Donnerstag, 16. Dezember 2010

In Farbe und bunt

Gartenbücher können ja so elendig teuer sein, aber machen doch auch soviel Spaß.
An einem Schlechtwettertag (vor allem im Winter) auf dem Sofa traumhafte Bilder anschauen ist jeden Cent wert.

Was aber, wenn in der Kasse absolute Ebbe herrscht und man nicht nur schöne Fotos, sondern auch Informationen braucht, um sich sein allererstes Wissen als frischgebackener Gartenbesitzer anzueignen?

Geht das vielleicht auch günstiger, mit Büchern vom Trödelmarkt, aus einer Wohnungsauflösung oder aus dem Antiquariat, in dem man schon immer mal stöbern wollte?

Ich habe es für euch im Selbstversuch ausprobiert - mit zwei Büchern von Horst Köhler.
Nein, nicht vom ehemaligen deutschen Bundespräsidenten, sondern dem anderen!

Da wäre einmal Das praktische Gartenbuch, das die Welt das erste Mal im Jahre 1952 beglückte, und das nicht praktische, aber Bunte Blumenbuch von 1957.

Beide kommen im schicken Leineneinband daher. Eigentlich gehört da noch ein buntbedruckter Papierschuber drum, aber der scheint spätestens die 70er Jahre nicht überlebt zu haben.
Hoffen wir mal, dass das viele Lesen in diesen literarischen Schätzen ihn zerrüttet hat, und dass nicht etwa in der Ölkrise der Ofenanzünder fehlte...

Ach, wenn diese Bücher nur reden könnten.


Aber bei aller Liebe und Nostalgie: Was ist denn nun von diesen beiden Wirtschaftswunderwerken zu halten?

Fangen wir an mit dem Blumenbuch, weil es so entzückend bunt ist - und dabei so ausgesprochen modern wirkt!


Zunächst einmal muss allerdings der gute Herr Köhler einen kleinen Dämpfer einstecken, denn es scheint dann doch einem Schweden die Ehre zu gebühren, der offenbar die Originalausgabe beisteuerte.

Hier gibt es jedenfalls keine Fotos, aber schöne Zeichnungen - nicht nur von Blumen, sondern auch von Sträuchern und Bäumen, inklusiver kurzer Artbeschreibungen im Anhang.
Alles feinsäuberlich alphabetisch sortiert statt systematisch oder nach Lebensräumen gegliedert, aber das kann man auch heute noch halten wie ein Dachdecker.
Nur die Stauden wurden dann doch lieber von den Gehölzen getrennt.

Neben den unverwüstlichen, ewigen Lieblingen des Gärtners, wie Dahlien, Astern und Löwenmäulchen ist man überrascht, wieviele vermeintliche Neuentdeckungen dort auftauchen: Neben Herbstanemone, Färberkamille, Sterndolde, Kermesbeere, Wollziest, Himmelsleiter und Salomonssiegel geben sich auch Sempervivum, Präriemalve (Sidalcea) und mehrere Wiesenrauten (Thalictrum) (jawoll!) die Ehre!

Die Gehölze werden praktischerweise einmal in Farbe und einmal als Zeichnung zum Größenvergleich neben einem Haus, oder (Emanzipation steckte damals noch in den Kinderschuhen) neben einem pfeiferauchenden Kerl, pardon: Gärtnermeister, abgebildet.
Hier ist unser Held in voller Lebensgröße, wie er eine Magnolie bestaunt:



Durch diese Bildchen kann man gut verhindern, dass man sich ein Monster in den Garten holt, das noch schneller wächst als die Wirtschaft der 50er Jahre.
Linde und Ulme beispielsweise stellen so ein niedliches 50er-Jahre-Siedlungshaus schnell mal in den Schatten:


Der Japanische Fächerahorn zeigt sich dagegen brav und handzahm:


Auch Rosensorten sind verzeichnet und dort trifft man viele alte Bekannte wieder, die auch heute noch gern gepflanzt werden, wie American Pillar, New Dawn oder Gloria Dei.
Andere, wie Sondermeldung, sind vielleicht ein bisschen aus der Mode gekommen, aber möglicherweise erhöht das nur den Reiz dieses Buches.

Mein Fazit: Wer dieses alte bunte Schätzchen irgendwo auftreiben kann, der rette es vor dem Reißwolf.
Es ist hübsch, informativ und gar nicht so altbacken, wie es von außen den Anschein hat.

Das Praktische Gartenbuch kriegen wir dann später.


Dieser Artikel mach mit bei der Gartenbuch-Blogparade.

 

11 Kommentare:

  1. liebe elke, wunderschön diese alten gartenbücher. leider gibt es bei mir im buchregal nur langsam das platzproblem. die bücher stehen schon in doppelter reihe, erleichtert nicht die benutzung,und ich muss gestehen, wenn ich zur recherche schnell etwas suche, dann znoote oder google ich es schnell.
    aber es sind ja wirklich auch kleine schätze die man manchmal im regal hat.
    lieber gruss sibylle

    AntwortenLöschen
  2. Hi Elke.
    Gartenbücher ist ganz was feines ich liebe sie auch.Zur Zeit schau ich nicht rein,bin mit anderen Dingen beschäftigt.Im Sommer stehen sie bei mir hoch im Kurs.
    Wünsche dir einen schönen 4.Advent bei den Schneemassen und ne schöne Zeit.
    Liebe Grüße Jana

    AntwortenLöschen
  3. Hallo Elke,
    von meiner Mutter bekam ich vor Jahren einige alte Gartenbücher aus ihrem Bestand geschenkt. Eines ist noch aus den dreißiger Jahren.
    Wenn ich sie mal in die Hand nehme, dann behandle ich sie mehr wie Bilderbücher. Sie sind schön anzuschauen. Bei deinem Buch ist es ähnlich. Die Bilder im Stil ihrer Zeit sind sehr reizvoll.
    Auch bei den Pflegeanleitungen in meinen alten Büchern hat sich gar nicht so viel geändert. Nur die Deko, oh je! Waschbeton und Teer getränkte Bahnschwellen.
    Liebe Grüße
    Anette

    AntwortenLöschen
  4. Hallo Elke
    Dein Selbsttest ist ja wirklich sehr interessant und das nächste Mal werde ich ganz bestimmt in der Broki die Bücher- und damit die Gartenbücherabteilung etwas intensiver durchforsten :-) Hm, die alten "Schünggen" haben es mir bis anhin wirklich eben nicht angetan und die Leineneinbände ... öhm, also die mag ich irgendwie gar nicht. Aber dein Bericht hat wieder mal so Vieles was ich das nächste Mal unbedingt selbst testen muss.
    Hab eine schöne Zeit und sei ganz lieb gegrüsst ... und ich bin sehr gespannt auf das zweite Werk.
    Ida

    AntwortenLöschen
  5. Als hier im Haus der Keller geräumt wurde, tauchten auch alte Gartenbücher auf, davon habe ich welche bekommen. Sie sind aus den 30er und 40 er Jahren, allerdings etwas schwierig zu lesen, da es in Kurrent geschrieben ist.

    lg kathrin

    AntwortenLöschen
  6. Hallo Elke,
    das Praktische Gartenbuch kommt mir seeehr bekannt vor, ich glaube, so ein Exemplar steht noch irgendwo bei meiner Mutter im Bücherschrank. Diese alten Schmöker mit den vielen Zeichnungen sind schon sehr interessant, allerdings bevorzuge ich trotzdem die moderne Gartenliteratur, schon alleine wegen der schönen Fotos. Schmunzeln musste ich über den Rosennamen "Sondermeldung"...

    Liebe Grüße von Bärbel

    AntwortenLöschen
  7. Hallo Elke
    Wow, die Zeichnungen von damals sind wunderschön. Die gäben richtig tolle Stickbilder ab (kicher, natürlich meine ich jetzt nicht den Kerl mit der Mütze)... so für Gartenkissen. Tja, das einzige Kissen das momentan draussen zu sehen ist, ist weiss und sau kalt. Naja und wirklich genussvoll reinlegen mag man sich da nicht wirklich. Da lehn ich mich auch lieber zurück aufs Sofa vor dem Kamin und geniesse ein buntes Gartenbuch.
    Ich wünsche Dir einen schönen 4. Advent.
    Liebe Grüsse
    Alex

    AntwortenLöschen
  8. Liebe Elke,

    genau das besitze ich auch und noch einige andere alte Garten- und Pflanzenbücher. Das sind ungeahnte Schätze, denn in früheren Zeiten verfügte man noch über Wissen, das heute leider zum Teil sogar schon wieder verloren gegangen ist und man sich aus diesen alten Werken ziehen kann. Ähnlich ist es z.B. mit medizinischen Büchern.

    Ich schaue immer, ob ich in Brocki-Läden oder auf dem Flohmarkt so etwas ergattern kann. Meist bekommt man sie für nen Appel und nen Ei ;-)

    Überhaupt sollte überdacht werden, ob wir tatsächlich so viel und immer neue Hochglanz-Bücher wirklich BRAUCHEN! Denn vieles davon landet leider sogar auf dem Müll (Es gibt Müllkippen nur für Bücher!!!).... Die viele Druckerfarbe, die da verbraucht wird, die vielen schönen Bäume, die dafür gefällt werden ...
    Hochglanzfotos sind zwar sehr schön anzusehen - aber etwas Beschränkung, besonders auf gedruckten Papier - fände ich nicht verkehrt.

    Die Verlage könnten zum Buch die zusätzlichen Fotos ins Internet stellen - das verbraucht zwar auch Ressourcen, aber es kommen eben dadurch nicht so viel Druckerabfälle in unsere Gewässer etc. - Ich habe vor Jahren mal an der Rhumequelle im Harz so ein Druckabfalllager gesehen - das so dicht neben einer TRINKWASSERQUELLE! Da kriegt man schon das Grausen, wieviel unnötiges Zeug wir verbrauchen!!!

    Den Eichelhäher hast Du ja gut beobachtet! Das ginge bei uns wohl nur mit dem Fernglas oder wenn die Kamera diese Details aus der Ferne festhält.

    Liebe Grüße und einen schönen 4. Advent
    Sara

    AntwortenLöschen
  9. Guten Abend Elke,
    mensch, das Buch ist aber wirklich schön! Ich glaube, DAS will ich auch haben!

    Danke fürs vorstellen!

    LG,
    Pupe

    AntwortenLöschen
  10. Liebe Elke,
    dieses alte Schätzchen scheint sich allein schon wegen der schönen Pflanzenillustrationen zu lohnen. Aber wie gehaltvoll sind denn die Beschreibungen dazu? Ehe ich mir heute eine neue Pflanze in den Garten hole, will ich erst mal was über ihr Wuchsverhalten (Wuchsgeschwindigkeit, Wurzelsystem, Ausläuferbildung, Blühdauer und -häufigkeit, Duft, Anfälligkeiten, Mehrwert für die heimische Fauna) sowie ihre Standort- und Pflegeansprüche wissen. Wie gründlich informierte denn der Herr Köhler diesbezüglich? Schließlich hab ich auch nur ein Gästehandtuch. Für Experimente mit extravaganten Zicken ist da kein Platz ;o).

    Herzliche Grüße, schöne gemütliche Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Gartenjahr,
    Iris

    AntwortenLöschen
  11. Liebe Elke,
    was für ein toller Buchtipp! Ich finde die ja als Grafikdesigner von der Gestaltung schon den absoluten Knaller... Ich werde auf jeden Fall nach ihnen Ausschau halten! Danke auch für den kurzweiligen Artikel. Hat Spaß gemacht ihn zu lesen! Liebe Grüße, Caro

    AntwortenLöschen

Mit der Nutzung der Kommentarfunktion erklärst Du Dich mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch diese Website einverstanden.