Samstag, 23. November 2019

Kohl und Kaffee in Osnabrück

"Schokolade ist Gottes Antwort auf Brokkoli." las ich neulich irgendwo. Ich gebe zu, dass ich so etwas freimütig über Rosenkohl sagen würde, aber andere Kohlgewächse sind doch gar nicht so schlimm, wenn sie nicht völlig zerkocht serviert werden.

Und als Pflanze ist alles aus der Gattung Brassica einfach nett anzuschauen. Dass es sogar Kohlgewächse mit Glamour-Faktor gibt, konnte ich vor ein paar Wochen im botanischen Garten Osnabrück feststellen. Melanie von Kistengrün und ich hatten uns auf halbem Wege zwischen unseren Wohnorten getroffen, um eine herbstliche Garten-Expedition zu machen. Schon der Weg vom Bahnhof zum botanischen Garten hatte etwas abenteuerliches, ganz ohne Hilfe hätten wir ihn wohl erst nachmittags gefunden. Zum Glück hatte Melanie einen mobilen Wegweiser dabei, den sie befragen konnte, während ich so fasziniert wie nutzlos den Feuerwanzen bei der Erstbesteigung des Universitäts-Wegweisers zugeschaut habe (die Uni-Karte half beim Finden des Gartens jedenfalls auch nicht weiter, trotz Feuerwanzen, die wie rote Standortkennzeicher über die Karte liefen).

Jedenfalls hatten wir den Garten dann irgendwann gefunden (Eintritt frei). Während schon viel unter dem Frost ins Braune übergegangen war, waren wir beim Anblick des Gemüsegartens ganz gebannt von der Farbenpracht, die hauptsächlich durch Kohl und Verwandte veranstaltet wurde.








Der penetrante Gammel-Kohl-Geruch kam jedenfalls von der Kapuzinerkresse am Zaun, die halb vom Frost dahingerafft war. Die Kohlgewächse waren dagegen völlig geruchlos und äußerst fit.




Ist das hier nicht ein Traum in Pink?


Oder diese großen Dinger, wahre Prachtkerle von Rotkohl:




Auch der Palm- und der Grünkohl ließen keine Wünsche offen.





Die Raupen vom Großen Kohlweißling waren überraschend spät noch auf einer Pflanze zu finden und verständlicherweise etwas träge bei dem kalten Wetter. Aber sie lebten und hatten großes Glück, dass ihre Mutter die Eier nicht auf die temperaturempfindliche Kapuzinerkresse gelegt hatte, sondern auf einen standhaften Kohl. Gute Wahl!




Sojabohnen, Kichererbsen und Süßlupinen (von links nach rechts) zeigten ihre Früchte und wirkten auch noch ganz fit.


Im Beet nebenan leuchteten Fette Henne und Gräser im Herbstlicht um die Wette. Die Blätter der Kugeldisteln saßen mittendrin wie schwarze Scherenschnitte. Sowas sollte man sich viel öfter bei der Gestaltung von Gärten zunutze machen, um einen Winteraspekt zu schaffen.




Die Mispel hatte schöne Früchte, die eifrig von Schwebfliegen und Wespen besucht wurden - statt Blumen! Die Früchte waren anscheinend gerissen und so trat süßer Saft aus.



Das Tropenhaus war leider geschlossen. Am unteren Eingang lag ein Haufen Schnittgut der tropischen Gewächse. Ich musste schnell dort weg, um nicht einen ganzen Haufen Äste zusammen zu raffen, damit ich zuhause mal wieder neue Zimmerpflanzen ziehen kann, für die eigentlich kein Platz ist.

Lieber weiter zum Osagedorn (Maclura pomifera) aus Nordamerika, der seine lustigen Früchte auf den Boden geworfen hatte.


Auch der naturnahe Steinbruch war leider nicht begehbar, was schade ist. Also haben wir noch ein bisschen die Aussicht vom Alpin-Hügel aus genossen, bevor wir uns zum Quatschen in ein Café gesetzt haben. Es war ein rundum gelungener Tag, auch ohne Brokkoli. Schokolade gab's aber am Ende doch noch...






12 Kommentare:

  1. Ich finde diesen Garten wunderschön. Der bunte Brokkoli und die vielen Kohlsorten sind alle nach meinem Geschmack.
    Denn ich finde Kohl nicht penetrant, wenn er gut zubereitet wird. Rosenkohl wird mit Zwiebeln und Wein geschmort und schmeckt so wirklich lecker.
    Schade, dass Kohl in meinem Garten nicht gedeiht. Alle Versuche in den vergangenen zwölf Jahren mit Palmkohl, Rot- und Weißkohl, Wirsung & Co waren Fehlschläge.
    Ich finde Gräser im Spätherbst wunderschön, vor allem im Gegenlicht.
    Liebe Grüße von Ingrid, der Pfälzerin

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  2. Da hast du aber noch recht viel Buntes auftreiben können, sehr interessant, bei uns sieht es nicht mehr so attraktiv aus. Das Kraut ist gegesen und die Kohlweislingsraupen sind irgendwo im Winterschlaf, machen die einen?? Zum "Grünkohl mit Pinkelwurst" Essen war es wohl noch zu früh für die Jahreszeit? Sonst wäre es das Essen für den Norden gewesen.Liebe Wochenendgrüße
    Edith

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    1. Die Kohlweißlinge überwintern verpuppt. Hoffentlich haben die Raupen das noch rechtzeitig geschafft!
      VG
      Elke

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  3. Das Gemüse ist einfach der Hit! Ich bewundere das besonders, weil bei mir ja das mit dem Gemüse nicht gerade der Brüller ist. Habe kürzlich im Gartencenter noch vorgezogenen und reduzierten Feldsalat ergattert. Ich habe ihn als Ersatz für meinen mehltauverseuchten Feldsalat mitgenommen. Mal sehen...
    Viele Grüße von
    Margit

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  4. Guten Morgen Elke,
    was für wundervolle Aufnahmen und Eindrücke! Zumindest auf Deinen Bildern ist der Kohl perfekt in Szene gesetzt und so könnte ich ihn mir selbst bei uns gefallen lassen - so das Getier uns lässt ;-)
    Mal schauen, ob wir es irgendwann einmal schaffen Wolfgangs Heimatstadt einfach nur so einen Besuch abzustatten, bei dem es nicht nur Verpflichtungen gibt. Im Moment Quält uns immer noch die anstehende Grabgestaltung auf einem vollsonnigen und wenig charmanten Friedhof. Ich gebe zu, dass ich aufgrund der Entfernung und dem 'was die Leute dazu sagen' zu einer mit unterschiedlichen Kies gestalteten Fläche mit wenigen saisonalen Pflanzen tendiere. Lieber wären uns natürlich Stauden und keine einfache Rosen, aber den Versuch hatte Wolfgangs Mutter zu Lebzeiten schnell wieder entfernt. Das wird gestalterisch schon eine Herausforderung dort im nächsten Frühjahr etwas möglichst pflegeleichtes, dem sich immer mehr wandelnden Klima angepasstes, und der Allgemeinheit genehmes endlich anzulegen. Im Nachhinein bin ich froh, dass wir in den letzten 2 Jahren nicht dazu gekommen sind die ca. 2qm umzugestalten. Denn nach den beiden heißen und so trockenen Sommern ist auch in der Grabgestalung ein Umdenken erforderlich …

    Und wenn Du noch vor wenigen Wochen in OS Raupen am Kohl gesehen hast, dann ist in Gärten wohl auch so einiges im Umbruch. Da wird wahrscheinlich nicht nur der Buchsbaumzünsler noch so manche Generation im Laufe eines Jahres in die Welt setzen … Dein Weißklee im Topf scheint übrigens auch schon wieder einen gefräßigen Bewohner zu haben ;-( Von daher wären Varianten von Kohl bei uns im Garten wahrscheinlich doch keine gute Idee. Aber sie machen wirklich eine gute Figur am Zaun - nicht nur die verschiedenen Formen - auch die Farben sind eine Bereicherung im Herbstgarten!
    LG Silke

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  5. Guten Morgen Elke,
    richtige Schönheiten sind die violetten Kohlköpfe ... ich mag sie alle, den Grünkohl allerdings erst in den letzten Jahren. Gestern hat der Hausherr noch panierte Kohlrabischeiben zubereitet, so lecker.
    Der bot. Garten ist sicher ein lohnenswertes Ziel, wenn wir mal in OS sind, denn die Gartenansichten sind ebenfalls vielversprechend. Auch morbide vergängliche Gartenansichten finde ich wunderschön.
    Lieben Gruß und hab einen feinen Sonntag, Marita

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  6. Hallo Elke,
    Wow! So viele schöne Bilder aus dem Herbstgarten! Die Kohlbeete gefallen mir besonders gut. Rosenkohl steht auf meiner Wunschliste für 2020.
    LG Eva

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  7. So ein schöner Herbstgarten noch.
    Kohl kann echt hübsch aussehen :-)
    Viele Grüße Urte

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  8. Ich liebe Botanische Gärten :-)
    Tolle Bilder und wie immer ein spannender Bericht!
    Herzliche Grüße von Renate

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  9. prachtvoller garten so eine vielfallt von Kohlarten ! sind schön und ausserdem wertvoll für herbst und winter menu * und auch für die schönheit : habe hier einige "choux d'ornement" die seit mehrere jahre weiterwachsen mit erstaunliche verwandlungen :)
    liebe grüsse
    mo

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  10. Liebe Elke,
    ist es eigentlich ein Problem wenn man Schokolade UND Brokkoli mag?
    Mit Kohl im Garten habe ich kein besonders glückliches Händchen. Damit mache ich nur Kohlweißlingen und Weißfliegen eine Freude. Dabei hätte ich sehr gerne Rotkohl und ja - auch Brokkoli im Garten. Naja, man kann nicht alles haben.
    Sehr schöne Herbstbilder hast Du da, vielen Dank.
    Liebe Grüße,
    Krümel

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  11. osagedorn ueberlebt bei uns nur grad so, die machen weder blueten noch fruechte:( aber wenn du rosenkohl gekocht so garnicht magst, teste ihn doch mal in stirfry, nur ganz kurz angebraten! schmeckt ganz anders und riecht auch garnicht kohlig.... wie gut, dass ich alle gemuese mag, wenn auch nicht alle gleich gut hier wachsen (grosse koepfe haben die schnecken leider zum fressen gern - von innen gerne mal, was einen grossen baeh-effekt beim aufschneiden zur folge hat:()

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