Samstag, 19. Dezember 2015

Ideen aus dem Hortus insectorum

Nützlinge im Garten zu fördern klingt ziemlich nach Eigennutz, denn die kleinen Krabbler, die wir damit unterstützen, sollen gefälligst unsere Rosen von der Blattlausbelagerung befreien oder den Frostspannern einen wirklich frostigen Empfang bereiten. Doch das ist nur vordergründig so, denn der ganze Lebensraum Garten profitiert von einer großen Vielfalt an Leben und überrascht mit immer neuen kleinen Nutznießern unserer Bemühungen - wie diese mehltaufressenden Zweiundzwanzigpunkt-Marienkäfer, die es in meinem Garten etwas zu bunt trieben:

Und wer mag sie nicht, die hübschen Marienkäfer und die adretten Schwebfliegen mit ihren Kunstflugmanövern? Das hier ist meine bescheidene Hütte für Ohrenkneifer, wo sie so richtig auf's Horn genommen werden - eine Wellhornschnecke von der Nordsee mit Moosfüllung:


Einer, der einen Großteil seines riesigen Außenbereichs den Insekten gewidmet hat, ist Markus Gastl, bekannt geworden durch seinen Hortus insectorum - ein wirklich außergewöhnlicher Garten, den man auch besichtigen kann.

Im Ulmer-Verlag ist nun das Ideenbuch Nützlingshotels von Markus Gastl erschienen, das nach einer kurzen Einführung in die Thematik und einer Vorstellungsrunde der Nützlinge Anleitungen für Behausungen und Pflanzenzusammenstellungen gibt.



Die Kapitel zeigen schöne Fotos unter anderem aus dem Hortus insectorum, die Anleitungen selbst sind durch Zeichnungen bebildert. Auf der Homepage des Autors sind einige dieser Illustrationen zu sehen.

Von einfach bis kompliziert ist alles dabei, auch an jede Gartengröße wurde gedacht. Die in Markus Gastls Gartens so präsenten Steinpyramiden und die Etagenwohnung aus Paletten brauchen schon mehr Platz, während die Schubkarre und die Zinkwanne für Falter und Schwebfliegen auch auf dem Balkon stehen könnten. Bei den Staudenkombis wird also auf die Pflanzung in Gefäßen zurückgegriffen, da sonst nicht gebastelt und Dinge recycelt werden könnten. So werden auch Menschen ohne Garten Ideen in dem Buch finden.

Den Eichhörnchenkobel habe ich schon versucht nachzubauen, aber weniger professionell aus Clematis-Ranken, so dass er eher für leichte Zaunkönige zum Übernachten taugt:


Markus Gastl hat in seinem Garten einige dieser Projekte umgesetzt und weiß, dass sie funktionieren. Für manche Ideen hätte ich mir aber Belege zum Erfolg der Idee gewünscht, also Fotos mit Tieren. Ob die aus Filzwolle gestrickte Wollmütze als Meisennisthilfe funktioniert oder eher von den Vögeln zerrupft wird, um an Polstermaterial für ihr Nest zu kommen?



Auch beim Fledermauskasten bin ich mir nicht sicher, ob die innen liegenden Querstreben nicht zur Verstopfung durch Kot führen können. Andere Anleitungen verzichten auf Hindernisse im Inneren des Kastens.
 
Der naturinteressierte Gartenbesitzer wird aber viele Ideen aufgreifen können, die den Artenreichtum fördern. Wenn das schön bebilderte Buch dazu beitragen kann, dass Steine künftig nicht mehr ganze Vorgärten unter sich begraben, sondern in sinnvollen Anordnungen als Mauern oder Pyramiden und vielleicht sogar kombiniert mit Sand oder Totholz Tiere anlocken, dann hat es seinen Zweck erfüllt.

18 Kommentare:

  1. Ein toller Buchtipp, danke!

    Gruß aus dem Norden
    Beate

    AntwortenLöschen
  2. Eine spannende Sache in jedem Fall. Ich glaube aber auch, dass die Wollmütze eher für Nistmaterial zerrupft wird. Aber egal, Hauptsache, die Tierchen fühlen sich wohl im Garten!
    Viele Grüße von
    Margit

    AntwortenLöschen
  3. Feiner Buchtipp - leider glaube ich ehrlich gestanden nicht, daß auch nur ein einziger Mensch aus der "Vorgarten unter Steinen"-Fraktion sich für diese Alternative wird begeistern können. Aber es kann uns Aufgeschlossenen helfen, das ist doch auch was :-)

    AntwortenLöschen
  4. Das Buch interessiert mich sehr...von Markus Gastl habe ich schon einiges gelesen. Eigentlich würde ich seinen fränkischen Garten auch gerne mal selber besuchen....vielleicht klappt es ja mal. Und dann unbedingt, im Sommer, wenn die Insekten schwärmen. Also das erste Foto....herrlich!
    Liebe Grüße, Sigrun

    AntwortenLöschen
  5. Was für tolle Ideen. So schön und nützlich. Deine Muschelhotels sind wirklich zauberhaft!!
    lieben Gruß
    susa

    AntwortenLöschen
  6. Hilfe - Gruppensex! Das Buch ist sicher toll, ich finde auch, dass die Kugel gut aussieht, es muss ja nicht alles perfekt sein, Hauptsache es wird genutzt.

    Sigrun

    AntwortenLöschen
  7. Das Marienkäferfoto ist ja klasse, ich staune auch, dass bei dir noch andere Arten vorkommen als der asiatische...hier sieht es momentan ziemlich mau aus, was die Marienkäferfraktion betrifft.
    Die Idee Wellhornschneckengehäuse als Wohnangebot für Ohrenkneifer zu nutzen, werde ich abkupfern. Vielen Dank für die Anregung.
    Beim nächsten Besuch in einer Buchhandlung, werde ich dein hier empfohlenes mal durchblättern, gibt es da wirklich neue Ideen? Mir wäre wichtiger zu erfahren, welche Erfahrungen mit den Angeboten gemacht wurden. In P. Westrichs Buch werden solche geschildert, deshalb war das bisher mein Favorit.
    LG
    Sisah

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, das Buch von Paul Westrich ist wirklich toll, wenn es um Wildbienen geht. Er kennt sich so gut aus, dass er schlechte Nisthilfen sofort erkennt. Auf seiner Webseite hat er käufliche Hotels getestet. Im Buch von M. Gastl kommen die Erfahrungen mit den Ideen etwas zu kurz. Es gibt mittlerweile so viele Bücher zum Thema Basteln für Tiere, dass es schwer ist, noch wirklich neue Ideen zu beschreiben.

      Löschen
  8. diese käfer - tsss!!
    :-)
    unser grundstück liegt ganz allein mitten im naturschutzgebiet. und ich bin viel zu faul für einen "aufgeräumten" garten. macht ein wunderbar ausgewogenes verhältnis von nütz&schädlingen.
    die ohrenkneifer wohnen bei mir übrigens im briefkasten :-)
    gestricktes meisenhaus finde ich nicht gut - da ziehen doch gleich die milben ein und quälen die babies. glattes holz das im herbst saubergemacht werden kann ist sicher besser.
    ich hoffe ja wie du dass die leute endlich aufhören solche betonpflaster-rasen-koniferen-ödnisse anzulegen anstatt eines gartens.....
    xxxx

    AntwortenLöschen
  9. Das erste Bild ist wirklich fantastisch. Drei in eindeutiger Position sind mir bislang noch nicht untergekommen. Bei uns findet sich fast ausschließlich noch der asiatische Marienkäfer. Das Buch klingt interessant.

    LG kathrin

    AntwortenLöschen
  10. Herzliche Gratulation übrigens zu Deinem Buch, habe eben den neuen Reiter auf Deinem Blog entdeckt. Klingt interessant.

    LG kathrin

    AntwortenLöschen
  11. Liebe Elke,
    das Schneckengehäuse als neue Wohnung
    für Insekten gefällt mir ja auch sehr.
    Es gibt schon viele schöne Ideen :-)
    Ganz viele liebe 4. Adventsgrüße
    sendet dir die Urte :-)

    AntwortenLöschen
  12. Na, da habe ich wieder was gelernt. Daß Marienkäfer Mehltau fressen, wußte ich bisher nicht. Oder war das ein Joke von dir? Die Idee mit den Wellhornschneckengehäusen finde ich jedenfalls großartig, ich habe hier noch zahlreiche vor vielen Jahren gesammelte Exemplare herumliegen, teils als halbherzige Deko im Bad. Jetzt habe ich endlich einen sinnvollen Einsatz gefunden. Das Buch hört sich interessant an.
    LG Kathinka

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das war kein Scherz, es gibt wirklich Marienkäfer, die sich von Mehltau ernähren. Der Vierundzwanzigpunkt-Marienkäfer frisst sogar Pflanzen.
      VG
      Elke

      Löschen
  13. Hallo Elke,
    langsam wächst wohl das Bewußtsein auch mehr für die Tiere im Garten zu tun, wie diese Buch zeigt. Und dekorativ sieht es ja auch noch aus.
    LG Dagmar

    AntwortenLöschen
  14. Liebe Elke,
    ein tolles Foto von den Marienkäfern!
    Und das mit dem Mehltau hätte ich im Leben nicht geglaubt....
    Deine Idee mit den Muscheln als Ohrwurmhotel sieht dazu noch sehr dekorativ aus.
    Was die Nisthilfen anbelangt, bin ich schon eher der Fan des Natürlichen, und würde nicht auf die Idee kommen, eine Wollmütze in den Garten zu hängen - doch wenn er mit seinen ausgefallenen Ideen auch nur einen aus der "Mein-Garten-muss-aufgeräumt-sein"-Fraktion zum Nachdenken gebracht hat, ist es doch schon etwas wert!
    Die Beschreibungen der Insekten sieht jedenfalls sehr interessant aus. Auch da tut Aufklärung noch Not. Wenn ich immer wieder bestürzt feststelle wie VIELE Menschen Bienen nicht von Wespen unterscheiden können...
    Viele liebe Rosengrüße
    Christine

    AntwortenLöschen
  15. Liebe Elke,
    Ich wünsche dir so richtig zauberhafte Weihnachten
    und viele frohe und gemütliche Stunden mit deinen Lieben :-)
    Alles Liebe von der Urte

    AntwortenLöschen
  16. Ich liebe die Schneckenhaus-Idee. Danke dafür. Günstig und hübsch gärtnern müsste es bei dir also heißen :-)

    Beste Grüße
    Xenia

    AntwortenLöschen

Mit der Nutzung der Kommentarfunktion erklärst Du Dich mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch diese Website einverstanden.