Samstag, 23. März 2013

Was zum Kuscheln

Es gibt Pflanzen, die würde man am liebsten knuddeln, weil sie so schön weich sind. Nicht einfach nur ein bisschen samtig - das können ja so einige Pflanzen - sondern richtig plüschig.
Wer also gern ein Haustier haben möchte, aber eine Allergie hat oder vor dem vielen Gassi-Gehen oder Katzenklosaubermachen zurückschreckt, dem kann geholfen werden: Wenn der Kuschelfreund extravagant grün sein darf - was die allermeisten Pelztiere nicht sind - ist eine samtweiche Zimmerpflanze die Lösung. Hören tut die genauso wenig, ist aber sofort stubenrein.

Die erste Wahl für den Platz des kuschelgrünen Hausfreundes ist die wunderbare Duftgeranie Pelargonium tomentosum 'Peppermint'. Die ist nicht nur eine ganz haarige Angelegenheit, die duftet auch noch traumhaft nach Pfefferminze, nicht aufdringlich, sondern dezent und lieblich. Als kostenlose Zugabe kann man die Blätter sogar essen. Oder trinken, als Pfefferminztee.

Ein weiterer Vorteil der ätherischen Öle ist die Abneigung von echten Haustieren, die Pflanze zu zerbeißen. Von Katzengras ist die nämlich meilenweit entfernt, denn der Stubentiger wendet sich angewidert ab, sobald er den Duft einen Meter gegen den Wind wahrnimmt.

Bis vor kurzem wusste ich nicht, wie großartig diese Geranie ist. Ich besaß zwar bereits eine Duftpelargonie mit im wörtlichen Sinne unbeschreiblichem Geruch, aber der ging mehr in Richtung Mücken-Repellent. Keine Spur vom appetitlichen Pfefferminzaroma. Ich nenne sie daher zärtlich Stinkegeranie. Vermutlich handelt es sich um eine Pelargonium graveolens.


Schließlich ist mir aber unverhofft ein Zweiglein von Miss Peppermint zugeflogen. Mit der Post aus Österreich, geschickt als dufte Überraschung von Elisabeth. Mittlerweile würde der Steckling schon nicht mehr in einen Briefumschlag passen, so ausladend ist er geworden.

Denn P. tomentosum wächst rasch, raumgreifend und rundum pflegeleicht. Bei all ihren Qualitäten erwartet man schon fast, dass die Dame eine Diva ist, aber keine Spur. Einfacher zu vermehren als eine Duftgeranie ist kaum eine Kübelpflanze: Einfach ein Ast abgeschnitten und wieder in Erde gesteckt ergibt in Kürze eine neue Pflanze. Das Experiment kann man rund ums Jahr wagen, wann immer ein Exemplar zu groß geworden ist oder vervielfältigt werden soll.

Somit verbreiten sich Duftgeranien hauptsächlich durch Weitergabe von Zweiglein, unter der Hand von Gärtner zu Gärtner. Gekauft werden vermutlich die wenigsten. Manch eine hat es so schon zum Familienerbstück gebracht, das über Generationen weitergegeben wird. So wie mein kleiner Stinker P. graveolens. Wo man einer ansichtig wird, also ruhig einmal nachfragen, ob der Besitzer nicht eine externe Sicherheitskopie anlegen möchte - die Gelegenheit ist jetzt besonders günstig, wenn die Pflanzen aus dem Winterquartier geholt und durch Rückschnitt frühlingsfein gemacht werden.


Die Südafrikanerinnen sind wirklich ideale Kübelpflanzen, die man zur Not im Wohnzimmer hell und warm überwintern kann, wenn man keinen kühlen Keller hat. Trockenheitsempfindlich sind sie zum Glück nicht: Die Duftgeranie verträgt Heizungsluft und im Sommer die Terrasse. Kuscheln kann man jahreszeitenunabhängig. Aber Obacht: Auch wenn es verführerisch ist - mit ins Bett nehmen sollte man sie dann lieber doch nicht, denn das bekommt weder der Bettwäsche noch der Pflanze. Mal ein Blatt zu streicheln ist aber durchaus legitim.

Und so kommen wir schließlich zum großen Problem, das alle Duftgeranien mit sich bringen: Sie entfachen die Sammelleidenschaft. Und ehe man sich's versieht steht die Terrasse voll mit geruchlich schmeichelnden Zeitgenossen. Es gibt so viele Blattformen und Duftrichtungen, und als wenn das nicht schon reichen würde, auch noch Sorten mit panaschierten oder sonstwie gefärbten Blättern. Hübsche Blüten hat sie sowieso. Wer das vorher mal unverbindlich sehen und riechen möchte, der schaue bei professionellen Sammlern vorbei: Der Berggarten in Hannover und der botanische Garten Berlin-Dahlem besitzen eine reichhaltige Sammlung und laden zum Schnupperkurs ein. Aber beschwert euch nachher nicht bei mir, wenn ihr verliebt seid in eine Geranie und die Finger nicht mehr von ihr lassen könnt! Ich habe euch gewarnt!

21 Kommentare:

  1. das erste Foto ist der Hammer!
    Blitz?
    wow!
    Viele Grüße von Renate

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  2. Liebe Elke
    Ich bin platt. Das erste Foto - es ist einfach unübertrefflich, fantastisch, wunderwunderschön. Und ich hab darüber fast vergessen, den Post zu lesen. Ich musste einfach wieder zu diesem Foto zurückscrollen!
    Ich wünsche dir einen schönen Abend und schick dir liebe Grüsse
    Ida

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  3. Hallo Elke.Das erste Foto ist ja so schön einmaliggggggggggggggg.
    Viel Spaß beim Pflänzchen ziehen.Ich hätte auch gern schon viele Blumen für draußen.Aber bei der Kälttttttttttte.Sogar meine Primeln sind platt.
    Schönen Abend und angenehmen Sonntag.Herzlcihst Jana.

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  4. Das erste Bild fasziniert mich auch, toll!

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  5. Hallo Elke,
    den Ansatz aus diesem Post, zwei unterschiedliche Dinge miteinander zu verknüpfen (hier: Haustier und Pflanze), habe ich des öfteren gemacht. Hast Du evtl. auch gelesen (z.B. Kartoffelesser van Gogh mit gesundem Essen oder den Turmbau zu Babel mit dem U-Bahn-Bau in Köln). Schön, wie Du beschreibst, was bei welchen pflanzen kuschelig ist (nach dem Verständnis von Haustieren). Ich mache solche Vergleiche - themenbezogen - sehr gerne, weil diese Schnittmenge schön ins Detail geht.

    Gruß Dieter

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  6. Das ist eine Freude Elke! Die Mutterpflanze deiner Samtigen hat sooo lange Triebe bekommen, dass ich sie demnächst mal etwas beschneiden werde. Tja, das ergibt dann einige neue Ableger... Die kann man eigentlich nicht ungestraft auf den Kompost werfen, oder? Werde sie also einpflanzen und da haben wir schon den Salat, ähh den Topf, den Neuen, der auch gepflegt und versorgt werden muss. Aber gibt es ein pfefferminzigeres Mitbringsel als dieses, frag ich dich? Siehste, also rein damit in die Erde und zuschauen, wie sich das Leben entfaltet. Ist einfach wunderbar nach so einem Winter! Schließe mich den anderen Kommentaren an, das erste Foto ist der Hammer!
    Wünsch dir ein schönes Wochenende mit Samtpfote/zwei :-)
    Elisabeth

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  7. Hallo Elke,
    ich kann mich meinen Vorschreiberinnen nur anschließen: Foto 1 ist bezaubernd!
    Ich werde ab sofort mit suchenden Augen durch die Pflanzen meiner Bekannten gehen, um auch so ein Kuschelpflänzchen zu ergattern!
    Lieben Gruß, Doris

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  8. Hihi, kuscheln mit einem Duftgeranium... Du bist lustig :o). Hab mir das grad so bildlich vorgestellt. Das Foto mit Deiner Mietze ist super mega genial! Toll gemacht. Gib der Süssen einen Knuddler... also der Mietze, meine ich jetzt nicht dem Pflänzchen.
    En liebe Gruess
    Alex

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  9. Hallo Elke,

    die Fotos sind alle spitze. Aber das erste ist wirklich so stark, dass man kaum den Blick davon abwenden kann - ein Postermotiv. Und Deine Werbung für diese kuschelige Duftgeranie ist so unwiderstehlich, dass ich mir jetzt sofort so ein Exmeplar besorgen will. Bin eh schon lange ein Fan pflegeleichter und dankbarer Geranien und vermehre meinen Bestand jährlich durch Stecklinge im Frühjahr - auch wenn sie bei vielen als Spießerpflanzen gelten.

    Herzliche Grüße,
    Iris

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  10. Hallo Elke,
    ich mag sie auch gerne. Sie verführen auch die Gärtnerin laufend daran zu riechen! Leider läßt mein eingeschränktes Winterquartier keine große Sammlung zu.
    Liebe Grüße
    Dagmar

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  11. Hallo Elke,
    auch ich starre gerade ganz gebannt auf das 1. Foto! Wie hast Du denn das so hinbekommen???? Aber auch die anderen Fotos sind der absolute Hingucker!

    Beim Lesen Deines Posts habe ich gerade ein ganz schlechtes Gewissen bekommen...ich hatte (und die Betonung liegt wirklich auf "hatte") einige Duftpelargonien. Eine stinkende, aber mit sehr schönen Blüten, eine Attar of Roses, eine weiß panaschierte und eine mit schönen kleinen weißen Blüten. Im Herbst 2011, der Gartenarbeit völlig überdrüssig, war ich es leid, ständig alle Töpfe zum Überwintern ins Haus zu bringen, so dass ich sie erst einmal draußen ließ. Fast den ganzen Winter ging das gut, dann kam aber der sibirische Februar und die Pelargonien da draußen waren mir völlig entfallen...

    Ich freue mich schon auf die Kuschelzeit mit den Küchenschellen!!! :-)

    Liebe Grüße, Bärbel

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  12. Hallo Elke,
    wirklich einmalige Fotos, aber auch ein toller Text :-) Die P. graveolens wächst bei mir gerade auch aus einem Steckling heran. Leider hat sich meine P. tomentosum verabschiedet, aber ich habe einige neue Schätze und bin überrascht, wie unterschiedlich die Düfte sind. Mich zieht es ja auch zu denen mit Wildcharakter. Mal schauen, wie ich sie alle so im nächsten Jahr durch den Winter bekomme. Im Zweifel habe ich gelernt, ist es immer gut, im Herbst ein paar Stecklinge im kalten Schlafzimmer oder so unterzubringen, falls es sie Mutterpflanze im Winterquartier doch nicht schafft.
    LG Cordula

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  13. Peppermint would like some shade - once they find your sun again. It has tiny white flowers carried high above the leaves. I once saw it planted with A nother pelargonium providing the shade, and a double layer of flowers. Pink below, and white above.

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  14. Hast du toll in Szene gesetzt und natürlich auch textlich wieder spitzenmässig auf den Punkt gebracht - ich liebe Pelargonien, habe aber leider keine gute Überwinterungsmöglichkeit. Damit habe ich es (vorerst) aufgegeben bis mir eine gute Alternative einfällt...
    GLG, Christine

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  15. Hallo Elke, Duftpelargonien müssen wirklich in jeden Garten. Ich kaufe mir jedes Jahr welche für meine Gewächshäuser. Leider hatte ich noch nie eine Möglichkeit für die Überwinterung, aber mit dem neuen Haus, hat sich das hoffentlich geändert.

    lg kathrin

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  16. und ich dachte schon, jetzt kommt die uebliche "fellpflanze", die hier lamb's ear heisst (stachys byzantina). die pelargonie hab ich auch, aber zum glueck auch keine katzenschaeden sonstwo (mangels tiger:) und es stimmt, nach den duftern wird man suechtig, ich hab schon eine ganze reihe und liebe sie heiss und innig. einer der favoriten: die muskatnussgeranie, mit kleinen weissen blueten, kleineren blaettern, ohne fell - aber mit muskatnussduft! aber natuerlich liebe ich auch die rosen, zitronen und anderen dufter:) mabel grey ist nicht uebel oder prince of oranges! und besonders vorteilhaft finde ich, dass man sie auch als kleinste stecklinge ueberwintern kann - fuer leute mit wenig platz in der kalten jahreszeit! und manche (die "obstigeren") machen sich als blatt unterm teig auch gut in muffins usw.!
    viel spass mit den "duftgeranien":)
    Bettina

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  17. Mir bleibt die Spucke weg, das erste Foto reichst du doch hoffentlich bei einem Fotowettbewerb ein, oder? Phänomenal!!!!!
    Lg Carmen, Duftgeranienbesitzerin, nicht suchtgefährdet....

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  18. WOW! Superbild & wunderschöner Text ...

    Alles Liebe,
    Petra

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  19. ***** (bedeutet 5 von 5 Sternen) für das Photo.
    Ist das ein Catmodel oder die Eigene?
    Hat ein wenig Ähnlichkeit mit einer unserer Katzen. Ich bin gerade ein wenig stinkig auf diese Dreiergang, weil eine von denen meine Aussaatkiste mit den Salatpflanzen als Katzenklo missbraucht hat. Ich beobachte mit Sorge die bereits getopften Dicken Bohnen und die Tomaten.
    Mal schauen.

    Toller Artikel von Dir. Ich bin auch ein Fan von Duftpelargonien. Leider fange ich dieses Jahr wieder von Null an, da der Winter die zwei Pflanzen geschafft hat. Dieses Jahr stehe ich dann wieder mit großen Augen vor einem Pflanzenhändler auf irgendeiner Gartenmesse. Da muss ich mich dann zügeln, weil sie relativ teuer gehandelt werden.

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  20. Hallo Elke,
    habe gerade meine Nase an die kalte Glasscheibe gepresst um den Vollmond zu bewundern (und dabei unauffällig mit der Kuschelpflanze meiner Tochter geschmust). Coka-Cola-Duft. MEINE Duftgeranie riecht nach Zitrone. Leider völlig ungeeignet für ein trautes Schäferstündchen. Eher kratzig. Also kuschel ich heimlich mit Cola. Zitrone wurde auch schon vermehrt. Ein Hoch auf das kühle Schlafzimmerfensterbrett! Mit Cola gehe ich als nächstes in Serie. Dann muss ich nicht mehr heimlich, bei Vollmond, in das Zimmer meiner Tochter schleichen ...
    Cola trinke ich nicht, aber die Duftähnlichkeit der Pflanze mit diesem Getränk ist wirklich verblüffend.
    Kann man die Blätter der Pfefferminzduftigen wirklich wie ein Teekraut aufbrühen?
    Gruß
    Bettina aus Bielefeld

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    1. Hallo Bettina,
      oh, Cola gibt es auch? Wenn meine Pfefferminzdame groß genug, sollten wir mal Stecklinge tauschen, wenn du magst und deine Tochter nichts dagegen hat.
      Das mit dem Pfefferminztee habe ich gelesen, aber noch nicht selbst ausprobiert, weil meine Pflanze noch zu klein ist, um ein Blatt zu spendieren.
      VG
      Elke

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