Samstag, 14. Januar 2017

Genial oder geistesgestört?

Bald werden wieder diverse bunte Prospekte ins Haus flattern. Buchsbaum wird dort gern angepriesen, in Farbe und mit dem Hinweis: "Robuste, pflegeleichte Heckenpflanze". Ja, in der Tat, eigentlich ist der Buchs richtig robust und nicht klein zu kriegen, aber früher war bekanntermaßen alles besser und das gilt auch für den immergrünen Knirps.


Neuerdings leidet er nämlich unter einem Füllhorn von neumodischen Plagen, die sich das Gewächs wohl im Ausland bei allzu schneller, billiger Vermehrung zugezogen hat. Denn als gepflegte Buchshecken sowohl im Bauerngarten als auch im sterilen Designergarten gleichzeitig Mode wurden, kamen die Vermehrer mit dem Befriedigen der Nachfrage kaum mehr nach.


Der Buchsbaumpilz wurde dabei offenbar innerlandes geschafft. Und es geht ihm dabei prächtig, denn gern sucht er sich neue Opfer, auf denen er sich ebenso sauwohl fühlt.

Leider sind es gerade die als so robust betitelten Baumarktpflanzen, die den Erreger oft schon im Preis inbegriffen haben. Daher Augen auf beim Buchsbaumkauf: Sind schwarze Flecken auf den untersten Blättern zu sehen, rieselt es gar schon? Dann Finger weg, das Geld kann man sich sparen.

Es ist für den Buchs ohnehin gesünder und für uns preiswerter, wenn er aus Stecklingen von nachweislich nicht erkrankten Eltern gesteckt wird. Aber was red ich - manchmal soll es eben schnell gehen und man vergreift sich doch am käuflichen Gewächs. Hab ich leider auch so gemacht, weil ich nicht wusste, dass der Pilz den Baumarktpflanzen schon anhaftet wie dem Hund die Zecke.

Nun mussten wir mittlerweile zwei Hecken roden, weil sie sich schon stark entblättert hatten.





Den Ring um die Kirsche herum konnte ich mir nicht lange in diesem kahlen Zustand anschauen. Als ich dann einen vorwitzigen Buchsbaum-Ast abschnitt, der vom Nachbarn herüberwuchs, hatte ich die wahnsinnige Idee, das ganze Grün weiter zu zerlegen und als neue Stecklingshecke um die Süßkirsche herum zu installieren.

Immer mehr Äste riss ich aus dem großen, bis ich einmal meinen Kreis im Garten gezogen hatte. Solche Risslinge wachsen besser an, da sie eine größere Oberfläche haben, an der sie Wurzeln bilden können. Ich habe die Zweiglein so tief wie es ging in die Erde gesteckt und gut gegossen.





Sowas ist natürlich ein gewagtes Unterfangen, schließlich stecken nicht nur die Stecklinge, sondern auch die Pilzsporen im Boden. Die kriegt man da auch so schnell nicht mehr raus. Von daher kann man schon an meiner Zurechnungsfähigkeit zweifeln. Aber manchmal bin ich eben spontan und außerdem gern des Wahnsinns fette Beute. Ich hab mir einfach gedacht: Die Sporen sind ja auch überall in der Luft und trotzdem hat der Strauch vom Nachbarn keinen Grund zur Klage, er ist selbst im feuchten Vollschatten pumperlgesund. Wenn es schiefgehen sollte, so hat es immerhin nichts gekostet und war für ein paar Monate eben nur eine Kunstinstallation, ein grüner Kranz.

Zur Kirschblüte sah der Ring immer noch ganz gut aus:

Im Mai freute sich der Iranlauch unbändig über das viele Licht, das er mit der fehlenden Hecke nun bekam:


Mittlerweile ist das Steckspiel auch schon wieder zwei Jahre her und nun weiß ich: Das war nicht genial, sondern wirklich geistesgestört. Alle Pflänzchen haben den Pilz bekommen und sind dahingeschieden.

Manch andere Buchsbäume werden aber auch steinalt, so wie der hier:

Hätte ich aber schon damals so machen sollen mit den Stecklingen, anstatt die Pflanzen für teuer Geld zu kaufen, dann würden die Hecken vielleicht noch leben. Aber nachher ist man eben immer schlauer. Und wer nicht hören will, muss stecken...

24 Kommentare:

  1. Solche Erfahrungen sind der beste Lehrmeister, aber nachfühlen kann ich es auch: weh tut es!
    LG Sabine

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  2. Ich habe im Gemüsegarten auch vier Kugeln aus Buchs.aus Stecklingen vom Stadtpark damals gezogen. Ist wohl bald 30 Jahre her. Ist pumperlgesund. Daher nehme ich mir für meine Buchshecke um den Hausbaum genau wie um deinen Kirschbaum, von denen Ableger. Man hat mich gewarnt wegen der Buchstabieren weitere Buchse zu ziehen. Weil die Eltern aber ja schon so lange gesund sind traue ich mich mal. Auch der fast kaputte Buchs, den ich von den Weihern draussen, in den Topf pflanzte sieht gesund aus. Der könnte sich nur nicht gegen mannshohe Brennesseln und Quecken nicht wehren.

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  3. Meine Erfahrung ist, dass vor allem die häufig und streng geschnittenen Formschnittpflanzen unter dem Pilz leiden. Und frisch gesetzte Stecklinge schaffen es inzwischen auch hier kaum noch, zu überleben. An frei wachsenden Buchsflanzen, auch an so alten, wie auf Deinem Foto, habe ich bisher weder Pilz noch Zünsler oder sonstige Buchskrankheiten gesehen. Vielleicht muss man sich gar nicht vom Buchs an sich, sondern nur von dem Thema Formschnitt verabschieden ;) Liebe Grüße

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    1. Ich denke auch, dass sie luftig und sonniger ohne Schnitt besser klarkommen. Auch sind die Sorten mit den großen, ledrigen Blättern anscheinend robuster.

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  4. Ich bibber ;-) auch schon lange um meine Hecken und Kugeln - zweie entsprechend groß stehen schon bald dreißig Jahre im Garten - während in den Nachbargärten der Pilz schon wütet. Vereinzelt habe ich vor kurzem schon einige befallene Stellen entdeckt und mich mit dem Gedanken der Entsorgung beschäftigt. Schade wäre es um die schönen, unkomplizierten Strukturgeber, aber das mühselige Schneiden jedes Jahr würde ich nicht grad vermissen.
    Ein schönes Wochenende,
    viele liebe Grüße Marita

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  5. Das Ende der Geschichte hätte aber auch - wie hier bei mir gerade über die ybühne gegangen - heissen können: die Hecke wuchs und gedieh prächtig, bis der Buchsbaumzünsler über sie herfiel. Auch im dritten Jahr der biologischen Bekämpfung erfolglos, wurde nun die selbstgesteckte, pilzfreie dsfür kahlgefressene Hecke Opfer der Grabegabel. Auch die zwei grossen, selbstbezogenen und geschnittenen Buchskugeln worden gerodet.....
    Gerade überlege ich noch, was ich denn da Pflanzen möchte. Mir fehlt etwas der Enthusiasmus der vergangenen Gartenjahre....
    Herzlichst
    yase

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    1. Der doofe Zünsler war hier zum Glück noch nicht, toi toi toi..

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  6. Zum Glück fand ich Buchs schon immer doof! ;-)
    Ich kannte ihn nur aus dem Garten meiner Oma, und da durfte er wachsen wie er wollte. Die Pflanzen waren sooo mega-hässlich (*lach), dass ich mir geschworen habe niemals Buchs im Garten haben zu wollen. Und ich bin dabei geblieben!
    Es gibt wirklich schon tolle Alternativen für eine kleine Heckeneinfassung oder Formschnitt. Vielleicht nicht so billig und langsamer wachsend, aber dafür ohne Angst und Ärger!

    Liebe Grüße!
    Daniela

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  7. wir haben mehrere uralte riesenkugeln mit dem haus gekauft - und keinen zugekauft, bisher ist toitoitoi alles gesund! aber ich glaube, es wird einige jahre dauern, bis du vielleicht wieder neuen buchs setzen kannst an der stelle. versuchs doch mal mit lonicera nitida? sieht von weitem so aehnlich aus. der nachteil, es ist nicht extrem frostfest und waechst viel staerker, muss also mehr geschnitten werden. aber es sieht ziemlich aehnlich aus...

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    1. Jaaaaa, ich habe schon ein Heckchen aus Lonicera nitida. Ich sollte wirklich noch mal damit anfangen. Blöderweise tobt mittlerweile der Goldlack recht ungestüm unter der Kirsche...

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  8. schön dein garten !!!
    2 buchsbäume (ein grüner und ein panaché)hier die ziemlich alt sind * im sommer letztes jahr diese plage :( und versuche sie trotzdem über winter zu behalten * vieilleicht kann die kälte etwas helfen :)


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  9. Genial finde ich deine Überzeugung & deinen Willen es dem Pilz zu zeigen!!!!
    Herrlich... wie du uns mit deinen Texten immer wieder in dein Denken & Handeln mitnimmst!!!
    Geistesgestört ist eigentlich nur der blöde Buchsbaumpilz, der deine Bemühungen nicht honoriert und sie am Ende dann auch noch zu Nichte macht...
    Liebe Grüße von Vita,
    die ihren Buchs auch sehr liebt.

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  10. Ich hatte in meinem.Garten ausschließlich selbstgezogenen Buchs. Vor zwei Jahren hat es meine Einfassung und einige Kugeln dahingerafft. Zur gleichen Zeit übrigens auch den Buchs, den ich einem Kollegen vor längerer Zeit aus meinem Bestand geschenkt habe. Alles kaputt! Zwei Kugeln aus dem Baumarkt erfreuen sich dagegen seit einigen Jahren im Topf bester Gesundheit!
    Viele Grüße von Margit

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  11. am besten nicht schneiden oder nur wenn es trocken ist mit der Gartenschere auslichten. die Pflanzen sind bisher nicht erkrankt Frauke

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  12. Ich kann dich da gut verstehen, auch ich kämpfe jedes Jahr, um den Erhalt meiner Buchshecke. Nachdem sie sich im vorletzten Jahr wieder ganz toll erholt hatte, sah sie jetzt seit dem Herbst an manchen Stellen ganz schrecklich aus und ich weiß noch nicht was ich damit machen werde. Ich kann mir meinen kleinen Bauerngarten ohne Buchshecke nicht vorstellen, deshalb werde ich wohl auch weiter kämpfen, so lange es irgendwie möglich ist. Ich habe auch festgestellt, dass die Probleme immer nach dem Schneiden anfangen, obwohl ich mich schon an alle Regeln halte.
    Viele Grüße Doris

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  13. Liebe Elke,
    jeder Gärtner, der eigene Buchsbäume mit liebe seit Jahren gepflegt hat, fürchtet jetzt, die gefräßigen Einwanderern aus dem Osten im eigenen Garten zu finden. Das kann ich so was von gut verstehen, da ich selbst mit diesem Gefühl zu kämpfen habe. Es gibt verschiedene Vorschläge von Hobbygärtner. Interessant fand ich einen Vorschlag: Mit einem harten Wasserstrahl aus dem Gartenschlauch die Eier oder befallene Raupen wegspülen, dann bestäubt man die Blätter mit Gesteinsmehl. Die Raupen sollten den Fraß einstellen.
    Liebe Grüße
    Loretta

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  14. Beautiful photos, Elke! Thank you so much for sharing.

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  15. Ich mag trotz allem Buchsbaum noch immer, mir ist die Problematik bekannt , und ich würde trauern, wenn meinen Kugeln und Hecken geopfert werden müssen. Deine Fotos zeigen, wie schön ein Garten mit diesen kleinen Heckchen aussieht, weil sie Struktur geben..
    Aber ich mag es, wenn Bloggerinnen auch ihr Gärterinnenleid und ihren Ärger teilen und zeigen...thanks for sharing!
    Wie ich bei Besuchen in der Buchsbaumsammlung in Iden erfuhr, sind bestimmte Buchsbaumarten weniger resistent gegen den Pilz als andere. In meinem Garten stehen zwanzig Jahre alte B. arborea-Arten,die bisher auch gesund geblieben sind...obwohl Pilzkrankheiten an anderen Pflanzen durchaus ein Problem sind im luftfeuchten Fließtalgarten ( Rosen,Tomaten)sind . Und als Biologin weißt du ja , dass Pilze Feuchtigkeit lieben . Auch ich war 'geisteskrank' als ich mit Braunfäule befallene Tomatenpflanzen meinte über den Kompost entsorgen zu müssen. Seit dieser Zeit muss ich auf Tomaten verzichten...die Sporen...die Sporen..
    B. arborescens ist wesentlich wüchsiger als z. B. der für Formschnitt gebräuchlichere Buxus sempervirens „Suffruticosa". Und wächst mir langsam über den Kopf, jedenfalls was die Hecken betrifft.
    Gut, finde ich auch, dass du gar nicht auf den Gedanken kommst mit Fungiziden arbeiten zu müssen, wie das beispielsweise auf der Seite der B.gesellschaft thematisiert wird:
    http://www.deutsche-buchsbaumgesellschaft.de/pdf/Cylindrocladium2008.pdf
    So bleibt nur Trauerarbeit zu leisten ;-) und sich nach Alternativen umzusehen. Ich trauere auch um meine Tomaten-Vielfalt im Garten, die ich anfangs noch hatte.
    Liebe Grüße
    Sigun/Sisah

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  16. Wir machen mal alle solche Fehler. Der Buchs ist für mich von gestern, hier ist er noch gesund, momentan. Aber sollte es anfangen, kommt ein Container und alles kommt raus. Ich hab das schon meinen Helferlein gesagt. Dann werde ich zackig eine neue Lösung finden. Etwas Altes geht, etwas Neues kommt. Wie immer.

    Sigrun

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  17. Liebe Elke, alle unsere Buchse leiden unter dem Zünsler. Er war von heute auf morgen plötzlich da. Im Frühling werden wir die Pflanzen auch entsorgen, da er auch in der Nachbarschaft bitterlich wütet.

    Lg kathrin

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  18. Liebe Elke,
    ich habe mir aus Buchsstecklingen eine kleien Beetumpflanzung gepflanzt. Als alle um mich herum über den Zünzler klagten war meine kleine Hecke immer noch prächtig. Dann von einem Tag auf den anderen war alles kahl gefressen.
    Ich werde es im Frühjahr noch mal versuchen, wenn das nicht klappt werde ich mein Beet anders einfassen.
    Liebe Grüße
    Silke

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  19. Hallo Elke,
    wenn ich deinen Post und darunter die Kommentare lese, dann bekomme ich es mal wieder mit der Angst zu tun. Ich habe eine mächtige, übermannshohe Buchshecke und verschiedene alte Kugeln und Kegel. Alles wirkt sehr gesund und wüchsig. Aber ständig fürchte ich, dass das schnell anders aussehen könnte. Ein Gärtner meinte, der zugige Standort der Pflanzen verhindere den Pilzbefall, weil die Hecke schnell abtrocknen kann. Ich hoffe, er hat Recht.
    Herzliche Grüße,
    Anette

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  20. Danke für den Tipp mit den Erlenzeisigen. Ich habe den Namen der hübschen kleinen Vögel gleich auf meinem Blog berichtigt.
    Lieben Dank, Anette

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  21. Liebe Elke,
    mir tut es in der Seele weh,
    dass so viele Buchsanpflanzungen kaputt gehen.
    Für mich gehört Buchs einfach zur Gartengeschichte.
    Und ich liebe diese formalen Elemente im sonst
    eher wuscheligem Garten.
    Habe auch große Angst, dass es unseren erwischt.
    Bis jetzt hatte ich Glück. Ich glaub ich würde
    weinen, wenn ich ihn verlieren würde, meinen Buchs.
    LG Urte

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