Samstag, 30. September 2017

Übersee-Unkraut

Viele von euch reisen ja gern auf die Insel, um sich englische Gärten oder auch mal schottische anzuschauen. Die sind ja auch wirklich beeindruckend, aber irgendwie denke ich mir dabei immer: Kunststück, liebe Inselgärtner, muss ja auch alles nicht so winterhart sein, und auch die nicht ganz so Harten kommen in den Garten. Möchte man das Ganze nachmachen, wird das nicht immer klappen mit den ganzen floralen Weicheiern.

Weil die ganz große Insel namens Amerika, und hier natürlich ganz besonders der frostgeplagte Norden, eher Gärten zeigt, die auf unsere Breiten übertragbar sind, fasziniert mich das. Das Gärtnern mit Einjährigen im großen Stil wird aber auch gern praktiziert, vor allem in Parks. Hinzu kommt noch die Straßenrandflora, die so neu für europäische Augen ist - und eben auch frosthart bis zum Geht-nicht-mehr. Schöne neue Welt.





Und eben diese Highway-Begleit-Pflanzen lassen unsereinen vor Neid erblassen, wovon ich mich in Nova Scotia, Kanada, überzeugen konnte. Es gibt Astern in allen Schattierungen, dazu Perlkörbchen (Anaphalis), Nachtkerzen, Seidenpflanzen und im Frühjahr natürlich Lupinen.


Astern wachsen an der Küste genauso wie in Vorgärten.






Ich würde hier nie mehr Unkraut jäten, bis ich mir sicher bin, keine arme Aster zu ermorden. Sie wachsen wie Unkraut selbst aus Pflasterfugen, gleich neben den altbekannten Plagen der alten Welt, wie Giersch, Gänsedistel oder Löwenzahn.




Und wer ist auch wieder mit dabei? Der Distelfalter, und zwar kein Geringerer als unser alter Wanderfreund. Es ist tatsächlich dieselbe Art, Vanessa cardui, hüben wie drüben. Und sie schwärmen für Astern. Dieses Jahr ist ein ungewöhnlich gutes Jahr für Distelfalter, in großen Schwärmen sind sie nordwärts bis Alberta gewandert wie seit mindestens einer Dekade nicht mehr. Von diesem Masseneinflug konnte ich mich in den Historic Gardens von Annapolis Royal überzeugen - kaum ein anderer Schmetterling war zu sehen, es waren hunderte.
 

Ich hätte ihn fast übersehen, den einzigen Amerikanischen Distelfalter (Vanessa virginiensis), erkennbar an den zwei großen Augen auf der Flügelunterseite:

Auch unser Admiral ist in Übersee zuhause:

In kanadischen Gärten gibt es zwar auch die bei uns beliebten Pflanzen wie Hosta und Geranien, aber man sieht auch oft Astern gepflanzt, manchmal zusammen mit Seidenpflanzen.


Vielleicht mag die ja auch der Biber nicht? Diese bei uns nicht alltägliche Gartenplage kann über Nacht schon mal einen Apfelbaum fällen und übernimmt die fachmännische Entsorgung des ganzen Grünschnitts gleich mit. Die dicken Nager verspeisen als Nachtisch gern Hosta, Fliederbüsche und Geranien (mir ist da auch schon eine neue Buchidee eingefallen: "Gärnern für Biber", eine Fortsetzung wird "Gärtnern für Stachelschweine" heißen, die haben nämlich ein Faible für Himbeeren). Also sind Neuwelt-Astern vielleicht doch die bessere Wahl? Die wachsen nämlich nicht nur am Straßenrand, sondern auch am Seeufer oder mitten im Wald, wo die Biber sie nicht flächendeckend wegfressen.


Diese schattenliebende Art aus dem Wald, die auch Trockenheit gut verträgt, ist eine Aster acuminatus oder Oclemena acuminata, und hat nur ganz wenige Blüten:



Dieses entzückende Gewächs ist eine Waagerechte Herbstaster (Aster lateriflorus, syn. Symphyotrichum laterifolius) und wächst wie Unkraut aus Pflasterfugen oder am Wegesrand:


  Hübsch und ganz schön stattlich ist die weiße Dolden-Aster (Aster umbellatus):



Für jede Lebenslage also die passende heimische Pflanze. Zumindest, wenn man in Kanada wohnt. Die Kanadier haben es wirklich gut und die weltbeste Spontanflora. Und wissen es vielleicht noch nicht mal, wer weiß? Ich bin immer noch neidisch.









...und hier noch ein paar kanadische Süßigkeiten: Rothörnchen beim Verspeisen der Zapfen der Hemlocktanne. Diese relativ kleinen Hörnchen verraten sich immer ganz schnell durch ihren grillen- oder zikadenartigen Warnruf, den man bald zuzuordnen lernt. Der kleine Schreihals ist meist nicht weit.



19 Kommentare:

  1. Ich bin entzückt...nein, begeistert!! Ich kann mich an Astern kaum satt sehen...in ihrer unendlichen Vielfalt - kurz: ein Traum!!Schöne Fotos <3

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  2. Nova Scotia, auf dieser insel so feines blumen, die astern die spontan wachsen sehen wie kleine sterne die den herbst aufhellen * das eichhörche sieht sehr hübsch aus mit ihrem weissen bäuchlein !
    liebe grüsse

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  3. Was für schöne und sooo süße Fotos von den Rothörnchen :)Astern sind im Herbst aus dem Garten einfach nicht wegzudenken.
    Liebe Grüße, Petra

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  4. Liebe Elke,
    mir war nicht bekannt, dass Astern in Kanada am Straßenrand und auch mitten im Wald wachsen. Wie schön muss das sein. Die Bilder mit Astern und roten Hagebutten gefallen mir besonderes gut. Die Rothörnchen sehen richtig süß aus.
    Ein schönes Wochenende und viele Grüße
    Loretta

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  5. Wilde Astern? Ich bin begeistert! Ich mag die total gerne und kann mir nur gut vorstellen wie toll das sein muss, sie sogar am Straßenrand zu entdecken. Wunderschöne Aufnahmen hast Du uns da mitgebracht, ich hoffe Du hattest eine schöne Zeit dort.

    Liebe Grüße ❤︎
    Monika

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  6. Das Eichhörnchen hats mir echt angetan. Tolle Aufnahmen. LG Elisabeth

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  7. Keine Ahnung, bei mir haben Astern ganz gerne irgendein Schimmelpilz.... Rafft jedes Jahr alles hin. Und da ich darauf nicht immer Lust habe, gibt es keine Astern mehr. Vielleicht sollte ich doch auswandern? Auch wegen den niedlichen Hörnchen
    Herzlichst
    yase

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  8. Die Astern sind einfach toll! Und bei mir wollen sie nicht so richtig! Im alten Garten hab ich jetzt eine, die sich ganz gut macht. Ich weiß nicht mal mehr, ob ich die gepflanzt habe oder ob sie sich einfach angesiedelt hat!
    Aber egal, Hauptsache, sie fühlt sich wohl!
    Viele Grüße von
    Margit

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  9. Das ist ja interessant mit den wilden Astern und all den anderen Pflanzen, die du uns "mitgebracht" hast... und der panaschierte Giersch wächst in den Pflasterfugen. Ich hege und pflege meinen, damit er sich bei mir in den Pötten wohlfühlt.
    Danke für deinen Reisebericht -
    lieben Gruß, Marita

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  10. Was die Astern betrifft, bin ich gepalten.
    Schön sind sie ja, aber einmal im Staudenbeet, übernehmen sie schon arg die Oberhand, und drängeln anderes zurück.
    Also...kommt darauf an, wo.
    Herbstliche Grüße!
    Gine

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  11. Toller Bericht und ganz tolle Bilder. Un die Wortschöpfung "florale Weicheier" wird mir nicht mehr aus dem Kopf gehen.
    Danke für Deinen kurzweiligen Reisebericht!
    Herzliche Grüße
    Steffi

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  12. So tolle Fotos vom Rothörnchen....ich kenne sie noch gar nicht. Eigentlich hoffe ich, dass unser Gartenhörnchen auch mal so weit zu mir kommt, dass ich es in dieser Größe ablichten kann...;-)
    Die Astern sind alle ein Traum...hoffentlich konntest du etwas exportieren von der robusten nordamerikanischen Flora? Der amerikanische Distelalter sieht Klasse aus.
    LG Sigrun

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  13. Super Fotos. Bezüglich der Straßenrandbepflanzung können wir uns noch eine Menge abgucken. In Essen wurden dieses Jahr Grünstreifen mit Stauden und Wildblumen versehen. Die Bewohner sind so angetan davon, dass sie bei der Stadt anrufen und nach der Wildblumenmischung fragen. Das lässt hoffen, dass die Stadtbegrünung einmal gründlich überdacht wird.

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  14. Hallo Elke, viele schöne Dinge hier zu sehen.
    Die Gänseblümchen sind sehr schön.
    Ich liebte die Bilder.
    Guten Oktobermonat.
    janicce

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  15. Liebe Elke, das sind fantastische Bilder! Astern hätte ich auch gerne im Garten, aber sie haben so gut wie keine Chance. Und Du hast vollkommen Recht, englische Gärten sind zwar toll, aber nicht 1:1 auf Mitteleuropa übertragbar.

    LG Kathrin

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  16. Liebe Elke, Kanada habe ich auch schon besucht und spontan lieben gelernt. Allerdings habe ich mich überwiegend in Naturparks aufgehalten, sodass ich mit den Gärten nicht vertraut bin. Fasziniert war ich vom Kolibri, welcher uns beim Frühstück Gesellschaft leistete und sich an einer Blüte neben unserem Tisch versorgte! Astern scheinen wirklich allerhand mitzumachen, das muss ich mir merken ... LG Marion

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  17. Hallo Elke,
    ich bin ja auch eine die immer auf die Strassenrandbepflanzung guckt. Astern sieht man da natürlich bei uns nicht. Aber es gefällt mir natürlich sehr gut. Bei uns hier sind im Frühsommer die Autobahnränder immer voller violetter Lupinnen. Auch sehr schön. VIelen Dank auch für die schönen Bilder von der IGA. Leider haben wir es nicht geschafft dorthin zu kommen in diesem Jahr. Aber die Gärten von Marzahn stehen auch noch auf meiner Liste.
    LG Dagmar
    LG Dagmar

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  18. Liebe Elke,
    eine sehr schöne und informative Berichterstattung von Deiner Reise. Vielen Dank dafür!
    Auf der einen Seite wundert mich die Gleichheit einiger Dinge und dann sind es wieder, die zum Teil doch großen Unterschiede, mit denen sich kanadische GärtnerInnen befassen müssen.
    Man lernt einfach nie aus!
    Alles Liebe
    Heidi

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  19. ein schönes Beweisfoto, dass auch der panaschierte Giersch ausbreitungsfreudig ist - er wird ja gerne als verträglich bezeichnet. Mit starken Nachbarn ist er wohl langsamer unterwegs, aber nicht mehr auch nicht.
    Wunderschöne Asternparade, Aster acuminatus oder Oclemena acuminata kantte ich nicht, gefällt mir sehr. Scheint ähnlich grazil zu wirken wie Gillenia!?

    Liebe Grüsse
    Brigitte

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