Mittwoch, 2. Juli 2014

Schöne Stinker

Auf meiner Terrasse riecht es. Es müffelt nach Füßen und wir sprechen hier selbstverständlich nicht von frisch gewaschenen. Der Geruch reicht zum Glück nicht besonders weit - man muss schon ganz nah rangehen, um ihn wahrzunehmen. Der Übeltäter ist eine Pflanze. Ihre Blüten sind unscheinbar, nicht aber ihr Odeur.


Was mit so einem Duft-Bouquet aufwartet, zieht eine gewisse Klientel an: Fliegen. In allen Größen kommen sie, um den reichlichen Pollen aufzuessen und dabei die wunderbare Atmosphäre zu genießen. Diese Graue Fleischfliege hier scheint kurz davor zu sein, einen Kopfsprung hinein ins Vergnügen zu wagen:


Wenn man ganz genau hinschaut, kann man aber auch winzige Furchenbienen beim Pollensammeln beobachten, da die Pflanze mit diesem Wertstoff geradezu verschwenderisch um sich wirft.

 
Viele Menschen essen besagte Pflanze eigentlich sehr gern, nur nicht mehr in diesem blühenden Zustand. Immerhin wird das Grünzeug, um das es hier geht, wenigstens noch rot dabei.


Die Rede ist natürlich von der Roten Bete, die bei mir immer noch im Kübel steht, weil viele der Knollen letztes Jahr zum Verzehr zu klein waren. Mangold als nahe Verwandtschaft steht dem Geruch zur Blütezeit übrigens in nichts nach. Warum ich mir die wenig dekorativen Blüten und den nur bedingt attraktiven Duft auf meiner Terrasse überhaupt antu?

Teils aus Mitleid, weil die Pflanzen den ganzen Winter eisern durchgehalten haben, um überhaupt den nächsten Sommer zu erleben. Da habe ich die Kompostierung einfach nicht über's Herz gebracht, obwohl ich den Topf eigentlich für Sinnvolleres bräuchte.

Und teils aus Habgier, denn wo sie nun mal schon soweit gekommen sind, ziehen wir es auch durch: Jetzt darf zuende geblüht werden, damit ich wenigstens Samen von meiner Roten Bete der Sorte 'Robuschka' bekomme für das nächste Jahr. Madame ist nämlich samenfest, hurra! Ich las, dass es in nicht ganz so gnädigen Wintern mühsam sei, die Knollen bis zur Samenreife durchzuschleppen. Man braucht einen Keller dafür, in dem man die Beten in Erde einlagern kann. Sowas besitze ich nicht.

Gut, dass die Freiluft-Überwinterung diesmal ohne großes Brimborium geklappt hat. Die Schnecken knabberten manchmal an den Blättern, haben sie aber im großen und ganzen nicht kleingekriegt, obwohl auch ihnen der milde Winter sehr entgegenkam.

Einen Terrassen-Deko-Wettbewerb gewinnt diese Samenproduktion sicher nicht, aber die Blütenstände sind untenrum immerhin ganz hübsch mit feinen roten Streifen, wie es sich für eine anständige Rote Bete gehört. Gnädig und tapfer rieche ich also über den Affront gegenüber meinen Geruchsnerven hinweg - was tut man nicht alles für das junge Gemüse der Zukunft...

18 Kommentare:

  1. Die Blütenrispen sehen eher nach einer längeren Blühperiode aus ;-) Ab heute wirst du bei mir endgültig als "hoffnungslos der Pflanzenwelt Verfallenen" geführt und damit geadelt, liebe Elke!

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  2. Ja, was tut man nicht alles für das junge Gemüse...auch im übertragenen Sinne...;-) LG Lotta.

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  3. Echt? Die Blüten der Fuchsschwanzgewächse stinken?
    Das ist mir noch nie aufgefallen. Allerdings stehen solche Gewächse bei mir auch nicht auf der Terrasse...
    Zum Blühen kommen verschiedene Mangoldsorten bei mir allerdings schon.
    Das ist ja mal wieder interessant...
    LG

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  4. Also ehrlich gesagt, da wär ich jetzt nie drauf gekommen, dass diese Blüten solche Stinker sind ;-) Tja, wer hält sich die Randen ... so nennen wir sie ... auch in Töpfen auf der Terasse. Aber die Geschichte ist wieder einmal mehr so guet.
    Liebste Grüsse
    Ida

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  5. Da muss ich ja auch mal meine Nase dranhalten. Ich habe letzten Winter einige Exemplare im Keller überwintert um am Samen zu kommen. Zwei Pflanzen habe ich nun im Garten die zu blühen anfangen. So genau habe ich sie noch nicht beobachtet und berochen. Dank Deinem Post werde ich dies aber sofort nachholen.
    Liebe Grüße von Marie

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  6. Also auf Rote Bete wäre ich bei deiner Duftbeschreibung nie gekommen. Allerdings habe ich auch noch nie versucht, Samen zu gewinnen.
    Ich hatte mal Tintenfischpilze neben der Terrasse, so ähnlich muss der Geruch wohl sein.
    Liebe Grüße,
    Anette

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  7. Liebe Elke,
    findest du wirklich, dass die Blüten müffeln? Mir fiel dazu gleich ein Buch ein, indem die Blüte der Roten Bete eine bedeutende Rolle spielt (Pan Aroma von Tom Robbins). :)

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  8. Liebe Elke,
    sie blüht, meine vergessene vom letzten Jahr auch, hurra! Zum ersten mal seit 6 Jahren wobei ich gestehen muss mir in der Zeit nicht so viel Überwinterungsmühe gegeben habe. Jetzt klappt´s ganz von selbst!

    Liebe Grüße an Dich und Deinen Stinker ( find ich im übrigen auch :-))

    Alexandra

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  9. Ne, echt jetzt? Das gehört zur roten Beete? Also ich von Stinkern las, dachte ich zuerst an Muskatellersalbei ... so ziemlich das Übelste, was ich bisher in meinem Garten zu riechen bekam. Hmm, bin gespannt, ob aus den Sämchen mal was Anständiges wird, das dann in Deinem Teller landen kann.
    Betreffend Süsskirsch ... würd's mal versuchen mit täglichem an ihr vorbei gehen und von Dich hinbrummeln: "Ich mache keine Kirschkernkissen aus Dir, ich mache keine..." Wer weiss, vielleicht hilft's :o).
    En liebe Gruess
    Alex

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  10. Aaaach liebe Elke,
    das hast du aber wieder sooooo schön (um)geschrieben *gg*
    Bei uns mag niemand so wirklich rote Bete, wohingegen rote Beete bei mir IMMER willkommen sind ;-)
    Seit gestern Abend regnet es (endlich) SORRY, liest jetzt nicht wirklich jeder gerne, aber die Ntur braucht das Nass !!!!!!
    Und sogar die Diven, strecken und recken sich und werden sobald es geht wieder abgelichtet *hihi*
    Ich wünsche dir ein wohltuend riechendes und fantastisches Wochenende,
    gaaaanz <3liche Grüße von mir ;o)

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  11. Liebe Elke deine Beiträge sind einfach herrlich :-) Liebe Grüße, Silvia

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  12. Das ist ja spannend, an meinem Mangold habe ich noch nie geschnuppert, dabei habe ich ihn nur im Garten, weil er so hübsch anzuschauen ist :-)
    LG Cordula

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  13. Ich wäre ja auch gerne in den "Genuss" dieses Gestanks gekommen, aber entweder war die Wühlmaus oder die beiden Hasen schuld daran, dass ich es zumindest dieses Jahr nicht miterleben durfte! ;)

    LG, Kerstin

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  14. Hallo Elke,
    bei mir haben es die Roten Beten bisher nie bis zur Blüte gebracht, da sie vorher immer geerntet wurden, egal wie groß sie waren, selbst die kleinsten Knollen landen im Topf, weil sie einfach zu lecker sind! Hätte nicht gedacht, dass die Blüten solche Stinker sind...;-)

    Ganz liebe Grüße, Bärbel (die immer noch auf richtig ergiebigen Regen wartet...)

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  15. Mangold Blüten stinken auch? Oje, dann sollte meiner nicht zu blühen beginnen :} Die Fotos von den Insekten sind spitze!

    LG kathrin

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  16. Hallo Elke,
    bei dir kann man doch immer wieder dazu lernen. Wüßte nicht das ich schon mal blühende Rote Beet gesehen habe!
    Liebe Grüße
    Dagmar

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  17. Ja, diese grauen Fleischfliegen sehe ich auch ab und an ;-) Wo doch diese Pflanzen so gar nichts mit Fleisch gemein haben. ;-) Aber klar, ihre Maden ...

    So winzige Bienchen habe ich auch schon gesehen, doch damit kenne ich mich nicht so genau aus. Könnten aber die Gleichen sein. Oder gibts noch mehrere solch kleiner Bienen?

    Den Schweißgeruch kenne ich nur vom Muskatellersalbei - obwohl ich gar nicht finde, daß der so stinkt. ;-) Rote Bete hatte ich aber noch nie im Garten. Das hört sich in der Tat wie ein mühsames Geschäft an.

    Liebe Grüße und noch einen schönen Sonntagnachmittag
    Sara

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  18. Rote Bete hat bei mir noch nie geblüht - wird immer viel zu schnell aufgefuttert ;) Aber mein Mangold (der mit glatten Blättern und weißem Stiel) blüht immer relativ schnell. Aber die Blüten haben noch nie gestunken. Das wäre mir auf alle Fälle aufgefallen.

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