Samstag, 25. Juli 2015

Riesen-Taubnessel

Es ist die unangefochtene Königin unter den Stauden, was die Pflanze auch zu wissen scheint und sich gleich mehrere Kronen aufsetzt. Diesen Sommer hat sich die Diva sogar standesgemäß mit einer Rosenstola aus 'Lovely Fairy' behängt, denn die eigenen Blüten sind jetzt schon aus.


Außerdem hat sie das Geheimnis ewiger Jugend entdeckt, denn nach der Blüte sehen die grünen Samenbehälter immer noch irgendwie knospig aus, als würde die Show erst losgehen - die immer-währende Verheißung also.

Bei soviel Koketterie wundert es ein wenig, dass sie es nicht zu einem weiblichen Namen geschafft hat und nur ein Es ist: Die Rede ist vom Russel-Brandkraut (Phlomis russeliana).

Ein Gartenbesucher, der die Staude nicht kannte, taufte sie kurzerhand und instinktiv auf den Namen "Riesen-Taubnessel", was es ganz gut trifft und ihr immerhin ein Quäntchen mehr Weiblichkeit verpasst.


Zickig ist die Königin mit den vielen goldenen Kronen aber nicht. Sie ist robust und kommt auch mit Trockenheit zurecht, wenn die Dürre nur nicht gerade vor oder zur Blütezeit nervt, so wie dieses Jahr. Dann biegen sich ihre Blütenstängel wehleidig nach unten, was bedeutet, dass ich schleunigst mit einer gut gefüllten Gießkanne anzurücken habe, aber ein bisschen plötzlich.

Ist das Wetter jedoch normal und nicht krisengeschüttelt, hält das Brandkraut seine hellgelben Blütenkerzen, die im Juni aufblühen, wacker aufrecht und setzt noch ein paar lustige hasenohrähnliche Blätter obendrauf. Hummeln mögen die Blüten sehr gern - vielleicht müssen auch sie an eine Riesen-Taubnessel denken?



Die Pflanze geht nach anfangs mehreren blütenlosen Jahren immer mehr in die Breite und erteilt dann kleineren Stauden gern einen Platzverweis mit ihren großen Schlappohr-Blättern. Die Grundblätter sind wintergrün. Da Phlomis russeliana aus lichten nordtürkischen Wäldern stammt, ist es auch im Halbschatten neben Gehölzen ganz zufrieden. Und die kann es nicht verdrängen, so sehr es sich auch anstrengen mag. Ein sonniger Standort ist ihm genauso recht.


Praktisch ist das Brandkraut auch in seiner Reproduktionsfähigkeit: Die dicken Samen keimen oft schon in luftiger Höhe direkt in den Samenkapseln, die auf bis zu einem Meter hohen Blütenstängeln thronen - eine Staude, die mit selbstgebauten Samenbomben wirft! Die Stiele schneidet man wegen ihrer strukturbildenden Größe erst im Vorfrühling ab. Jedes Samenkorn - im Frühjahr in die Erde gesteckt - keimt rasch. Auch Teilung der Pflanzen ist problemlos möglich.


In jedem Fall ist das Russel-Bandkraut eine fantastische Pflanze, die ohne große Kosten in den eigenen Garten einziehen kann, auch wenn der Name alles andere als poetisch ist...

15 Kommentare:

  1. Phlomis Russeliana ist die Pflanze der Zukunft, auf alle Fälle. Sie sieht noch im abgeblühten Zustand genial aus. Ich liebe sie sehr.

    Sigrun

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    1. liebe sigrun, genau das richtige für trockene sommer ;)

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  2. Hallo Elke!
    Ich mag das Brandkraut ebenfalls sehr allerdings gefällt es mir mit Rosen geschmückt doch noch um einiges besser :)
    LG und schönes WE
    Sabine

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  3. das brandkraut ist wirklich sehr effektvoll... zum ersten mal habe ich sie auf einem winterbild in msg gesehen und dachte, ich muss sie unbedingt haben... naja, dass sie gelb blüht gefällt mir nicht so ganz, aber sie verblüht in der sonne ziemlich schnell und dann sieht sie wirklich toll aus ;)
    mit der rose kombiniert sowieso :)

    liebe grüße von melancholia

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  4. Ha... jetzt wissen wir, was wir neulich im Show Garten der Gärtnerei gesehen haben. Die Samenstände des Brandkrauts. Wir haben uns nämlich noch gewundert, was das sein könnte. Danke, jetzt kann ich wieder beruhigt schlafen *grins*.
    Hab ein schönes Wochenende.
    En liebe Gruess
    Alex

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  5. Von dieser Pflanze habe ich noch nie gehört. Aber sie erinnert mit den gelben Blüten tatsächlich an eine Taubnessel bzw. Goldnessel.
    Die trockenen Saatstände sehen auch sehr dekorativ aus und lassen sich im Haus sicherlich gut für Dekozwecke verarbeiten. Nur Gelb als Blütenfarbe ist auch nicht so meins, das wird nur gelegentlich einmal geduldet. Aber mein Garten ist eh schon zu voll ... ein Waldgarten wie zuvor soll dieser dann doch nicht mehr werden, schon auch wegen der Zeckengefahr.

    Liebe Grüße
    Sara

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  6. Bei uns heißt sie, seit wir bei einem Tag der offenen Gärten einen Ableger ergattern konnten, nur "die Bommelblume" *gg*
    Den kargeren Boden im vorderen Beet liebt sie nicht, da blüht sie selten; hinten, wo es mehr Humus und feuchte gibt, breitet sie sich aus und blüht auch wunderbar

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  7. Hallo Elke,
    da dachte ich zuerst du stellst uns was Neues vor!! :) Eigentlich ein hübsche Pflanze, frage mich gerade warum sie noch nie bei mir eingezogen ist.
    LG Dagmar

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  8. Das ist ja eine richtige Liebeserklärung an das Brandkraut!!! Der kann ich mich nur anschließen!!! Bei mir hat es zwar ein wenig gebraucht, bis es in die Gänge kam... aber mittlerweile hat es sich zu einer recht ordentlichen Pflanze entwickelt!!!
    Viele Grüße von Margit

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  9. Liebe Elke,
    wieder eine faszinierende Pflanze, die im Garten noch fehlt, danke für´s Zeigen ♥
    Liebe Grüße
    Bianca

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  10. Hello. Your works is Elegant.
    Greetings from Japan. ruma

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  11. Danke für den Tipp!, die würde bei mir gut passen, weil ich immer nach Pflanzen mit einer guten Fernwirkung suche, die man von jenseits der Wiese auch noch erkennen kann. Ich kenne "sie" zwar, hab mich aber noch nie mit ihren Eigenheiten beschäftigt. Da wären jetzt solche Samen praktisch :-)
    Das Foto mit der trockenen Samenkapsel, aus der der frische Keimling herauslugt gefällt mir sehr!
    Liebe Grüße
    Elisabeth

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  12. Ja, unsere Stauden. Immer für Überraschungen gut.
    Man muss sie mehr einsetzen in den Gärten.
    Bei meinen Planungen mache ich dies bereits, aber die meisten Menschen haben noch keine Ader dafür. Obwohl sie, wie Deine Fotos zeigen, so schön sein können.
    Liebe Grüße
    der gartenengel

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  13. Guten Morgen ... ui, da hat sich jemand in das Brandkraut verliebt! Das ist aber schön. Es ist tatsächlich attraktiv und du zeigst es von seiner attraktivsten Seite. Eine feine Zeit
    Elisabeth

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  14. Ich liebe das Brandkraut! Im Sommer blüht es schön und im Winter zieren die Samenstände. Und Wasser braucht es auch kaum.
    Wußtest du, dass ich deinen Garten schon vor Jahren mal im Internet gesehen habe und toll fand? Nun habe ich deinen Blog gefunden, fein :)
    Sonnige Grüße,
    Tatjana

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