Samstag, 4. April 2020

Verfrorenes und Unverfrorenes

Blauer Himmel am Tag, weißer Raureif in der Nacht - so hatte man sich das sonnige Frühjahrswetter jetzt aber mal nicht gedacht. Nicht nur ein bisschen Frost, nein, es musste ja gleich so kalt sein wie wie den ganzen Winter nicht.




Und so habe ich abends immer alles warm eingepackt. Die Busch-Malve hat einen Kaffee-Sack übergestülpt bekommen, was gar nicht so einfach war, ohne Äste abzubrechen.


Der Goldlack, der diese Temperaturen auch nicht unbedingt schätzt und manchmal alles klaglos übersteht und manchmal Matsche ist, hat ein altes himmelblaues Bettlaken als Decke übergeworfen, passend zum wolkenlosen Himmel. Nur saugt sich so ein Laken gerne voll und wird sehr schwer, der Goldlack war danach ein bisschen geplättet.



Die Tulpen legen sich nieder, ducken sich vor der Kälte und hoffen auf wärmeres Wetter. Im Gegensatz zu den Hyazinthen kommen sie tagsüber auch wieder hoch. Die Hyazinthen dagegen ergeben sich der Schwerkraft und bleiben einfach unten, sicher ist sicher.




Bei manchen flächendeckenden Pflanzen fällt jetzt ein seltsames Phänomen auf: Mitten im Bestand oder auch mal am Rand sind einige Blätter zermatscht. Da heißt es ja immer, bei großer Kälte friert man sich den Arsch ab, aber ich glaube, diesen Pflanzen hat ein Arsch die Blätter abgefroren, vorzugsweise in der Nacht, wenn kleine Raubtiere unterwegs sind und sich auch mal hinsetzen müssen. Was gefrorenes Blattwerk nämlich gar nicht verträgt, ist plötzlich und zu schnell erwärmt zu werden. Davon erholen sich die Zellen nicht mehr und platzen, zurück bleibt grüne Matsche. Auch mechanische Belastung verträgt das Laub in diesem fragilen Zustand nicht.

Hier bei den Polster-Glockenblumen hat entweder eine Katze oder der Marder die Pfoten drin gehabt, das ist genau die übliche Absprungstelle. Zurück bleibt eine Spur der Verwüstung:





Auf dem Bärlauch hier muss in der kalten Nacht oder früh morgens jemand gesessen haben, ein kleiner Fellhintern womöglich.


Eigentlich sollte das so aussehen, wenn der Bärlauch wieder auftaut:


Die Herbst-Anemone ist ganz ohne tierische Einwirkung verfroren, hoffentlich hält sie durch:



Auch andere Tiere beteiligen sich derzeit als Gärtner. Das Kohlmeisenweibchen ist mit dem Holz vor ihrer Tür nicht einverstanden und zerhackt manisch die Äste des Zierapfels vor dem Nistkasten, damit er bloß nicht mehr austreibt. Das macht Frau Meise mit einer Vehemenz und Akribie, dass man sie schon zum Psychiater schicken möchte. Anscheinend ist ihr der Anflug zum Kasten mit den ganzen querwachsenden Ästen zu mühsam, da muss man eben selber Kneifzange spielen und die Rinde so lange entfernen, bis da wenigstens keine lästigen Blätter mehr wachsen.


Hier das Ergebnis, ein an der Spitze entrindeter Ast:



Wenn sie nicht am Zierapfel zerrt, zieht sie Fasern aus dem Kartoffelsack oder betätigt sich immerhin als kleinster Vertikutierer der Welt und zupft Moos fürs Nest aus dem Rasen.




Dem Männchen ist der ganze Aufwand herzlich egal. Frauen sind vielleicht auch bei Kohlmeisen praktischer veranlagt.

Irgendwann erbarme ich mich mal und schneide den Ast des Anstoßes einfach ab. Nur bitte nicht mehr bei Frost in die Pflanzen setzen, liebe Tiere.

16 Kommentare:

  1. Hallo Elke
    ja diese Meisen sind wirklich rabiat. Letztes Jahr hat eine bei uns unterm Dach einfach das Blendholz kurz und klein gehackt, dass sie besser unters Dach kommt. Vielleicht war ihr Vater ja aber auch ein Specht, wer weiss das schon. Nun haben wir ein neues Dach und jetzt kann niemand mehr drunter brüten. Ich bin da ziemlich zerrissen mit meiner Meinung. Einerseits finde ich es total dumm, dass ich ihnen und den Spatzen nun den Wohnraum nahm. Andererseits bin ich froh, dass von Frühjahr bis Sommer nicht unentwegt halb gar gekochte und noch halb lebendige, nackte Jungvögel vor dem Haus liegen. Unter den Ziegel, wo sie nisteten, wurde es natürlich gerade bei den Temeperaturen der letzten Jahre, unvorstellbar heiß. Das haben sie nicht ausgehalten und so warfen die Eltern ihr Ergebnis der ganzen Mühen mit Nestbau und Brut einfach zum Dach runter, bis sie unten gar vertrockneten oder gefresssen wurden.All das Leid ist jetzt eben auch nicht mehr da. Ich hatte fest vor, den Volker einen Spatzennistkasten (kolonie) bauen zu lassen. Nun kam dieses Frühjahr gerade so viel dazwischen, dass es nicht klappte. Aber ich habe einen beim NABU bestellt. Vielleicht für die 2. Brut im Jahr. Die Meisen sind in ihren 2 Nistkästen im Apfelbaum fleißig am Bauen. Die Amsel versucht es im Carport, das Nest rutscht aber dauernd runter und landet am Boden. Vielleicht wohnt auch wieder jemand im Haselnußbaum. Mal sehen. Jedenfalls ist das mti den Nistkästen nun auf Herbst für nächstes Jahr verschoben.
    Dann mal ab jetzt, wie vorhergesagt, frostfreie Nächte. Auf die hofe ich auch. Schönes Wochenende und viel Gesundheit allüberall wünscht der Achim

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Achim,
      ja, die hämmern alles kurz und klein. Die Kohlmeisen versuchen auch, das Loch vom Holzbetonnistkasten größer zu hämmern, aber da beißen sie auf Granit. Stattdessen wird der Apfel zerhackt. Gestern fielen auch noch die Spatzen ein und haben zusammen mit den Grünlingen Apfelknospen verspeist. Hoffentlich bleiben welche übrig.
      Unter den Dachziegeln wird es bei diesen Hitzesommern auf jeden Fall zu heiß. Ein luftiger Nistkasten im Schatten der Dachtraufe wäre bestimmt eine gute Idee. Ich bin gespannt, ob dein bestellter Nistkasten Bewohner findet.
      VG
      Elke

      Löschen
  2. Hallo Elke,
    die frostigen Nächte haben den Zwiebelblühern hier nicht nennenswert geschadet, die Tulpen richteten sich im Laufe des Tages immer wieder auf. Einzig die ausgetriebenen Hortensienblätter weisen Frostschäden auf...ich hoffe sie kommen dennoch zur Blüte. Heute geht es wieder in den Garten, es gibt noch einiges zu tun.
    Einen sonnigen Samstag und eine gesunde neue Woche für dich, Marita

    AntwortenLöschen
  3. danke für deine schönen Bilder und die klein Vogelgeschichte! Nun schau ich gleich den Goldlack an, doch bisher hielt er die Frosttage aus, selbst der Rittersporn war heute wieder grün, eher fürchte ich um den Rosmarin, der mag Frühlingsfröste überhaupt nicht.
    lg aus dem Norden von Frauke

    AntwortenLöschen
  4. Ich glaube, du hast dich bei der Bestimmung der Meise vertan. Es ist eine Bartmeise!!!! ;-))

    Gestern habe ich zum ersten Mal mit Lust gegärtnert, weil es nicht mehr so kalt war.

    Angy

    AntwortenLöschen
  5. Beautiful are your photos that you have taken!

    AntwortenLöschen
  6. Was es bei uns an Blüten genommen hat, sind viele Obstblüten, als da sind z.T. Kirschen, Pfirsich und Birnenblüten, wir sahen es beim Radln, es wird hoffentlich noch einiges geben. So schön es auch ist frühe Blüten bewundern zu können, so schwebt dann immer die Sorge in der Luft: Wirds noch was geben? Bei mir im Garten sehe ich auch oft solche Tierbalzspuren, sehr stark, wenn die Igel ihren Frühlingsgefühlen freien Lauf lassen, da liegen dann etliche Blumen platt am Boden. Aber ich freue mich dennoch über die Igel im Garten, wer hat denn noch welche im Garten? So kneife ich eben manchmal beide Augen zu. Kurze Bemerkung zu "Anonym" es sind garantiert Kohlmeisen.
    Dir eine schöne Woche, es soll warm werden,
    liebe Grüße
    Edith

    AntwortenLöschen
  7. Ja, der Frost war nicht unbedingt nötig. Yucca und Drachenbaum sehen ziemlich mitgenommen aus. Wir hatten sie erst wenige Tage vorher draußen eingegraben. Ausgraben war zu umständlich, und die schnell übergeworfenen Säcke haben leider nicht gereicht. Ich hoffe sie treiben neu aus. Deine militante Handwerkermeise ist ja wohl der Klopper (im Wortsinn). Ich hoffe sie hat sich inzwischen eingekriegt und brütet einfach.
    Viele Grüße
    Claudia

    AntwortenLöschen
  8. Ja, schade, die frisch ausgetrieben en Blätter der Hortensien und der Fuchsia magellanica sowie einige Blätter an den Rosen sind erfroren. Mal sehen, wie es weitergeht.
    Grüße aus Krefeld von Ute

    AntwortenLöschen
  9. Au weia liebe Elke,
    ich hoffe aber, für dieses Jahr ist der Frost-Spuk vorbei (wobei ...)
    Witzig wie immer Dein Beitrag! Immer ein Vergnügen bei Dir vorbei zu schauen!
    Alles Gute und bis bald wieder
    Renate

    AntwortenLöschen
  10. Es gab nochmal ziemlich kalten Nächte in letzter Zeit. Ich hoffe, dass mir mein Oleander und meine Geranien, die ich schon nach draußen gestellt hatte, diese Aktion verzeihen werden. Ich hatte sie zwar abgedeckt, aber selbst das hat wohl bei der Kälte nicht so viel genutzt.
    Mal sehen...
    Viele Grüße von
    Margit

    AntwortenLöschen
  11. Liebe Elke,
    ja, auch bei uns hier war es jetzt deutlich kälter/ frostiger als im eigentlichen Winter...Meine Hortensien waren schon so schön weit...jetzt sehen sie sehr jämmerlich aus...was das wohl dieses Jahr mit ihnen werden wird?! Und die Hyazinthen tun es den Deinen gleich, sie haben sich weggeduckt und verharren genau in der Stellung...so ganz nach dem Motto: sicher ist sicher!
    Hoffentlich war´s das jetzt mit den frostigen Nächten!
    Ich wünsche Dir jedenfalls einen schönen Frühling u n d bleibe gesund!
    Alles Liebe
    Heidi

    AntwortenLöschen
  12. So kalt war es bei uns, glaube ich, nicht, höchstens gefühlt. Und heute hatten wir fast schon Sommerwetter, so dass ich in kurzer Shorts in den Garten konnte.
    Mein Goldlack steht den ganzen Winter über immer ungeschützt und blühte sogar manchen Winter durch.
    Ah, deswegen lagen meine Tulpen wohl auch flach. Allerdings haben wir auch Wühlmäuse. Die durch sie "behandelten" Tulpen konnten wir heute einfach aus dem Boden ziehen ;-( Katzen suchen unseren Garten schon länger nicht mehr auf.
    Blätter meiner Japan-Anemonen sehen auch ein wenig mitgenommen aus, sie wachsen aber munter weiter, wie ich heute gesehen habe.

    Liebe Grüße
    Sara

    AntwortenLöschen
  13. Liebe Elke,
    wo habt ihr denn den Frost noch her? Irgendeiner schreit doch immer "hier"! :-) Wobei: das Problem mit den Hyazinthen hab ich auch. Es muss nicht mal Frost haben - die Damen sind auch schon mit Temperaturen um die Null nicht mehr zum Aufstehen zu bewegen. Die Meisenbilder sind wieder allerliebst! Unser Balkon-Deko-Nistkasten ist auch wieder belegt und wird schon rege mit Frischfutter angeflogen. "Sie" schimpft immer so lange, bis wir den Balkon verlassen, "ihm" ist das egal: im Sturzflug zum Nachwuchs - egal wer sich gerade auf dem Balkon tummelt.
    Ich wünsch Dir ein schönes Osterfest und bleib bitte gesund!
    Liebe Grüße,
    Krümel

    AntwortenLöschen
  14. Liebe Elke,
    oje, da hat sich dann aber jemnd einen ganz schön kalten Ar.. geholt ;-)
    Aber der Nachtfrost in der vorletzten Woche war wirklich oll.
    Und ihm ist hier auch einiges zum Opfer gefallen.
    Ein wunderschönes Osterfest wünsche ich dir
    und deinen Lieben! Viele Grüße von der Urte
    und bleibt gesund!

    AntwortenLöschen
  15. Hallo Elke,
    da haben wir wohl alle unsere Schäden davongetragen! Da ich keinerlei Schutzmaßnahmen in Punkto Frost unternommen habe, was auch schwierig gewesen wäre bei meinen doch stellenweise riesigen Pflanzen. Die Hortensien sehen aus als wurden sie nie mehr austreiben wollen und meine Uralte Glyzinie, die gefühlt 3 Milliarden Blütenansätze hatte, alles Vertrocknet! Entweder hat sie die Schwankungen, Frost- Hitze, nicht verkraftet oder ein anderer Defekt hat ihr den Super Auftritt versaut! Hoffentlich hat sie nicht komplett das Zeitliche gesegnet und treibt Blätter nach. Sowas habe ich noch nie erlebt und hoffe für uns Gartenmenschen das die Schäden wieder reparabel sind.
    LG...Stephanie

    AntwortenLöschen

Mit der Nutzung der Kommentarfunktion erklärst Du Dich mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch diese Website einverstanden.