Irgendwann in Berlin. Wir stehen an
der Alten Nationalgalerie, wie es sich für gute Touristen gehört.
Zwischen altehrwürdigen Säulen und ebensolchen Gebäuden befindet sich
eine Grünfläche, über der weiße Köpfe von Zierlauch schweben. Die
scheinen neu zu sein. Ein Ehepaar reifen Alters schlendert vorbei. Er
fragt seine Angetraute, auf die weißen Kugeln deutend: "Und was soll das
sein? Pusteblumen?". Sie entgegnet mit ein bisschen Entrüstung in der
Stimme: "Das ist Zierlauch." - er: "Was? Bierlauch?". Sie buchstabiert geduldig.
Beim
Bierlauch war wohl der Wunsch der Vater des Gedanken -
möglicherweise aber auch eine gewisse Geringschätzung gegenüber
allem Floralen, das sich partout nicht nützlich machen will. Wäre es
doch bloß Bierlauch, dann wäre
alles in bester Ordnung, aber der Name Zierlauch winkt da schon recht
deutlich mit dem Gartenzaunpfahl: Hier ist nichts essbar, trinkbar oder
sonst wie verwertbar, der ist einfach nur nett anzuschauen. Aber das
sind Pusteblumen auch, wozu also der ganze Aufstand.
Ich glaube, oft sind es tatsächlich Männer, die dem Garten eher Essbares entlocken wollen, während viele Frauen sich mehr um das Blumige kümmern. So ist es zumindest bei Andreas Austilat und seiner Frau, deren Geschichte auch in Berlin spielt, wo sie einen Reihenhausgarten haben. Darüber hat Herr Austilat ein Buch geschrieben: Vom Winde gesät: Meine Frau, unser Garten und ich, erschienen bei Goldmann.
Da ein Reihenhaus ja selten allein kommt, beschreibt er die üblichen Dramen, die sich in solchen beengten Verhältnissen abspielen, denn ein solcher Garten ist eine ewige Gratwanderung zwischen Privatsphäre und Verdunkelungsgefahr durch Gehölze. Von der Hecke und wer sie schneidet, über Bäume und laute Parties der Nachbarsjugendlichen bis hin zu Tieren im Garten findet sich eine Vielzahl an Themen, die nicht belehrend sein sollen, sondern immer locker erzählt werden mit einem Augenzwinkern und viel Selbstironie.
Dem Garten Essen abzutrotzen stellt sich im Buch als schwierig heraus. Die Pflaume trägt nicht, die Mini-Süßkirsche (wie auch ich eine habe) ist zickig und die Birnen bekommen Gitterrost. Also doch lieber rein dekorative Hanfpalmen? Die hatte die Frau des Autors in einem Bildband über englische Gärten entdeckt, er ist aber nicht so begeistert: "Ich war schockiert. Die Bilder zeigten einen Garten, der aussah, als könnte man am Rand der Terrasse ohne großen Aufwand das Vietnamkriegsdrama 'Apocalypse Now' nachstellen". Ob die Palmen überlebt haben, verrate ich nicht.
Ich als Leidensgenossin habe mich in Vielem wiedergefunden: Man will immer mehr, als der Garten Platz bietet und hat für so ein kleines Areal genauso viele Gerätschaften wie die Gärtner im Stadtpark. Doch sogar in den Kleinigkeiten habe ich Gemeinsamkeiten entdeckt: Herr Austilat hat auch mal Rollrasen von der Straße gerettet, seine Frau nimmt ausgesetzte Blumen mit und pflanzt so wie ich alles viel zu voll. Und jetzt wird es wirklich gruselig: Frau Austilat hatte so wie ich als Kind ein pudelgroßes Reh zuhause, das nun ihren Garten schmückt. Meins war aus dem Stoff aus dem Gartenzwerge sind und ich habe es lieber hübsch in der Obhut meiner Eltern gelassen (sprich: in deren Keller), habe aber große Angst vor dem Tag, an dem sie es mir hinterhertragen werden.
Ich habe das Buch mit großem Vergnügen gelesen und kann es jedem Reihenhausgärtner empfehlen - ganz besonders auch den zukünftigen.
Da ein Reihenhaus ja selten allein kommt, beschreibt er die üblichen Dramen, die sich in solchen beengten Verhältnissen abspielen, denn ein solcher Garten ist eine ewige Gratwanderung zwischen Privatsphäre und Verdunkelungsgefahr durch Gehölze. Von der Hecke und wer sie schneidet, über Bäume und laute Parties der Nachbarsjugendlichen bis hin zu Tieren im Garten findet sich eine Vielzahl an Themen, die nicht belehrend sein sollen, sondern immer locker erzählt werden mit einem Augenzwinkern und viel Selbstironie.
Dem Garten Essen abzutrotzen stellt sich im Buch als schwierig heraus. Die Pflaume trägt nicht, die Mini-Süßkirsche (wie auch ich eine habe) ist zickig und die Birnen bekommen Gitterrost. Also doch lieber rein dekorative Hanfpalmen? Die hatte die Frau des Autors in einem Bildband über englische Gärten entdeckt, er ist aber nicht so begeistert: "Ich war schockiert. Die Bilder zeigten einen Garten, der aussah, als könnte man am Rand der Terrasse ohne großen Aufwand das Vietnamkriegsdrama 'Apocalypse Now' nachstellen". Ob die Palmen überlebt haben, verrate ich nicht.
Ich als Leidensgenossin habe mich in Vielem wiedergefunden: Man will immer mehr, als der Garten Platz bietet und hat für so ein kleines Areal genauso viele Gerätschaften wie die Gärtner im Stadtpark. Doch sogar in den Kleinigkeiten habe ich Gemeinsamkeiten entdeckt: Herr Austilat hat auch mal Rollrasen von der Straße gerettet, seine Frau nimmt ausgesetzte Blumen mit und pflanzt so wie ich alles viel zu voll. Und jetzt wird es wirklich gruselig: Frau Austilat hatte so wie ich als Kind ein pudelgroßes Reh zuhause, das nun ihren Garten schmückt. Meins war aus dem Stoff aus dem Gartenzwerge sind und ich habe es lieber hübsch in der Obhut meiner Eltern gelassen (sprich: in deren Keller), habe aber große Angst vor dem Tag, an dem sie es mir hinterhertragen werden.
Ich habe das Buch mit großem Vergnügen gelesen und kann es jedem Reihenhausgärtner empfehlen - ganz besonders auch den zukünftigen.
Darüber könnte ich mittlerweile auch schon ein Buch schreiben!!! Haha... Eine witzige Idee! Hört sich sehr lustig an!
AntwortenLöschenViele Grüße von
Margit
Lach nicht, ich hatte auch so ein Reh, allerdings ein liegendes Kitz! Das ist jahrelang im Garten meiner Großeltern geblieben, leider hat die Sonne es auf dem Gewissen. Da kann man mal wieder sehen, wie gefährlich die Sonne ist!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Trudi...... die sich auch ganz und gar in deinem Bericht wiederfindet!
Eine wirklich erfrischende Geschichte (könnt mein Mann gewesen sein ;)) und das Buch...hmmm....das hört sich sehr lesenswert an. Ich werde es auf alle Fälle auf die Merkliste setzten.
AntwortenLöschenLG
Sabine
Bist du sicher, dass nicht du Frau Austilat bist ;)
AntwortenLöschenherzlichst
yase
Das Buch klingt sehr interessant, da es vor allem auch die Größenverhältnisse meines Gartens widerspiegelt.
AntwortenLöschenLG kathrin
Kicher, das will ich auch lesen. Obwohl ich kein Reihenhaus habe. Ich hab da mal ein Buch über einen Pfarrer gelesen, der seinen Garten anlegt, sehr witzig, und es gleich nochmal gekauft und dem Pfarrer geschenkt.
AntwortenLöschenSigrun
Ja, ja die Gartenzwerge. Und die Eltern...
AntwortenLöschenIch bin auch gespannt, ob die beiden mir nicht auch mal noch irgendwelche Dinge hinterher tragen.
Wenn mein Vater erst man richtig in Rente geht und er dann seinen Keller aufräumt...
Oh je, wenn ich daran nur denke.
Aber ich werde mal schauen, wo ich das Buch herbekomme.
LG der gartenengel
Danke für die humorvolle Buchempfehlung.
AntwortenLöschenEin Tip für weißen Zierlauch:
pflanze ein Porrestange oder dicke Zwiebel in den Garten , wenn sie in Saat "Schießen" gibt es wunderschöne Lauchkugeln voller Insekten! so mache ich es schon seit Jahren.
Grüße von Frauke
Grins, ja, so muss es sein: Männer wollen was Praktisches und was das den Bauch füllt und Frau etwas, das das Herz füllt. So sind wir eben :o). Das Buch klingt genau nach meinem Geschmack. Hmm, fressen bei Dir auch die Wespen die Äpfel? Mein kleiner Baum trägt zum ersten Mal Äpfel und nun machen dieses Mistviecher mir die Ernte streitig *grummel*. Das Bäumchen hat leider noch nicht so viele Äpfel, dass ich sagen könnte: Ach nehmt nur, is ja genug für alle da *seufz*. Aber mit Wespen leg ich mich nicht an ... ich versuch am Wochenende einfach früher aufzustehen als sie, um mir meinen Teil noch zu holen, bevor sie alles für sich beanspruchen. Hab einen schönen Wochenabschluss. En liebe Gruess, Alex
AntwortenLöschenNicht nur die Wespen gehen an die Äpfel - die Hornissen sind auch dabei und können sich entscheiden, ob es was Süßes sein soll, oder lieber eine Wespe oder Fliege zum Abendessen. ;-)
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