Freitag, 11. Februar 2011

Schmetterlinge im Februar

Der Februar ist nicht Fisch, nicht Fleisch. Nicht mehr ganz Winter und noch nicht ganz Frühling.

Als Wonnemonat ist er nicht gerade bekannt, doch immerhin ist er gnädigerweise der kürzeste von allen, was mich immer ein bisschen versöhnlich stimmt.

Wenn man ganz großes Glück hat, zeigt der Februar bereits die ersten Frühlingsblumen.
Falter allerdings sind in normalen Wintern eindeutig Mangelware. Einzig die äußerst hyperaktive Spezies "Schmetterlinge im Bauch" ist hoffentlich aus dem Winterschlaf erwacht - wenn auch meist von hochoffizieller Stelle verordnet, denn der Nationalfeiertag der Blumenindustrie rückt bedrohlich näher: Der Valentinstag.

Und zu diesem passen natürlich die allseits beliebten pflanzlichen Flattermänner: Schmetterlingsorchideen (Phalaenopsis)!


Orchideen kann man sich ganz hervorragend zum Valentinstag schenken lassen.
Sollte das wider Erwarten nicht klappen- wie klappt's denn stattdessen mit der Do-it-Yourself-Variante?

Die für Laien wie uns, die wir kein Arsenal von Tinkturen, keimfreien Gefäßen und mittelgroßen Gewächshäusern in der Hinterhand haben, geeignetste Vermehrungsvariante ist die vegetative.

Gerade die Schmetterlingsorchidee neigt wie sonst keine zur Kindelbildung am Blütenstiel. Sie ist netterweise lebendgebärend und produziert fertige Orchideenjungspunde inklusive Blättern und Wurzeln.
Die Babies muss man nur noch abtrennen und einpflanzen, sobald sie auf eigenen Beinen stehen können.

Meine beiden Orchideenkindel aus dem Schwitzkasten (ich berichtete) sind zwar im grünen Bereich seit August nicht merklich gewachsen, haben aber seit Monaten fleißig an Blüten gebastelt, um sie mir im garstigen Monat Februar zu präsentieren, als hätten sie gewusst, welchen Aufruhr das gerade dann verursachen würde.
Zu groß war wohl ihre Angst, zu einem späteren Zeitpunkt unter einer Übermacht von Rosen, Tulpen und Nelken keinerlei Beachtung mehr zu finden. Die Sorge ist zweifelsohne völlig unbegründet - Phalaenopsis würden bei mir niemals ein Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom erleiden.

Der zwergenhafte Wuchs meiner beiden Grazien macht sie nur umso entzückender - diesem Charme muss man einfach erliegen. Apart im Leopardenmuster kommen sie daher.


So einfach diese Variante der Vermehrung ist, so sehr geizen die meisten Flattermänner leider damit.

Bliebe noch die geschlechtliche Vermehrung. Die ist erstmal kinderleicht.
Man nehme zwei Phalaenopsis in Blüte und einen Zahnstocher, Schaschlikspieß oder was auch immer der Haushalt so hergibt.

Mit Hilfe des Stabes kann man einer Blüte ihr Pollenpaket entnehmen. Dazu greift man der Orchidee von unten in den Rachen, bis das Paket am Stöckchen klebt und nicht mehr an der Blüte.



Und das klebt verdammt gut! Kein Wunder, dass bestäubende Insekten auf diese Art ein merkwürdiges zweites Fühlerpaar erhalten, was sicher ziemlich albern aussieht, so dass sie ihre Hörnchen schnellstmöglich wieder loswerden wollen.


Bestäuben geht so: Dazu navigiert man den Stab mit dem Pollen jetzt zur zweiten Pflanze und versucht, damit die Lippe von unten zu treffen.

 

Etwas knifflig ist, das klebrige Paket dazu zu überreden, zur Abwechslung mal nicht mehr am Zahnstocher, sondern am Stempel der Pflanze zu halten. Aber man muss auch loslassen können und schließlich hält das ganze dort, wo es von Natur aus halten soll.
Nein, nicht am Finger...


Nach ein paar Monaten schwillt der bestäubten Blüte eine Samenkapsel, voll mit Millionen winziger Samen.

Und jetzt beginnt der frustrierende Teil, denn die Aussaat gelingt meist nur dem Profi.
Die mikroskopisch feinen Samenkörner sind nämlich deshalb so schmächtig, weil sie die Sparvariante eines Vermehrungsvehikels darstellen: Sie enthalten keinerlei Nährgewebe, so dass sie ohne fremde Hilfe nach der initialen Keimung nicht lange überleben können.
Dazu brauchen sie einen speziellen Wurzelpilz, den man leider nicht in Wohnzimmern antrifft. Das wäre zu einfach.

Orchideenzüchter besitzen solcherlei Hilfsmittel natürlich, sonst könnte das ja jeder.

Wenn man also auf den Anblick einer selbstproduzierten Samenkapsel gut verzichten kann, tut man seiner Orchidee einen großen Gefallen damit, sie nicht zu bestäuben. Dann blüht sie auch schneller wieder.

Langsam bekommt man eine leise Ahnung, warum Orchideen nicht für ein paar Cent zu haben sind.

Außer man hat das ganz große Glück, eine Pflanze zuhause zu haben, die als Hobby gern Ableger treibt.
Das ist dann wie Ostern und Valentinstag und Schmetterlinge im Bauch zusammen!

17 Kommentare:

  1. Liebe Elke,

    die Sache habe ich schon mal im Fernsehen gesehen. Na ja, wenn es so einfach wäre, könnte es wirklich jeder selber machen. Aber Du hast das wunderschön dargestellt.

    Ich wünsche Dir ein wunderschönes Wochenende.

    Liebe Grüße
    Jutta

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  2. Na das ist doch mal ein super schöner Bericht jetzt weiß ich auch mal wie das funktioniert. toll Danke für Deine ausführliche Beschreibung.
    LG Simone

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  3. Tolle Beschreibung und sehr schöne Fotos!
    Ich liebe die Phalaenopsis auch sehr! Meine erste bekam ich vor etwa 10 Jahren und sie blüht noch immer, wobei sie manche Jahre eine Pause braucht und auch gerne bekommt.
    Nach diesem Bericht werde ich meine, ich habe immer ein paar von diesen Orchideen Zuhause, ganz genau anschauen! Vielleicht findet sich ja ein Kindel!
    Liebe Grüße
    Elisabeth

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  4. Liebe Elke, so macht das dazulernen richtig Spass! Danke Dir für diesen tollen Bericht, ist ja sooo spannend unsere Naturwelt:
    Schönes Wochenende!
    Liebe Grüße
    Gabi

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  5. hallo meine liebe,
    mal wieder ein interessanter post von dir! erst kürzlich, wollte ich mir auch wieder eine kaufen, ... aber die sahen alle so trarig aus - schlechter zustand - da habe ich mir, dann nur ;) grünpflanzen gekauft.

    danke für die genesungswünsche! geht alles so leidlich!!! :/

    lg,
    pupe

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  6. Lovely pictures and a wonderful blog...so glad I discovered you!!

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  7. Hallo liebe Elke.Zuerst mal vielen Dank für deine Belehrung über Orchideen.Ich denke bald das du Gärtnerin gelernt hast weil du so unheimlich viel weißt übeer sämtliche Pflänzchen.
    Orchideen sind sehr schön damit habe ich kein Glück die verlausen bei mir immer.Dafür sind deinen sehr schön.Scchönes Wochenende und liebe Grüße Jana


    Schönen Valentinstag.

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  8. Na, das war ja spannend, liebe Elke! Dann sollte ich wohl vor meiner Orchide auch einen Kniefall hinlegen, denn sie hat selber ein Jungchen produziert... nur getraut Frau sich nicht, dieses von der Mutter zu trennen. So brutal bin ich doch einfach nicht. Geblüht hat der Nachwuchs auch schon, aber eben unter strenger Aufssicht der Mutterpflanze. Ich habe auch gehört, dass das Topfen der Orchidee nicht so einfach sei, auch wenn man die spezial Erde dazu benutzt...Hmm, ob ich's trotzdem mal wagen soll? Ich warte mal ab, bis die Blüte vorbei ist von Mutter und Nachwuchs und wer weiss, vielleicht rücke ich dann doch mit dem Skalpell aus.
    Dir wünsche ich einen wunderschönes Wochenende!
    Liebe Grüsse
    Alex

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  9. Hallo Elke,

    das ist ja ein toller Post. Sehr interessant und bildlich klasse dokumentiert. Ich mag Orchideen auch sehr.
    Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende.

    Liebe Grüße
    Chalisa

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  10. liebe elke, ich versammle auch ganz viele orchideen auf meinem fensterbrett und sammle eifrig rinde meiner kiefer und moos und rinde im wald, ich bin immer etwas geizig diese teure orchideenerde zu kaufen, sieht eh immer nur nach rinde aus, um dann die pflänzchen damit zu erfreuen. habe sie sogar gerade alle im feinsten regenwasser gebadet und entstaubt, aber so richtig blühwillig sind sie nicht. glaube das nordfenster ist zu schattig. leider gibt es nichts anderes. wenn dann die blütenansätze kommen und ausgebildet sind passiert es oft das die meisten knospen gelb werden und abfallen. läuse habe ich leider auch, obwohl ich fast jeden morgen entlause. tja, schon etwas eigen willig die guten. lieben dank für deine tolle info gruss sibylle

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  11. Liebe Elke,
    sehr unterhaltsam geschrieben, es hat Spaß gemacht, deinen Bericht zu lesen!
    Liebe Grüße von einem kleinen Garten zum anderen!
    Gesine

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  12. Liebe Elke
    Du schreibst ja wieder einmal einen unwahrscheinlich interessanten Bericht - und dieses Mal über die Orchis, die ich bis vor ein paar Jahren wirklich nur von der Ferne mochte. Und plötzlich hab auch ich Gefallen an ihnen gefunden, aber wahrscheinlich nicht den so idealen Standort. Denn gerade eine hab ich bis jetzt passabel durchgebracht. Und dass ich noch Kinderl ziehen könnt - und es eigentlich auch noch einfach gehen sollte ... also wirklich, ich weiss, das schaff ich nicht. Aber derzeit erfreue ich mich wieder an zwei neuen Exemplaren, die ich diese Woche auf meinen Geburi geschenkt erhalten habe.
    Herzliche Grüsse an dich und einen guten Wochenstart wünsch ich dir.
    Ida

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  13. Hallo Elke,
    die Schmetterlingsorchideen sind bei mir die Stars unter den Zimmerpflanzen und versüßen mir den blütenarmen Februar normalerweise auch. Dieses Jahr stellen sie sich allerdings ein wenig zickig an, im Moment blühen nur zwei, eine weitere hat immerhin schon ein paar Knospen und bei anderen ist gerade mal ein paar cm langer Blütenstiel erkennbar. Hmm, vielleicht sollte ich sie doch regelmäßiger düngen? Deine Beschreibung der Orchideenvermehrung ist wirklich sehr interessant. Leider haben mir meine Diven bisher noch keinen Nachwuchs beschert. :-(

    Liebe Grüße von Bärbel

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  14. Wirklich toller Bericht. Ich hatte das auch schon einmal gehört, dass die Vermehrung von Orchideen relativ schwierig ist.
    Ich persönlich habe wenig Glück mit diesen Pflanzen und schaffe mir daher gar keine mehr an.

    lg kathrin

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  15. danke für deinen kommentar, ich glaube meine orchideen mögen die heizung nicht die unter der fensterbank ist. leider nicht zu ändern. gruss sibylle

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  16. Mal wieder ein unterhaltsamer und lehrreicher Post, liebe Elke, den Du uns (der Bloggerwelt) hast zukommen lassen. Sehr interessant.
    HG und noch eine frohe Restwoche wünscht Dir
    Birgit

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  17. Hallo Elke,
    ein sehr schöner Artikel und die Blütenphotos sehen auch echt schick aus. Meine Mutter hat eine ausgesprochen Orchideenfreundliche Fensterbank und einige produzieren ohne Ende Ableger und Blüten. Die Jungpflänzchen scheinen nach etlichen Jahren nun auch damit anzufangen. Vielleicht kommt es dann bald zur Orchideenschwemme...

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