Mittwoch, 3. August 2011

Auch keine Scherben bringen Glück

Hausarbeit trägt das Wort Arbeit zurecht im Namen.
Spaß macht das Ganze in den seltensten Fällen, vor allem die regelmäßig anfallenden Tätigkeiten, wie Bodenwischen oder Staubputzen, gleichen einem Kampf gegen Windmühlen - kaum wartet man mal ein paar Tage, sieht wieder alles so aus wie vorher.
Die Produktion von Katzenhaaren eines mittelprächtigen Sofatigers gleicht dem Bruttosozialprodukt einer kleineren Bananenrepublik. Wo nehmen die bloß dieses ganze lose Fell her? Das Ergebnis des immerwährenden Haarwechsels darf man sodann auch fortlaufend von diversen Sitzgelegenheiten entfernen, bevor man die Farbe des Polstermöbels nur mehr von Fotos kennt.
Katzenhaare verhalten sich dabei grundsätzlich wie Chamäleons:  Sie kontrastieren stets auf das Schönste mit dem jeweiligen Untergrund.


Hausarbeit ist also ganz schön undankbar. Das Gegenteil davon ist alles, was im Garten zu erledigen ist. Einmal Unkraut gejätet hält für Wochen vor, der Rasen muss nur gemäht, aber nicht abgestaubt werden, auch das restliche pflanzliche Inventar kommt mit dem Staubwedel nicht in Berührung. Das geschieht schließlich vollautomatisch durch den nächsten Regen.
Außerdem bewegt man sich an der frischen Luft, was höchstens noch beim Fensterputzen der Fall ist.

Zum Glück gibt es auch eine spezielle Form von Hausarbeit, die eher einer Schatzsuche als Schufterei gleicht.
Die Rede ist hier nicht von der Entdeckung verlorenen Katzenspielzeugs unter dem Sofa beim Saubermachen, sondern vom netten Spaziergang zum Altglascontainer, der mehr ist als nur ein Sammelbehältnis für leere Umverpackungen.

Gut, geruchstechnisch ist er keine Offenbarung, aber man kann ihn zurecht als Kontaktbörse für ungewollte Haushaltsartikel bezeichnen, findet man doch oft genug Schätze aus Glas auf ihm abgestellt, die nicht durch die Öffnungen passten, oder aber zu schade zum sofortigen Verklappen waren.
Statt diese Behältnisse, Kerzenhalter oder Kitsch einfach im Bauch des Metallungetüms zu zerdeppern, werden sie von sentimentalen Zeitgenossen zur Adoption freigegeben - gut sichtbar am Glasfriedhof:
  • Rüstiges Einweckglas mit Durchblick sucht Küche mit Familienanschluss.
  • Kerzenständer mit Vergangenheit sucht stilvolles neues Zuhause auf dem Land.
  • Glasschale mit leichtem Sprung in der Schüssel möchte sich beruflich verändern.
  • Vernachlässigtes Teeservice sucht Spülmaschine mit Niveau.
  • Topf sucht Deckel. Spätere Heirat nicht ausgeschlossen.

So oder ähnlich könnten die Kontaktanzeigen der verlassenen Haushaltswaren lauten.

Das ist umweltfreundlich und sozial gleichermaßen.
So manches Schmuckstück fand bereits den Weg auf meinen Sofa- oder Gartentisch.

Laue Sommernächte lassen sich durch ausgediente Glaswaren zum Leben erwecken, so wie dieses zweckentfremdete Windlicht:


Das antike Einweckglas mit der ebenso antiquierten, aber ungemein nostalgischen Aufschrift "Frauenlob" macht drinnen wie draußen eine gute Figur und würde auch als Orchideenübertopf funktionieren:


Dieser gläserne Teelichthalter ist uns an Heiligabend am Glascontainer beschert worden:





Und hier schließlich der Beweis, das nicht nur gläserne Dinge, sondern auch artfremde Materialien am Altglastreffpunkt auf neue Besitzer warten:



Auch diese alten hölzernen Kleiderbügel konnte ich dort nicht liegenlassen, erfreuen sie doch mit mehr Stil und noch mehr Rückgrat als es ihre Artgenossen als Plastik jemals könnten.
Noch dazu bieten sie Alltagslyrik, die sich gewaschen hat.
Außerdem erinnern sie an vergangene Zeiten und Geschäfte, die längst aufgegeben wurden - echte Lokalpatrioten mit Geschichte also.

Wie man sieht, machen sie sich auch draußen nicht schlecht, aber praktischer bei der Gartenparty sind eindeutig die geretteten Windlichter.

Und nun entschuldigt mich. 
Ich habe noch zu tun. 
Erst staubsaugen und dann zum Altglasentsorgen...

13 Kommentare:

  1. Liebe Elke,

    das ist einfach wieder herrlich. Mit Wonne und einem Schmunzeln habe ich Deine Gedanken über die Hausarbeit und das Altglasentsorgen gelesen. Fröhlich werden ich morgen mein Altglas entsorgen, weil ich dann Deine Worte im Kopf habe.

    Liebe Grüße
    Jutta

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  2. Liebe Elke, kaum zurück am Schreibtisch... wartet ein kleines Vergnügen.
    Ich habe auch ein "Frauenlobglas". Allerdings von einer FReundin die aussortiert hat. Lg Sibylle

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  3. Schöner Beitrag! Das kommt mir bekannt vor, ich habe auch schon eine riesige wunderschöne grossbauchige Vase nach Hause geschleppt, welche ich mir nie gekauft hätte. Ebenso alte Wagenräder welche jemand in den Container geworfen hatte. Das sind jeweils Funde welche Glücksgefühle auslösen! :-)
    LG stefanie

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  4. Hab mich wieder köstlich amüsiert :-)
    Im Prinzip alles richtig, nur was machst du, dass das Unkraut bei dir nicht so schnell wächst? Ich komme da einfach nicht nach. Na ja, mein Garten ist auch groß und ich hab noch eine Menge anderer Hobbys und wenn ich dann rausgehe, verzage ich regelmäßig oder übe mich in selektiver Wahrnehmung...
    Frauenlob - einfach genial. Muss direkt mal öfter zum Container schauen, wäre ja jammerschade, würden solche Kleinodien geschreddert werden...

    LG Elisabeth

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  5. Liebe Elker! Toller Post - ich muss zugeben, ich habe noch nie so genau geschaut, was man in der Nähe eines Altglascontainers finden könnte. Vielleicht sollte ich das ändern :)

    lg kathrin

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  6. Liebe Elke
    Ob ich wohl die Arbeit meines Mannes mal übernehmen soll - übernimmt er doch die Entsorgung des Grün- und anderen Gutes - und dazu gehört auch das Altglas! Und er könnt ja mal zur Abwechslung die Miro-Haare und Sonstiges aus dem Haus entfernen :-) Nun, die Haare vom Miro, die halten sich Gottseidank in Grenzen - aber auch nur, weil ich ihn jeden Tag "unter die Bürste" nehm ... aber sonst, nein, hast definitiv und 100%ig recht - macht nicht wirklich Spass. Das Weckglas find ich top - v.a. die Aufschrift! Und viiiiel Vergnügen bei deiner nächsten Altglasentsorgung.
    Liebste Grüsse
    Ida

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  7. Merci, so habe ich doch eben einen erfrischenden Verdauungslacher von dir bekommen.... es geht mir ähnlich, obwohl mein Daumen ist nicht so schôn grün wie deiner!!
    Aber in Sachen Schätze könnten wir uns noch lange unterhalten, denk ich!! Unser Emmaus Brockenhaus ist zudem eine konzentrierte Fundgrube! Finde doch immmmmer etwas, das ich unbedingt nicht brauche - das meine Herz jedoch hûpfen lässt!!
    Weiterhin viel Spass bei der Glassammelstelle, frau gönnt sich sonst ja nichts ; )
    ♥-lich Brigitte

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  8. Boah - wo wohnst du? So was hab ich noch gar nie nicht am Altglascontainer gefunden... Gegen das "Windlicht" hätte ich nun auch nichts einzuwenden gehabt...

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  9. Ui, und ich dachte schon, Deiner Katze sei etwas geschehen... so Glück im Unglück oder so. :o)
    Blöööd, bei unserer Glassammelstelle gibt's nix zu finden. Da wird alles Glas in spezielle Mulden geschmissen, wo man nichts mehr rausholen kann :o(. Nur Wespen belagern die Kunststätte und stechen jeden der es wagen sollte seine Finger lang zu machen... in den Behälter meine ich jetzt ;o).
    Wie immer genial geschrieben, Mädel. Da lob ich die Frau und schrei "Frauenlob".
    Liebe Grüsse
    Alex

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  10. Und ich , liebe Elke, schicke immer meinen Mann zum Altglascontainer. Der hat natürlich nicht den Blick für das Wesentliche "auf" dem Behälter. Er wird sich wundern, wenn ich demnächst ganz dringend Altglas wegbringen möchte.
    Mal sehen, ob ich auch so viel Glück habe.
    Liebe Grüße
    Anette

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  11. oh, da hast du aber glück, dass bei euch nicht alles im, sondern auch etwas am container steht.
    ja, es ist ja oft so, dass das, was man selber nicht (mehr) mag, anderen eine freude bereitet und umgekehrt.

    tja, und die erfahrung mit den katzenhaaren, die haben wir auch gemacht. unsere verloren und verlieren grundsätzlich auch nur die haare, die man auf kissen und möbeln sieht. weisse nur auf dunklem grund, schwarze nur auf hellen polstern ;-)
    eine schöne und sammelreiche woche wünscht
    alke

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