Samstag, 13. November 2021

Stauden gestaucht

Kennt ihr das auch? Wenn man nicht gerade mit der Nagelschere und chirurgischer Präzision verblühte Staudenstängel abschneidet, ist oft irgendwas zwischen die Klingen gekommen, was da nicht hingehört und von dem man sich auch gar nicht trennen wollte. Die Pflanze, der das Teil gehört hatte, auch nicht.

Man muss aber nicht gleich die Klinge ins Korn werfen deswegen. Passiert das im Frühjahr oder Sommer bei knackigen Trieben, kann man einfach aus dem Malheur eine Tugend machen und das gekappte Ende der Staude einpflanzen. Oft passiert dann etwas Wundersames: Der Trieb bildet Wurzeln. Wenn die abgeschnittene Triebspitze also nicht vertrocknet, ist alles gut gegangen und nach ein paar Wochen kann man vorsichtig spicken, ob die Bewurzelung klappt.

Ich habe so etwas schon oft hinbekommen, sogar ohne Plastikhaube oder sonstige Tricks, die die Feuchtigkeit beim Steckling halten. Nur pralle Sonne sollte man vermeiden.

Dieses Jahr ist mir das Experiment mit der Weißen Waldaster (Aster divaricatus, Eurybia divaricata) gelungen. Der hatte ich nämlich aus Versehen eine Triebspitze gekappt, als ich den benachbarten Wolligen Hahnenfuß geschnitten hatte, dessen Samen längst abgefallen waren.

Ich musste einfach probieren, ob ich den Trieb vermehren kann, denn diese Aster ist eine fantastische Staude für den Schatten und sogar in meinem Garten recht konkurrenzstark, wuchern tut sie aber nicht gerade. Hier habe ich sie kombiniert mit Pfirsichblättriger Glockenblume und Kerzen-Knöterich, bzw. die Glockenblume hat sich selbst kombiniert, da bin ich unschuldig.

 


Bald schieben sich bei so eingepflanzten Trieben unten die Wurzeln aus dem Topf, dann kann die neue Staude eingepflanzt werden. Das sieht dann oft recht putzig aus, denn wenn der Trieb knospig war, blüht er auch als Steckling einfach, aber eben nur wenige Zentimeter über dem Boden. Das macht die Platzwahl für die selbst vermehrte Staude schwierig, denn der Winzling soll ja nicht von Nicht-Stecklingen überwachsen werden.

Das hier ist die Mutterpflanze jetzt im Herbst..


...und das der Steckling:


 

Und so freue ich mich seit dem Sommer über diese Miniaturausgabe, die dicht über dem Boden so schön blühte und jetzt Samen angesetzt hat. Nächstes Jahr wird sie sicher so große wie die Mutterpflanze.

9 Kommentare:

  1. ja..
    im Eifer des Gefechtes kann das durchaus passieren ;)
    schön dass die Aster angewachsen ist
    Astern muss ich mir auch für den großen Garten besorgen
    ich habe jetzt ein paar Töpfe mit Winterastern und schau ob ich die über den Winter bekommen ..sind ja nicht alle frostresistent

    liebe Grüße
    Rosi

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  2. Die Waldaster ist auch mein besonderer Liebling und ich kann sie nur empfehlen. Hier habe ich schon einiges heruntergeschnitten. Mal sehen, ob ich im nächsten Jahr daran denke oder ich hoffe auf Aussaat im Garten des Juniors.
    Lieben Gruß und ein feines Wochenende, Marita

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  3. Eurybia divaricata ist die erste Art, der ich außer meinen besonderen Schützlingen, den Aquilegias, einen eigenen Post gewidmet habe, es ist eine göttliche Herbststaude. Eigenartigerweise habe ich zwar schon öfter Gehölz-Schnittlinge einfach in den Boden gesteckt, aber mit Stauden habe ich das noch nie ausprobiert. Na ja, Eurybia kann man gar nicht genug haben, wann denkst Du, ist der beste Zeitpunkt zum Schneiden? Wünsche Dir einen schönen Sonntag. LG Wurzerl

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    1. Ich würde sagen, zwischen Mai und Juli sollten Stecklinge am besten bewurzeln.

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  4. Als wir unseren Garten hier neu bezogen, bat ich eine Freundin, eventuelle Stauden, die sie teilen wollte, mir zu geben, was auch geschah. Es waren die kleinen Herbstastern, so nannte sie sie. Sie haben über und über geblüht und vielen Insekten Nahrung geboten. Allerdings haben sich die Schmetterlingseier, die die Hausmutter hier abgelegt hatte, nicht weiter entwickelt. Ich hatte sie in meinem Blog vorgestellt und täglich beobachtet, da war ich dann doch ein wenig enttäuscht.
    Liebe Grüße
    Edith

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  5. Man kann so ein Missgeschick retten?? Gut zu wissen.
    Deine Aster ist ja wirklich winzig! Vielleocht zeigst du uns nächstes Jahr mal, wie gross sie geworden ist?
    Herzlichst
    yase

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  6. Hallo Elke,
    herzlichen Glückwunsch zum gelungenen chirurgischen Eingriff. Man braucht Erfolgserlebnisse, auch wenn sie noch so klein sind. Dies Waldaster steckt mir auch in der Nase, mal sehen ob ich mir nächstes Jahr eine gönne. Die würde gut in meine Walachei passen und Insekten freundlich soll sie auch sein.
    LG...Stephanie

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  7. Schön, wenn man sie auch mit Stecklingen vermehren kann. Bei mir vermehren sie sich fast ein wenig zu stark und zwar durch Ausläufer! Ich muss sie immer mit dem Spaten in Schach halten.
    Viele Grüße von
    Margit

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  8. Ich finde es sehr interessant, dass die Astern auch mit den Blütenknospen anwachsen. Ich hatte schon mal gesehen, dass man sie über Stecklinge vermehren kann; dort wurden aber alle Knospen entfernt - ich vermute, damit die Pflanze keine Kraft in die Blütenbildung steckt. Da habe ich wieder etwas dazu gelernt! Wie schön, wenn man dann im selben Jahr die "tiefergelegten" Blüten genießen kann.
    Liebe Grüße,
    Susanna

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