sie schmecken herrlich nach Anis. Ihre Blätter sind hübsch gezeichnet und sehr groß, sie wirken farnartig.




Und ich wollte sie gern behalten. Also habe ich der Süßdolde einen Knast gebaut. Eine Rolle Kaninchendraht um sie herum gesteckt und die offenen Enden verschlossen. Das sieht jetzt aus wie bei seltenen Arten, bei denen man die letzten Pflanzen einzäunen muss, um sie vor dem Zugriff der Menschen zu schützen. Nur muss ich sie vor Nagezähnen statt Äxten schützen.




Die Maus konnte ich schon mehrfach dabei beobachten, wie sie achtlos an dem Käfig vorbeigelaufen ist. Hoffentlich bleibt das Interesse weiterhin so niedrig wie die Hürde hoch ist.

Bevor die Süßdolde dann am Ende zur Salzsäule erstarrt und dieselbe Form annimmt wie der Käfig, kann ich sie hoffentlich unbesorgt befreien.

Das geht jetzt schon eine ganze Weile gut, ein neues Blatt wächst heran. Drückt mir die Daumen, dass ich auch dieses Jahr wieder leckere Samenkapseln naschen kann.

15 Kommentare:

  1. Oah! Die Mäusefotos sind ganz große Klasse! Wie die Sonne da auf den Schnurrhaaren leuchtet... ich bin ja echt ein Nager-Fan, aber dass man im Garten nicht ausschließlich Mäuseverköstigung bieten möchte, sehe ich auch ein. Da ist so ein Pflanzenkäfig doch eine sehr humane und faire Lösung. Applaus!
    LG
    Centi

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  2. Guten Morgen Elke,
    niedlich sind sie ja, aber ich bin absolut kein Fan von Rötelmäusen. Vor allem weil hier ein Landwirt vor Jahren am H-Virus verstorben ist, bin ich beim Fegen der Mäuse-Hinterlassenschaften recht vorsichtig. In den Beeten ja nicht so das Thema, aber die leckere Süßdolde würde ich auch von ihren Nage-Zähnchen schützen, denn schließlich hat dein Garten genug andere Leckerbissen zu bieten. ;-))
    Hab ein gemütliches Wochenende - lieben Gruß von Marita

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    1. Liebe Elke, hab dir mal zum Utensilo bei mir geantwortet.
      LG

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  3. Sieht genauso aus wie unser Rehbockknast für die schwarze Johannisbeere, nur dichter und kleiner *gg* Und auch der funktioniert bisher: noch keine Fegeschäden an den beiden kleinen Zweigen, die von den letztjährigen Attacken noch übrig sind.
    Tja, die tierischen MitbewohnerInnen dürften gern ebenso rücksichtsvoll uns gegenüber sein, wie wir es ihnen gegenüber sind!! Sind sie aber nicht....

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  4. Was für eine süße Gartenmitbewohnerin du hast! Nun gärtnere ich schon so lange und wusste nicht, dass Mäuse an den Pflanzen Schäden anrichten! Bei uns sind es vor allem die Schnecken (von denen du ja auch ein Lied singen kannst) und der Fasan, der gerne frische Clematisknospen nascht. Ich drücke dir und deiner Süßdolde die Daumen und grüße dich herzlich
    Susanna

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  5. Deine Begeisterung für Rötelmäuse kann ich auch nicht so teilen. Sie sind eben Üerträger von schwersten Erkrankungen. Ich halte sie deshalb in Abstand. Ernten aus dem Garten werden gut gewaschen und meist sind sie gegart. Die Süßdolde versamte sich bei mir prächtig und sie bildet schöne Teppiche zwischen den Pflanzen.
    Liebe Grüße von Frauke

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    1. Ergänzung es sind die Hantaviren, mit denen man sich auch bei Gartenarbeiten infizieren kann. Deshalb immer mit Abstand arbeiten. Gartenschuppen und Holzstapel können auch infiziert sein.. Vor dem auslegen Boden befeuchten und gut lüften. Ich trage dann einen Mundschutz. Auch das Holz fasse ich mit Handschuhen an und achte auf Abstand.

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  6. Irgendjemand hat mir erzählt, seine Schneeglöckchen sähen alle abgefressen aus: die Blütenkelche fein säuberlich bis zum grünen Rand abgeknabbert - sonst nichts. Aber alle Blüten! Wenn ich deinen Bericht so lese, komme ich nicht darum herum, deine Mäusbande zu verdächtigen. Schön geschrieben - und sehr gut gelöst, das Problem!
    Herzlichst
    yase

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  7. Hallo Elke,
    also, ich teile gerne im Garten aber alles hat seine Grenzen. Zu süß deine Fotos von dem Mäuschen. Im Schrebergarten hatte ich im Herbst Mutterkraut eingesetzt, 3 Stück hatte ich geschenkt bekommen, die waren letztens leider auch angeknabbert. Dachte eher an Hasen, vielleicht waren es aber auch Mäuse...
    Viele Grüße
    Gabi

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  8. Jeder hat wohl so seine eigenen Plagegeister im Garten. Ich muss immer eine Amseldame im Auge behalten und meine fleischfressenden Pflanzen, die in einem Moorbeet in meinem Garten Platz gefunden haben, vor ihren Zugriffen schützen. Alljährlich zur Brutzeit bedient sich die Amseldame an der schönen Moorerde der Fleischfresser für ihren Nestbau. Wenn ich den Töpfen mit den Pflanzen nicht rechtzeitig so ein Kleid, ähnlich Deinem für die Süßdolden, anziehe, räumt der Vogel alles aus.
    Mäuse sind bei mir weniger ein Problem, da ich zwei vierbeinige Aufpasser habe, die den Mäusen auf die Pfoten klopfen, wenn sie zu übermütig werden.
    Herzliche Grüße von Marianne

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  9. Manchmal hat die Tierliebe auch seine Grenzen, dann wird man zum Brutalo. Bei uns wurde mal junges Apfelbäumchen total entwurzelt. Es lag etwas schräg am Boden, als ich es gerade rücken wollte, hatte ich es in der Hand. Dennoch, den Frühling erleben ist immer grandios mit seinen Sonnen - und Schattenseiten.
    Lieber Gruß
    Edith

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  10. "Cerfeuil musqué" ist bestimmt eine interessante pflanze in einem garten ! und deine idée sie mit draht vor mäuse zu schützen : prima *
    lieber gruss
    mo

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  11. Grüß dich Elke,
    dass du die umtriebige Dame (oder Herrn) dann auch noch fotografieren konntest, ist ja grenzgenial. Ich mag ja Mäuse und sie dürfen auch, aber sie dürfen eben auch nur - wie bei dir - bis zu einem gewissen Punkt. Wäre wirklich schade um die Pflanzenschönheit. Bei mir ist ihnen im vergangenen Jahr mein Spitzkraut zum Opfer gefallen. Nach der ersten Nacht dachte ich an Schnecken ... zwei Nächste später war alles klar ... :). Toi, toi, toi und liebste Grüße
    Elisabeth

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  12. Knopfaugen kann man fast nicht böse sein...auf frischer Tat ertappt bringt wenigstens ein süßes Foto. Vielleicht gibts bei euch zu wenig Katzen...;-)
    LG Sigrun

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  13. ohh.. so eine freche Maus ;)
    ich mag ja Mäuse auch ..
    aber z.B. nicht in meinem Vorbau wo sie reichlich Schaden
    angerichtet haben
    aber mein Vater war auch nicht mehr in der Lage ein Auge
    darauf zu haben
    draußen streunen mehrere Katzen
    aber ich denke es sind eher Haus - oder Feldmäuse
    die sich da eingenistet hatten
    ich wußte nicht dass die Rötelmäuse auch gefährlich sind
    nur die Spitzmäuse waren mir bekannt
    liebe Grüße
    Rosi

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