Samstag, 20. November 2021

Knutschkugeln am Boden

Letztes Wochenende habe ich mal wieder das Laub vom Rasen gefegt. Das landet auf den Beeten und kommt mir nicht in die Biotonne - und nach genauerem Hinsehen weiß ich jetzt ganz genau, warum: Das Laub hat Augen! 

Ich schaute nämlich nach den Sämlingen vom Einjährigen Silberblatt, ob sie auch noch durch die Laubschicht hindurchwachsen können, und da sah ich plötzlich ein kleines, kugeliges Etwas auf einem braunen Blatt vom Zierapfel, kaum mehr als einen Millimeter groß. War es eine ganz kleine Spinne? War es überhaupt ein Tier? Ich habe es vorsichtig mit dem Finger angestupst - und da hüpfte es so weit weg, wie man es bei der Größe nicht für möglich gehalten hätte - das war ein Springschwanz!

Und das sind echte Olympioniken! Sie treten aber nicht in der Disziplin Kugelstoßen an, sondern als Kugelspringer. Unter dieser Bezeichnung firmieren einige kugelige Springschwanzarten.

In meinem Laub sind also Kugelspringer zuhause! Je länger ich schaute, umso mehr sah ich, ganze Herden hockten in meinem Laub. Ich habe also die Kamera geholt, um diese kleien Mordillo-Figuren mal von ganz Nahem zu sehen. Und weil die Tierchen immer auf dem Sprung sind, habe ich sie angeblitzt.

Diese kleine Boygroup hier, die so nett Modenschau macht, ist eine Bande der Art Bunter Kugelspringer (Dicyrtomina ornata), die ich unter dem Zierapfel aufgestöbert habe. Da seht ihr mal, was im Laub so los ist - eine richtige Fußgängerzone ist das hier mit gelegentlichen Sprungeinlagen!


Und wie hübsch die gezeichnet sind, kein Exemplar gleicht dem anderen, man würde sie immer wiedererkennen mit ihrem Flecktarnmuster in gedeckten Herbstfarben:

 

 


 

Am Hintern haben sie durchsichtige lange Haare, auch die Fühler sind behaart. Unter dem Bauch haben sie ihre Sprunggabel, die Furca. Diese wird bei Gefahr losgelassen und das Tier schnellt in die Luft. Danach muss es neue Energie aufwenden, um die Gabel wieder unterm Bauch einzurasten fürs nächste Mal - ein Blatt vom Apfelbaum als Sprungbrett!

 






 

So klein, wie die Springer sind, mutet manche Situation an wie bei Mission impossible - wird der kleine Kerl die Spinnweben berühren oder darunter hindurch manövrieren?


Springschwänze muss man sich warmhalten, denn sie sind wichtige Humusbildner und sie werden jetzt mit Hochdruck daran arbeiten, die Blätter anzunagen. Da sie verständlicherweise keine großen Beißerchen haben, führen Springschwänze meist zu Fensterfraß an Falllaub.

Asseln und andere größere Tiere besorgen nachher den Rest.



Das Laub der Obstbäume, von Birken, Weiden, Pappeln und anderen leicht verdaulichen Gehölzen gehört also unbedingt in die Beete und nicht in die Tonne. Schaut doch einmal nach mit der Lupe, ob ihr die kleinen Kerlchen auch finden könnt!

12 Kommentare:

  1. Hihi, was hast du denn da wieder für Freds gefunden? Die sehen ja wirklich aus wie von Mordillo! Nette kleine Kerlchen.
    Gesehen habe ich die noch nie (aber ich wusste auch gar nicht, dass es sie überhaupt gibt). An meinem Herbstlaub sitzen glaube ich überwiegend Blattläuse, aber ich werde mir die Sache noch mal genauer anschauen!
    LG
    Centi

    AntwortenLöschen
  2. Oh, von den kleinen Kerlchen habe ich schon gehört und dass man sie sich warm halten sollen, wie du ja schon ganz richtig geschrieben hast. Das Laub hält sich bei mir im Garten in Grenzen, somit bleibt auch alles liegen wo es ist.
    Sehr gut sind dir auch wieder deine Fotos gelungen, klasse. Die Lütten sind bestimmt nicht leicht zu erwischen.
    Viele Grüße
    Gabi

    AntwortenLöschen
  3. Ich habe entweder zu wenig Beete oder zuviel Laub. Ich mach die Beete so voll wie geht, der Rest landet auf meinem Kompost. Da ist einfach zuviel Laub. Mein Garten ist eh der unaufgeräumteste im ganzen Quartier. Aber da müssen die Nachbarn jetzt durch.
    Danke für das interessante Portraiz. Mal schauen, ob die hier nicht schon im Wintetschlaf sind
    Herzlichst
    Yase

    AntwortenLöschen
  4. Danke wie schön du uns die Kreislauf in der Natur sichtbar machst. Auch mein Eichenkaub landet auf den Beeten. Einmal mit dem rasenmäher angenäht wird es zuwunderbarem Humus für Pflanzen und saure Böden. Lg von Frauke

    AntwortenLöschen
  5. Oh, was für tolle Fotos von den kleinen Kerlchen! Ich wusste bis eben noch nichts von diesen nützlichen Tierchen und staune wieder einmal, was sich die Natur so alles hat einfallen lassen - hier eine körpereigene Abschussrampe! Wie gut, dass bei uns das Laub im Garten bleibt und die Springschwänze und ihre Kollegen nicht durch den Laubsauger gehäckselt werden. Ich bin dann mal im Garten und schaue, ob ich sie bei uns auch entdecken kann ...
    Liebe Grüße,
    Susanna

    AntwortenLöschen
  6. Dein heutiger Post macht neugierig auf...Knutschkugeln, welch eine tolle Bezeichnung, liebe Elke. Bewusst habe ich sie noch nicht wahrgenommen, doch dank deiner fantastischen Makros werde ich die Tage mal die Laubabdeckung der Beete auf links drehen und nachschauen. Asseln, ja die sind bekannt.
    Lieben Gruß und ein feines Wochenende wünscht dir Marita

    AntwortenLöschen
  7. Hallo Elke,
    ganz neugierig habe ich deinen Post gelesen, Knutschkugeln?? Was ist denn das nun wieder, dachte ich und musste kräftig lachen. Wer möchte die schon knutschen? Sehr interessant was du über sie zu berichten weißt, gehört habe ich schon mal darüber, aber noch nicht gesehen. Über ihre Körperform habe ich gestaunt, kugelig hätte ich nicht erwartet. Blätter gibt es auch ein paar hier im neuen Garten, die ich auch auf mein Permabeet gestreut habe, da sollte ich dann man schauen gehen.
    Liebe Grüße
    Edith

    AntwortenLöschen
  8. Hallo Elke,
    die Knutschkugeln sind echt niedlich. Da sollte man glatt eine Kinderserie draus machen. So was à la Biene Maja oder Nemo nur diesmal hüpfend.
    Ich glaube, ich krabbel mal mit der Lupe durchs Falllaub. Die will ih live sehen.
    Viele Grüße
    Claudia

    AntwortenLöschen
  9. liebe Elke, wusste eigentlich nichts von den "collemboles" et werde zukünftig das laub am boden etc... besser und besonders von nahe beobachten. das laub war und ist für mein garten sowieso gold wert, also bin ich auf dem richtigen weg. vielen dank für deine erklärende bilder !
    mo

    AntwortenLöschen
  10. Cool, was sich da im Laub tummelt. Muss ich mal nachsehen. Bei mir kommt ja auch alles Laub als Wintermäntelchen in die Beete und unter die Sträucher. Unglaublich, welche Massen ich da unterbringe und wie schnell sich das Laub "auflöst". Mal sehen, ob bei mir auch so fleißige Helferlein unterwegs sind.
    Viele Grüße von
    Margit

    AntwortenLöschen
  11. Hallo Elke,

    Gratulation zu diesen wundervollen Bildern, das sind Kunstwerke! Die Farben die Tierchen das Licht einfach wunderschön, vergrößert und gerahmt wäre angemessen.

    Liebe Grüße Achim

    AntwortenLöschen
  12. Hallo Elke,
    die Kugelspringer sind eine Wucht! Könnte man direkt als Haustiere halten! Sie sehen echt niedlich aus! Ich glaube ich sollte mal meine Laubschichten inspizieren, vielleicht entdecke ich ebenfalls solche interessanten Gestalten.
    LG...Stephanie

    AntwortenLöschen

Mit der Nutzung der Kommentarfunktion erklärst Du Dich mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch diese Website einverstanden.