Samstag, 8. Januar 2022

Nichts los im Moos?

Heißt der Frühling eigentlich so, weil er in letzter Zeit immer zu früh kommt? Jetzt kam er schon zum Jahreswechsel und hat Honigbienen, Fledermäuse, Marienkäfer und viele andere Tiere zu voreiligen Schlüssen bewogen. Das wird nicht immer ein gutes Ende nehmen und ist eigentlich kein Grund zur Freude, genauso wenig wie über die ersten Schneeglöckchen, die aus dem Boden spitzen, denn auch sie werden sich noch warm anziehen müssen, wenn doch noch der Winter kommt.

Die milden Tage habe ich immerhin dazu genutzt, zu schauen, was in der Streuschicht meines Gartens so los ist. Besonders beliebt sind diesmal die Blätter vom Echten Alant (Inula helenium). Da sie an dem langen Stängel herumhingen wie dreckige graue Putzlappen, hatte ich sie im Herbst abgezupft und auf die Beete gelegt, damit dieses pflanzliche Aschenputtel nicht ganz so auffällig im Beet herumsteht. Und hier tobt das Leben - alle haben sich gedacht, die großen Blätter sind eine prima Wolldecke und auch eine tolle Speisekammer, immer gut gefüllt mit vegetarischen oder tierischen Spezialitäten, je nach Vorlieben.

Natürlich sind auch die Bunten Kugelspringer (Dicyrtomina ornata) hier ansässig, diese kleinen niedlichen Urinsekten mit den schrillen Farben, die zwar nicht fliegen, aber große Sprünge machen können, wenn sie erschreckt werden.

Kugelspringer auf der Blattunterseite vom Alant

 

Dieser sehr große Springschwanz, vielleicht ein Tomocerus, ist nicht so süß und gefleckt, aber er schillert in den buntesten Farben, da er wie ein Schmetterling mit Schuppen bekleidet ist.


 

Springschwänze neigen auch dazu, im Winter Olympiaden zu veranstalten. Hoch- und Weitsprung sind ja ihre Standarddisziplinen, aber wo immer sich kleine Wasserstellen in Bodennähe bilden, müssen sie unbedingt aufs Wasser. Hier fahren sie dann in Grüppchen aus verschiedenen Arten Schlittschuh, nur ohne Eis.

 




Und wo so viele hüpfende Beutetiere anwesend sind, da ist auch die räuberische Zunft nicht weit. Zu klein, um ihn mit bloßen Auge zu erkennen (also keine Angst, der tut nix), musste ich schon durch das Makro schauen, um zu wissen, wer hier so gut getarnt herumlungerte: Eine Moosskorpion (Neobisium)!

 






Ja, ich weiß, der taugt jetzt nicht gerade dazu, als Plüschtier in Produktion zu gehen, aber ich finde den super. Dieses kleine Spinnentier ist ein Pseudoskorpion, denn es hat keinen Giftstachel am Schwanz, und selbst der fehlt. Manche Arten haben daher Gift in ihren Zangen, wie der Bücherskorpion, der gern in alten Schinken im Bücherregal wohnt und dort Staubläuse verputzt, manche haben gar kein Gift, wie der Moosskorpion.

Ihr müsst also wirklich keine Angst haben, ins Laub zu fassen, denn Pseudoskorpione sind viel zu klein, als dass sie uns beißen könnten, meistens übersieht man sie sowieso.

In jedem Fall gilt: Finger weg vom Laubsauger, denn all diese kleinen Tiere wären verloren, wenn wir sie einsaugen und in die Biotonne kippen.

11 Kommentare:

  1. Wen du immer findest! Ich freue mich ja wieder sehr über die knuffigen Kugelspringer, aber alle anderen sind auch toll!
    LG
    Centi

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  2. Vielen Dank für deine so interessanten Ausflüge in die botanik und ihre Lebewesen.
    Bei mir liegt immer noch viel Laub im Winter auf den Böden und dem Rassen. Und ich bin immerüberrscht nach einem Jahr ist alles zersetzt und wieder zu Erde geworden. Sage mir immer im Wald harkt auch niemand. Sollte esmal zuviel Eichenlaub auf dem Rasen sein wandert es unter die Büsche und auf die Beete mit den Aroniabeeren und Heidelbeeren. Meine Nachbarin harkt sogar jetzt noch und nimmt den Insekten den Lebensraum. Doch da kann ich leidernichts bewegen, es sieht einfach für sie nurso schön aus. Mir bin für die Bettdecken im Garten. So haben die amseln viel zu wenden und zu schaffen. Lg von Frauke

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  3. Liebe Elke,
    ich staune immer wieder, was du alles entdeckst, von dem ich gar keine Ahnung habe, dass es überhaupt existiert! Und du verstehst es, mit deinen Fotos und Texten für sooo winzige Tierchen zu begeistern. So, nun hast du mich so weit: ich ziehe mich gleich mal warm an und stöbere - natürlich vorsichtig - ein bisschen im Laub herum ...
    Ich wünsche dir ein schönes Wochenende, liebe Grüße,
    Susanna

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  4. Ach je, manchmal will ich es doch gar nicht so genau wissen 🤣🤣 Und nein, kein Laubsauger, kein Bläser. Hier bleibt alles da, wo es liegt. Das ost am bequemsten, und läuft unter Erhaltung der Biodiversität
    Herzlichst
    yase

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  5. Tolle Makros, liebe Elke...da würde meine Kamera evtl. streiken.
    Hab einen gemütlichen Abend - lieben Gruß von Marita

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  6. Hallo Elke,
    da hast Du aber genau hingeschaut um die Minis zu entdecken! Mein Favorit ist der Kugelspringer. Der hat eine tolle Maserung und Farbgebung. Seinen runden Bauch finde ebenso charmant.
    Meine Bienen sind vor ein paar Tagen auch geflogen, sie nutzen das zum Reinigungsflug.
    LG...Stephanie

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  7. Die Vorbesitzer unseres Hauses haben 30 Jahre lang sämtliches Laub unter den Hecken entfernt damit alles schön ordentlich aussieht.
    Resultat: Hellbraune, im Sommer steinharte Erde auf der teilweise nicht mal mehr Unkraut wachsen wollte und ein Rasen, der im Sommer komplett braun war und auf dem bei Regen das Wasser stand.
    Seit 5 Jahren wird der Rasen nur noch so weit frei geräumt dass die Laubdecke nicht komplett geschlossen ist. Unter den Hecken und auf den Beeten bleibt alles liegen und wird noch mit dem aufgefüllt, was auf den Gehwegen weggefegt werden muss.
    Seitdem wird die Erde langsam wieder dunkler, lockerer und nimmt bei Trockenheit DEUTLICH besser das Gießwasser an. Und Insekten schwirren auch wieder überall herum :)
    Leider freuen sich auch die Rüsselkäfer über die schützende Schicht und dezimieren heftigst meine Schattenpflanzen (Purpurglöckchen & Co) :(
    Vielleicht muss ich im Frühling doch mal Nemathoden verteilen...

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  8. Jetzt bin ich mächtig gespannt, liebe Elke, ob heute mein Kommentar bei Dir ankommt...Ich schaue immer wieder sehr gerne bei Dir rein. Es ist immer wieder sehr lehrreich bei Dir zu stöbern, und Deine witzig-frechen Kommentare sind der Renner! Ich komme zwar selbst nicht immer dazu hier meinen Kommentar zu hinterlassen, aber ein paar Zeilen, wenigstens ab und zu sollten es schon sein...Seit Dezember hatte ich es nun wiederholt versucht - leider ohne Erfolg! Hast Du einen Reim darauf? Kannst Du Dir erklären, warum ich nicht mehr bei Dir kommentieren konnte? Mal schauen, ob es jetzt klappt! Ich drück die Daumen - ganz fest!!!
    Dir alles Liebe
    Heidi

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  9. Jippi!!! Wunderbar - jetzt hat es geklappt!!! HOffentliche bleibt es nun dabei!!!?!!
    Dir nochmals alles Liebe
    Heidi

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  10. Hallo Elke,
    das sind sie ja wieder, die süßen Knutschkugeln. Ich muss unbedingt dran denken auf Jagd zu gehen nach den süßen Winzlinge. Natürlich nur mit der Kamera.Ich hoffe, mein Macro-Objektiv reicht dafür.
    Viele Grüße
    Claudia

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  11. Liebe Elke,
    spannende Fotos und nun bin ich so alt und habe noch nie etwas von Moos- oder Bücherskorpionen gehört. Wieder was gelernt! Danke für die tollen Fotos. Beim nächsten Bummel zur Datscha, guck ich mal genauer hin.
    Viele Grüße und ein schönes Wochenende
    Jo

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