Samstag, 22. April 2023

Die Sache mit den Bienen

Als Naturgärtner mit dem Ansinnen, die Insekten zu fördern, fragt man sich manchmal, ob man alleine ist auf der Welt. Da wird vertikutiert, bis die (Rasen-)Schwarte gekracht, gedüngt und umgegraben, auf dass alle Wildbienen das Weite suchen und im gemästeten Grün keine Lücken mehr finden. Oder ein lückiger Rasen, der von Sandbienen besiedelt ist, wird knöcheltief mit Holzhackschnitzeln oder gar Schotter zugeschüttet. Da schält sich keine Biene mehr heraus. Auch die einschlägigen Gartenmagazine überbieten sich heuer mit den Tipps für einen makellosen Rasen, Wildbienen sind dabei egal oder lästig. Sie sollen gefälligst hübsch und ordentlich aufgereiht im Baumarkt-Bienenhotel hocken - dafür hängt man es schließlich an den Stabgitterzaun -  aber doch bitte nicht die Gartengestaltung als Ganzes stören! Wo kämen wir denn da hin?

Ist es also gar nicht möglich, Wildbienen auf breiter Front in Gärten zu fördern, weil ein "gepflegter" Rasen bzw. Garten immer Vorrang hat? Oft resigniere ich angesichts leerer, laubfreier Beete mit einzelnen Baumarktpflanzen oder Hochbeeten gefüllt mit Torferde.

Dass es auch anders geht, zeigen mehrere Beispiele aus der Umgebung. In der Nähe steht zum Beispiel ein Imbisswagen, unter dem die trockene, weil überdachte, Erde gerade aussieht wie ein Schweizer Käse. Schön durchlöchert haben Frühlings-Pelzbienen die Fläche und nisten hier in einer summenden Kolonie voller kleiner Pelztiere. Als ich mich auf den Boden geschmissen habe, um sie zu fotografieren, kam auch gleich der Besitzer und hat mir erklärt, dass die Bienen seit Jahren dort nisten und er auf sie aufpasst. Sie kommen hier nicht unter die Räder, auch wenn es so aussieht:





 

Man braucht aber nicht unbedingt einen Imbisswagen und lehmige Erde - die sind als Bienenhotel leider auch nicht als Kombi im Handel erhältlich. Ein Sandarium tut es auch. Solch ein Sandkasten für Bienen wurde in einem Schrebergarten in der Nähe angelegt und er wird gut angenommen.


Gerade sind dort Frühlings-Seidenbienen zu beobachten und man sieht gut, wie tief sie graben, denn der hinausgeförderte Sand hat eine ganz andere Farbe als der obere.


Damit die Fläche nicht als Katzenklo missverstanden wird, sind stachlige Äste darauf drapiert. Es wirkt, allerdings auch gegen lästige Fotografinnen.




 

Ein paar Bilder konnte ich trotzdem machen. Diese Szene sieht zwar nett aus, aber das Weibchen war längst tot, als das Männchen sein Glück versuchte...



Auch Furchenbienen wohnen hier oder in den Pflasterfugen im Weg. Auch die Brutparasiten wie Wespenbienen und Blutbienen sind nicht weit und laufen ungeniert in die Bienengänge.

Hier die Große Blutbiene:



Die Frühlings-Seidenbienen beschränken sich auch nicht nur auf das Sandarium. Sie nisten auch in den umliegenden Beeten und fallen gleich durch ihre scheunentorgroßen Nistgänge auf. Zur Not verschwinden sie unter den Stauden und man sieht ihr Nest gar nicht. Man sollte in diesem Fall im Frühjahr nicht zu viel jäten, pflanzen oder umgraben, um die Kolonie nicht zu stören.

 



Wenn diese Beispiele nicht wären und man nicht doch immer wieder Gleichgesinnte treffen würde, müsste man wirklich resignieren. Wie macht ihr das? Wie geht ihr mit beratungsresistenen Gartenbesitzern um?



17 Kommentare:

  1. Guten Morgen, ich bin da auch ziemlich ratlos. Predigen und mit dem moralischen Zeigefinger agieren bringt wohl eher das Gegenteil. In meinem Garten Versuche ich soviel wie möglich umzusetzen, damit sticht das Erscheinungsbild dann auch markant von den Nachbarschrebergärten ab. Ordnung, und so. Bienenhotels hängen da auch nicht, sind wohl völlig unbekannt. Ich bin schon froh wenn meine Honigbienen niemanden "belästigen".

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  2. Hallo , ich kann dich sehr gut verstehen. Viele btrachten ihren garten als grünes wohnzimmer , das muss sauber und aufgeräumt seint. Nach dem vertikulieren läuft der Roboter und hält alles sehr kurz.
    Bei mir holen sich die Vögel das Moos aus dem Rasen für ihre Nester. Dazu habe ich viele wildblumen, die nun eifrig angeflogen werden.
    Danke für dein Hinweis zu den Sandbienen, da werde ich auch achten beim Jäten. Meist mache ich nur noch wenig in den Staudenbeeten.
    Schöne Aufnahmen zeigst du, das ist schon eine besondere Kamera.
    Ich habe viel Altholz trocken gestapelt . Da sind auch viele Insekten.
    Liebe Grüße von Frauke

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  3. Dass der Imbisswagenbesitzer von „seinen“ Bienen wusste, das ist ja schon etwas Besonderes. Ich glaube, das findet man auch nicht alle Tage.
    So ein Sandbienensandkasten ist eine richtig gute Idee. Die spukt mir auch schon eine Weile im Kopf herum. Bei einem anderen Blogger habe ich ein schön angelegtes Sandarium gesehen - unter: Gartensafari 10 – Vogelknipser (wordpress.com) Leider fehlt mir der nötige Platz für eine derartige Größe. Ich werde mich auf eine kleinere Fläche beschränken müssen, die ich noch dazu nicht nur wegen unserer, sondern auch wegen fremder Katzen irgendwie abdecken muss. Nicht, dass die Vierbeiner die Sandkiste missverstehen.
    Ich denke, es gibt doch so einige Gleichgesinnte, die auch Spaß daran haben, wenn viel Leben in ihrem Garten ist, auch wenn der Garten dafür nicht so aufgeräumt aussieht wie bei manchem Nachbarn.
    Einen lieben Gruß von Marianne

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    1. damit es denn auch funktioniert, brauchts nicht irgendeinen Sand, sondern nicht-geschliffenen (sonst stürzen die Gänge in sich zusammen, weil die Körner nicht aneinanderhalten, sind zu rund) Bausand geht, SAndkastensand ist oft nix. Hier sieht man, daß auch klein hilft:
      https://www.wildbienenwelt.de/Aktuelles/article-6738061-191187/sandarium-wir-bauen-einen-wildbienen-sandkasten-.html

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    2. Danke für den Tipp mit der überaus interessanten Seite.

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  4. Hallo Elke,
    da geht mir ja schon das Herz auf, ein Imbisswagenfahrer der sich um die Bienen sorgt und kümmert, so so schön!
    Ich glaube das die meisten Menschen die Wildbienen gar nicht als solche wahrnehmen, so ging es mir zumindest auch lange Zeit. Und viele möchten auch ihren Garten "im Griff" haben, also alles schön pflegeleicht und aufgeräumt. Keine Ahnung ob sich das je ändert.
    Viele Grüße
    Gabi

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  5. Liebe Elke,
    das ist ja mal außergewöhnlich, so ein engagierter Imbisswagenbesitzer, der sich um die Wildbienen unter seinem Wagen sorgt. Durch die nun gebaute geschlossene Terrassenüberdachung müssen sich unsere Mauerbienen einen neuen Platz suchen...ich hoffe, sie finden neue Löcher und die Rollladenschlupflöcher bleiben ihnen ja sowieso.
    Lieben Gruß von Marita

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  6. Wie gut, dass der Imbisswagen-Besitzer nicht dachte, dass Du Dich darum auf den Boden geworfen hast, weil Du am Verhungern bist. Also ich mache mich an die Überzeugungsbereiten ran, lach. Also die Gärtner, die auf mich zukommen, weil sie ihren Garten von mir naturzertifizieren lassen wollen. Sie haben in der Regel wirklich den guten Willen und meine Vorschläge fallen auf offenen (nicht Torf!) Boden. 1. Die meisten wissen gar nicht, was ein Sandarium ist. 2. Viele besitzen zwar ein Insektenhotel, aber ich denke, dieses Zeux, das zum Großteil aus Baumärkten kommt, verdient diesen Namen nicht. Also gehe ich durch den Garten, zertifiziere und beschließe. Wenn es nicht reicht, dann erzähle ich eine ganze Menge, was getan werden muss, bevor ich wiederkomme. Wenn es reicht, dann packe ich die Gärtner beim Ehrgeiz und frage ganz harmlos, warum sie z.B. ihre Insektenhotels nicht selbst machen, ich hätte da sooo eine schöne selbstgemachte Deko gesehen, das könnten sie doch super und besser, als das was sie haben. Natürlich kommt gleich die Frage, was nicht stimmt. Also erzähle ich, dass die meisten Löcher zu groß sind, die Wildbienen müssen da soviel stopfen, wie sollen sie da mit ihrem Job fertig werden. Die Löcher sind auch in der Regel ausgefranst und nicht sauber gefräst, da verletzt sich die Wildbiene leicht an den filigranen Flügeln. Und Tannenzapfen im Insektenhotel? Hm!!! Ich bitte dann, zumindest noch einige kleine Löcher nachzubohren und die vorhandenen glatt zu machen. Ja und dann fällt mir irgendwo im Garten eine tolle Stelle ein, die förmlich nach einem Sandarium schreit. Lach, manchmal ist es ganz einfach. LG Wurzerl

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  7. wie interessant * die insektewelt so perfekt !
    liebe grüsse
    mo

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  8. Naturgärten sind leider nicht so gefragt, ich stimme dir zu, in den Gartenheftchen wird der perfekte Garten vorgestellt: Kurz gemähter Rasen, gepflasterte Wege dort wird akribisch jedes Hälmchen entfernt. Mich überfällt bei so einem Garten die schiere Wut. Man überbietet sich darin, wer den schönsten Garten hat. Wenn es dann tatsächlich noch Blumen gibt, dann solche die das Interesse der Bienen nicht wecken. Unser Garten war eh immer ein Naturgarten, hier im neuen Revier bin ich dran und habe schon einiges" wildern" gelassen. Was die Nachbarn darüber denken ist mir wurscht.
    Liebe Sonntagsgrüße
    Edith

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  9. Hallo Eike,
    ich glaube, die Beratungsresistenten zu überzeugen, wird kaum gelingen, resistent ist resistent, das ist auch in anderen Lebensbereichen so. Ich sehe es eher positiv und denke, dass gerade viele Gartenanfänger offen sind für die Förderung von Tieren im Garten und Nachhaltigkeit.
    Als Katzenschutz für ein Sandarium habe ich irgendwo einen Holzrahmen mit Kaninchendraht gesehen. Das finde ich eine gute Alternative zu dornigem Gestrüpp; das wird hier ausprobiert.
    Nun weiß ich auch, dass wir untere anderem die Frühlings-Pelzbiene im Garten haben.
    Liebe Grüße
    Susanna

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  10. Auch ich bin oft am verzweifeln. Hier packen grad viele Leute schon wieder die Giftspritzen aus (trotz Verbots - ist eh absurd: KAUFEN erlaubt, BENUTZEN nicht. Hä!?), um auch noch den letzten Löwenzahn zu killen.
    Was tu ich? Ich schreibe wie Du - nur mit weniger Reichweite - mein Blog, ich engagiere mich im Naturgartenverein - aber ich versuche, Beratungsresistente (oder die, von denen ichs vermute) zu ignorieren. Sonst wäre ich irgendwann einfach zu frustriert.
    Aber Unwissende (die zB zuhauf zu unseren Infoständen kommen) - da kann ich schonmal zu langen Vorträgen ausholen und erklären und erzählen!!!

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  11. Bei uns ist das recht unterschiedlich. Wir haben alte Gärten in der Nachbarschaft, die ähnlich wie der unsere eher naturnah = unordentlich sind ;-) und andere, die überpflegt werden. Ich denke da nur an den einen Vorgarten um die Ecke, wo sieben Tage die Woche rund um die Uhr jedes im Entstehen begriffene Unkraut herausgezupft wird. Aber das ist eher selten. Aber ich würde mich da nur vorsichtig einmischen, wenn das Gespräch gesucht würde. Missionieren ist eher nicht mein Ding. - Je wilder unser Garten wird, umso mehr lebt er, und das ist gut so. Im Gegensatz zu früheren Jahrzehnten beschwert sich auch niemand mehr.
    Liebe Grüße - Elke

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  12. Mein Garten ist eher eine - noch knapp unter Kontrolle - Wildnis.
    Sandbienen haben es hier schwer wegen dem Boden. Und es hat massig Katzen hier. Ich werde mir das kleinere Sandarium aber mal anschauen.
    Trotz der Wildnis bekomme ich sehr oft Komplimente. Vielleicht, weil mein Garten lebendiger erscheint, als die Golfrasen-Rosenbeet-Gärten in der Nac
    Herzlichst
    yase hbarschaft??

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  13. Hallo Elke,
    ich habe es aufgegeben meine Weisheiten bei anderen Garten Besitzern großartig mitzuteilen, es will ja doch keiner hören. Alle lieben Ihren super Rasen und fühlen sich als Ökos wenn hier und da ein Gänseblümchen auftaucht. Es will auch keiner auf die Standard Angebote in diversen Gartenbaumärkten verzichten. Jetzt werden werden wieder Geranien, Petunien und Co. in allen Variationen gepflanzt, obwohl es mittlerweile bei jedem angekommen sein müsste etwas für die Insekten zu pflanzen oder zu säen. Momentan bin ich gerade im Urlaub, in Bayern am Chiemsee. Wunderschöne Landschaft, alles herrlich meint man, wenn man nicht genauer hinschaut. Alles ist Kulturlandschaft, Fettwiesen, Obstbäume, Kuhweiden und Wald. Naturschutzgebiete sind auf ein Minimum beschränkt, hier dürfen auf kleinstem Raum Pflanzen und Tiere überleben. Wenn man sich näher mit dem Thema Pflanzen-und Insektensterben beschäftigt, wird umso größer der Frust. Der Mensch hat es schon geschafft sich selbst zu eliminieren. Er sitzt auf dem Ast an dem er sägt!
    Trotz meines wenig aufbauendem Statements, wünsche ich Dir einen schönen Wochenbeginn.
    LG...Stephanie

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  14. Ich tobe mich aktuell bei der Beratung zu falschen Insektenhotels und unsinniger Blühstreifen aus, aber Gartenbesitzer zu beraten, mache ich nur auf Wunsch. Neu und positiv ist, dass seit diesem Jahr auch der Rasenmähroboter ein Ausschlusskriterium für die Auszeichnung zum Naturgarten (Bayern blüht…) ist.
    Was für ein toller Imbisswagen-Betreiber 😊
    LG Sigrun

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  15. Tja, wie haben wir uns ins Fäustchen gefreut, dass wir nicht unserem Rasenmäher hinterher hechelten, als vorletzten Samstag alle, aber wirklich alle Gärten um uns herum wurden gemäht. Es war ein Gemähe von morgens bis abends. Wir mähen frühestens im Juni - streng nach dem Motto "Do no mow in may!!!" (und davor). Eine Wiese mit Wiesenschaumkraut, Löwenzahn und blauer Günsel ist doch wunderschön. Wir sparen uns so viel Zeit. Ein Nachbar mäht doch tatsächlich jede Woche.....Ne, leider ist man auch immer wieder am Verzweifeln, wenn manche ihre Gärten so leerräumen. Man kann es halt nur besser machen.

    LG
    Saba

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