Sonntag, 30. November 2014

Bis einer heult

Wie kann man nur einerseits so zimperlich und andererseits so waghalsig sein? Ich wieder - wollte nach jahrelangem Herumgeeiere doch endlich mal die Bauernhortensie rausmachen, weil sie soviel Platz wegnimmt, nach strengen Wintern nicht blüht und in handelsüblichen Sommern immer vertrocknet. Außerdem wird sie von Insekten kaum angenommen, man kann nicht gut drin brüten und auch Früchte bekommen die Vögel nicht.


Ein weiteres Argument war der selbst ausgesäte Blasenstrauch in Warteschleife, dem ich keinen zweiten Winter im Topf zumuten konnte, der sah sowieso so schwindsüchtig aus. Und das Gehölz wiederum ist bei Blattschneiderbienen sehr beliebt und sie bei mir.

Also ran an den Spaten und mich vor der armen Hortensie aufgebaut. Ich musste tief Luft holen, sonst hätte ich den ersten Todesstoß nicht anbringen können. Ich befördere nicht unbedingt gerne eine Pflanze in die ewigen Kompostgründe, sofern es sich nicht gerade um Giersch handelt. Fast wäre ich unverrichteter Dinge wieder ins Haus gegangen, so zimperlich bin ich nämlich. Um mich warm zu machen, habe ich erst noch schnell die Rosenzweige aus dem Luftraum geschnitten, damit sie mir beim Graben nicht ins Gesicht schlagen können.

Nun kam der große Moment des Angriffs - auf sie mit Gebrüll! Zunächst stand es jedoch 1:0 für die Hortensie, der Spaten richtete nämlich lächerlich wenig aus an ihrem 15 Jahre alten Wurzelgeflecht. Aber wenn ich erst mal angefangen habe, bin ich wie eine Bulldogge. Jetzt erst recht, das wäre doch gelacht!

Beim Hauen und Stechen mit dem Spatenblatt ging es dann auch bis aufs Blut - die Rose hinter mir war irgendwie immer zur Stelle, wenn es darum ging, mir unvermittelt eins zu verpassen - die hat sich als große Beschützerin der Hortensie aufgespielt. Als ich mir beim Hebeln fast die Pulsadern an einem Rosenstachel aufgeschnitten hätte und der Spatenstiel aus heiterem Himmel einen großen Blutfleck zeigte, kam mir die plötzliche Einsicht, dass Handschuhe genau für solche Zwecke erfunden wurden. Zu spät, jetzt konnten es kaum noch mehr Kratzer werden.


Ein letztes Mal geruckelt und ich hatte die Hortensie in der Hand. Mittlerweile sah meine Frisur aus wie nach Wochen in der Wildnis und meine Kleidung konnte demnächst kollektiv in die Wäsche.

Egal, jetzt war kein Platz für Eitelkeiten - also noch schnell das Astwerk zerkleinert und schleunigst aus den Augen und aus dem Sinn geschafft, um der Reue zuvorzukommen. Dann konnte endlich feierlich der Blasenstrauch gepflanzt werden, ganz unblutig zur Abwechslung. Und wehe, der Kerl weiß meinen körperlichen Einsatz nicht zu schätzen, dann sind wir geschiedene Leute, soviel steht mal fest!

Ich hoffe, dass er irgendwann in ferner Zukunft einmal so aussehen wird:


(Die Durchwachsene Silphie - ein Bild weiter oben rechts - steht jetzt übrigens leichtsinnigerweise neben dem Blasenstrauch - mal schauen, wie sich das auswächst....)

23 Kommentare:

  1. Liebe Elke,
    du als Bulldogge? Wo du doch für jedes deiner Pflänzchen den richtigen Platz, den richtigen Abnehmer und die richtige Witterung suchst? Nein, das kann ich dir nicht glauben.
    Es mag sich für dich vielleicht so angefühlt haben, aber ich bin mir sicher, du hast sie sehr respektvoll ausgegraben und die äußeren Kratzer spiegelten nur dein blutendes Herz wider!
    Der Blasenstrauch sieht ja toll aus - für ihn hat sich der volle Körpereinsatz sicher gelohnt! :D

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  2. ja, manchmal muss man vollen Einsatz zeigen!!
    die arme Hortensie, aber wenn sie so heikel ist --- selber schuld,
    lg

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  3. Liebe Elke,
    das hört sich ja gefährlich an!! :-)
    Da möcht ich dir ja mal nicht in die Quere kommen!
    So ist das Leben eben - aber du hast dann die
    Gewissheit, dass deine Hortensie dir als Komposterde
    erhalten bleibt :-)
    Ganz viele liebe Adventsgrüße
    sendet dir die Urte
    PS: Schau unbedingt mal bei mir vorbei :-)

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  4. Um die Hortensie hätte es mir ganz bestimmt sehr leid getan - Vögel hin oder her ... obwohl ich auch so ein Naturfreak bin und ich auch "Wildes" schon immer in meinen Gärten beheimatet habe. Doch inzwischen liegt der Schwerpunkt auf Schönheit UND Natur ... beides unter einen Hut zu bekommen, ist nicht immer ganz leicht. Wobei man jetzt sagen könnte, auch die Unscheinbaren haben ihren Reiz ...
    Das Werkeln an den Rosen ohne Handschuhe kenne ich aber auch nur zu gut, das ist für mich auch eine Herausforderung, das auch mit nackten Händen zu meistern. War mir aber auch schon passiert, daß ich mir eine Ader angeritzt habe mit den sehr starken Stacheln der Rosen im Vorgarten des Waldgartens. Plötlich lief das Blut nur so. ;-)
    Wie dem auch sei, ich wünsche Dir einen schönen gemütlichen 1. Advent!

    Liebe Grüße
    Sara

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  5. Gott, Du kannst ja richtig fies sein! Entschuldige, aber ich musste gleich laut lachen, als ich gelesen hab, wie sogar die Rose Beschützerinstinkte entwickelte. Mädel, hättest Du denn das arme ungeliebte Kind nicht einfach in einen Pot setzen können. Im Frühjahr hättest Du sie immer noch am Wegrand zur freien Adoption aussetzen können. Würde ich etwas näher bei Dir wohnen, ich hätte sie glatt aufgenommen, dat arme Kind. *schmunzel*
    Hab einen schönen 1. Advent ... irgendwie hab ich immer noch das Gefühl, Du gehst zurück zum Kompost und setzt die Hortensie doch noch in einen Topf....
    En liebe Gruess
    Alex

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    1. Hallo Alex,
      ich weiß ja, wie gern du Hortensien magst, aber bei meiner war nach meiner Wüterei nichts mehr zu retten. Die meisten Wurzeln waren doch abgerissen...
      Ich weiß, nichts für schwache Nerven...
      VG
      Elke

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  6. Tönt ja fast nach Mord und Totschlag - Gartenkrimi vom feinsten!
    Ach, ich erinnere mich auch immer erst an die tollen Leder-Rosenhandschuhe wenn es schon zu spät ist.
    Die Hortenise kommt jetzt aber in den Topf, oder?
    LG Carmen

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  7. Habe mich gerade köstlich amüsiert!!! Ich habe mich nämlich selbst erkannt!!! Solche Aktionen sind mir nicht fremd! Erinnert mich sehr an meine fast 20 Spiersträucher, die ich ausgebuddelt habe!
    Da weiß man, was man tut!
    Viele Grüße von Margit

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  8. Hej Elke, diesen Post habe ich grad meinem Walti vorgelesen :-) So herrlich, wie du das wieder beschrieben hast - Kampf mit der Hortensie. Ich wünsche dir jetzt, dass der Blasenstrauch es zu schätzen weiss, welche Strapatzen du wegen ihm auf dich genommen hast.
    Ganz liebe Grüsse
    Ida

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  9. Ja, das kenne ich gut, die auszugrabenden Pflanzen können da ganz schön widerspenstig werden und wenn dann noch die Rose zu Hilfe eilt...Aber trotzdem tut's mir ein wenig Leid um die Hortensie. Ich liebe Hortensien (vielleicht ja auch, weil die bei uns im Garten am Besten gedeihen).
    Viele Grüße Kathinka

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  10. Hallo Elke,
    wieder einmal herrlich geschrieben!!!
    Genau dieses Schicksal habe ich meinen Bauernhortensien vor 2 Jahren auch angedroht, da sie nach mehreren kalten Wintern im Sommer nie blühen wollten. Die letzten beiden Winter haben sie dann so gut überstanden, dass sie doch netterweise mal Blüten produziert haben. Mal sehen wie es mit ihnen weitergeht...

    Liebe Grüße, Bärbel

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  11. Hallo Elke,
    da bin ich aber froh, daß ich nicht die Einzige bin, der während der Arbeit einfällt, das es auch noch diesen praktischen Gartenhandschuhe gibt!!!
    Auch wenn es schwerfällt, aber manchmal muss man sich halt trennen von Pflanzen, wenn sie nicht so wachsen wie man möchte.
    Dir noch eine schöne Woche
    Dagmar

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  12. oooo, mein hortensienherz weint, ich hätte sie dir gern abgenommen, wenn ich in deiner nähe wäre, obwohl ich eigentlich keinen schattenplatz mehr habe, wo meine hortensien wunderbar gedeihen!!! einen schönen 1. advent wünscht angie

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  13. So geht das, wenn man nicht blüht und rumzickt. Ist immer schade, aber wenn die Pflanze sich nicht richtig wohlfühlt, ist sie am falschen Platz. Bei mir erledigen die sich dann von selbst. Hoffen wir, dass der Blasenstrauch es dir dankt.
    Liebe Grüße, Johanna

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  14. Liebe Elke,
    da denkt man doch immer die Sträucher seien so empfindlich, bis man versucht sie aus zu buddeln ;-)). Hier fällt auch gerade so einiges und der Stiel meines Spatens knackt verdächtig! Manchmal muss man sich eben trennen. Vieles ist auch umgezogen, mal sehen ob die Kandidaten ihren neuen Standort annehmen.
    Ich wünsche Dir heile Arme und eine schöne Adventszeit!

    Alexandra

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  15. Eine schöne Beschreibung eines Hortensien-Mordes, zum Versüßen des Wochenbeginns gut geeignet.

    Liebe Grüße
    Elke

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  16. Dein Schreibstil ist einfach wunderbar, immer wieder köstlich zu lesen und sich die Aktion gedanklich schmunzeln vorzustellen. Danke.

    LG Petra K.

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  17. puhhh... ich habe beim lesen innerlich mitgekämpft ;-)

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  18. Was für eine Schlachterei, ein wahrer Kampf, den du glücklicherweise tapfer für dich entscheiden konntest. Ich kenne solche Rosen auch, mit denen der Beschützerinstinkt durchgeht. Beim Umpflanzen heuer im Herbst in meinen Staudenbeetten haben die auch ihre angestammten Beetpartner verteidigt bis auf's Blut. Aber Geduld, Ausdauer und Wille der Gärtnerin siegen doch - meistens, jedenfalls!
    Liebe Grüße, Margit

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  19. Bei uns vorne an der Ecke wächst (oder wuchs, ich glaube die Besitzer haben ihn gerade gekillt) ein riesiger Blasenstrauch. Mein Sohn mag ihn sehr, weil man mit den Schoten so super knallen kann. Auf jeden Fall werden daraus riesige Büsche....
    Liebe Grüße, Sigrun

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  20. Liebe Elke, es ist immer wieder eine große Freude deine so herrlich geschriebenen Beiträge zu lesen!

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  21. Genial! Als wir die mitgekaufte Hortensie entfernten, erging es uns fast genauso - sie war so tief verwurzelt, dass am Ende nur noch der Maschinenring half. Nächstes Jahr möchte ich aber an passender Stelle wieder eine neue pflanzen, mal sehen, ob der Auserwählten in meinem Garten gefällt.

    lg kathrin

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  22. Hallo Elke,
    wenn dein Blasenstrauch erst mal in Fahrt kommt, dann gibt es kein Halten mehr.
    Mein Blasenstrauch, den ich aus Samen gezogen hatte, war nach drei Jahren so groß, dass ich mich von ihm trennen musste.
    Beim Ausgraben staunte ich nicht schlecht, als ich feststellte, dass er bis zu zwei Meter lange Wurzeltriebe in alle Richtungen wachsen ließ. Es war ein Riesenaufwand, die Wurzeln zu entfernen. Noch immer kommen zwischen meinen Beerensträuchern Ableger hoch.
    Ich würde an deiner Stelle genau aufpassen, was unter der Erde vor sich geht, damit du kein blasiges Wunder erlebst.
    Liebe Grüße,
    Anette

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