Samstag, 13. Juli 2019

Da schwebt uns was vor

Irgendwann Mitte der 90er Jahre gab es mal einen Sommer, in dem es nur so wimmelte vor Schwebfliegen, besonders die Hainschwebfliege (Episyrphus balteatus) mit ihrem Seventies-Design war allgegenwärtig. Die Tiere verfingen sich in Schwärmen unter allen möglichen Glasvordächern und kamen nicht mehr raus, was auch daran liegt, dass sie immer nur nach oben einen Ausweg suchen - manchmal muss man einfach auch mal einen Abstieg in Kauf nehmen.

Danach habe ich so eine Invasion nicht mehr wahrgenommen und in Zeiten des Insektensterbens hatte ich auch nicht mehr zu hoffen gewagt, dass die Schwebfliegen noch einmal zu so einem Massenphänomen werden würden.

Und nun schreiben wir das Jahr 2019, der Juni war hitzig und viel zu trocken und die Gewerkschaft der Blattläuse hat sich offenbar zum Sitzstreik und zu Massenprotesten gegen das Insektensterben organisiert. Sowas ließen sich die Schwebfliegen aber nicht bieten und die Larven langten ordentlich zu und erteilten den Blattläusen ein Versammlungsverbot. Tatsächlich sieht man hauptsächlich die blattlausfressenden Arten in Massen, allen voran aber wieder die gute alte Hainschwebfliege. Da diese Art allerdings ein Wanderinsekt ist, muss es auch nicht sein, dass die Tiere ursprünglich von hier stammen, man kann sie ja schlecht beringen.





Die Paarung der Langbauchschwebfliegen konnte man mancherorts gleich bei mehreren Pärchen gleichzeitig beobachten.


Sie sind einfach überall und schweben uns was vor, ob Gänsedistel, Habichtskraut oder Gartenpflanze - keine Blüte bleibt unbeachtet. Selbst Pflanzen, die nichts für die zarten Fliegen sind, wie Schmetterlings- und Rachenblütler, werden zur Sicherheit überprüft.

Was Schwebfliegen aber wirklich mögen und mit ihrem tupfenden Rüssel auch gut bedienen können, sind einfache, offene Blüten wie Korbblütler, Wildrosen, Mohn, Malven, Scheinmohn und Anemonen. Hier können sie Pollen auftupfen.

Gänsedistel

Hainschwebfliegen am Kalifornischen Baummohn (Romneya coulteri)

Syrphus ribesii und Löcherbiene am Deutschen Alant (Inula germanica)

Während sich Honigbienen nicht an den Fliegen stören, erschrecken sich die winzigen Löcherbienen immer ganz kolossal, wenn so ein Hubschrauber neben ihnen auf dem Helenium landet.


Ganz vorne mit dabei sind auch Taglilien, die meist eher von Insekten ignoriert werden - bis die Schwebfliegen sie für sich entdecken. Dann geht es zu wie im Taubenschlag.







Hain- und Langbauchschwebfliegen sind ganz wild auf Flachblatt-Mannstreu, egal ob blaue oder weiße Blüten.





Wer also auch zukünftig von Blattläusen nicht behelligt werden möchte, kann den netten Schwebern passende Blüten als Lockmittel in den Garten setzen - und endlich ist die Taglilie gar nicht so nutzlos wie gedacht!

17 Kommentare:

  1. Danke Dur sehr für den Einblick in due Welt der Schwebfliegen. Due Namen kannte ich nicht nun werde ich sie mir genauer anschauen. Und mal darauf achten welche Pflanzen sie nich bevorzugen. Due kleine Distel ist bei mir sehr umschwoben!
    Grüße von Frauke

    AntwortenLöschen
  2. Ich liebe Schwebfliegen-Demonstationen mit Massenauftritten. Man beachtet diese Insekten viel zu wenig.
    Bei mir gibt es viele Lockblumen, denn ich kann die kleinen Brummer auch häufig bewundern.
    Ein Blattlaus-Problem habe ich in meinem Garten nicht. Nach dem ersten Auftreten der Kolonien kommen schnell die Nützlinge und alles bleibt in Balance.
    Liebe Grüße von Ingrid, der Pfälzerin

    AntwortenLöschen
  3. Liebe Elke,
    Nachdem ich nach der Übernahme den Taglilienbestand in meinem Garten deutlich verringert habe, bin ich schon deutlich ausgesöhnt. Aber diese Woche hat zwei Tage lang ein Heupferd auf den Blüten gesessen und da weiß ich, dass die großen Blüten manchmal eben auch Sinn machen. Ab und an schaut auch mal eine Schwebfliege vorbei, aber deutlich weniger als auf Deinen Bildern zu sehen ist. Schöne Bilder!
    Hab ein schönes Wochenende!
    Herzliche Grüße
    Steffi

    AntwortenLöschen
  4. Danke für die Erhellung. Ich habe mich schon die ganze Zeit gefragt, was für Schweber das eigentlich sind. Und: Deine Fotos sind fantastisch!
    Herzliche Grüße
    Petra

    AntwortenLöschen
  5. Liebe Elke, wieder herrlich geschrieben, Sitzstreik, ich musste lachen! Danke für diese tollen Bilder und Beobachtungen! Früher faszinierte mich ihr drohnenartiges Flugverhalten, jetzt habe ich mal etwas über ihre Unterarten gelernt, dankeschön! Auch für den Gärtner ein großer Gewinn, wer mit bestäubt und an die Blattläuse geht, den will man doch nicht missen. Viele liebe Grüße! Bianca

    AntwortenLöschen
  6. Liebe Elke,
    vielen Dank für den interessanten Post. Bei uns tummeln sich auch viele Schwebfliegen. Im Moment sehe ich viele an den Zinnienblüten. Die Lilien sind noch nicht ganz soweit. Aber da wird man auch dann viele beobachten können. Jetzt weiß ich endlich auch wie diese Distel heißt. Flachblatt-Mannstreu, den Namen muss ich mir merken. Weiße Blüten hatte ich allerdings noch nie gesehen. Ich wünsche dir einen schönen Sonntag.
    Viele Grüße Doris

    AntwortenLöschen
  7. Liebe Elke,

    herzlichen Dank für diesen interessanten Post und die traumhaft schönen Bilder. Es ist immer gut, wenn man solche Nützlinge im Garten hat.

    Alles Liebe
    wünscht Dir
    Anke

    AntwortenLöschen
  8. Liebe Elke,
    von einer Masseninvasion der Schwebfliegen habe ich hier noch nichts bemerkt, obwohl ich gestern alle Taglilienblüten darauf inspiziert habe. ;-) Aber schön sind sie und deine Bilder sind klasse geworden.
    Danke für deinen informativen und dazu so unterhaltsam geschriebenen Post.
    Lieben Gruß und einen schönen Sonntag, Marita

    AntwortenLöschen
  9. ...wundervolle Fotos, liebe Elke,
    und ein unterhaltsamer und informativer Bericht dazu...viele Schwebfliegen habe ich hier auch, die Läuse sind inzwischen fast verschwunden, dass dies zusammen hängt habe ich selber nicht so erkannt...ich freue mich aufs gemeinsame Erkunden der Buga,

    liebe Grüße Birgitt

    AntwortenLöschen
  10. Liebe Elke,
    das Foto von der Langbauchschwebfliegenpaarung ist der Hammer! Schön eingefangen. Ich liebe Schwebfliegen. Wir nennen sie liebevoll "Steh-in-der-luft-wespen", wohlwissend, da es keine Wespen sind. Die sind so herrlich neugierig und wenig scheu. Bei unseren Brotzeitpausen im Wanderurlaub konnten wir sie sogar ganz nah filmen, mal am Ohr meines Mannes, mal direkt vor meiner Brille, das ich fast schielen musste.
    Liebe Grüße
    Karen

    AntwortenLöschen
  11. Liebe Elke,
    dein Schwebfliegenpost hat mir sehr gut gefallen, auch in meinem Garten tummeln sich Schwebfliegen verschiedener Arten, einige stelle ich ja auch immer mal wieder in meinen Blog. Deine Fotos sind spitze, besonders die Paarungsfotos. Blattläuse habe ich auch fast keine und wenn, dann habe ich meine Helfer.
    Lieber Gruß
    Edith

    AntwortenLöschen
  12. Nutzlos ist Taglilien auf keinen Fall....sie bereichern sogar die Speisepläne einiger Restaurants....;-).
    Nun muss ich mal nach einer Langbauchschwebfliege Ausschau halten. Kann mich nur an Hainschwebfliegen erinnern. Läuse waren hier nur am Geissblatt und haben alle Blüten schwarz werden lassen.
    LG Sigrun

    AntwortenLöschen
  13. Ich habe eine Taglilie geschenkt bekommen. Ich habe sie schon ein paar Jahre und dieses Jahr hat sie zum ersten Mal geblüht. Eine kleine zaghafte Blüte! Ich fürchte, da wird es nichts mit den Schwebfliegen!
    viele Grüße von
    Margit

    AntwortenLöschen
  14. Liebe Elke,
    wow, das sind ja wirklich viele!
    Bei uns ist es nicht so doll,
    aber es sind schon immer etliche unterwegs :-)
    Tolle Bilder von dir!
    Ganz viele Grüße Urte

    AntwortenLöschen
  15. Hallo Elke,
    was für ein gelungenes Plädoyer für die Schwebfliege. Hier tummeln sie sich auch in vielen Pflanzen. Schade, dass ihnen ihre Optik immer noch zu Verhängnis wird, weil die Leute stechende Bienen oder gar Wespen vermuten und gleich um sich schlagend in Panik verfallen. Da hat dann die Mimikry zwar ihr Ziel erreicht, geht aber blöderweise nach hinten los.
    Viele Grüße
    Claudia

    AntwortenLöschen
  16. Hallo Elke,
    wir haben zwar keine Völkerwanderung wie es bei Dir im Garten scheint, aber auch bei uns sind es dieses Jahr deutlich mehr Schwebfliegen als die letzten Jahre. Dass die kleinen Kerlchen sich an Blattläusen gütlich tun wusste ich ja gar nicht. Schwupp - und schon wieder ein neues Lieblingstier....
    Liebe Grüße,
    Krümel

    AntwortenLöschen
  17. Schwebfliegen gibt es in unserem Garten auch sehr viele. Die erinnern mich immer an meine Kindheit, wo es auch unheimlich viele hatte. Die Blattläuse beseitigen bei uns auch unzählige Marienkäferlarven, wofür ich immer sehr dankbar bin.

    Liebe Grüße auch hier
    Sara

    AntwortenLöschen

Mit der Nutzung der Kommentarfunktion erklärst Du Dich mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch diese Website einverstanden.