Freitag, 10. August 2012

Das Glück ist mit dem Gärtner

Kann ein Garten glücklich machen - trotz Maden, Mehltau und Muskelkater? Trotz Schnecken und Wühlmäusen? Wir unverbesserlichen Freiluftfanatiker werden das bejahen, wozu gibt es schließlich noch Meisen, Margeriten und Möhren? Ja, davon, dass ein Garten glücklich macht, müssen wir nicht erst mühsam überzeugt werden. Manchmal ist es aber trotzdem nett, eine zweite Meinung einzuholen, und sei es nur, um sich bestätigt zu sehen. Eine solche ist das Buch "Wo die Seele aufblüht. Warum ein Garten glücklich macht." von Doris Bewernitz aus dem Kreuz-Verlag.


Nach Jahreszeiten geordnet erzählt sie aus ihrem Berliner Garten in einer Schrebergartenanlage, die ungewöhnlicherweise direkt an einer S-Bahn-Station liegt, Lautsprecherdurchsagen inklusive. Mitten in der Stadt lässt sich trotzdem glücklich gärtnern - in ihrem Garten gibt es Kirschbäume, Pfirsiche, Nachtigallen und jede Menge selbstangebautes Gemüse, das sie mit Genuss zubereitet.

Wie viele dieser Bücher mit Gartenerzählungen verfügt es über keine Bilder, so dass man schon all seine Fantasie einsetzen muss, um sich diese Großstadtinsel vorstellen zu können. Aber das macht nichts, denn so kann man sich jeden Garten schöner und größer denken, als er vielleicht ist.

Er ist jedenfalls groß genug für all die Obstbäume, unzählige Rosen und alles-verschlingende Hokkaido-Kürbisse. Frau Bewernitz hat viele Tipps für das günstige Gärtnern auf Lager - sie berichtet vom Mulchen, von geretteten Rosen aus dem Rinnstein, von weggeworfenen Briefkästen, die zu Meisenkästen werden können, und natürlich vom Kompostieren. Selbst das Guerilla-Gärtnern ist ihr nicht fremd - sie träumt davon, Berlin von Hokkaido-Kürbissen beranken zu lassen.

Schließlich geht es auch noch um eine innovative Möglichkeit, Kraft und Handwerker zu sparen: Man lade einfach seine Freunde zur Mitmachparty im Garten ein, hänge Karteikarten mit den zu erledigenden Arbeiten an eine Wäscheleine und sorge für Gratis-Getränke und Essen. Und siehe da: Die Freunde kommen tatsächlich, nehmen sich eine Karteikarte ihrer Wahl und helfen sogar mit viel Vergnügen im Garten mit -  Frau Bewernitz hat viel Muskelkater und Rückenschmerzen eingespart.


Eine andere brilliante Idee von ihr ist die, Rosenpatenschaften zu verschenken. Die Sträucher bleiben bei ihr im Garten, dürfen aber jederzeit besucht und betüddelt werden. Und vor allem: Die Paten fragen nun eher nach den Pflanzen als ohne Schenkungsurkunde - ein Freifahrtschein für ausschweifende Gartenschwärmereien, wo man als leidenschaftlicher Gärtner sonst oft auf quälend taube Ohren stößt.

Das Buch enthält viele kurze Kapitel, die man auf die Schnelle nebenbei durchlesen kann - in der U-Bahn oder auf dem Balkon. Meistens geht es hauptsächlich um die Beschreibung des Glücks mit dem Garten in verschiedenen Variationen, um Sinneseindrücke und Gefühle, nicht so sehr um Pflanzenportraits in aller Ausführlichkeit. Die Autorin beschreibt dafür detailliert, wie etwas schmeckt, sich anfühlt. Sie hört die Nachtigall trappsen und sogar das Herbstlaub fallen - faszinierenderweise macht jeder Baum ein anderes Geräusch! Sie erzählt von ihren Gedanken beim Müßiggang im Liegestuhl und beim Betrachten des gefrorenen Gartens im Winter - und auch viel aus ihrer Kindheit im Grünen.

Natürlich gibt es auch in ihrem Garten Probleme. Mit Nacktschnecken zum Beispiel. Das Kapitel allerdings hat mir am wenigsten gefallen, handelt es doch von der Sichtweise der Molluske auf den Menschen und umgekehrt. Am Ende philosophieren Schnecke und Mensch auch noch jeder für sich über Gott - das ging mir ein bisschen zu weit und wollte nicht so recht zum Rest des Buches passen.

Doris Bewernitz schreibt nicht so philosophisch-weise und belesen wie Eva Demski und nicht so selbstironisch, lustig und lehrreich wie Susanne Wiborg. Manches Mal waren mir die Kapitelchen zu kurz, gingen nicht genug ans Eingemachte, was die Pflanzen angeht. Aber der Titel des Buches erklärt es ja: Hier soll die Seele behandelt werden, das Glück und wie es sich wann anfühlt, nicht so sehr das Wissen. Und das klappt auch - man nimmt sich vor, den Garten mehr zu genießen, ihn mit allen Sinnen wahrzunehmen, zur Not auch mit dem Sinn für Muskelkater.

Alles in Allem gärtnert Frau Bewernitz nämlich durchaus sympathisch vor sich hin, freut sich an ihrem Gemüse und lässt Unkraut auch mal Unkraut sein. Viele Gedankengänge kann ich durchaus nachvollziehen, etwa die Überlegungen zum Thema, wieviel Dreck unter den Fingernägeln und wieviel verrutschte Frisur wohl noch gesellschaftsfähig sei.

Das Buch ist eine flüssig zu lesende, kurzweilige Anleitung, den Garten bewusster wahrzunehmen und sich an ihm zu freuen, statt sich darin kaputtzumachen. Oftmals erheiternd, manchmal nachdenklich. Ich kann ihren Stil zu gärtnern verstehen, er ist meinem sehr ähnlich - wenn ich auch nicht immer soviel Erfolg mit Hokkaidokürbissen habe. Und wenn ich mal wieder in Berlin bin, schaue ich nach, ob ich irgendwo eine wilde Kürbispflanze entdecken kann, die vielleicht Frau Bewernitz gesät hat...

PS: Vielen Dank an bloggdeinbuch und den Kreuz-Verlag für das Rezensionsexemplar.

11 Kommentare:

  1. Liebe Elke, ein schöner Kommentar zum Buch-vielleicht schaue ich es mir an. Allerdings habe ich schon eine Lieblingsgartenlektüre-deinen Blog. Pfiffiger, humorvoller und ideenreicher kann gar kein Buch sein.
    Möchtest du deine Beiträge nicht mal in einem Buch veröffentlichen? Ich hätte gerne eine Erstausgabe :-))

    Schmökernde Grüße über den Gartenzaun,
    Jo

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  2. Liebe Elke,
    da schließe ich mich meiner Vorrednerin sofort und gerne an. Deine Posts sind kurzweilig, interessant und humorvoll geschrieben. Ein richtig schönes Lesevergnügen, aus dem sich mehr machen ließe.
    Die Idee zur Mitmachparty finde ich Klasse, wobei ich vermutlich nur "auserwählte" Arbeiten zulassen könnte - vermutlich. Käme auf einen Versuch an.
    Ich danke Dir für die Buchvorstellung. Gartenbücher hat Frau sowieso zu viele und letztendlich wiederholen sich viele. Jedoch als Gartenerzählungen hört es sich für mich interessant an.
    Liebe Grüße Joona

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  3. Liebe Elke,

    also ich muss auch sagen, dass wir eigentlich gar keine Gartenbücher bräuchten, egal welcher Art auch immer. Dein Blog ist für mich die beste Gartenlektüre, die es gibt. Mit viel Humor und Ironie beschreibst Du alles das, was einem so beim Gärtnern widerfahren kann - die fröhlichen und die weniger fröhlichen Dinge. Da hat man so viel Spaß beim Lesen und und lernt so im Vorbeigehen auch noch eine ganze Menge.
    Ich habe nur eine Bitte - bleib uns noch lange erhalten!!!

    Ich wünsche Dir ein wunderschönes Wochenende.

    Liebe Grüße
    Jutta

    Und wenn Du wirklich mal nach Berlin kommst, besuchst Du mich in meinem Großstadtgarten.

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  4. Bin mit Jo: Ein Buch von dir, wann????? Ich würde es sofort kaufen und ungschaut weiterverschenken!
    Liebe Grüße
    Elisabeth

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  5. Hallo liebe Elke.
    Wieder mal ein schöner Beitrag.Ja sehr schön Blog dein Buch.Na ja ich habe allerdings genug zu tuen mit meinen Blog,um da auf dem laufenden zu bleiben. Und wenn mann mal nicht bloggt merkt man eigentlich wieviel Zeit da drauf geht.Aber finde ich schon toll was es alles gibt.
    Deine Beiträge sind so schön und das ist genug für mich.
    Habe auch viele Gartenbücher und bin regelmäßiger Kunde in unserer tollen Bücherei.Gartenbücher ohne Ende.
    Schönes WE lieeb Elke und lieeb GRüße Jana.

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  6. Liebe Elke, ich stimme da auch absolut zu: Ein Garten macht glücklich. Ich verbringe so gerne meine Freizeit in meinem Garten, mir macht das Rasenmähen, jäten, ja eigentlich einfach alles Spaß und ich finde es erholsam, auch wenn ich nicht allzu oft einfach nur die Seele baumeln lassen kann, weil ich einfach immer was zu tun finde g ... GLG Petra

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  7. sagen wir mal so: ein garten koennte (mich) gluecklich machen, wenn da nicht dieser elende hase waere, der vor kurzem scheinbar bei uns eingezogen ist:(( zur zeit ist es einfach nur grrrrh - jedesmal, wenn ich was pflanze, das nicht gleich von netz usw. geschuetzt wird - endet es toedlich - fuer die pflanze:( und das bringt mich auf die palme, weil man die pflanzen ja auch nicht ewig unter fleece und plastik verstecken kann! ich komme mit dem lesen ueber gaerten nicht hinterher, weil noch zuviel zu tun ist in meinem:)
    irische gruesse
    Bettina

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  8. Eine herrliche Rezension. Danke, liebe Elke, für das Vorstellen des Buches. Die Idee mit der Gartenarbeit-Party und den Karteikärtchen ist gut. Hmm, ich glaube aber, dass ich nicht so schnell fündig würde auf der Suche nach Freiwilligen und mein Muskelkater daher mir treu erhalten bleibt *lach*. Meistens erhalte ich eher mitleidige Blicke, wenn ich vom Garten erzähle... das macht doch sooooooo vieeeeeeeel Arbeit. Ach ja und man dürfte dann auch nicht so pingelig sein, wenn fremde Gärtner im eigenen Garten tätig werden. Hui, wenn ich mir vorstelle, dass da einer ausversehen die Rose statt die Hecke schneiden würde... Gnade ihm Gott *lach*.
    Hab einen gemütlichen Sonntag.
    En liebe Gruess
    Alex

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  9. Bestimmt ein tolles Buch für die Jahreszeit ohne Garten :) Werde es mir mal notieren :)

    lg kathrin

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  10. Hallo Elke, durch Zufall (über Schweizer Garten) bin ich in Deinem Blog gelandet, und, wenn's genehm ist, würde ich gerne ab und an vorbei schau'n. Im Gegenzug lade ich Dich ein, Dich in meinem Blog umzuschauen. Liebe Grüsse (kann nix dafür, aber eben auch) Elke

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  11. Hellohello, liebe Elke (◠‿◠)
    Bücher in Bäumen habe ich letzte Woche auch gesehen und sogar fotografiert. Nur leider hatte ich noch nicht die Zeit, sie zu ... bloggen. In deinem Fall auch sehr passen, das es thematisch im Baum gut liegt. hihi Das ist eine schöne Buchvorstellung, für dich ich dir danken möchte.
    . * ● ¸ . ★
    Auch fielen Dank für deinen hilfreichen Kommentar. Du hast wohl richtig gelegen - mit deiner Vermutung. Dank Hans weiss ich jetzt, dass es sich um eine Chinesische Zwergwachtel handelt. Ohne eure Kommentare zu lesen, schien er sich sicher zu sein. Interessant war ja die Abfolge der Vermutungen: Wachtel, Zwergwachtel, Chinesische Zwergwachtel. Ich lasse ja immer erst die Kommentare zu, wenn sich einiges gesammelt hat und ich kurz vor dem nächsten Post stehe, weil sonst zu viele die Vorredner wiederholen. hihi Das weiss ein Fremder natürl nicht und insofern ist es interessant....
    . * ● ¸ . ★
    Einen schönen Abend wünsche ich dir. (≧◡≦)
    ♡allerliebste Grüße
    Wieczorama (◔‿◔) | Mein Fotoblog

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