Samstag, 27. September 2025

Der pfiffige Naturgarten

Ich bin ja noch gar nicht fertig mit den Gärten der Reichenau! Einen habe ich noch! Auf der Südseite nahe des Schiffsanlegers gibt es einen ganz tollen Kräutergarten, den man jederzeit besichtigen kann. Aber Vorsicht, hier gibt es Riesenschlangen - auch wenn sie nur aus ineinander gereihten Tontöpfen bestehen! Es ist der Pfiffikuss-Kräutergarten und richtig sehenswert, auch was das günstige Gärtnern angeht.

Tatsächlich ziehen sich die Tontopfschlangen wie ein roter, oder besser rotbrauner Faden, durch den Garten, genauso wie die Mulchwege. Ich hatte das Glück, dass gerade die Besitzerin anwesend war und ich sie fragen konnte, wie lange man denn für so viele Töpfe sammeln muss. Sie sagte: "Oder man lässt sie sich schenken." Das ist natürlich noch viel besser. Auf einer Insel mit einer langen Gartentradition und Gemüseanbau bekommt man an solche Schätze sicher leichter als in der Großstadt. Und schon hat man eine ganz flexible Beetbegrenzung Marke Lindwurm, die nicht jeder hat.





Manchmal ergießen sich auch Kräuter und Sukkulenten aus den Schlangen:





Manche Tontöpfe haben es auch auf ein Podest geschafft, sie hocken nämlich auf Stäben neben der Benjeshecke.

Seit 2018 ist der Kräutergarten von "Natur im Garten" zertifiziert. Auch kann man viel über die Kräuter nachlesen. Liebevoll gemalte Schilder finden sich überall verteilt.

Die Wollbienen sind jedenfalls ganz begeistert vom Naturgarten. Sie tummelten sich am Bohnenkraut und am Herzgespann oder sonnten sich auf den Mulchwegen.


Diverse Grazien stehen im Garten herum, diese hier züchtig mit Rosen und Blättern bekleidet.




Diese Dame hier ist schon eingeschlafen vor lauter Kräuterduft:


Wer könnte schon einer Metallgießkanne widerstehen? Immer eine schöne Deko.






Eine Zinkwanne mit zwei Schlumpfenten:


In diesem liebevoll angelegten Garten werden alle Sinne angesprochen. Man kann die Nase in Kräuter halten oder Bienen und Schmetterlinge suchen. Oder aber einfach auf der Bank sitzen und den Tontöpfen beim Schlangestehen zuschauen - vielleicht warten sie ja doch darauf, dass sie endlich mal wieder bepflanzt werden?

Samstag, 20. September 2025

Die Garteninsel

Garteninsel? Jetzt denken sicher die meisten, ich meine damit Großbritannien. Oder vielleicht noch Madeira. Da gibt es ja auch Gärten und Gärtner. Aber so weit war ich gar nicht weg, ich war nur am Bodensee, und da denkt man sofort an die Mainau, die maine, äh meine, ich aber auch nicht. Das war nämlich von Radolfzell aus zu weit weg, daher habe ich es nur auf die Reichenau geschafft. Aber was heißt hier nur: Die ist für mich immer wie ein riesiger Garten mit mildem Klima mitten im warmen Gewässer. Sie kostet keinen Eintritt, auch wenn man es bei dem Namen vermuten könnte. Wenn ich am Bodensee bin, muss ich unbedingt auf die Reichenau. Und wenn ich schon auf der Reichenau bin, muss ich unbedingt in den Walahfrid-Strabo-Garten, einen ehrwürdigen Klostergarten beim Kloster Reichenau. Der Quittenbaum am Eingang sieht schon mal extrem ehrwürdig aus:


Dieser Garten ist kostenlos zu besichtigen und besonders im Spätsommer sehr zu empfehlen. Vor 14 Jahren hatte ich ihn schon mal hier vorgestellt, er wurde mittlerweile aber komplett neu gestaltet und zu den Kräuter- und Gemüsebeeten haben sich nun Staudenquartiere gesellt, die um diese Jahreszeit einfach umwerfend sind.

Es gibt das "Rotgoldene Staudenfeld" mit folgenden Arten:

  • Allium 'Mount Everest'
  • Allium sphaerocephalon
  • Astilbe arendsii-Hybride 'Glut'
  • Bistorta amplexicaulis
  • Calamagrostis brachytricha
  • Chasmanthium latifolium
  • Crocosmia masoniorum 'Lucifer'
  • Deschampsia cespitosa
  • Euphorbia griffithii 'Fireglow'
  • Foeniculum vulgare 'Atropurpureum'
  • Helenium 'Kupferziegel'
  • Helenium 'Little Orange'
  • Hemerocallis 'Crimson Pirate'
  • Hibiscus moscheutos 'Fireball'
  • Iris spuria-Hybride 'Imperial Bronce'
  • Leycesteria formosa
Und als Kontrast wäre da das "Blaugoldene Staudenfeld" mit diesen Arten:

  • Agapanthus africanus 'Headbourne-Hybriden'
  • Anemone blanda 'Blue Shades'
  • Anemone coronaria 'Mr. Fokker'
  • Artemisia absinthium 'Lambrook Mist'
  • Baptisia australis
  • Calamagrostis brachytricha
  • Camassia leichtlinii subsp. suksdorfii 'Caerulea'
  • Caryopteris x clandonensis 'Kew Blue'
  • Chasmanthium latifolium (Plattährengras)
  • Deschaschampsia cespitosa
  • Echinops ritro 'Veitch's Blue'
  • Geranium phaeum 'Lily Lovell'
  • Geranium renardii 'Philippe Vapelle'
  • Iris sibirica 'Caesar's Brother'
  • Mollinia arundinacea 'Fontäne'
  • Nepeta manchuriensis 'Manchu Blue'
  • Nepeta racemosa 'Superba'
  • Panicum virgatum 'Strictum'
  • Perovskia atriplicifolia 'Blue Spire'
  • Platycodon grandiflorus
  • Salvia nemorosa 'Blauhügel'
  • Scutellaria incana

Die Feldwespe liest sich hier schon mal den Speiseplan des Rotgoldenen Staudenfeldes durch, ist aber enttäuscht, weil es die Schöne Leycesterie (Leycesteria formosa) und der Kerzenknöterich anscheinend nicht auf das Schild geschafft haben:


Im September darf man auch ruhig ein bisschen länger schlafen und sieht trotzdem noch mit Morgentau bedeckte Pflanzen, selbst wenn man mit Zug und Fahrrad auf die Reichenau fährt und so länger unterwegs ist. Aber das Rad ist definitiv das beste Verkehrsmittel, um die Insel zu umrunden. In den Klostergarten darf es aber nicht mitkommen, sondern muss draußen bleiben.

Euphorbia griffithii 'Fireglow'

Hier also ein paar Eindrücke, wobei sich der Eindruck aufdrängt, das mich - genau wie die Feldwespe - das Rotgoldene Staudenfeld mehr in den Bann geschlagen hat.




Schöne Leycesterie (Leycesteria formosa) und Kerzenknöterich (Bistorta amplexicaulis)

Euphorbia griffithii 'Fireglow'

Calamagrostis brachytricha und Perovskie

Crocosmia und Bistorta amplexicaulis


Euphorbia griffithii 'Fireglow'



Hibiscus moscheutos 'Fireball'

Hibiscus moscheutos 'Fireball'


Chasmanthium latifolium, Plattährengras


Neben den Rahmenbeeten mit Gemüse und Kräutern gibt es auch noch einen mit Wein berankten Laubengang und große Cortenstahl-Hochbeete mit wilden Pflanzen. So kommt auch die Fauna nicht zu kurz, denn während man gemütlich auf der Bank vor dem Laubengang sitzt, fallen hinter einem plötzlich die Stare ein und plündern im Schwarm die Weinbeeren. Es gibt sogar Publikumstage, wo nicht nur die Vögel ernten dürfen!









Auf dem Cortenstahl sonnte sich derweil völlig unbeeindruckt von den Staren ein Männchen der Spalten-Wollbiene. Die Futterpflanze, der Hornklee, ist nicht weit.



Alles in allem ein stiller, von Mauern umfriedeter Ort abseits von Lärm und Verkehr - ein bisschen wie im Paradies, das man nie wieder verlassen möchte, wenn nur die Stare ein paar Weintrauben über lassen würden...