Er ist ein kleiner Gauner, ein Fallensteller, ein echter Ganove. Erst lockt er Insekten an, und wenn sie auf seine Verführung hereingefallen sind, nimmt er sie solange in Haft, bis der Pollen reif ist und von den Tieren beim Verlassen des Gefängnisses mitgenommen werden kann. So stellt er sicher, dass die weiblichen Anteile der Blüte, die vor den männlichen reifen, nicht durch dieselbe Pflanze bestäubt werden. Die hoffentlich von einer anderen Blüte mit hinein geschleppten Pollen haben in der Zwischenzeit alle Zeit der Welt, von dem verzweifelten Insekt an die weibliche Seite des Übeltäters abgestrampelt zu werden. Wie sich die Blütenbesucher dabei vorkommen, wenn sie durch eine Borstensperre am Verlassen der Anstalt gehindert werden, ist ihm völlig egal.
Ja, der Italienische Aronstab (Arum italicum) ist ein gemeiner Betrüger, aber im winterlichen Garten einfach unentbehrlich. Sein Laub, das von Herbst bis Frühling mit feiner Marmorzeichnung von ihm schwärmen lässt, ist sein Markenzeichen. Es bekommt keine Frostbeulen und bleibt in der kalten Jahreszeit stets adrett.
Den Sommer über ist es der Staude zu warm und sie zieht die Blätter ein. Macht aber nichts, denn dann ist der Blütenstand immer noch präsent und entwickelt nach dem Welken des Laubs die roten Beeren. Auf diesen Bildern aus dem botanischen Garten, im August aufgenommen, gehört das Laub zu Maiglöckchen, während die Aronstabblätter schon verschwunden sind:
Den Sommer über ist es der Staude zu warm und sie zieht die Blätter ein. Macht aber nichts, denn dann ist der Blütenstand immer noch präsent und entwickelt nach dem Welken des Laubs die roten Beeren. Auf diesen Bildern aus dem botanischen Garten, im August aufgenommen, gehört das Laub zu Maiglöckchen, während die Aronstabblätter schon verschwunden sind:
Einen winzigen Italiener habe ich vor Jahren einmal bekommen und zwischen Spiraea und die große Wildrose Rosa x salaevensis gepflanzt. Den Schatten dort und den humosen Boden mag er sehr. Und er wird immer größer.
Irgendwann war es tatsächlich so weit: Ein weißer Blütenkolben ließ sich blicken - zum ersten Mal in seinem Leben hat der Aronstab mit seinen Betrügereien angefangen. Vor lauter Schreck habe ich dann dummerweise das Fotografieren vergessen. Zu meiner weiteren Überraschung reiften sogar Früchte, obwohl es die einzige Blüte weit und breit war. Hat die Pflanze etwa doch einen Fehler gemacht und es mit der Inhaftierung nicht ganz so ernst genommen? Auch Ganoven fangen eben mal klein an.
Im Spätherbst 2013 fiel der fruchtbehangene Kolben einfach um. Und da lag er nun. Ganz überraschend fand ich diesen Winter kleine Pflänzchen, im Gänsemarsch aufgereiht. Das muss wohl genau die Stelle sein, wo der Fruchtstand hinfällig geworden war. Die weiße Blattzeichnung entwickelt sich erst bei älteren Sämlingen.
Was für eine Freude - so viele Kleinganoven, die bald für noch mehr schöne Winterblätter sorgen werden! Manchmal reicht es schon, den Garten einfach machen zu lassen und nicht zu penibel aufzuräumen. Und wenn auch nur Betrüger dabei herauskommen - schön anzuschauen sind sie ja doch.
Ups, dieser Italiener verhält sich in diesem Klima so ganz anders, als der hier heimische mit grünen Blättern ? Soweit ich mich erinnere, sehe ich an meinen Pflanzen nämlich erst recht spät Blätter und Blüten. Ich muss mal in den Posts bzw. den noch nicht geposteten Fotos auf die Suche gehen. Aber mein Bauchgefühl sagt mir etwas von April/Mai. Oder stimmt da etwas mit meinem Bauchgefühl nicht?
AntwortenLöschenJedenfalls freue ich mich auch schon auf die Blüten und hoffe, dass er sich unter der Magnolie nun auch endlich so schön vermehrt, wie an einer recht versteckten Stelle in meinem weißen Vorgarten an der Nordgrenze. Daher habe ich seine Kerker-Qualitäten auch noch nie beobachten können …
LG Silke
Ja, der heimische Aronstab treibt erst im Frühling Blätter. Heute im Wald habe ich schon mutige Exemplare gesehen, aber die haben sich wohl eher durch den milden Winter verleiten lassen...
LöschenVG
Elke
Danke, dann brauche ich ja nicht zu suchen ;-) Denn unter der Magnolie ist trotz Südsonne noch nix von ihm zu sehen ...
LöschenBoah, der Italiener schaut ja toll aus. Klingt so als ob er sich in unserem schattigen Garten wohlfühlen könnte. Werde mich gleich an die Kleinganovenzucht machen sobald der Schnee weg ist...
AntwortenLöschenViele Grüße Angela
...interessant...
AntwortenLöschenWitzig geschrieben und sehr lehrreich. Ich kenne den Aronstab bisher nur aus der Literatur, weiß, dass er giftig ist. Er sieht irgendwie skurril und trotzdem wunderschön aus.
AntwortenLöschenSchönes Wochenende!
Nix gegen kleine, italienische Ganoven einzuwenden! Vor allem, wenn sie so viel Charme versprühen, tja - Italiener halt ;)! Mir gefällt er äußerst gut, ich hab aber keinen weil im Winter ohnehin immer alles weiß ist .... Kärnten halt ;)!
AntwortenLöschenHab ein wundervolles Wochenende und danke für die amüsante wie lehrreiche Lektüre
Elisabeth
Das ist doch wie im Film!! Da ist der böseste Betrüger auch der schönste ;)
AntwortenLöschenAronstab riecht doch so hässlich, nicht??
Herzlichst
yase
total witzig sind deine kleinen italiener!!! alles liebe von angie
AntwortenLöschenOh, ein krimineller Garten....toll, dass es mit nur einer Pflanze funktioniert hat. Vielleicht gibt es ja in deiner Nachbarschaft noch einen Biologen.....:-))
AntwortenLöschenLG Sigrun
Ja, wieder was dazu gelernt! Den kleinen Gauner kannte ich bisher nicht. Wär ja vielleicht auch noch eine Pflanze für meine Schattenbereiche, aber stinken darf er nicht, wie yase vermutet!
AntwortenLöschenVG Kathinka
Also, gerochen habe ich noch nichts, auch im botanischen Garten nicht, wo schon einige Kolben auf einem Fleck zusammen kommen. Ich habe meine Nase aber auch noch nicht tief hinein gesteckt. Aus normalem Abstand jedenfalls ist nichts zu riechen.
LöschenVG
Elke
Da hast Du ja schon eine richtige Nachwuchs-Mafia beisammen. Toll! Ich kannte die Pflanze noch nicht. Das Winterlaub finde ich aber so schön, dass ich bereits am überlegen bin, wohin damit. Ich meine, den ehrenwerten Ladies und Ducs kann ruhig mal ein Ganove auf die Wurzeln treten :o). Hat den Post wie immer super amüsant geschrieben.
AntwortenLöschenEn liebe Gruess
Alex
Liebe Elke,
AntwortenLöschendas ist sehr freundlich von dir, dass du den Kleinganoven in deinem Garten so viel Aufmerksamkeit und Platz schenkst! :D
Es tut so gut, zwischendurch ein paar grüne Tupfen in den Blogs zu sehen - hier ist alles nur weiß!
maybe one day I'll find that in one of our nurseries. I have seen it growing in an Open Garden, but not for sale.
AntwortenLöschenEen prachtige schaduwplant de "Arum Italica", ... het blad is mooi en de oranje besjes zijn echt een blikvanger...
AntwortenLöschenDas hab ich noch nie gehört, ist total interessant! Hübsch sieht er auch noch aus, aber das können Italiener ja eh gut ...
AntwortenLöschenDu schreibst so schön, ich muss immer lächeln beim lesen
herzliche Grüsse
Elisabeth
Ha, diesen kleinen Ganoven hab ich doch tatsächlich
AntwortenLöschenin Italien im Olivenbaumfeld hinter unserer Ferienwohnung gesehen.
Wollte unbedingt wissen wer das ist, aber er hat geschwiegen wie ein Grab!
Nun weiß ich es endlich - du hast ihn einfach verraten :-)))
Ganz viele liebe Grüße zum
Wochenanfang sendet dir die Urte :-)
Hallo Elke,
AntwortenLöschendas wünsche ich mir manchmal auch, möglichst wenig im Garten aufzuräumen. Leider habe ich den Dreh nicht so richtig raus, wo ich mich raushalten sollte und wo ich eingreifen sollte. Sieht alles auf jeden Fall sehr hübsch aus.
Gruß Dieter
Hallo Elke, das Glück, dass sich mal so eine Pflanze im Garten selbst aussät, hätte ich auch gerne, aber bis jetzt klappt es noch nicht so richtig mit der selbstständigen Vermehrung - die Christrose macht keine Ausnahme.
AntwortenLöschenlg kathrin
letztes Jahr habe ich ein paar Knollen gesetzt und konnte auch schon die ersten Blätter entdecken.
AntwortenLöschenNach Deinem Artikel freu ich mich jetzt noch mehr drauf!
Tolle Bilder!
VG Renate
Danke, jetzt hast du wieder eine Begehrlichkeit in mir gepflanzt :) Wintergrüne Blätter kann man gar nicht genug haben!
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Margit
Liebe Elke,
AntwortenLöschenich habe einige exemplare im garten, die getreulich winterblätter zeigen, aber (noch?) nicht blühen*. Wie lange hat es in Eurem garten gedauert, bis zum blühen?
*Der heimische, den wir auch im garten stehen haben, hat schon nach ein paar jahren geblüht.
Ganz tolle fotos!
lg, brigitte
Hallo Brigitte,
Löschenoh je, so genau weiß ich gar nicht mehr, wie alt meine Pflanze war. Aber einige Jahre hat es doch gedauert. So schnell wachsen sie einfach nicht, weshalb so dichte Horste wie im bot. Garten schon recht alt sein müssen.
VG
Elke
Hallo Elke,
AntwortenLöschendas ist ja wirklich gemein! Wie lange sind die Insekten denn dann gefangen, die Armen...die Staude kannte ich bis jetzt noch nicht, ist ja witzig, dass es ihr als Italienerin im Sommer zu warm ist und sie die Blätter dann einzieht...
Liebe Grüße, Bärbel
Hallo Bärbel,
Löschenich glaube, die Gefangenschaft beschränkt sich auf den Bereich von einigen Tagen, aber im Leben eines Insekts ist das ja schon recht viel.
Vielleicht scheut die Italienierin auch die in ihrer Heimat oft trockenen Sommer. Und was soll ich sagen - die meisten Sommer der letzten hat sie auch in unseren Breiten damit eine gute Idee gehabt, so trocken war es.
VG
Elke
Liebe Elke,
AntwortenLöschennun habe ich unverhofft ein sehr interessantes Gewächs kennen gelernt- danke! Ich bin ganz verblüfft darüber, was es da draußen so treibt- dann herzlichen Glückwunsch zu den Kleinganoven, auf das sie weiterhin gut gedeihen.
Liebe Grüße
Bianca
Hier bei uns im Wald seh ich sie auch schon aus dem Boden kommen, vlt. stinken nur diese?
AntwortenLöschenLG Birgit
Liebe Elke,
AntwortenLöschendas hast du mal wieder soooooo köstlcih geschrieben *DANKEEEEEEEE*
Muss mal schauen ob sich so ein kleiner Italiener auch bei uns wohlfühlen würde :-)
:O)
nun war ich wochenlang nicht in der Bloggerlandschaft. Schöne Bilder schöner Text und ich bedaure ein wenig, dass ich ihn aus meinem alten Garten nicht mitgenommen habe....
AntwortenLöschenLG Cordula