Letzte Woche hatte ich ja von dem frostigen Wetter berichtet, das so schön überfrorene Pflanzen hergezaubert hat. Eine Woche später war ich im Botanischen Garten Münster und sah dort eine ziemliche Elendsgestalt im systematischen Teil herumstehen. Als Beispiel für eine Pflanze aus der Familie der Rötegewächse (Rubiaceae) war dort ein gar nicht mal so kleiner Kaffeestrauch ausgepflanzt worden. Und dann offenbar vergessen oder er war es nicht wert, vor dem Frost wieder ins Gewächshaus umzuziehen. Ich bin mir sicher, dass er an dem Frostwochenende auch ganz hervorragend ausgesehen hat, aber im Gegensatz zu Ahorn, Geweihbaum, Sägepalme und Co erwacht der danach aber nicht wieder zum Leben. Der ist jetzt hin - selbst ein Cold Brew wird wohl nicht klappen.
Eine hübsche Herbstfärbung ist das hier jedenfalls nicht, denn Coffea arabica ist eigentlich immergrün. Der hier aber nicht mehr, der ist jetzt immerbraun. Seinen zweiten Frühling erlebt der jedenfalls nicht mehr.
Wer meinen Blog schon länger kennt, weiß, dass ich seit fast 20 Jahren Kaffeesträucher im Wohnzimmer kultiviere und mein größter auch schon über 10 Jahre alt ist. Der ist etwa so stattlich wieder der gemeuchelte im Bot. Garten Münster. Daher tut mir das wirklich in der Seele weh, wenn so eine langsam wachsende Nutzpflanze als Opfer dargebracht wird, um den Gott des Frostes milde zu stimmen. Dem Kaffee nützt das nämlich jetzt auch nichts mehr, selbst wenn das klappen sollte.
Der Kürbis hier, der laut Schild keine Melone sein soll, ist auch erfroren, aber sicher gehen die Früchte ja noch.
Dieser schöne Nachtschatten, der gar kein Schild hatte und keine Tomate ist (vielleicht eine Baumtomate?), wurde auch seinem Schicksal überlassen. Man kam sich ein wenig vor wie auf einem Exoten-Friedhof - "Nieder mit den Neophyten!" An denen wurde offenbar ein Exempel statuiert... 😉
Ich vermute aber, dass diese Pflanze hier etwas schneller wieder aus Samen bis zu einer stattlichen Größe heranwächst als der Kaffee. Dahinter hängen große Blätter von einem Tabak wie Waschlappen auf einer Wäscheleine, die eine Staudenstütze ist, herum - auch vom Frost überrascht.
Wenigstens die Kohlpflanzen sahen noch fit und fidel aus:
Der Blick auf den Botanischen Garten von der Anhöhe aus verzeiht fast alles, aber eben nur fast:
Hier ragen ein paar erfrorene Sonnenblumen ins Bild mit dem Schloss im Hintergrund, was aber natürlich nicht schlimm ist:
Das nächste Mal nehme ich auch wieder die große Kamera mit nach Münster, aber ich hatte sie blöderweise zuhause gelassen, weil ich nicht mit Sonne gerechnet hatte. Die war auch kurz nach den paar Fotos wieder weg – konnte sich den toten Kaffee wohl auch nicht lange angucken...






Das hört sich nach ganz viel Jammertal an, eher nicht das, was man sich von einem botanischen Garten vorstellt.
AntwortenLöschenHerzlichst
yase
Zu den vier Jahreszeiten gehört auch der Frost und der Winter. Ich mag auch verweilte und erfrorene Pflanzen. Sie tragen wie die Tomaten oder der Kürbis noch Saaten. Geputzte Gärten mag ich nicht, denn das welke Laub und die Stengel sind Nahrung und auch Unterschlupf für andere. Man kann nicht alles perfekt machen, die Natur hat ihre eigenen Regeln. Oft ist es Zeit oder Personalnot dass rechtzeitige ernte überwintern ermöglicht. Grüße von Frauke
AntwortenLöschenTja, entweder zu wenig Gärtner oder es steckt doch ein für den Besucher nicht erkennbarer Grund dahinter. Jedenfalls hast du dir für den Beitrag eine originelle Überschrift ausgedacht.
AntwortenLöschenLieben Gruß und ein schönes zweites Adventswochenende
Elke
Liebe Elke,
AntwortenLöschenum den Kaffeestrauch ist es natürlich schon schade, aber ansonsten finde ich es nicht dramatisch, wenn nach dem Frost so Einiges erfroren rumhängt. Du bist doch sonst so für unaufgeräumte Gärten ?
Viele Grüße von Inge, bei der die Tomaten auch noch frostschlapp an den Stangen hängen !
Liebe Inge,
Löschenja, grundsätzlich finde ich unaufgeräumte Gärten super, aber bei mehrjährigen tropischen Pflanzen, die aufwendig zu kultivieren sind, finde ich es nicht nachhaltig, sie erfrieren zu lassen. Vielleicht lohnt es bei der Baumtomate wirklich nicht (sie steht ja sogar im Kübel und hätte nur herausgehoben werden müssen - und falls die Früchte essbar sind, sind sie es nach dem Frost nicht mehr), aber beim Kaffee ist es Verschwendung.
Viele Grüße
Elke
Beim Kaffee gebe ich dir Recht. Aber bei den Sonnenblumen kann eine gute Überlegung dahinter stehen: Vogelfutter, das man nur aussät, bei dem sich die Vögel selbst bedienen können.
LöschenDas hatte ich mal für den Schulgarten geplant, ein unterfordertes Kind hat zu Hause Sonnenblumen angezogen, nach den Eisheiligen ins Hochbeet gesetzt und in den großen Pausen (mit meiner Unterstützung) bewässert. Leider hat ein unverschämter Kollege am letzten Schultag alle Sonnenblumen als Geschenk für die Mütter seiner Viertklässler geplündert, natürlich ohne mich zu fragen,....Ich hingegen hatte schon Pläne für den Herbst und den Sonnenblumenkernen,.....
Nach drei Tagen Ferien fuhr ich in dem heißen Sommer 2003 zum Gießen (25 km, 25 km zurück), um festzustellen, dass mit den Melonen Fußball gespielt wurde, das Maisfeld verwüstet war, die Kartoffeln ausgegraben wurden,....Die Sonnenblumen waren eh nicht mehr da. Nach vier Jahren zog ich Bilanz: großer Arbeitseinsatz meinerseits (alles in meiner Freizeit, d.h. Pausen oder nach dem Unterricht, und NIE etwas geerntet, viele Verwüstungen, nachmittäglichen Radfahrten über die Beete,....
stellte ich meine Arbeit ein. Es dauerte neun Monate, bis der Chefin das auffiel. Das sagte alles,...
Die Sonnenblumen erfrieren einfach, das finde ich auch nicht tragisch. Aber was du von dem Schulgarten berichtest, ist ja wirklich schlimm. So viel Arbeit und dann wird alles zerstört. Dann war der Bereich sicher offen zugänglich? Die Kinder haben wohl nach dem Motte gehandelt: Das Gemüse wächst im Supermarkt...
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