Samstag, 13. Juli 2024

Gute Nacht mit Nachtkerzen

Seit ein paar Jahren wandern Nachtkerzen durch meinen Garten. Dieses Jahr ähneln sie aber eher einer Karawane, die sich einmal durch den Garten schlängelt und auch vor den Kübeln auf der Terrasse nicht halt macht, die eigentlich dem Gemüse vorbehalten sein sollte. Aber das interessiert die Nachtkerze nicht. Vielleicht argumentiert sie hier mit ihren essbaren Wurzeln, obwohl sie sich damit ihr eigenes Grab schaufeln würde. Jedenfalls fand ich ihre Idee, sich dort anzusiedeln, am Ende gar nicht so schlecht, denn nun kann ich vom Sofa aus beobachten, wie sich abends ihre Blüten entfalten.

Und das tun sie in der Geschwindigkeit eines D-Zugs, doch oft mit der Verspätung eines ICEs. Lange schon wollte ich mal ein Video drehen von der Blüteneröffnung am Abend, doch während die ersten Blüten dies noch zur besten Tagesschauzeit taten, fand das Ereignis später nicht mehr vor 21:30 statt. Einmal war dann auch fast der Akku leer, weil das Handy so lange gefilmt hat, bis sich endlich etwas tat. Da der Film zwar in Zeitraffer, aber trotzdem nicht gerade ein Blockbuster war, musste ich den Anfang kürzen.


Es liegt jedenfalls nicht an der Lichtmenge, wann sich die Blüten abends öffnen. Es scheint auch temperaturabhängig zu sein, denn der Blühbeginn variiert, je wärmer desto später. In jedem Fall entfalten sich die Blüten abends in Windeseile, dass man dabei zuschauen kann. Dann schicken sie sich an, die Nacht durchzuzechen und Nachtfalter anzulocken. Honigbienen legen sogar noch eine Spätschicht ein, um als erste in die frisch eröffneten Nektarspender zu kriechen. 










Nachtkerzen sind so verschwenderisch mit dem Pollen, der noch dazu an klebrigen Fäden hängt, dass die Bienen ihn schwer wieder loswerden und ihn oft an anderen Pflanzen abstreifen. Wanzen saugen dann an solchen Pollenresten, die irgendwo herumliegen oder noch am verblühten Rest vom Fest hängen.

Gepunktete Nesselwanze

Braunschwarze Nesselweichwanze

Nymphe der Gemeinen Blumenwanze


Zum Glück für uns sehen die Blüten auch morgens noch tadellos aus, erst nach Mittag welken sie und hängen schlaff an der Pflanze. Manchmal schlafen kleine Wildbienen in den Blüten, die aber vor dem Verwelken aufgestanden sein müssen. Das ist das einzige Manko an dieser Pflanze, die sich nicht schnell genug selbst ausputzt.

Nachtkerzen stammen aus Nordamerika und wurden als Neophyten bei uns sesshaft. Und zwar fühlen sie sich so zuhause, dass es in Europa zur Artbildung kam. Meine Kerzen sind dieses Jahr besonders großblütig, was spektakulär aussieht. Es dürfte sich um die Rotkelchige Nachtkerze (Oenothera glazioviana) handeln, eine imposante Erscheinung. Die Sämlinge sind schneckenfest, was das Geheimnis ihres Erfolges in meinem Garten ist. Mittlerweile komme ich schon nicht mehr durch, ohne dass ich mit dem Hintern eine Nachtkerze, Karde oder den Alant umschubse. Und wer mich kennt, weiß, dass ich eigentlich durch die kleinste Lücke passe....

Ob die Karawane nächstes Jahr weiterzieht? Ich glaube es nicht, schon jetzt finden sich die ersten Sämlinge, wohl noch aus Samen vom Winter. Dann kann ich noch mal üben, wie man gescheite Videos macht...

10 Kommentare:

  1. Guten Morgen Elke,
    bei ihrer kleinen Schwester, der Missouri-Nachtkerze, kann man ein Ploppen hören, wenn sich die Blüten öffnen. Leider wurde die Pflanze an der Terrasse von den Wühlmäusen abgefressen. Nun müsste ich mich bei den anderen Exemplaren daneben hocken, um auf das Öffnen zu warten.
    Liebe Grüße
    Susanna

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  2. Dein Video von der spektakulären Show deiner Nachtkerzen konnte ich ja schon bei Insta sehen, liebe Elke...schön, dass du das auch hier auf dem Blog mit weiteren Informationen zeigst.
    Lieben Gruß und ein feines Wochenende wünscht dir Marita

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  3. Danke für diesen Beitrag! Ich wollte auch Nachtkerzen im Garten haben, da ich sie aber mit den Königskerzen verwechselt habe (beide gelb, beide Kerze), wachsen diese jetzt und fangen an zu blühen, aber leider in dauerbepflanzten Blumentöpfen und nicht direkt im Gartenboden!!!!!! Dann muss ich dieses Jahr mal nach Nachtkerzensamen Ausschau halten,.....

    Liebe Grüße vom Niederrhein ALeXa

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  4. Das ist doch wunderbar, liebe Elke. Meine Nachtkerzen sind jetzt erst einmal verblüht, aber sie haben mir auch viel Freude bereitet. Gegen weitere Verbreitung im Garten hätte ich überhaupt nichts einzuwenden. Schau'n wir mal, was noch wird.
    Herzliche Grüße – Elke

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  5. Ach wie nett, ich habe schon ein Märchen in Wurzerlsgarten über die Nachtkerzen geschrieben, es ist immer wieder ein kleines Wunder, auch wenn ich keine 7 Jahre mehr alt bin, sondern 70 und ich liebe das Zusehen immer noch. Aber, Du hast besonders großblumige? Meine werden jedes Jahr kleinblütiger, wenn sie so weitermachen, ernenne ich sie auch zu einer neuen Art, lach. LG Wurzerl

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  6. Hallo Elke,
    bei mir sieht es ähnlich aus. Nachtkerzen erobern die Beete und bringen Farbe ins Spiel. Die Königinnen der Nacht mit ihrem sanften Duft sind einfach genial! Selbst an Plätzen wo ich sie eigentlich nicht haben möchte, bringe ich es nicht übers Herz sie raus zu reißen.
    LG...Stephanie

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  7. Wie praktisch, wenn es draußen zu dunkel zum Lesen wird, kann man immer noch das Aufblühen beobachten. Ich täte mich auch schwer damit, diese Karawane zu unterbrechen - das sieht man bei uns am Oregano, der sich wunderschön blühend durchs ganze Käuterbeet schlängelt.

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  8. Hallo Elke,
    ich liebe diese Kerzen sehr, besonders sieht man ihre Leuchtkraft in der Dämmerung. Ein Anziehungspunkt für Insekten sowieso, wie deine Fotos es zeigen. Ich bin sicher, du wirst damit klarkommen.
    Liebe Grüße
    Edith

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  9. Thanks for the posting. I have a yellow Missouri Primrose that is wondering my garden like your yellow plant. Nice that it feels so much at home!

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  10. hihi
    ich hatte eine in meiner Einfahrt
    aber dieses Jahr ist sie nicht mehr da ..
    deine sehen sehr schön aus
    sie haben wirklich große Blüten
    liebe Grüße
    Rosi

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