Grün beruhigt? So einfach ist das nun auch wieder nicht. Das stimmt zwar in den meisten Fällen, aber es gibt doch Ausnahmen. Zum Beispiel, wenn ich irgendwo am Wegesrand eine unbekannte Pflanze entdecke. Das lässt mir dann keine Ruhe mehr, bis ich am Ende unter Aufbietung sämtlicher kriminologischer Techniken die Identität des Blümchens zweifelsfrei gelüftet hab, zur Not im Kreuzverhör, wobei sich die meisten Pflanzen da taub stellen.
Manchmal stehe ich nämlich vor der heimischen Flora wie ein Idiot. Es sind einfach zu viele Arten, man kann sie nicht alle kennen. Und so bin ich immer ganz froh, wenn ich jedes Jahr wenigstens eine Handvoll neue Pflanzen lerne. Meist sind es die eher auffälligen, aber sei's drum, gelernt ist gelernt.
Letztes Jahr waren es immerhin drei Arten: Der Dürrwurz-Alant (Inula conyzae), eine unscheinbar gelb blühende, recht hohe Staude, das Scharfe Berufkraut (Erigeron acre), das hübsch blau blüht, aber sich äußerst rar macht, weil es magere Standorte bevorzugt. Auch die Gewöhnliche Goldrute (Solidago virgaurea), die unbekannte heimische Verwandtschaft der invasiven Kanadischen Goldrute, war dabei. Das sind nicht alles Prachtstauden, aber ich habe mich trotzdem gefreut sie kennengelernt zu haben.
Noch schlimmer ist der Wiedererkennungswert im Winter. Bei wildlebenden Stauden, die man vielleicht zur Blütezeit mit Ach und Krach noch mit Vornamen anreden kann, ist man in der kalten Jahreszeit schon froh, wenn man weiß, dass es eine Staude ist. Im Garten läuft das besser, da kennt man seine Pappenheimer schließlich jahrein, jahraus.
Und so war ich bass erstaunt, bei uns im Teutoburger Wald an einer trockenen und im Sommer warmen Stelle auf merkwürdige, vogelschnabelähnliche Samenkapseln zu stoßen. Die meisten Schnäbel waren schon leer, einige wenige hatten patschnasse Flugsamen in den Hüllen, bereit zum Abflug. Gut, dass mich keiner gefragt hat, was das nun wieder für ein Kraut wäre, ich hätte es sowieso nicht gewusst.
Und so war ich bass erstaunt, bei uns im Teutoburger Wald an einer trockenen und im Sommer warmen Stelle auf merkwürdige, vogelschnabelähnliche Samenkapseln zu stoßen. Die meisten Schnäbel waren schon leer, einige wenige hatten patschnasse Flugsamen in den Hüllen, bereit zum Abflug. Gut, dass mich keiner gefragt hat, was das nun wieder für ein Kraut wäre, ich hätte es sowieso nicht gewusst.
Irgendwie erinnerte mich dieser Flugapparat an die Gewöhnliche Seidenpflanze (Asclepias syriaca), aber die kommt ja nun mal aus Nordamerika und ist größer. Zuhause habe ich dann das Blumenbuch blindlings durchgeblättert, bis ich bei der Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria) stutzte: Dort stand tatsächlich was von Seidenpflanzengewächs! Sie ist der einzige heimische Vertreter und eigentlich erkenne ich sie zur Blütezeit ganz gut, hatte mir aber nie Gedanken über ihre Verwandtschaftverhältnisse und ihre Samen gemacht.
Das wäre nun also geklärt. Ist zwar keine neue Art, aber immerhin. Man kann sie sogar im Garten ansiedeln, zum Beispiel an trockenen, steinigen Stellen.
Dieser erkennungsdienstliche Erfolg ist aber kein Grund, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen - das nächste unbekannte Wesen lauert sicher schon irgendwo, vielleicht sogar im eigenen Garten.
Flugsamen sind mir auch heute in den Briefkasten geweht worden - Stockrosensaat aus der Manufaktur von Sigrun.
Dann kann im Null-Euro-Beet bald ganz vortrefflich die Welt gerettet werden! Danke, Sigrun, für das wunderschöne Geschenk!
Dieser erkennungsdienstliche Erfolg ist aber kein Grund, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen - das nächste unbekannte Wesen lauert sicher schon irgendwo, vielleicht sogar im eigenen Garten.
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Flugsamen sind mir auch heute in den Briefkasten geweht worden - Stockrosensaat aus der Manufaktur von Sigrun.
Dann kann im Null-Euro-Beet bald ganz vortrefflich die Welt gerettet werden! Danke, Sigrun, für das wunderschöne Geschenk!
Hallo Elke,
AntwortenLöschenVielen Dank für den interessanten Beitrag. Auf Deinen Fotos kommt die Schönheit der Wildpflanzen toll zur Geltung. Dieser Schwalbenwurz würde sich auch gut auf unserer Wildblumenwiese machen. Mal schauen, ob ich im Herbst irgendwo Saat sehe ...
Viele Grüße aus dem Wendland
Silke
Hallo Elke,
AntwortenLöschenhach was hab ich mich in Deinem wunderbaren Bericht über die schönen Unbekannten wiedererkannt. Im letzten Jahr habe ich mir die Doldenblütler genauer angeschaut und festgestellt - es gibt soooo viele und gleich mehrere sind sich sehr ähnlich. Immer wenn ich dachte, jetzt habe ich Fotos von dieser und jener und kann sie unterscheiden ... dann wurde ich beim Sortieren der Bilder wieder unsicher und war wieder ganz am Anfang. Ich gebe nicht auf, dieses Jahr werde ich es vielleicht etwas geplanter angehen und dann hoffentlich erfolgreich sein! Aber immerhin - den Girsch, den kenne ich ganz sicher! Jawoll Vielen Dank für Deinen schönen Bericht - die Asklepias-Verwandte würde mir gefallen!
Ein sehr interessanter Bericht und sehr anschaulich mit den Fotos.
AntwortenLöschenVielen Dank & LG Christiane
Ach ja, habe so vor mich hin gelächelt, als ich diesen schönen Beitrag gelesen habe. Ich steh im Winter auch manchmal vor so vertrockneten Pflanzenresten (oder im Spätsommer vor so vertrockneten Gräser-Fetzen) und kratz mich am Kopf : "Mmmmh irgendwas nelkiges...mmmmmh" - und ich mach das (also Pflanzen bestimmen) beruflich!
AntwortenLöschenDeine Fotos sind wunderschön - machen Lust auf die nächste Botanisieren-Saison!
Liebe Grüße,
Gesche
danke für die interessanten Hinweise zu den Wildpflanzen.
AntwortenLöschenDaran wäre ich bestimmt vorbeigegangen.
So eine Vielfalt hast du so schön dargestllt. Grüße von Frauke
Liebe Elke,
AntwortenLöschendu kennst aber auch wirklich so viele Pflanzen!
Dein Buch schmöker ich ja gerade durch. So viele für
mich unbekannte Pflanzen! Es gefällt mir sehr. :-)
Ganz viele gemütliche Grüße zum Sonnabend
sendet die Urte :-)
Liebe Elke,
AntwortenLöschenkenne ich gut, die aufkommende Nervosität bei unbekanntem Grünzeug...:)
Werde mich in die heimische Pflanzenwelt vertiefen und sehen, was sich in meinem Garten gut machen könnte.
Liebe Grüße
Dani
So ist es oft, wenn ich spazieren gehe. Da steht so ein Etwas und ich habe mal wieder keine Ahnung wie es heißen könnte. Wenn ich Zeit habe, dann versuche ich wieder zu Hause angekommen, den mitgebrachten Stängel mit Hilfe von Bestimmungsbüchern zuzuordnen. Nur leider habe ich oft keine Zeit und das namenlose Pflanzenteil wandert namenlos auf den Kompost.
AntwortenLöschenAber ich gelobe Besserung!
Liebe Grüße,
Anette
I'm wondering
AntwortenLöschenwhat is a
Scharfe Beruf?
The dream of rich and famous?
Hallo Elke,
AntwortenLöschenwelches Bestimmungsbuch benutzt du ? Ich habe einen alten Kosmos Naturführer " Was blüht und grünt in der Natur" .
Ich finde gerade auf den Fotos sieht man wie schön auch "Unkräuter" sein können.
LG Dagmar
Hallo Dagmar,
Löschenich habe im "Was blüht denn da" geblättert. Den Schmeil-Fitschen habe ich auch im Regal stehen, aber der hilft nicht beim Samenstände bestimmen.
VG
Elke
Liebe Elke,
AntwortenLöschenich bewundere alle, die sich mit Pflanzen und Tieren so gut auskennen. Mein Mann ist auch so jemand. Und eigentlich müsste ich auch Pflanzen so gut bestimmen können - wir haben dasselbe studiert. Kann ich aber nicht. Daher Hut ab. Und herzlichen Glückwunsch übrigens noch zu deinem Buch. Ich war verreist und dann krank und habe es erst jetzt gesehen. Ich bin beeindruckt!
Liebe Grüße,
Ute
Hallo Elke, wiederum dankeschön für deinen so launigen Post, der wirklich neugierig auf all die unbekannten blühenden "Unkräuter" macht - sicherlich werde ich jetzt öfter mal zur Identifizierung meine Bücher oder das Net bemühen. Dein Buch liegt hier auf dem Tisch und ich bin begeistert...und auch das handliche Format find ich klasse.
AntwortenLöschenLG & einen schönen Sonntag, Marita
Spannend! Es ist doch immer wieder toll auf welche Pflanzen man stößt, wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht.
AntwortenLöschenLG kathrin
sigruns samen sind hier auch schon hereingeweht!
AntwortenLöschenich wills ja auch immer wissen - das bestimmungsbuch ist schon völlig zerlesen. heute im wald silberblatt gesehen - aber nicht mit ovalen sondern lanzettlichen samenblättchen.... kannte ich noch nicht.
xxxxx
Immer wenn ich Sigrun lese, zucke ich zusammen, bis mein Hirn signalisiert, dass ich nicht gemeint bin. Du hättest wirklich zur Polizei gehen sollen - Sherlocka! Ich finde es toll, wie du immer alles analysierst.
AntwortenLöschenSigrun
Liebe Sigrun, das tut mir leid...geht mir irgendwie genau so, weil unser Name ja nicht so häufig vorkommt...:-) LG Sigrun
LöschenHallo Elke,
AntwortenLöschenmir schwirrt manchmal auch echt der Kopf und dann:
steh ich da, wie der Bock vorm Esel und erkenn die lieben Pflanzen nicht. Dann braucht man Zeit und Lust (hab ich derzeit so gar keine) um dann Detektivisch vor zu gehen.
Also Kompliment an Dich, dass Du dies tust (irgendwann ich auch wieder)!
Grüße der gartenengel
Ich stelle immer wieder fest, dass ich viele Pflanzen nicht kenne! Die gemeine Seidenpflanze ist mir auch unbekannt. Aber sie sieht toll aus! Vor allem die Samenstände sind klasse!!!
AntwortenLöschenWieder was dazugelernt!!
Viele Grüße von
Margit
diese alant (ich hab nur den popligen:) und die duerrwurz kenne ich von hier nicht, aber die solidago habe ich irgendwann am strassenrand gefunden (in bluete, sonst haett ich die auch uebersehen!) und vincetoxicum hatte ich mal ausgesaet. das hat sich aber wieder von dannen gemacht, war wohl ein bisschen nass hier:) ich finde es jedenfalls auch immer total spannend, was neues zu finden - auch, wenn ich dann nach erfolgreicher suche in bestimmungsbuechern oder auch online herausfinde, dass es garnix besonderes ist. ich kann mir dann aber merken, was es ist - und freu mich, dass ich nach und nach immer mehr erkenne. du bist also nicht allein in deinem "dasmussichunbedingtherausfinden" wahn:)
AntwortenLöschenviele gruesse von der etwas stuermischen gruenen insel (aber wir lassen euch noch etwas sturm drin....:)
Bettina
Das sind aber auch eher 'ungewöhnliche' Wildpflanzen, die du da bestimmt hast. Hier sind die mir in freier Wildbahn noch nicht untergekommen. Als botanisch Interessierte, würde ich natürlich etwas über den Standort erfahren.Nur der Schwalbenwurz ist mir hier schon mal 'untergekommen', allerdings die Samenstände noch nie. Das FloraWeb gibt Auskunft, dass der Dürrwurzalant hier auch gar nicht vorkommt. Ich schließe daraus, dass der Teutoburger Wald als unbekanntes Gelände botanisch interessant ist und vielleicht mal ein Kurzreise wert.
AntwortenLöschenSisah
Ich muss mal meine Mami bei dir lesen lassen. Die ist Pharmazeutin und sammelt und presst ihr ganzes Leben lang jedes Kraut fürs Herbar. Sie hat bestimmt Freude an deinen Beiträgen.
AntwortenLöschenSchöne Grüße
Xenia
Bist du auch so eine Biologin, die ständig von den anderen gefragt wird, was das nun für eine Pflanze sei...? Unser Freund, der das gleiche, wie du studiert hat, jetzt aber den Elbebiber im Visier hat, der muss uns immer alles erklären, wenn wir etwas gemeinsam machen. Sonst wüsste ich heute nur halb so viel....:-)) Dankeschön für dein letztes Foto...:-)
AntwortenLöschenLG Sigrun
Ja, das kenn ich auch! Heute bin ich gefragt worden, wie oft sich Hummer häuten. Wusste ich auch nicht, man kann wirklich nicht alles wissen....
LöschenVG
Elke
Liebe Elke
AntwortenLöschenDanke für diesen sehr interessanten Post. Wunderschön sind die Bilder! Ich staune über die Vielfalt der Wildpflanzen. Viele kenne ich gar nicht.
Ich wünsche Dir eine glückliche Restwoche und grüsse Dich herzlichst Yvonne
Du sagst es ... es gibt einfach zu viele - nicht ohne Grund gibt es all die Spezialisten. Eine Freundin ist Biologin, das scheint ein weit gefaßter Begriff zu sein - wenn auch manche, wie Sigrun es schreibt, regelmäßig darauf hereinfallen und glauben, ein Biologe wäre ein Pflanzenkundler. ;-) ;-)
AntwortenLöschenAls meine Freundin ihren Garten anlegte, mußte sie häufig auf mich und andere Freundinnen zurückgreifen, denn ihr Gebiet ist eher die Genetik, aber nicht speziell der Pflanzen. ;-) Die auch nicht unbedingt ihr Haupt-Interessensgebiet darstellen.
Unsere niedersächsische Fauna ist oft sehr eintönig, da vermisse ich doch schon Einiges - kein Wunder, wenn man viele Pflanzen nicht kennt, da man sie zumindest in Natura noch nie zu Gesicht bekam. Und wenn sogar Sisah diese Pflanzen ungewöhnlich findet, werden sie schon recht selten sein.
Ich suche bspw. händeringend den Frauenmantel (weiß jetzt gar nicht, ob der geschützt ist! Muß ich vorher noch schauen...) - bei uns wächst draußen nur mollis. Doch als ich den Echten Frauenmantel kürzlich bestellen wollte, schrieb man mir, der Gewöhnliche Frauenmantel sei Alchemilla mollis und würde auch als A. xantochlora bezeichnet, das sei dieselbe Pflanze. Ich meine aber, der Echte ist Alchemilla vulgaris. Wie kann das sein???
Liebe Grüße und noch einen schönen Sonntag
Sara
Ups, habe ich tatsächlich Fauna geschrieben .... je später die Stunde... ;-) ;o) irgendwie war mir nämlich so .... also Flora selbstverständlich! :-)
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