Samstag, 20. Februar 2021

Dann man tau!

Tauwetter in dem Ausmaß, wie vorher Schnee auf dem Garten lag, ist ein wenig wie Geschenke beim Schottwichteln auszupacken: Während der Garten sich feierlich enthüllt und das weiße Laken gelüftet wird, weiß man nie, was sich zeigen wird - ist es gut oder schlecht, was sich beim Auspacken offenbart? Sind es auf den Gehwegen eher Hundehaufen, die jetzt aus dem Frost hervortreten, sind es im Garten hoffentlich schönere Dinge!

Und um noch mehr Dramatik reinzubringen, warf das Dach zusätzlich mit Dachlawinen und Eisbrocken um sich, natürlich meist unter lautem Getöse und bevorzugt zu nachtschlafender Zeit, damit man auch mitbekommt: Es taut!


Die Suche nach Überlebenden nach Frost und Dachlawinen ist doch immer wieder spannend! Hat die schützende Schneedecke vor zweistelligen Minusgraden ausreichend geschützt?

Manche Stauden haben die Spannung noch ein bisschen gesteigert, denn während ihre Blätter schon längst freigetaut waren, sahen ihre Blüten noch aus, als würden sie den Kopf in den Sand stecken, wie die Lenzrosen.

Nun wirken sie wie frisch aus dem Ei gepellt, der Frost hat ihnen nichts anhaben können.


Die Stinkende Nieswurz ist allerdings durch die schiere Masse des Schnees etwas windschief geworden.

 

Die Krokusse, Tulpen und Schneeglöckchen sehen taufrisch aus, haben teilweise aber eine bizarre Körperhaltung angenommen oder angeknickte Blätter.



 

 


Auch der Austrieb der Taglilie hat etwas von einem Fragezeichen:



Diese Haltungsschäden werden sich hoffentlich verwachsen.

 

Der Palmkohl und der Staudensellerie, die seit letztem Jahr im Kübel auf der Terrasse stehen, haben sich ein paar Blätter abgefroren, scheinen aber ansonsten lebendig zu sein.

 

Beim Sellerie, den ich übrigens letztes Jahr aus einem Küchenrest gezogen habe, sind bezeichnenderweise die Blätter erfroren, die über den Kübelrand hingen und dadurch keine Schneehaube hatten.


Auch das Mönchsgrasmückenweibchen und sein Mann sind eine Woche nach der letzten Sichtung wieder aufgetaucht und mampfen Hagebutten der Rosa multiflora, als wären sie nie weg gewesen. Wo waren sie nur während der Kältewelle? Haben sie sich in die Obstabteilung des nächsten Supermarktes geflüchtet? Oder sich vor einen leicht erreichbaren Meisenknödel gesetzt und  sind ihm nicht mehr von der Seite gewichen zwecks Energiesparens? Ich glaube nicht, dass man innerhalb von einer Woche das Land verlassen und zurückreisen kann, höchstens Business Class.


Die Vögel, nicht nur die Mönchsgrasmücken, freuen sich jedenfalls, endlich wieder baden zu können - auch zu trinken, ohne danach eine Wärmflasche zu brauchen, ist für sie sicher sehr komfortabel.


 

Und endlich gibt es wieder frische Regenwürmer! Die waren zwar die ganze Zeit da, aber eben tiefgefroren und niemand hat den Tiefkühler aufbekommen.

 



Der Rosmarin und die Topfbepflanzung wirken ebenfalls ganz gut gelaunt.


Einige Stauden haben allerdings weniger unter dem Frost zu leiden gehabt. Sie waren einfach zur falschen Zeit am falschen Ort und sind als Kollateralschaden mit dem Schnee weggeschüppt worden, so wie diese Storchschnäbel, die ich gestern ein paar Straßen weiter auf einem riesigen Schneehaufen fand. Sie haben die perfekte Stecklingsform, ich habe sie mitgenommen und eingepflanzt.




Bei anderen Pflanzen, wie den Rosen, wird sich noch zeigen, ob es Spätschäden gibt - das Schrottwichteln geht weiter!

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Und damit es so kurz vor dem Frühling nicht langweilig wird, hier noch ein bisschen Werbung! Ich habe ein Interview geben dürfen für den 6. Bio-Balkon-Kongress, der unter dem Motto steht:  Kann man Tiere pflanzen?

Stattfinden wird er vom 26. Februar bis 07. März 2021.


 

25+ Experten teilen in Video-Interviews (oftmals mit Bildern) ihr Wissen zu pflegeleichten Pflanzen, die dem Klimawandel trotzen und die Artenvielfalt fördern.  Mit diesen Pflanzen kannst Du Deine persönlichen Lieblingstiere anlocken und unterstützen.  Erfahre von den faszinierenden Partnerschaften zwischen Pflanzen und Tieren.  Schaffe Dir Blütenpracht und freudvolle Erlebnisse!
Außerdem gibt es Live-Frage-Antwort-Runden, um vom fundierten Wissen und praxiserprobten Tipps der Experten zu profitieren.

Diese Experten-Interviews erwarten Dich u.a.:
* Kerstin Lüchow/NaturgArtenvielfalt und Uta Kietsch/Wildpflanzenvermehrerin: Wildblumen und Blumenwiese im Kübel
* Katharina Heuberger: Erfahrungen vom Natur-Balkon Wilder Meter
* Christiane Habermalz/Riffreporterin/urbane Guerillagärtnerin: Anstiftung zum gärtnerischen Ungehorsam
* Robert Heemskerk: Frühblüher und andere Blumenzwiebeln in Topf und Kübel
* Werner Ruf/Bioland-Rosenschule Ruf: Rosen für Topf und Kübel
* Friedhelm Strickler: Kräuter- und Wildpflanzengärtner – Grundlagen
* Dieter Gaißmayer: Kräuter- und Staudengärtner – Grundlagen
* Paula Polak​/Natur-Gartenplanerin – Wasser, Mini-Teich, Sumpfkasten
* Annette Lepple/Gartengestalterin/Autorin: Garten ohne Gießen, Genießen statt Gießen
* Dr. Melanie von Orlow: Wildbienenfreundlicher Balkon
* Dr. Corinna Hölzer: Deutschland summt! Summst Du mit?
* Bettina de Chevallerie: Tausende Gärten, Tausende Arten
* Conrad Amber/Die Stimme der Bäume: Bäume auf die Dächer, Wälder in die Stadt
* Peter Steiger/Landschaftsarchitekt: Balkons naturnah gestalten
* Elke Schwarzer/Biologin/Autorin: Meise mag Melisse, Der Giersch muss weg
* David Seifert: Anlage von Lebensinseln, Baumscheibenbegrünungen
* Daniel Jakumeit: Hortus auf dem Balkon, Mini-Tipps
* Dr. Sonja Schwingesbauer/Hortus Pannonicus/Pflanzplanerin – Wo die wilden Nützlinge wohnen
* Prof. Dr. Hans-Heiner Bergmann/Ornithologe: Vögel fördern
* Tjards Wendebourg/Redaktionsleiter Garten Ulmer: Der Kies muss weg
* Julia Seidel & Anja Carsten:  Ein Wurmökosystem für Küche und Balkon für besten Dünger für Deine Pflanzen

 

Der Kongress findet online und kostenlos statt, anmelden kann man sich hier:

https://bio-balkon.de/kann-man-tiere-pflanzen/

13 Kommentare:

  1. Moin, immer wieder freue ich mich über deine aktuellen Beiträge. So schaue ich auch gespannt was kommt, was hat den Frost überstanden. Schön sind die Bilder der Vögel und deiner Pflanzen mit viel Humor kommentiert. Danke für den samstäglichen Lichtblick. Lg von Frauke

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  2. Hallo Elke,
    mich hat meine fleißig blühende Helleborus doch sehr erstaunt...sie hat die dicke Schneepackung aufrecht überstanden. Und auch von weitem habe ich blühende Zwiebeliris entdeckt...also, Pflanzen sind immer für eine Überraschung zu haben. Schön sind deine Vogelbilder - ich freue mich nun auf den kommenden Frühling.
    Lieben Gruß, Marita

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  3. "Denn man tau" ist ein wundervoller Titel. Ich wünschte, mir wäre der eingefallen...
    Die gefundenen Storchschnäbel hätte ich gar nicht als solche erkannt. Gut, wenn man so was weiß!
    Ich finde, dass die Mönchsgrasmücken auf jeden Fall etwas beleidigt dreinschauen. Aber jetzt müssten sie ja langsam wieder gute Laune kriegen.
    LG
    Centi

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  4. Es ist immer so schön, Samstags deinen Beitrag tu kesen. Darauf warte ich wirklich...
    Hier explodiert gleich der Garten, weil angekpndigt 15 Grad. Und in 10 Tagen dann nochnals Schnee.... Ich hoffe, meine Pflanzen si d robust.
    Heute haben wir endlich auch den Kasten für die Kohlmeisen aufhängen können. Nun hoffe ich das Beste.
    Herzliche Grüsse zu dir
    yase

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  5. Und was macht Deine Helleborus argutifolius? Ich war vorhin seit langer Zeit mal wieder im Garten - wo sie ausnahmsweise schon an nur einem Stengel dicke Blütenknospen hatte. Dieses Jahr kann ich wieder voll vergessen :-( Hoffentlich schiebt sie fürs nächste Jahr mindestens wieder einen Trieb nach ... Im Garten sind meine Lenzrosen zum Glück noch nicht so weit. Die in Kübeln hatte ich für 2 Wochen mit ins Haus genommen, und sie haben es erstaunlich gut überstanden.
    Bei unserer Baumpäonie bin ich gespannt, und bei der Hedi Grimm (Moschata-Hybride) haben ich vorhin schon einen Teil der meterlangen Ranken entfernt, denn denen sah man den Frostschaden schon an. Und unseren NoNamebambler kann ich bald guten Gewissens schneiden: Als der Winter kam, kamen mit ihm die Wachholderdrosseln. Sie fielen zum Schluss mindestens 3x täglich mit bis zu 8 Tieren bei uns ein und naschten die Hagebutten. Und jetzt ist der Rambler kahl. Nur die Grünfinken kamen nicht wie sonst in kalten Wintern zur Hedi - entweder es gibt kaum noch welche oder sie hatten noch andere Vorräte ...
    Ja, es ist wirklich spannend, was noch kommt und bleibt oder was sich der nächste angekündigte Wintereinbruch nach diesen Frühlingstagen holt. Jedenfalls haben es unsere Fische wohl trotz dicker Eisschicht im Teich überstanden :-)
    VG Silke

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    1. Der Korsischen Nieswurz geht es prima, die müsste bald blühen!
      Die Rosen, naja, abwarten...
      Viele Grüße
      Elke

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  6. Danke für den wunderbaren Bericht! Bei mir sieht es fast genauso aus. Die Mönchsgrasmücken und auch die Gartengrasmücken waren während der Schneezeit übrigens bei mir. Grüße aus Krefeld Ute

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    1. Hallo Ute!
      Ach, die Grasmücken waren bei dir beim Frost? Waren sie am Futter oder auch an Früchten?
      Viele Grüße
      Elke

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    2. Hallo Elke, sie waren am Futter und manchmal sind sie in die Kletterrose geflogen. Ich weiß nicht, ob sie Hagebutten fressen.
      Grüße von Ute

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  7. Liebe Elke,
    ich glaube, in dieser Spannung stehen alle Gartenbesitzer, was hat der Winter angerichtet? Vieles sieht so mickerig aus und doch erholt es sich dann wieder, wenn die Sonne sie durchwärmt. Ich schaue genauso spannend nach meinen Rosen wie du auch, noch sehe ich nicht allzuviel, aber ich hoffe noch. Dafür tummeln sich bei uns die Mauereidechsen herum, ich war ganz überrascht. Ein Rotkehlchen hat mich fast jeden Tag besucht, ich hatte Walnussbruch unter eine Kiefer gestreut, sie sind schon immer sehr früh munter. Regenwurm fressend habe ich es noch nie ein Rotkehlchen gesehen.
    Liebe Grüße
    Edith

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  8. Es ist schon faszinierend, wie die Pflanzen unter einer dicken Schneedecke überleben und wie schnell sie wieder zu wachsen beginnen. Ich bin froh, dass wir letztes Jahr Schneenasen auf dem Dach montieren ließen. Früher hat es immer allerhand Töpfe auf der Terrasse zerdeppert, wenn so eine Ladung Schnee herunter kam.
    Viele Grüße von
    Margit

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  9. Ich hatte schon Angst, dass hier die Pflanzen ohne schützende Schneedecke, nicht so gut durch den Frost kommen. Aber sie haben es alle genauso gut überstanden wie bei dir. Nur mit dem Hagebuttenbuffet klappt das hier nicht. Die Vögel gehen da einfach nie ran.
    Viele Grüße
    Claudia

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  10. Hallo Elke,
    da sieht man den Unterschied. Wir Menschen wären alle nicht mehr am Leben wenn wir diese kalte Zeit im Freien hätten verbringen müssen! Unglaublich was Pflanzen alles wegstecken können. Freuen wir uns auf die kommende Saison und machen es den grünen Freunden in unseren Gärten bequem. Bei mir sind die Bienen direkt nach der Kältewelle geflogen, als hätte es nie einen Winter gegeben.
    LG...Stephanie

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