Ja, ja, ich gebe offen zu, früher mochte ich Orchideen nicht. Blühende Zimmerpflanzen waren mir durchweg suspekt - ich hielt sie für arrogante Zimperlieschen, die man nur unter Aufbietung sämtlicher Tricks zu ein paar Blüten überreden kann - die dann beim leisesten kalten Luftzug wehleidig zu Boden sinken.
Bis ich eine Phalaenopsis-Orchidee geschenkt bekam, die mich nach allen Regeln ihrer Kunst eines Besseren belehren sollte.
Die sind ja einfacher zu pflegen als Kakteen! Bei denen weiß man nämlich nie, wann man sie gießen soll. Entweder man gießt sie zuviel, dann ersaufen sie. Oder man gießt sie zu wenig, dann merkt man monatelang nichts, bis der Kaktus verstorben ist. Äußerlich sieht er dabei noch ganz frisch aus - Kakteen sterben leise und ohne viel Aufhebens.
Mein Phalaenopsis-Exemplar aber blüht seit zwei Jahren nahezu ununterbrochen, als wollte es mich vom Können ihrer Zunft überzeugen. Einmal die Woche einen winzigen Schluck Wasser, ein Platz am Ostfenster und das war's auch schon, mehr braucht sie nicht. Eine Blütenrispe hält ewig - das ist günstiger und bequemer als immer frische Blumen zu kaufen!
Frisch konvertiert zum überzeugten Orchideen-Befürworter bewunderte ich die Pflanzen meiner Schwiegermutter - eine Blüte schöner als die andere. Sie hatte es sogar geschafft, Kindel aus einem verblühten Trieb zu ziehen! Als ich ihr beeindruckt sagte, das wäre mir ja noch nicht gelungen, hatte ich auch schon den Topf mit dem Nachwuchs in der Hand - zum Mitnehmen.
Zuhause fühlten sich die Blätter der Baby-Orchidee aber irgendwie ein bisschen klebrig an - eine Eigenschaft, die diese Pflanze eigentlich nicht von Natur aus mitbringt, schließlich ist sie keine Venusfliegenfalle. Ich sah, dass sie nicht allein war: Schildläuse und Thripse hatten sich als blinde Passagiere eingeschmuggelt. Wären auch noch Spinnmilben inklusive gewesen, hätte ich einen ganzen Zirkus aufmachen können. Die Milben hätten ein bisschen Seiltanz vorgeführt, die Schildläuse allerdings wären in etwa so spannend gewesen wie das Testbild, nur weniger bunt.
Und nun? Gift kaufen, das sowieso nicht hilft, weil die ganze Bagage schon resistent ist?
Der Kompost kam auch nicht in Frage, war ja schließlich ein Geschenk gewesen.
Dann fiel mir ein, dass diese Tierchen trockene Luft viel besser finden als feuchte. Also ab mit dem Topf in einen durchsichtigen Plastikeimer, Wasser drauf , Deckel auch - und ab mit dem Schwitzkasten in die Dachkammer ans Fenster. Da konnten sie nun schmoren, die Schädlinge.
Das war im Winter. Ungefähr letzte Woche erinnerte ich mich dann siedendheiß an das Orchideen-Entseuchungskommando. Die arme Orchidee war vermutlich schon ebenso siedendheiß im eigenen Saft gargekocht worden - der Sommer war ja nicht allzu kalt gewesen...
Und wieder zeigte sich, dass Phalaenopsis kein Weichei ist - der Eimer sah zwar aus wie das Projekt Biosphäre II - das verdunstete Wasser kondensierte gleich wieder und versorgte die Pflanze mit Regen. Der Orchidee aber ging es blendend. Den tierischen Mitbewohnern nicht, ha!
Von Schildläusen und Thripsen keine Spur, dank selbstgemachter Pflanzensauna!
Als kleine Erfrischung und Kontrastprogramm bekam der Zwerg noch frische Orchideenerde und 24 h Starkregen auf der Terrasse.
Jetzt steht meine neue Phalaenopsis im Badezimmer - am Ostfenster. Und hoffentlich schädlingsfrei.
Ja hoffe ich das es so bleibt mit deiner Orchidee.Ich mag sie auch sehr,aber ich habe auch immer Läuse und klebriges Zeug dran.Habe meine ganzen Orchideen entsorgt mit Gift wollte ich da nicht spritzen weil sie in der Küche stehen.So habe ich keine mehr.
AntwortenLöschenSchönes Wochenende wünsche ich dir.Liebe Grüße Jana
Herrliche Geschichte, ich habe auch Orchideen aber zum glück noch nie Schädlinge daran. Meine Orchideen stehen am Ostfenster und werden einmal pro Woche abgebraust, abgetropft und wieder in den Übertopf zurückgestellt. Klappt prima und das schon seit Jahren. Kindl hatte ich noch nie eines, leider.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Teresa
schöne geschichte! :)
AntwortenLöschendie schädlinge, wische ich immer mit einem moostuvh ab - hilft auch.
lg,
pupe
Die Geschichte ist wieder einmal so herrlich - hast immer die richtigen Worte. Ich mochte die Orchis früher auch nicht. War für mich immer so eine Pflanze, die "alt" macht ... vielleicht weil alle Mütter und Grossmütter Orchis hinter den Fenstern stehen hatten ... keine Ahnung. Aber seit ein paar Jahren bin ich auch Fan davon ... und wenn ich auch nicht sämtliche durchbring - und sie nicht alle wirklich wollen wie ich es mir wünschen würd - aber zwei stehen seit ein paar Jahren in der guten Stube und erfreuen mich dauernd mit neuer Blüte.
AntwortenLöschenEs liebs Grüessli
Ida
Gröhl, was hab ich mich wieder amüsiert über die Geschichte und öhm, gerade einen verlegenen Blick zu meinem Kaktus geworfen. Der arme Kerl hat auch seit sicher einem Monat kein Wasser mehr gesehen. Ob er wohl auch schon heimlich den Löffel abgibt? Werde ihn gleich anschliessend giessen... nicht zuviel, nicht dass er noch gierig wird.
AntwortenLöschenOrchideen finde ich auch klasse. Habe aber auch schon Exemplare gehabt, die ich drei Jahre gehegt und gepflegt habe (oder ehrlich gesagt, eher in ner stillen Ecke, vor sich hinleben hab lassen), und sie haben trotzdem nie geblüht. Jetzt habe ich aber die richtige Fensterbank erwischt und den Orchis gefällt's nun auch bei mir. Das mit dem durchsichtigen Plastikeimer ist ne super Idee, merk ich mir auch für andere Pflänzchen, die im Winterquartier eine Party steigen lassen.
Liebe Grüsse
Alex
Ich hab die Schmetterlingsorchideen auch sehr sehr gerne. Früher sind sie mir immer kaputt gegangen, bis ich auf die Idee gekommen bin, mehrere auf die Fensterbank zu stellen. Seit dem habe ich immer blühende Orchideen. Sie stehen im früheren Kinderzimmer unserer Tochter am Nord-Ost-Fenster. Demnächst mache ich auch einen Post über sie.
AntwortenLöschenJa, es ist ein schöne Geschichte mit der geschenkten Orchidee. Ich glaube, jetzt wird es ihr bei dir gut gehen.
Wünsche dir einen schönen Sonntag. Liebe Grüße, Dorothea