Kaufen oder selber machen, das ist gerade im Garten oft die Frage. Wer mit zwei rechten Händen gesegnet ist, der kann sich mit Hammer und Säge austoben, ich aber kann da nicht mithalten. Jedoch bringe selbst ich es oft genug ohne fremde Hilfe fertig, hohle Pflanzenstängel in wasserdichte Behälter zu stopfen, meistens sogar einigermaßen waagerecht. Insektennisthilfen habe ich daher schon so einige improvisiert, meistens mit kaputten Metallgießkannen oder Dosen - alles mit dem gewissen Trödelmarktflair, das heute liebevoll Vintage genannt wird.
Nun kann man Behausungen für Krabbeltiere aber auch käuflich erwerben. Tut das Not oder sollte man sich das Geld lieber sparen und stattdessen in Gießkannen investieren, um sie dann während jahrelanger Benutzung zum Bienenhotel herunter zu wirtschaften?
Um herauszufinden, was professionell hergestellte Nist- und Überwinterungshilfen für Insekten leisten können, habe ich mir das große Hotel von Neudorff bestellt, der Firma mit der weißen Öko-Weste. Es schlägt mit fast 40 Euro zu Buche. Maße: 56 x 36 x 9 cm (H x B x T).
Der hölzerne Plattenbau ist hübsch anzuschauen und wie ein Mehrfamilienhaus aufgebaut: Oben der Dachboden mit Rindenschnippseln für Marienkäfer, unten im Keller stecken Tannenzapfen für Florfliegen. Im Zentrum prangt ein Hohlraum, der aussieht wie eine Spardose: Er ist für überwinternde Schmetterlinge gedacht. Der Rest ist für Wildbienen und -wespen eingerichtet. Es gibt ein Fach mit Ästen, in die Niströhren gebohrt wurden, sowie zwei Fächer mit mehr oder weniger hohlen Pflanzenstängeln.
Hier nun im einzelnen die Vor- und Nachteile dieses Häuschens:
Pluspunkte:
- Die Nist- und Überwinterungshilfe sieht blendend aus und wird so auch die kritischsten Verwandtenbesuche überstehen.
- Die Kundschaft ist vielseitig, so dass in jedem Garten wohl ein Teil der Bewohner vorhanden sein sollte.
- Beigelegt ist ein Tütchen mit Wildblumensamen, um der Zielgruppe auch zünftige Vollpension bieten zu können.
- Der Karton ist mit der kompletten Anleitung groß und breit bedruckt, so dass man nichts übersehen kann.
- Das Häuschen enthält keine Holzschutzmittel und wird bei der Paritätischen Lebenshilfe Schaumburg-Weserbergland handgefertigt.
Minuspunkte:
- Das Insektenhotel ist absolut wasserscheu und muss unbedingt regengeschützt aufgehängt werden. Ein wenig überstehende Dachpappe hätte man dem Konstrukt ruhig spendieren können.
- Wobei wir beim nächsten Kritikpunkt wären: Als Halterung befindet sich auf der Rückseite lediglich ein vorgebohrtes Loch, das man über einen Nagel stülpen soll. Das ist fummelig und nicht sehr stabil. Ich habe zusätzlich eine alte Halte-Kette in die Rückwand geschraubt (siehe Bild unten) - so etwas kriege sogar ich ohne Werkzeug und Vorkenntnisse hin.
- Am schlimmsten ist aber, dass die Nistlöcher für Mauerbienen exakt so gebohrt sind, wie man es nicht machen sollte: Vermutlich ist es Weichholz, denn die Eingänge sind mit Holzsplittern verstellt und nicht sauber gearbeitet. Außerdem wurde diese Splittergruppe ins Hirnholz gebohrt, besser wäre quer zur Wuchsrichtung des Astes.
- Die Pflanzenstängel in den beiden darunterliegenden Fächern sind nur teilweise hohl. Bienen und Wespen, die sich ihre Gänge selbst in markhaltiges Holz bohren, tun dies aber lieber in senkrechten Stängeln. Hier wäre es sinnvoller, auf diese Anteile ganz zu verzichten und nur vollständig hohle Bestandteile einzubauen.
Fazit: Hübsch anzuschauen und möglicherweise für Marienkäfer, Florfliegen, Ohrenkneifer und Schmetterlinge die erste Adresse, für Bienen und Wespen aber eher mit Vorsicht zu genießen. Positiv ist, dass dem Käufer mit den beigelegten Samen durch die Blume klargemacht wird, dass nur ein naturnaher Garten wirklich helfen kann und Nisthilfen alleine keine Wunder vollbringen können.
Ob die Mauerbienenhölzer wirklich besiedelt werden, wird sich im nächsten Frühjahr zeigen. Man darf gespannt sein - und vorher noch einmal zum Bohrer greifen, um die Löcher splitterfrei zu bekommen.
Ob die Mauerbienenhölzer wirklich besiedelt werden, wird sich im nächsten Frühjahr zeigen. Man darf gespannt sein - und vorher noch einmal zum Bohrer greifen, um die Löcher splitterfrei zu bekommen.
Vielen Dank an GartenXXL für den Test-Gutschein. Die Bestellung war unkompliziert und die Lieferung schnell.
Ich habe auch schon öfter vor diesen teuren Teilen gestanden, bisher aber immer davon Abstand genommen. Da wird wirklich aus wenig Material viel Geld gemacht. Man kann das auch selbst herstellen und es müssen ja nicht unbedingt alte Gießkannen sein. Läden wie der große Schwede mit den vier Buchstaben verkaufen für kleines Geld Holzkästchen in tausend Varianten. Die nehmen, den Rest aus dem Garten und gut ist. Ich habe allerdings zwei kleine Insektenkästchen, die man auch kaufen kann, weil ich sie mal zur Erprobung geschenkt bekommen hatte. Sie sind auch nicht optimal aber sie funktionieren trotzdem. Die Bienen sind ganz wild drauf, bei den Florfliegen weiß ich das nicht mit Sicherheit. Aber da eine Spinnne dort ihr Netz gespannt hat, in dem sich auch bereits die eine oder andere Florfliege verfangen hat, wird wohl auch dieser Kasten begehrt sein. Danke auf jeden Fall für deine kritische Berichterstattung. Ich hoffe, dass du keinen Ärger mit Neudorff bekommst.
AntwortenLöschenLieben Gruß
Elke (Mainzauber)
Hi, sehr interessanter Beitrag, ich habe auch schon vor dem Hotel gestanden, mit den Samen könnte ich allerdings nix anfangen, es gibt hier keinen freien Milimeter Gartenerde. Wir brauchen auch kein Insektenhotel - unsere Insekten ziehen es vor, sich im Holz des noblen Gartenhauses einzunisten. Ganz übel, irgend ein Bohrer ist im Holz, wir mußten gestern giften.
AntwortenLöschenSigrun
Hallo Elke.Schön finde ich so ein Insektenhotel,warum nicht wenn man eine schöne Gartenecke dafür hat.Die Insekten in meinem garten kommen und gehen,ist auch schön.
AntwortenLöschenSchönen angenehem neue Woche und liebe GRÜße Jana.
Vielen Dank für den interessanten Bericht über das Insektenhotel und die tollen Fotos.
AntwortenLöschenlg kathrin
Das ist ganz interessant, da nicht jeder eben so begabt ist, sich ein Insektenhotel selber zu bauen. Man kann ja auch diese interessanten einzelnen Nützlings-Waben von Neudorff für ca. 10 EUR das Stück kaufen, aber auch da fehlt der Regenschutz. Ich hatte die schon in der Hand, aber da muss man auch noch weiter basteln, oder man hat glücklicherweise so einen Idealplatz:Regensicher und windgeschützt.
AntwortenLöschenLG Sigrun
Hallo Elke
AntwortenLöschenEin spannender Bericht! Danke schön. Hmm, da kommt mein selbstgebohrter Klotz wie aus dem Armenviertel daher. Dafür ist dieser allerdings wetterfest und die Bewohner müssen nicht mit Eimern das hereintropfende Wasser auffangen. Aber chic schaut's wirklich aus. Bin gespannt, ob die Insekten auch nach den äusseren Werten ihre Unterkunft wählen, oder doch eher nach den Inneren.
En liebe Gruess
Alex
ich finde nicht nur den preis heftig - ich frage mich auch, ob alle insekten wirklich in das gleiche "haus" ziehen wollen wie ihre nachbarn? ich lasse lieber alles moegliche (unordentlich:) liegen an stengeln etc., ausserdem finden z.b. wildbienen ueberall in den steinmauern unterschlupf. so kann jede art eine ecke fuer sich finden. mich erinnert dieses fertige teil an diverse futterhaeuser fuer voegel, die zwar nett aussehen fuer den betrachter, aber nicht ideal sind fuer die tiere... gartenschmuck halt und nicht sehr tierfreundlich!
AntwortenLöschenHallo Elke,
AntwortenLöschentoller Bericht und so ausführlich! Klasse!
Wir haben es auch, aber bei uns wird es nicht angenommen. Die Bohrungen sind wohl zu rauh.
Von mir also keine Empfehlung.
Viele Grüße von Renate
... ach ja und das Schwegler - Model Insekten-Nistblock wird bei uns völlig von den Insekten ignoriert. Im Neudorff - Haus wohnen immerhin Wespen (im Schmetterlings-Wohnabteil) und ein paar Bienen.
AntwortenLöschenDas selbstgebaute wird auch größtenteils ignoriert, seit wir das NABU Haus "Zur wilden Biene" haben.
Ich denke, im NABU-Haus sind die Wände glatt und der Ton wirkt temperaturausgleichend. Es sind auch viele geschlüpft, also haben sie die Brutzeit wohl gut darin überstanden.
Dank´ Dir noch mal für die Bestimmungshilfe!
Viele Grüße von Renate
... und noch mal ...
AntwortenLöschenich suche grad Deinen Beitrag, in dem Du so schön Dein Gießkannen-Insektenhotel beschreibst...
Magst Du ihn mir bitte verlinken?
Danke!
Ich setz' ja immer noch auf die natürlichen Haufen und Ecken im Garten, als mir so ein "Hotel" anzuschaffen. Im Waldgarten funktionierte das ja gut. Aber auch hier im neuen Garten gibts schon manche Ecke, wie bspw. den Steinhaufen ...
AntwortenLöschenHabe aber unlängst ein wirklich tolles Insektenhotel gesehen ... ziemlich groß auch - sogar teilweise mit Lehm darin ...
Liebe Grüße nochmal und ein schönes Wochenende
Sara
Mir fällt da noch ein, was ich bei Nachbarn gesehen habe ... manche hängen ihr Insektenhotel einfach an die falsche Stelle! Kein Wunder, wenn es da nicht angenommen wird.
AntwortenLöschenFast ganztags in der prallen Sonne - welches Insekt würde wohl so wohnen wollen???!!!