Donnerstag, 12. Januar 2012

Die Axt im Blätterwalde

Seit geraumer Zeit beobachte ich eine feindliche Übernahme im Zeitschriftenregal des Supermarktes meines Vertrauens: Der Bereich mit den Gartenzeitschriften wird zunehmend von grellbunter Teenagerliteratur a la Bravo und Co infiltriert, deren bunte Titelseiten sich quer über die der Regal-Stammbelegschaft schieben und sich ganz unverschämt in den Vordergrund drängeln. Beim Freischaufeln des Materials für meine Alters- und Zielgruppe komme ich nicht umhin, mich zu fragen, wer all diese Stars und Sternchen sind und wie zum Henker sie dieses Zahnpastalächeln hinbekommen haben? Und seit wann sind denn bitteschön diese Frisuren angesagt?? Anstatt meine Bildungslücken zu schließen, bin ich froh, endlich der Gartenpublikationen ansichtig geworden zu sein. Diese anderen Fachzeitschriften erinnern mich nur schmerzlich daran, wie alt ich schon geworden bin - und sowas kann man doch beim Einkaufen nun wirklich nicht gebrauchen, oder?

Aber nanu, da fehlt doch was? Der Konkurrenzkampf tobt und so hat die Axt im grünen Blätterwalde neuerdings eine breite Schneise hinterlassen: Das GartenEden-Magazin musste letztes Jahr plötzlich und unerwartet ins Gras beißen, und Flora-Garten ist mit der "Gartenzeitschrift" zu GartenFlora hybridisiert worden. Von einer Veredelung kann man hier nur bedingt sprechen, denn FloraGarten stach durch ihr frisches Erscheinungsbild mit perfekten Fotos heraus - und obwohl ich mich immer ein bisschen ertappt gefühlt habe bei der lästerhaften Kolumne über die ökologisch angehauchte Nachbarin Elke, habe ich mir zwecks Zeitvertreib für längere Bahnfahrten öfter mal eine Ausgabe gegönnt. GartenEden dagegen hatte stets die ausführlichsten Pflanzenportraits bei gleichzeitig oftmals beeindruckend schlechtem Druckbild und viel weißer Fläche. Dabei gelobten sie sogar Besserung und die Ausgaben des letzten Jahres waren in der Tat um einiges ansprechender gestaltet.

Nun sind sie beide dahin, Friede ihrer Asche. Das ganze Drama könnte eine Folge der mittlerweile inflationär auftretenden Landzeitschriften sein, für die das Pioniergewächs "Landlust" den Boden bereitet hat. Die hat diese Gattung schließlich erfunden und ist eine Erfolgsgeschichte sondergleichen. Das ruft natürlich Nachahmer auf den Plan, und so dürfte es sich wohl bereits um eine zweistellige Anzahl an konkurrierenden Publikationen handeln. Da kann man schon mit Fug und Recht von der reinsten Landplage sprechen.



Weil aber die Landlust immer noch die fundiertesten Garten- und Naturartikel hat und diese mit durchweg schönen Fotos unterlegt, verweigere ich die Konkurrenz und kaufe mir lieber hin und wieder das Original, wenn eine meiner Lieblingspflanzen portraitiert wird. Außerdem war es die Landlust, die stets freigiebig auf diversen Gartenveranstaltungen verschenkt wurde

Für diejenigen, die die Ausgabe mit der Anleitung zum Samentütchenbasteln verpasst haben, zeige ich hier noch einmal, wie es geht. Denn der nächste Frühling kommt bestimmt und bis dahin kann geübt werden. Zum Glück braucht man für die Herstellung aber kein Origami-Diplom.

Alles was man dazu braucht, ist ein Stück Geschenkpapier, gerne auch schon einmal benutzt. Auf der Rückseite sollte es weiß sein. Stattdessen taugen auch Kalenderblätter vom letzten Jahr, Hauptsache, es sind Blumen drauf. Oder Gemüse. Irgendetwas Botanisches eben. Außerdem muss man eine Schere und Klebstoff oder Tesafilm bereithalten.

Es fängt an mit einem etwa postkartengroßen Stück Papier:


Jetzt das Ganze umdrehen und ein Drittel nach oben falten:


Noch einmal drehen, so dass der weiße Bereich zu dir zeigt, und diesen ebenfalls nach oben schlagen, aber um mindestens zwei Zentimeter überlappend:


Diesen überlappenden Teil wieder zurückfalten, um ein etwa einen Zentimeter breites, weißes Beschriftungsfeld zu erhalten:


Alles umdrehen, so dass das weiße Feld nun auf der Tischplatte liegt. Dann die Ecken auf die Längsseiten zurückfalten, eine nach oben und eine nach unten:


Nun kommt die Schere ins Spiel: Die umgefalteten Ecken werden damit halbkreisförmig zurechtgestutzt:


Die Beschriftung fehlt noch:


Zum Abschluss kann man eine der offenen Ecken schon hinten festkleben. Durch die andere füllt man die Samen ein und klebt die Öffnung dann auch zu. Achtung: Sehr feine Samen neigen dazu, sich durch die diversen offenen Falten zu verdünnisieren, so dass es ratsam ist, sie vorher in ein Täschchen aus Küchenkrepp oder dergleichen zu verpacken.

Die Tütchen sind ein hübsches Geschenk und allemal schöner als ein schnöder Briefumschlag. Selbstredend, dass hier nur selbstgesammelte Samen reingehören.

Und so hat sich das Wühlen unter den Teenagermagazinen doch wieder mal gelohnt!

11 Kommentare:

  1. Immer noch die beste dt. Gartenzeitschift ist die Gartenpraxis, leider bekommt man sie nicht überall. Ich gestehe, ich lese auch die Kraut und Rüben, sowie die Bioterra ebenfalls sehr gerne.

    Aber die Land- und wie immer sind invasiv und nehmen inzwischen massiv Überhand in der Gartenecke des Zeitschriftenregal.

    Liebe Grüsse Rosana

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  2. Huhu,

    die Landlust lese ich auch sehr gerne. Die Artikel in dieser Zeitschrift sind immer sehr informativ. Die anderen Landirgendwas habe ich bisher auch nicht gekauft, aus eben dem selben Grund. Sie nahmen einfach überhand. Die Samentütenfaltanleitung muss ich verpasst haben. Danke deshalb für diese tolle Anleitung. Zum Verschenken wirklich gut.

    Liebe Grüße,
    Thab

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  3. Ich kaufe oft Gartenzeitungen und sammle diese auch. Ich sortiere sie nach dem Monat und nehme im entsprechenden Monat die entsprechenden Ausgaben zur Hand. Das ersart mir die Enttäuschung im Februar in einem Juliheft zu blättern und bei einem Blick aus dem Fenster nur entsetzt zu sein. Mitlerweile kaufe ich schon weniger Gartenzeitungen weil ich schon auf einen reichen Fundus blicken kann und sich die Themen ja wiederholen.
    Ich mochte Flora gerne und die Gartenzeitschrift aber ich finde auch die verschmolzene Zeitung nicht so schlecht. De Landlust ist eine eigene Katergorie die kaufe ich immer und sammle sie auch da kann man doch immer wieder einen Blick hineinwerfen und die Themen sind breiter gefächert als "nur" Garten.
    Liebe Grüße
    Teresa

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  4. Hallo Elke,
    ich sehe schon, Du hast Dich mittlerweile zur Samentütchen-à-la-Landlust-Produktionsexpertin gemausert! ;-)

    Neben der Landlust lese ich noch ganz gerne die Landidee. Die ist genauso schön und informativ wie Erstere und enthält vielleicht nicht ganz so viele technische Themen, die wohl männliche Leser ansprechen sollen, mich aber nicht so sehr interessieren. Alles andere lasse ich auch im Regal, ich habe mittlerweile einen ziemlich großen Gartenzeitschriftenfundus und irgendwann wiederholt sich sowieso alles.

    Liebe Grüße von Bärbel

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  5. Meine Gartenzeitschrift Nr. 1 ist "Natürlich Gärtnern (& Anders Leben)". Daneben lese ich noch "Gärtnern leicht gemacht". "Kraut & Rüben" reicht mich nicht wirklich vom Hocker.

    "Landlust" und "Gartenpraxis" stehen nun auch oben auf meiner Liste. Ich werde mich mal danach umschauen. Beim Zeitschriftendealer meines Vertrauens gibt es zwar eine nette Auswahl an Gartenzeitschriften, aber man muss wirklich auf allen Vieren danach suchen. Schade eigentlich, aber Tattoo-Zeitschriften & Co. werden anscheinend stärker nachgefragt.

    Naja, ich will mich nicht beklagen. Ich bin froh, dass es überhaupt so eine Auswahl an Gartenzeitschriften gibt.

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  6. Hallöchen Elke.
    Schön praktisch sind deine Samentütchen,und so schön bunt.
    Ich lese gern mein Schöner Garten,und Lisa Blumen und Pflanzen.
    Schönes WE liebe Elke und Grüße von Jana.

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  7. Hallo Elke
    Grins, ja wir werden langsam verdrängt, wir Gartenverrückten. Ich gesteh's aber, dass ich sogar mein English Garden Heftchen abbestellt habe um mich der "Landliebe" etc. zuzuwenden. Schlimm... ich Abtrünnige, ich treulose Tomate... aber irgendwann hatte ich einfach die oppulenten Gärten (die nicht meine waren *seufz*), die einem immer wieder vor Augen hielten, wie es eigentlich sein sollte, wenn der Garten denn so würde wie Frau wollte, einfach satt. Okay, eine Gartenzeitschrift habe ich noch "Der Schweizer Garten". Ich habe das Abo geschenkt erhalten und jaaaaa, das Heft hat ganz gute Tipps drin... ich geb's ja zu. Aber so schöne Samentütchen wie Du sie zeigst habe ich dadrin noch nicht entdeckt.
    En liebe Gruess
    Alex

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  8. Mensch Elke, was Du nicht immer alles so machst - sehr coole Samentütchen!
    Oh ja, ich war auch etwas frustriert über die Zusammenlegung von Flora und Gartenzeitung. Den neuen Namen finde ich absolut furchtbar, kann aber verstehen, dass Bestandteile von beiden in den neuen Namen sollten. Letztlich bin ich aber doch noch immer ganz erfreut, wenn ich meine GartenZeitung/Flora aus dem Briefkasten fische. Sie hat sich gegenüber der alten Gartenzeitung kaum verändert und wirkt für mich recht handfest. Ab und zu kaufe ich mir mal eine andere, habe aber an jeder was zu meckern.
    Liebe Grüße
    Dagmar

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  9. Hallo Elke,
    feine Tütenpost hast du uns da mit auf den virtuellen Weg gegeben. Und schon wieder will und kann ich nicht glauben, dass erst Januar ist und ich die Gartenhände ruhig halten muss. Basteln ist also eine gute Ablenkung. Und in Gartenzeitschriften blättern lenkt auch ab. Wenigstens so lange, wie ich fürs Lesen brauche. Danach wollen meine Hände und Füße unbedingt noch einmal in den Garten und schauen, ob irgendetwas zu machen ist...
    Aber wem sag ich das? Herzliche Wochenendgrüße, Jo

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  10. Da scheinen wir wohl alle dumm aus der Wäsche geschaut zu haben, als die gerade neu und frisch gestylte Flora plötzlich Gartenflora hieß und das Outfit wieder rückschrittlich und altbacken war. Ich boykottiere seit dem endgültig die Garten-Land-Zeitungsabteilung und verlege mich aufs Blog und Bücher lesen. Aber das GartenEden auch nicht mehr ist schmerzt mich schon;-( Liebe Grüße Annette

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  11. Liebe Elke,

    mein Konsum an Gartenzeitschriften begrenzt sich inzwischen auf die, die ich beim Frisör vorfinde. Ich hab ja "meine" Bloggerinnen :o)

    GlG Jane

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