Sonntag, 20. Oktober 2013

Geburtstagsgemüse

Wenn ich manche Bücher lese, möchte ich am liebsten zum Spaten greifen und das letzte Stück Rasen opfern, um Sinnvolleres anzupflanzen. Ich möchte stattdessen Gemüse ziehen, es selbst vermehren und dadurch ein ganz kleines bisschen die Welt retten, so wie es die engagierten Gärtner im Buch "Die Vielfalt kehrt zurück: Alte Gemüsesorten nutzen und bewahren" von Ina Sperl tun.

Die Autorin hat Menschen besucht, die sich alle für samenfeste, seltene Nutzpflanzen engagieren, sie nicht nur anbauen, sondern die Saat auch weitergeben, auf dass sie in anderen Gärtern aufgehen möge, um ein Zeichen gegen die großen Saatgutkonzerne mit ihren hoch sensiblen Hybridsorten zu setzen.

Jeder Gärtner wird in Wort und Bild vorgestellt. Sie bauen zwar meist mehrere Gemüse an, aber ihr Herz hängt doch an bestimmten Lieblingsarten. Man staunt, wie viele verschiedene Möhrensorten, Rote Bete-Varietäten oder Salate es gibt - das Familienfoto zum Karottenkapitel würde sich auch als hübsches Poster in der Küche gut machen, so schön ist es - und daher auch mein Favorit im Buch.

Insgesamt 15 Reportagen sind für das Buch zusammen gekommen, manche mit ganz regionalen Sorten.


Besonders gefreut hat es mich daher, dass auch ein Herr aus meiner Region, nämlich Lemgo, vorgestellt wurde, der sich auf Johannislauch (Allium lusitanicum) spezialisiert hat. Diese Art habe ich nicht nur schon mit eigenen Augen verwildert in Ostwestfalen gesehen, dazu erscheint sie mir auch noch ganz besonders attraktiv, weil man sie an meinem Geburtstag ernten kann.
Jedes Kapitel endet mit einem genauen Steckbrief des jeweiligen Lieblingsgemüses der Personen. Hier erfährt man alles Wissenswerte zur Anzucht und vor allem zur Gewinnung von Samen zur erneuten Aussaat im nächsten Jahr - und das ist bei zweijährigen Arten wie Möhre und Roter Rübe gar nicht so einfach, da man sich dann natürlich einige Pflanzen vom Munde absparen muss, um sie geschützt zu überwintern, damit sie schließlich blühen können. Das ist nicht nur günstiger, sondern auch ungemein wichtig, um an das Klima angepasste Pflanzen auf Dauer zu fördern.


Der Leser lernt auch ungewöhnliche Anbaumethoden kennen, wie die Zucht von Plastinaken (Pastinaken in Plastikröhren - das Kunstwort steht nicht im Buch, das habe ich gerade erfunden) - eine geniale Idee für beengte Verhältnisse wie Terrassen oder Balkons. Schade nur, dass von den nicht so gängigen Gemüsearten, wie dem Baumspinat, nicht der komplette Werdegang eine Pflanze abgebildet ist. Dafür gibt es in jedem Kapitel ein Rezept obendrauf.

Gefallen hat mir, dass viele Fotos aus den vorgestellten Gärten in etwa so aussehen wie meiner: Manchmal wild, aber immer artenreich, und bestimmt voll mit glücklichen Insekten.

Und so soll Gärtnern doch sein: Neues entdecken, gut essen und dabei die Welt retten. Zumindest ein ganz kleines bisschen.

18 Kommentare:

  1. Vielen Dank für die Vorstellung dieses Buches, dass ich noch nicht kenne. Es gibt ja durchaus schon einige zu 'alten Gemüsesorten' auf dem Markt, aber die Idee GärtnerInnen vorzustellen, die regionale Spezialitäten weitervermehren finde ich prima!
    LG
    Sisah

    AntwortenLöschen
  2. Scheint ein tolles und informatives Buch zu sein.
    Werde nächste Tage mal bei meinem Buchhändler danach fahnden . Ich finde eh´,dass gerade die alten Sorten eine Berechtigung haben - fängt schon bei den Kartoffeln an !
    LG, Elke.

    AntwortenLöschen
  3. danke für die informative Buchempfehlung
    Frauke

    AntwortenLöschen
  4. danke für den hinweis Elke, das buch war mir bis dato entgangen :)

    lg, brigitte

    AntwortenLöschen
  5. nachtrag: komplett ot, aber ich muss es mal sagen: ich liebe dein header bild ;)

    AntwortenLöschen
  6. Das liest sich nach einem richtig tollen Buch. Und dein letzter Absatz, der hat mir ja besonderes gefallen :-) Genau so ist es.
    Liebe Grüsse und hab einen perfekten Wochenstart.
    Ida

    AntwortenLöschen
  7. Hallo Elke.
    Ja sehr interresant das Buch muß viel drinstehen was man nicht weiß.Auch wußte ich nicht
    das es soviel Möhren Sorten gibt. Ja ein bißchen die WElt retten da ist so viel wahres dran.
    Viel Spaß mit dem Buch.
    Schönen Wochenanfang und liebe GRÜße Jana.

    AntwortenLöschen
  8. Liebe Elke,
    das ist wieder eine Buchempfehlung ganz nach meinem Geschmack :-)
    Ganz viele liebe und sonnige Grüße
    sendet dir Urte

    AntwortenLöschen
  9. Ich habe einfach kein Händchen im Umgang mit Samen (Daumen ist da nicht nur braun sondern rabenschwarz)... ansonsten würd ich auch gleich zum Spaten greifen. Das klingt so spannend: Baumspinat, Johannislauch... noch nie gehört. Eigentlich müsste ich jetzt nur schon das Buch kaufen um herauszufinden, wann Dein Geburtstag ist ;o).
    En liebe Gruess
    Alex

    AntwortenLöschen
  10. Hallo Elke,
    was ein Glück, daß es Menschen gibt die noch solch ausgefallene, alte Sorten Gemüse anbauen. Scheint ein schönes Buch zu sein.
    Liebe Grüße
    Dagmar

    AntwortenLöschen
  11. Liebe Elkte, danke für diesen interessanten Buchtipp! Ich glaube damit habe ich schon die erste Idee für ein Weihnachtsgeschenk für dieses Jahr :-)
    Vielen Dank und lieber Gruß

    AntwortenLöschen
  12. Hallo Elke, toll das sich schon einige private Gärtner mit diesem Thema verbunden fühlen und gegen die EU-Vorschriften die Vielfalt wiederentdecken. Danke für die Geburtstagsbuch-Vorstellung. Vielleicht versuche ich nächstes Jahr auch ein wenig, die Welt zu retten......
    LG Sigrun

    AntwortenLöschen
  13. Das Möhrenbild ist wirklich genial. Lila Möhren waren mir bis jetzt noch nicht bekannt, aber wenn es schon Tomaten, Auberginen und Co in dieser Farbe gibt, warum dann nicht auch Möhren :)

    lg kathrin

    AntwortenLöschen
  14. Hallo Elke,
    ich finde dieses Thema total spannend und habe auch schon das ein oder andere alte Gemüse angebaut, z.B. die Rote Melde, die sehr lecker ist. Und mit so einer lila Möhre werde ich es nächstes Jahr mal versuchen, ganz bestimmt! Beim Anblick der Bilder bekommt man wirklich richtig Lust zum Spaten zu greifen! Danke für den Buch-Tipp!

    Liebe Grüße, Bärbel

    AntwortenLöschen
  15. Hallo,
    habe jetzt schon öfters von diesem Buch gehört ich glaub ich werde mir es jetzt wirklich kaufen ;) Ich bin immer auf der Suche nach etwas Außergewöhnlichem und neuen, damit nicht nur jedes Jahr Kartoffeln wachsen ;)
    Grüße, Katja

    AntwortenLöschen
  16. Das Buch klingt sehr interessant und wäre vielleicht auch etwas für mich. Hast Du schon Rasen abgestochen?
    Also Amaranth und rote Melde geben auch im Staudenbeet eine gute Figur ab. Die syrische Möhre ist unschlagbar, wenn sie blüht und hat auch noch silbriges Laub. Ein echter Hingucker im Gemüsebeet oder doch im Staudenbeet? Rasen wird vollkommen überbewertet, statt dessen eine deutsche Gewürzerdbeere.....Und Allium Arten passen in jeden Garten, gerade die essbaren:-) Lieben Gruß Cordula

    AntwortenLöschen
  17. Liebe Elke,
    wieder herzlich gelacht über die Plastinaken. Vielleicht sollte ich mir das Buch lieber nicht kaufen, klingt nach teurem Anschlussvergnügen, wie suchtvolles Kaufen von Samen alter Sorten etc. Danke für die Idee, ich hoffe, ich kann widerstehen.
    Liebe Grüße, Johanna

    AntwortenLöschen
  18. Liebe Elke,
    danke für den Buchtipp! Ich habe vor im Frühjahr auch ein (kleines) Gemüsebeet anzulegen, vielleicht ist ja was dabei! Toll hast Du es hier: Der Garten ist echt schön. Ich liebe es, wenn es so richtig üppig grünt, das gibt es immer weniger!
    liebe Grüße
    Lilli

    AntwortenLöschen

Mit der Nutzung der Kommentarfunktion erklärst Du Dich mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch diese Website einverstanden.