Samstag, 10. Juli 2021

Der Goldstandard für Bienen

Bei manchen Pflanzen fragt man sich, ob das noch der Grüne Daumen ist oder schon eine Unverschämtheit. Einige Kandidaten machen sich so ungebührlich breit, dass man das ganze grüne Gewuchere schon als Ausnutzen unserer Gastfreundschaft bezeichnen kann. Sowas spricht sich auch schnell herum und schon muss man Ableger so einer Pflanze wie sauer Bier anpreisen, denn ihr Ruf eilt ihr schneller voraus als ihre Ausläufer.

Zu diesen berüchtigten Gewächsen gehört so ziemlich alles, was auf den Namen Lysimachia hört. Die Silbe Mach deutet schon an, dass sie sich mit Schallgeschwindigkeit auszubreiten scheinen. Das winzige Pfennigkraut (Lysimachia nummularia) ist zwar nur wenige Zentimeter hoch, mimt aber gern die Unterschicht im Garten und überzieht den Boden mit seinen Ausläufern. Blüten sind leider selten.

Größer sind die beiden Goldfelberiche, der Gold- (L. punctata) und der Gewöhnliche (L. vulgaris). Wer hat sie nicht als Geschenk zur Gartenerstausstattung bekommen? Über kurz oder lang haben beiden einen ganzen Quadratmeter Garten verschlungen.


Doch in Sachen Biodiversität und Wildbienenschutz sind alle drei Wucherköppe Gold wert! Die Schenkelbienen (Macropis) sind zwingend auf diese Pflanzen angewiesen, ohne sie fehlen sie im Garten - und uns fehlt dann einiges an filmreifer Unterhaltung!



Dazu muss man wissen, dass Goldfelberiche Ölblumen sind, also statt Nektar Öl anbieten, das die Bienen gern tanken, zusammen mit dem Pollen. Das klebrige Gemisch tragen sie an ihren Hinterbeinen zusammen, die sie wie kleine Cowgirls von sich wegspreizen. 

 




Die Männchen tragen passend zum Goldfelberich ein gelbes Gesicht und werden dadurch oft mit Maskenbienen verwechselt, sind aber größer und haariger.


 


Sie umschwärmen die Futterpflanzen, um sich mit den Weibchen zu paaren. Nachts schlafen sie auch an den Blüten und sind dann morgens vom Tau ganz benebelt. Auch die Weibchen übernachten gern in den Blüten und sind echte Langschläfer - in meinem Garten kommt die Sonne nicht vor 8:30 zum Goldfelberich und so lange liegen die Damen auch in den Blüten.

Hier ein Männchen:



Auch zwischendurch sitzen sie immer mal untätig herum.


Da die Felberiche keinen Nektar bieten, die Bienen aber auch Flugbenzin brauchen, müssen sie sich das woanders besorgen. Am liebsten tun sie das - ob Männlein oder Weiblein - an Storchschnabelblüten. Besonders gern wird Sumpf-Storchschnabel besucht, der nicht nur in der Blütenfarbe herrlich zum Gelb der Felberichblüten kontrastiert, sondern auch dieselben Ansprüche an den Boden hat, der nicht zu trocken sein sollte. 

 

 
Man findet sie aber auch an anderen Blüten, wie zum Beispiel Oregano.

Andere Bienen meiden die Blüten, bis auf manche Furchenbienen, vermutlich Lasioglossum calceatum, die sich aber immer viel putzen, wenn sie in der Blüte waren, vermutlich ist das mit dem Öl nicht so ihr Ding.


Den Bienen tut man also einen ganz großen Gefallen, wenn man es mit den Wucherern versucht - obwohl die Farbe Gelb ja leider bei Gartenbesitzern nicht so beliebt ist, aber Bienen sind grundsätzlich eher konservativ.

Paroli kann man den hohen Lysimachia-Arten bieten, indem man mit anderen starkwüchsigen Stauden gegen sie anpflanzt oder sie von einer niedrigen Hecke umgibt. Auch ein Inselbeet im Rasen bietet sehr guten Schutz vor allzu viel Vereinnahmung. Halbschatten und sogar einiges an Schatten und Wurzeldruck (sofern es im Sommer ausreichend regnet) werden vertragen, was die Felberiche auch empfehlenswert für ältere Gärten macht. Zur Verlängerung der Blütezeit, auch für die Bienen, kann man Lysimachia vulgaris und punctata zusammen pflanzen, letzterer beginnt dann mit der Blüte.

Wäre doch schade, wenn die Schenkelbienen bald keine Felberich-Pflanzen mehr finden - gerade in den Städten sind sie auf Gärten angewiesen, da Feuchtgebiete mit großen Beständen dort eher selten sind. Also, holt euch das Gold in den Garten, zum Beispiel, wenn ihr die Pflanze über den Gartenzaun überreicht bekommt - Gold im Wuchern haben sie Stauden zwar, aber denkt nur an den Grünen Daumen und wie so eine Pflanze ihm schmeichelt!

13 Kommentare:

  1. Guten Morgen Elke,
    das ist ja mal ein Plädoyer für den Goldfelberich und natürlich hatte ich ihn zu Beginn meiner Gartenzeit in den Beeten stehen. ;-) Er musste für weniger invasive Stauden weichen. Der Schneefelberich fristet sein Dasein im trockenen Halbschatten, vielleicht sollte ich ihm mal ein neues Plätzchen verschaffen.
    Ich wünsche dir ein feines Wochenende - lieben Gruß, Marita

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  2. Wenn ich den angeboten bekäme, würde ich ihn nehmen. Immer wieder denke ich, der würde sich im gelben Garten gut machen... Ich glaube, ich kauf mir die Pflanze einfach...
    Herzlichst
    yase

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  3. Oh, den finde ich ja so schön... ich würde den sofort nehmen und sein Glück auf dem Balkon versuchen! Sehr interessant die Sache mit dem Öl und den Schenkelbienen, vor allem, dass sie auch Nektarpflanzen brauchen. Bei dir lernt man immer was dazu!
    LG
    Centi

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  4. liebe Elke, wie schön sind die Insekten eingefangen auf dem Photo! Danke dass du soviel Wissen uns vermittelst. Mir war das nicht bekannt. So werde ich meinen Felberich weiterhin gut vom Giersch befreien. Grüße von Frauke

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  5. Hallo Elke,
    Felberiche habe ich keine, Storchschnabel etliche. Ob der Felberich meinen Gaten mag? Mag er trockeno der nass? In diesem Jahr säuft alles ab und fault, weil ich auf trockenheitstolerante Pflanzen umgestellt hatte. Hatte ich normale Stauden sind die immer vertrocknet, bis ich meine Gartenvorstellung änderte und nun dieses Jahr. Toll der Regen, aber der Garten halt wieder ne Null-Nummer. Man gewöht sich dran. Vielleicht fliegt mir mal ein Felbereich zu und gedeiht, dann ists gut, wenn nicht, auch gut.
    Viele Grüße und viel Spass weiter am Bienenstalking, der Achim

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  6. Moin Elke,
    ich stimme Frauke zu, mir gefällt es auch, dass du soviel über die Bienen schreibst. Den Felberich kenne ich gar nicht und habe ihn auch noch nirgends bewusst gesehen. Storchschnabel habe ich auch und ich finds auch immer wieder faszinierend, wie die Bienen in die Blüte, quasi mit Kopfsprung, eintauchen.
    Viele Grüße
    Gabi

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  7. Liebe Elke,
    mir würde der Felberich sehr willkommen sein, bin ich doch dabei, unseren neugewonnen Garten auf "Natur" umzustellen. Gelbe Blumen mag ich sehr, sie strahlen für mich Wärme aus. In einem Rasenteil bin ich dabei, in der Mitte Wildblumen anzusiedeln, klappt bedingt, da brauchts noch etwas Geduld, aber es wird... Auch der Versuch mit einem Permabeet klappt super, die Zucchinis und die Gurken wachsen gut. Deine Bienenberichte verschlinge ich direkt, nur, die einzelnen Arten zu erkennen, da bin ich oft am verzweifeln, das ist für mich äusserst schwer.
    Liebe Grüße
    Edith

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  8. Hallo Elke,
    dann schick mal die Schenkelbienen zu mir! Felberich in allen Lagen sind bei mir zu finden. Was Zuviel wuchert wird einfach rausgerissen. Das schöne ist, das sie wirklich anspruchslos sind und in jeder Ecke ihr bestes geben. Ich habe sie in einem Beet mit Rutenhirse und Allium kombiniert, sieht echt wild aus.
    LG...Stephanie

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  9. Ich habe den Wahnsinn begangen und mir den Schneefelberich in den Garten geholt. Dort hat er sich mit Schallgeschwindigkeit ausgebreitet und alles durchwurzelt, was ihm in den Weg kam. Ich hatte wirklich Mühe, ihn wieder loszuwerden. Storchschnabel kann ich den Schenkelbienen in rauen Mengen anbieten... Felberich müssen sie leider bei den Nachbarn suchen.
    Viele Grüße von
    Margit

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  10. Liebe Elke, 1. vielen Dank für die Vorstellung der Schenkelbienen, tolle Fotos zeigst Du da. 2. Dein Plädoyer für die Felberiche kann ich nur unterstreichen. Viele vergessen eine Kleinigkeit - wenn eine Staude in ihrem Garten wuchert, ist das nicht nur ein Zeichen von Wuchs-Freudigkeit, sondern einfach auch, dass die Schnecken bei diesen Stauden die Nase hochziehen. Mein Garten ist voll von schneckenresistenten Pflanzen (gibt es auch eine Aufstellung auf meiner Website) und wenn man die Wucherer unter ihnen zusammenpflanzt, dann halten sie sich auch gegenseitig in Schach. So und jetzt gehe ich gleich mal raus und halte nach dem Westerngirl Ausschau. Vielen Dank, dass Du Deinen Goldschatz mit uns geteilt hast. Wurzerl

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  11. Hallo Elke,
    tolle Bienenaufnahmen, danke dafür! Du wirst es kaum glauben, der Goldfelberich (hatte ihn früher) hat sich hier nicht wohlgefühlt, weg isser. Dafür kommmt hier der Oregano aus allen Ritzen.
    Viele Grüße
    Karen

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  12. Liebe Elke,
    ich finde es schade, wenn die Leute kein Gelb im Garten wollen.
    Dabei hat man dann sogar an trüben Tagen etwas Sonne im Garten.
    Und wie man sieht die Bienen lieben es :-) Tolle Bilder!
    Viele liebe Grüße von Urte

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  13. Liebe Elke,
    manche Pflanzen wuchern derart, dass ich mich frage, warum sie noch nicht die ganze Erde erobert haben. Ein wenig Bedenken habe ich schon wuchernde Pflanzen, in den Garten zu setzten, die in Schach zu halten ist nicht immer einfach und oft auch mit viel Arbeit verbunden.
    Die Farbe Gelb finde ich im Garten übrigens sehr schön. Wir haben viele gelb blühende Stauden.
    Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

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