Samstag, 3. Juli 2021

Ulkige Pflanzen

Dass der Garten uns überraschen kann, ist ja nichts Neues. Das tut er gern und immer wieder. Doch manchmal übertreibt er es ja auch ein wenig. Da spannt er einen erst jahrelang auf die Folter, welche Pflanze da wohl wächst und wie sie blühen wird, wenn wir sie nur stehen lassen, doch wenn die Zeit der feierlichen Enthüllungen gekommen ist, ist man doch ein bisschen enttäscht.

So geschah es bei einer Art Lauch, die sich hinten im Rasen angesiedelt hatte. Erst war er nur grasähnlich und so wurde er in der Anfangszeit öfter abgemäht, als ihm lieb war. Irgendwann war er aber so groß, dass er nicht mehr zu übersehen war. Fortan wurde er vom Rasenmäher verschont, denn sicher blühte er spektakulär? Ich hatte mit Sämlingen von Allium sphaerocephalon gerechnet, aber sicher war ich mir nicht, es gibt ja mehrere Läuche mit dünnem Laub, das aussieht, als hätte man einen Schnittlauch rabiat in die Länge gezogen.

Dieses Jahr sollte das Geheimnis endlich gelüftet werden, es bildeten sich Knospen! Als der Lauch seine Hüllen fallen ließ, war allerdings zu erkennen, dass da etwas nicht stimmte. Statt Blüten zeigten sich winzige Brutzwiebeln, das ganze Gebilde sah aus wie ein Morgenstern, der aber wohl höchstens Vampire in die Flucht geschlagen hätte.





Doch es gibt Hoffnung: Ein paar Blüten wollen mich wohl doch gnädig stimmen und haben einige Alibi-Blütenknospen in ihre vegetative Vermehrungswut eingebaut. Na also, geht doch.




Ich vermute, es handelt sich hier um den Weinbergs-Lauch (Allium vineale), eine Art, die es sich durch ihre Brutzwiebelbildung gründlich mit den Bienen verscherzt, aber immerhin trockenheitstolerant ist. Die Brutzwiebeln können auch direkt an der Mutterpflanze austreiben und wenigstens einen grünen Wuschelkopp produzieren.


Die Brutzwiebeln sollen wie Knoblauch schmecken, doch ist es sicher reichlich mühsam, sie zu pellen. 

Allium vineale ist in ganz Deutschland verbreitet und wächst nicht nur in Weinbergen. Zu seinen Hauptvorkommen gehören Äcker und kurzlebige Unkrautfluren sowie nährstoffreiche Stauden- und ausdauernde Unkrautfluren - dann hat sich wohl in meinem Garten eine ausdauernde Unkrautflur entwickelt? Nicht sehr schmeichelhaft, aber sei's drum.


Seltsame Blüten treibt dieses Jahr auch der Farn, der sich ganz von selbst vor Jahren im Garten eingefunden hat. Er schmückt sich mit fremden Blüten und hat sich eine Rosenblüte aufgesteckt. Ist es nicht kurios, dieses Gruppenbild aus Farn, Rose, Blattschneiderbiene, Geranium nodosum und Wald-Glockenblume?

 


 

Eine andere Pflanze, die mir dieses Jahr Rätsel aufgibt, ist die Kapuzinerkresse. Die ist ja eigentlich nicht ungewöhnlich, aber diesmal haben die im letzten Jahr selbst gesammelten Samen zwei Pflanzen mit panaschierten Blättern ergeben. Die sind unfassbar schick!



 

Mal schauen, wie bei denen die Blüte später aussieht. Ich nehme doch an, dass sie vernünftig blühen werden und nicht wie der Lauch direkt Jungpflanzen produzieren...


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Neulich war übrigens das Gartenradio zu Gast in meinem Garten und hat einen Podcast darüber gemacht, der hörenswert ist. Ich habe von Pflanzen- und Bodenökologe Prof. Matthias Rillig noch viel über Mikroplastik im Boden gelernt und was es mit Regenwürmen macht. Hört mal rein!

8 Kommentare:

  1. Einen schönen guten Morgen aus dem Norden. Welche kuriose Pflanze der Weinbergslauch. Erinnert an die Etagenzwiebel. Die brutzwiebeln könnte man bestimmt auch mit Schale zum einlegen für ein Dressing verwenden.
    In meinem Garten entdeckte ich mal die gelbenweinbergstulpen, die sich nun auch schön mit meiner Hilfe verbreitetet haben. Weiterhin habe ich auch viele Weinbergschnecken. Sie verzehren gerne Welkes und auch habe ich keine nackschnecken mehr. Auch habe ich einen leckeren Tafelwein aus einer Rebschule aus dem Süden wachsen.
    Panschierte Kapuzinerkresse kenne ich auch nicht. Lg von Frauke

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  2. Moin Elke!
    Diese Brutknöllchen- Zwiebeldinger haben wir auch im Garten. Mein Nachbar nennt die einfach wilden Knoblauch. 😉 Ich rupf die jetzt meistens raus, weil sie sich zu sehr vermehrt haben. Bei einigen unter den Himbeeren, habe ich die Zwiebelchen oben abgebrochen. Möchte mal schauen, ob unten die Zwiebel dann dicker wird.
    Viele Grüße
    Daniela

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  3. Auf dem Unkraustreifen endet der Mauer , strassenseitig, gibt es blühenden Schnittlauch. Glaube ich. Ich muss morgen mal die Kamera mitnehmen.deine ulkigen Pflanzen gefallen mir
    Herzlichst
    yase

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  4. Guten Morgen Elke,
    ulkige Pflanzenbilder gab es hier im Laufe der Jahre schon einige ... wie schön, wenn die Pflanzen uns ein entzücktes Lächeln entlocken. Die Natur ist einfach faszinierend und panaschierte Blätter mag ich eh total gerne.
    Lieben Gruß und hab einen feinen Sonntag, Marita

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  5. Liebe Elke,
    da wir in einer Weingegend wohnen, gibt es natürlich auch den Weinbergslauch, sogar in unserem Garten. Die Mühe, die kleinen Knöllchen zu pellen, kann man sparen, im Jungstadium kann man sie mit "Pelle" essen. Ich habe sie bei meinen Führungen immer zum Naschen angeboten, man hatte sich sogar mit Vorrat versorgt. Ob die Kapuzinerkresseblätter so bleiben? Ehrlich, so schön finde ich sie nicht.
    Lieber Gruß
    Edith

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  6. In das Gartenradio habe ich gerade reingehört, hat mir gut gefallen. Schön wäre es, wenn es nur noch recycelbare Töpfe geben würde.
    Witzig wie sich der Farn mit fremden Blüten schmückt.
    Viele Grüße
    Gabi

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  7. Ein sehr interessanter Beitrag!
    Viele Grüße von
    Margit

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  8. Liebe Elke
    Geht mir auch so, erstmal muss ich wissen was da wächst, ehe es als Unkraut eingstuft wird und wegkommt oder bleiben darf.
    Sehr interessant und eigentlich so richtig niedlich der Weinbergslauch mit den kleinen Zipfelmützen.
    Ganz viele liebe Grüße von Urte

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