Sonntag, 31. Juli 2011

Nachrichten aus dem Garten

Erinnert ihr euch noch an den Partylöwen, der eine laue Sommernacht mit seinem Duft verzaubert, das Taubenschwänzchen anlockt und mit seinen Beeren die Vögel sattmacht?
Und das alles gleichzeitig?

Das Waldgeißblatt schafft sowas mit Leichtigkeit - eine stabile Rankhilfe vorausgesetzt.
 


Allein die lauen Nächte sind momentan Mangelware, das Taubenschwänzchen ist im Sommerurlaub, und die Gimpel entwipfeln lieber die Akeleien-Samenstände als Geißblattbeeren zu verspeisen.

Entscheidend ist dabei, was hinten rauskommt - kombiniert man nämlich Gimpel und Geißblatt, so kann man sich über viele Jungpflanzen freuen. Und Jungvögel natürlich auch, denn gutgenährte Gimpel brüten besser.
Hat man keine Gimpel zur Hand, eignen sich auch Rotkehlchen als schnelle Brüter für Geißblattsamen.

Im Partylöwen-Artikel hatte ich angeboten, Geißblattnachwuchs zu verschicken, sollte noch jemand das rankende Gartenparfum beherbergen wollen.

Einige Zeit darauf befand sich eine nette Anfrage einer stillen Leserin nach solch einem Pflänzchen in meinem Postfach, und ich forschte sofort im Pflanzendschungel nach Geißblattbabies. Da war auch eins zu finden - schnell ist es mir auf die Schüppe gesprungen und dann ab damit in den nächsten Topf, zur weiteren Beobachtung, denn ich konnte ja schlecht einen unpässlichen Partylöwen quer durch's Bundesland schicken.

Ein paar Wochen und Gießkanneneinsätze später erschien das Geißblättchen fit genug, den Transport im dunklen Karton unbeschadet zu überstehen. Damit es ihm nicht langweilig wurde, bekam es zerknüllte Zeitungen mit auf den Weg.
Als Dankeschön erhielt ich Jungpflanzen von Phlox amplifolia "David", der jetzt in meinem Garten zum Goliath werden soll.

Darüberhinaus ward eine Emailfreundschaft begonnen, die jederzeit von überaus unterhaltsamer Natur war.


Unlängst erreichte mich schließlich eine Nachricht vom kleinen Geißblättchen höchstpersönlich - inklusive aktuellem Passfoto, die ich so amüsant fand, dass ich sie euch nicht vorenthalten will:


"Hallo Chefin,
bei den neuen Menschen gehts mir schon ziemlich gut, ich muss mich aber hier noch weiter umschauen. Ich habe eine absonnige Wohnung mit Humus-Teppich und Dachfenster bezogen. Aus dem Fenster kann ich ausser Himmel noch nichts sehen, ich strenge mich aber täglich an.

In dem Apartment rechts von mir wohnen zwei lebenslustige Mädels. Die  schminken sich dermassen grell in Rot-Violett, dass man neidisch wird! Sogar bei dem Regen der letzten Tage hat man sie nie ohne Make-Up gesehen ... und das bei ihrem Schicksal! Kannst Du mir sagen wer/was ein Discounter ist? Als wir uns mal über die vorherigen Adressen unterhalten haben, haben die beiden von lauter Angst geflüstert und ich habe nur "Durstfolter" und "Koma" verstanden. Sie meinten, was "Discou..." ist will ich lieber gar nicht wissen. Beide sind aber sehr zufrieden mit den Menschen von hier. Sie sagten, man hat sie bestens versorgt, den Namen Fuchsia gegeben, eine Reha spendiert und sogar einen Winter-Urlaub in St.Souterrain  angekündigt. Na wenn das so ist, dann glaube ich auch dran, was man versprochen hat.

Ich soll mich bitte in kommender Zeit im Keller umschauen. Falls es mir dort – wie der Familie von links – vor lauter Holz des Nachbarn zu eng wird, werde ich zwei Wohnungen weiter umziehen dürfen. Die Spedition organisieren die Menschen, ich muss nix tun ausser Bescheid zu sagen. Soll ich bleiben wollen, wird der Dicke (der mit dem Holz im Keller) nicht so hoch bauen dürfen, dass mein Dachfenster zu ist. Ich kriege auch, wie alle anderen, jedes Jahr 5cm von neuen Teppich frei Haus geliefert.

Ausserdem bekommen wir – die anspruchsvolle Dame von gegenüber (eine Montana) und ich – einen sehr-sehr ordentlichen Rosenbogen. Der aktuelle hat angeblich (sagen die Menschen, ich habe es noch nicht wirklich ausprobiert) den Namen nicht verdient. Die Konstruktion musste aber damals mega-schnell da sein, weil Mademoiselle Montana quasi über die Nacht mit Sack und Pack aufgetaucht ist. Die Menschen stünden stramm, sagen die Fuchsien. Sie sollte "ein Ersatz für den ollen Stab, aber dalli!" geschrieen und mit der Welke, der Nacktschneckenzucht und einem Streik gedroht haben ... sie wäre schließlich eine HYBRIDE vom Züchter und bräuchte fürs Wachstum anständige Bedienung. Na so was! Gut, dass uns ein Streifen Rasen trennt! Sollen wir uns tatsächlich auch den neuen Rosenbogen teilen, dann zeige ich ihr, was Wachstum ist! Mal sehen, ob sie mithalten kann. Die Fuchsien wollen demnächst drauf wetten. Welche von den beiden für mich ist, habe ich noch nicht rausgefunden. Ich werde beim Mulchkränzchen-Tratsch die Blätter spitzen, dann wissen wir Bescheid, wer mir hier grün ist.

Bis dahin und grüß mir die Gießkanne!
dein Geißblatt"
:-) aufgeschrieben von H., die ebenfalls ganz lieb grüßt!

13 Kommentare:

  1. Gröhl, das ist schlichtweg genial verfasst! Ich staune immer wieder wie viele begnadete Schreiberlinge in der Bloggerwelt/Mailwelt zu finden sind. Das Geissblatt könnte glatt einen kleinen Roman schreiben... ich könnte ewig weiterlesen.
    Liebe Grüsse
    Alex

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  2. Liebe Elke,

    das ist einfach wieder einmal umwerfend schön. Dein Text und auch der geschriebene. Da kann man echt nur schmunzeln. Ich hoffe ja auch, dass wir von dem kleinen Geissblatt noch mehr zu hören bekommen, aber natürlich auch von den Bewohnern Deines Gartens.

    Liebe Grüße
    Jutta

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  3. Herrlich, noch so ein Schreibtalent wie Du! Danke, dass Du uns diese amüsante Post vom Geißblatt nicht vorenthalten hast!

    Mein Geißblatt ist dieses Jahr blütenmäßig etwas enttäuschend. Daran sind die Blattlausinvasionen vom Frühjahr schuld. :-(

    Liebe Grüße von Bärbel

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  4. Hihi, toll! Wirklich süß geschrieben. Und schön, dass das Geißblatt so verwöhnt wird. Bei meinem Geißblatt bin ich auch mal gespannt, wie es sich entwickelt. Es hat dieses Jahr zum ersten mal geblüht. Schauen wir mal...
    Liebe Grüße,
    Thab

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  5. Wow, das liest sich wirklich superklasse *lächel*. Da scheint es das Geißblatt gut getroffen zu haben.

    Gimpel habe ich bei uns in fünf Jahren nur einmal gesehen, schade. Ich mag diese farbenprächtigen Vögel so sehr...

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  6. Hallöchen liebe Elke.
    Dein Geißblatt hat es ja ausgesprochen gut bei dir.Aber ich glaube alle Pflänzchen bei dir haben es gut du umsorgst sie alle.
    Der Gimpel ist auch ein nettes Vögelchen.
    Schönen Abend und ne schöne neue Woche.
    Sei lieb gegrüßt von Jana

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  7. Schöne Geschichte, da möchte man ja umgehend dem Geißblatt bei seinem aufregendem Leben beistehen. Schön dass du deine Sämlinge weiter gibst :-) LG und eine schöne Woche Annette

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  8. so ein schöne Geschichte liebe Elke! Könntest Schriftstellerin werden - oder lieber nicht und wir hier können uns an Deinen Posts erfreuen :-)
    Ganz viele Grüße von Renate

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  9. Liebe Elke,

    Deine Geschicht hat mich zum Schmunzeln gebracht, sooo lieb!
    Hab eine Überraschung für dich, schau einfach rein bei mir :-)

    lg Elisabeth

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  10. Eine herrliche Geschichte und einen guten Tausch hast Du auch gemacht. Die Phlox-Sorte `David´ ist meiner Meinung nach die beste weißblühende.
    LG Martina

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  11. Hallo Elke
    Anfangs September? Hmm, muss grad scharf nachdenken, wir waren im letzten Jahr Mitte September im Tessin in den Bergen... und jaaaa, wir haben noch diverse Blümchen gesichtet. Wir waren aber auch schon mal im September in den Berner Alpen und owe... da lag Schnee :o). Letzteres hoffe ich nun aber definitiv nicht für Euch.
    Liebe Grüsse
    Alex

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  12. Hallo Elke,

    lange schon lese ich Deinen Blog still mit und es treibt mir fast immer ein Lächeln ins Gesicht :-)
    Dein Schreibstil ist wirklich umwerfend und ich finde es toll dass Du uns die Mail vom Geißblatt nicht vorenthalten hast... auch sehr unterhaltsam aufgeschrieben von H.

    Sehr, sehr gerne würde ich auch ein (oder 2) Waldgeißblatt Kinder adoptieren und Ihnen ein artgerechtes, neues Aufgabengebiet in meinem Garten bieten.

    LG
    jK

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