Mittwoch, 23. November 2011

Nachwuchs im Garten

Wer schon einmal eine Pflanze selbst mit seinen eigenen Händen großgezogen hat, weiß, wie sich das anfühlt: Man freut sich wie Bolle, dass das gelingen konnte.
Stolz wie Oskar bekommt jeder ahnungslose Besucher haarklein die ganze Geschichte erzählt, die zu diesem Wunder geführt hat, bis jeder den Werdegang der guten Blume auswendig aufsagen kann. Besonders zu leiden haben weniger interessierte Gäste bei recht seltenen oder exotischen Pflanzen - bei mir kriegt zum Beispiel jeder meinen Kaffeenachwuchs unter die Nase gehalten, noch bevor er ein Tässchen serviert bekommt. Über die Knirpse freue ich mich auch wirklich ganz diebisch, arbeiten die Sämlinge doch bereits an ihrem 4. (in Worten: vierten) Blattpaar! Genauso froh bin ich übrigens über diesen Vorwand, sie endlich mal wieder zeigen zu können:


Auch wenn man nur Pflanzen zustandegebracht hat, für die es keinen grünen Daumen braucht und die auch ohne ständiges Betüddeln ihren Job gut machen - das erhebende Gefühl bleibt. Außerdem spart man schließlich Bares bei eigener Anzucht, das ist auch nicht zu verachten.

Korallenstrauch, kinderleicht aus Samen zu ziehen

Aber es gibt so viele Vermehrungstechniken und nicht jede lässt sich uneingeschränkt auf jede x-beliebige Pflanze anwenden, so dass man zunächst ein wenig Hilfe in der Theorie braucht.

Ein soeben erschienener Band aus dem Ulmer-Verlag beschäftigt sich daher mit allen Fragen rund um die Vermehrung von Pflanzen, sei es auf der Fensterbank oder im Garten:

Nachwuchs im Garten

Nachwuchs im Garten. Pflanzen vermehren leicht gemacht. Wolfgang Kawollek, Marco Kawollek. 2011. 192 S., 100 Farbfotos, 5 Zeichn., kart. ISBN 978-3-8001-7627-4. € 9,90














Damit tritt es die Nachfolge des Buches Vermehrung von Pflanzen(erste Auflage 1993) von Martin Haberer an, das nicht mehr im regulären Buchhandel zu finden ist.
Die Einteilung ist ähnlich: Nach einem Überblick über die verschiedenen Propagationsmethoden (sowohl vegetativ als auch durch Samen) gibt es spezielle Informationen zu folgenden Pflanzengruppen:
  • Bäume und Sträucher
  • Stauden und Sommerblumen
  • Zimmerpflanzen
  • Balkon und Kübelpflanzen
  • Gemüse und Küchenkräuter
Nachdem erst Allgemeines zu der jeweiligen Gruppe behandelt wurde, werden Besonderheiten und empfohlene Techniken zu insgesamt 550 einzelnen Arten kurz vorgestellt - von Aasblume bis Zypergras (der Kaffee ist auch dabei).
Man kann das Buch daher auf zweierlei Art lesen: Entweder man schlägt die gewünschte Pflanze nach und liest dann tiefergehende Informationen zu der dort beschriebenen Methode, oder aber man eignet sich zunächst die Theorie an, um sie später auf diese oder jene Pflanze anzuwenden.

Besonders ausführlich werden beliebte Gruppen der Zimmerpflanzen besprochen, nämlich Farne, Kakteen und Sukkulenten, Orchideen und Bromelien.


Die behandelten Vermehrungstechniken umfassen die Stecklingsvemehrung, das Abmoosen, Ableger und Absenker, dazu werden ausführlich alle Aussaatmethoden, auch für's Freiland, erläutert. Die Königsdisziplin - das Veredeln - wird man allerdings vergeblich suchen - die Zielgruppe ist eine andere.

Ein Bildband möchte das kleine Buch nicht sein. Die wenigsten Arten sind mit Foto vorgestellt, was aber auch den Rahmen (und den Preis) sprengen würde. Die Artportraits sind kurz gehalten und liefern nicht immer eine erschöpfende Anleitung zur Vermehrung. So wird etwa beim Zypergras verschwiegen, dass die Blattschöpfe am leichtesten mit dem Stiel nach oben in Wasser bewurzeln. Auf der anderen Seite aber findet man oft echte Geheimtipps und Griffe in die Trickkiste - wie etwa die Empfehlung, beim Märzenbecher die ganzen Samenkapseln in den Boden zu drücken, um die Ameisen auszutricksen, oder im Zweifel alle Staudensamen wie Kaltkeimer zu behandeln. Letzteres finde ich besonders genial, so ist man auf der sicheren Seite, denn die Saat wird im Bereich von 0-8°C nicht gleich Forstbeulen bekommen.

Fazit: Anfänger erhalten einen guten Überblick und Fortgeschrittene entdecken auch noch reichlich Neues. Der Preis ist angemessen - günstiger geht es fast nur im Antiquariat. Das Büchlein wird daher einen festen Platz in meinem Regal einnehmen, damit ich schnell nachschlagen kann, wie ich eine Pflanze am besten vermehre. Wer weiß, vielleicht bekommt der Kaffee bald Gesellschaft in Form von Granatapfelsämlingen? Das soll nämlich einfach sein und ich kann meinen Gäste ja nicht immerfort mit dem Nachwuchs von Coffea arabica auf die Nerven gehen...

9 Kommentare:

  1. Hallo Elke.
    Du bist die geschaffene Gärtnerin und bekommst alles wunderbar hin.Deine Pflänzchen sind bei dir in den besten Händen.Ich bin leider zu ungeduldig dafür.Hihi.
    Noch ne schöne Woche und liebe gRüße Jana.

    AntwortenLöschen
  2. granatapfel geht gut - bloss, man sollte keine blueten/fruechte davon erwarten, jedenfalls nicht schnell. wir haben welche gezogen, die auch fein gewachsen sind, aber nachwuchs in form von fruechten haben unsere nie angesetzt:(( naja, das klima ist granataepfeln draussen sowieso nicht so zugetan hier:)) aber es macht spass, neues zu ziehen - leider bin ich mit gojibeeren gescheitert. sie keimten zwar, aber nach dem pikieren doedelten sie nur noch vor sich hin, was ein problem mit aus samen gezogenen pflanzen dieser art zu sein scheint. aber: versuch macht kluch:))

    AntwortenLöschen
  3. Hallo Elke,
    das Buch ist für für mich ein guter Tipp. Es macht immer Spaß seine eigenen "Kinder" groß zuziehen.
    Mein Korallenstrauch hat gerade reife Früchte, da werde ich gleich mal Samen aufheben.
    In unserer Nähe gibt es ein Tropengewächshaus der Uni Kassel. Dort kann man immer für einen kleinen Obulus Kaffeepflanzen oder andere tropische Nutzpflanzen bekommen.
    LG Anette

    AntwortenLöschen
  4. Liebe Elke,

    vielen lieben Dank für den tollen Buchtipp.

    Ich musste sooooo schmunzeln bei deinen ersten beiden Absätzen, weil ich mich so was von wiedererkannt habe ;) Das kann auch nur eine Pflanzenmutti verstehen ;)

    Lg und weiterhin viel Erfolg mit dem Kaffeekind, ich bewundere auch gern ein einzelnes neues Blatt ;)

    Sandra

    AntwortenLöschen
  5. Liebe Elke, das Anziehen von Pflanzen ist wirklich lustig, ich mache es gerne, aber schön langsam fehlt mir ganz einfach der Platz alles unterzubringen, vor allem weil dieser auch noch weniger wird als mehr.
    Aber tolles Buch.

    lg kathrin

    AntwortenLöschen
  6. Danke für den Tipp, Elke-das lege Buch lege ich mir unter den Weihnachtsbaum-Mein Erfolg beim Selberziehen ist gelinde gesagt Null. Was hab ich nicht alles probiert: Nix geworden. Dafür säen sich im Garten Pflanzen alleine aus-Tomaten z.B.,die ich eigentlich gar nicht mehr so gern möchte. Bohnen gehen aber immer. Das ist ein Trost
    für Anfänger. Toller Sichtschutz und satt wird man auch.
    Dich um dein Kaffekind beneidend, herzlichen Gruß übern Gartenzaun, Jo

    AntwortenLöschen
  7. Hallo Elke,
    das ist wirklich "günstig gärtnern" und setzt besondere Kenntnisse voraus, wenn man erfolgreich seine eigenen Pflanzen zieht. Wie gut, dass man die verschiedenen notwendigen Techniken in so einem günstigen Buch vermittelt bekommt. Deine kleine Kaffeeplantage ist etwas ganz besonderes, denn Kaffee ist glaube ich nicht ganz einfach zu ziehen.
    Schöne Grüße, Johanna

    AntwortenLöschen
  8. schön zu lesen, das es auch noch andere stolze "Vermehrer" gibt! Mein ganzer Stolz: einige Rosen und meine gemischte Hecke... aus Stecklingen!!
    LG Pee

    AntwortenLöschen
  9. Oh Elke, da triffst du mit diesem Thema bei mir voll ins Schwarze... oder ist es eher ein rotes Tuch?- Na egal auf jeden Fall bin ich bei der Pflanzenvermehrung so was von untalentiert, jedes auch noch so kleine Samenkorn bekommt schon Angst wenn es auch nur meine Nähe spürt... vielleicht sollte ich mir deinen Buchtipp kaufen. Liebe Grüße Annette

    AntwortenLöschen

Mit der Nutzung der Kommentarfunktion erklärst Du Dich mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch diese Website einverstanden.