Samstag, 6. Juli 2024

Wanzen-Wahnsinn

Fragt man nach Lieblingsinsekten, werden sie sicher nicht genannt werden: Die Wanzen. Schmetterlinge, Bienen, vielleicht noch Käfer, aber Wanzen mit ihrem frechen Saugrüssel, den sie in alles reinstechen, auch in Erdbeeren? Dabei gibt es auch viele Nützlinge unter den Wanzen, die ganz unbemerkt Blattläuse erbeuten. Oder sehr hübsche Arten, die perfekt das Kindchenschema bedienen. Ich bin ja ein großer Fan der Grünen Stinkwanze, die weitaus besser ist als ihr Ruf. Sie trifft man vor allem an den Samenständen der Stauden, aber manchmal auch auf einer Erdbeere - aber im Zweifel für den Angeklagten, denn wer wollte ihr nachweisen, dass sie wirklich an der Frucht und nicht an einem der vielen Samen saugt? Da hilft nur ein Fotobeweis oder ein Schiedsrichter.

Neulich fand ich ein Gelege aus grasgrünen, kugelrunden Eiern unter einem Blatt der Nachkerze in einem Kübel auf der Terrasse. Das war praktisch, denn hier konnte ich auf der Bank sitzen und schauen, was da passiert. War es ein Gelege der Grünen Stinkwanze oder doch eines der eingeschleppten Marmorierten Baumwanze? Es blieb spannender als ein Überraschungsei - und hier waren es gleich 28 Stück (ich habe sie gezählt).


Schließlich sah man, dass sich im Inneren etwas tat:


Ein paar Wochen nach der Eiablage (nachdem ich jeden Tag vergeblich geschaut hatte) war es dann soweit: Die winzigen Nymphen schlüpften. Erst ganz hell entfalteten sie ihre Beinchen, ruhten sich aus und verfärbten sich nach grün-schwarz. So blieben sie als Kita sitzen, alle dicht gedrängt (hier waren es nur 24). So ging das tagein, tagaus. 





Bis zu nächsten Häutung, die wieder genauso spannend war wie der Schlupf. Die mittlerweile eher orange-schwarz gefärbten Babies, die eindeutig als Grüne Stinkwanzen (Palomena prasina) und damit als heimisch zu identifizieren waren (uff!), häuteten sich das erste Mal.



Danach waren sie wieder erst hell, dann grün-schwarz.














Nun passierte etwas sehr interessantes: Die fertig gehäuteten Nymphen wechselten alle zusammen auf die Blattoberseite und versammelten sich dort, warteten aber geduldig auf Nachzügler, die sich auf der Blattunterseite häuteten und dann auch nach oben krabbelten. Dort saßen alle einträchtig beieinander, um sich am nächsten Tag zu zerstreuen. Ihre Wahl fiel auf die Samenstände vom Purpur-Leinkraut, wo sie immer noch hocken.


Wanzen lohnen also, genauer betrachtet zu werden, sie sind wichtig für die Artenvielfalt und auch oft sehr niedlich, oder was meint ihr?

11 Kommentare:

  1. Guten Morgen Elke,
    das ist ja spannend. Ich habe bisher nie beobachtet, was aus solchen kleinen Eiern schlüpft. Jetzt werde ich mal darauf achten.
    Liebe Grüße
    Susanna

    AntwortenLöschen
  2. Mein Gott, sind die knuffig! Bisher kannte ich nur die adulten Tiere. Ich muss ja sagen, dass ich den Namen Stinkwanze total diskriminierend finde. Ich nenne sie Marzipanwanzen, das lässt sie gleich in einem viel netteren Licht erscheinen! ;-)

    AntwortenLöschen
  3. ... und diese schwarzweißen vom letzten Bild sind wirklich dieselben wie die vorher?? Weil: genau solche schwarzweißen hab ich knipsen können, obsidentify sagte denn auch "Grüne Stinkwanze" - aber nirgends sonst fand ich, daß Nymphen der grünen Stinkwanzen auch irgendwann schwarzweiß sind! - Ich verifiziere Obsidentify-Angaben gern nochmal, weil sie manchmal auch nicht stimmen... Ich weiß, Du antwortest eigentlich nie auf Kommentare, aber vielleicht.... wäre toll :-)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Jaja, das sind alles dieselben! Ich saß ewig daneben und habe ihren Werdegang verfolgt! VG Elke

      Löschen
    2. Oh, toll, danke! Dann bin ich nun ebenso überrascht wie erfreut - und klüger noch dazu! :-)

      Löschen
  4. Oh, niedlich würde ich sie nicht nennen. Aber Deine Fotoreihe war total interessant. Wanzen gehören für mich nicht zum Feindschema im Garten. Im Gegenteil, ich freue mich immer, wenn ich sie entdecke. LG Wurzerl

    AntwortenLöschen
  5. Was für ein genialer Beitrag!! Dass du die Geduld aufbringst, die Entwicklung so exakt zu verfolgen, finde ich super. Bei uns gibt es auch diverse Wanzen und die habe zum Teil tolle Farben. 2020 hatte ich mal die Mininymphe einer Amerikanischen Kiefernwanze in unserem Wintergarten. Das Monsterchen hat mir echt Rätsel aufgegeben, bis ich wusste, was es ist: https://mainzauber.de/wp-content/uploads/2020/07/monsterchen1.jpg
    Liebe Grüße - Elke

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Oh, das hätte ich auch nicht sofort zuordnen können. Wenn man es weiß sieht man die dicken Hinterschenkel schon angedeutet!
      VG
      Elke

      Löschen
  6. Stinkwanzen, wir haben ganz viele braune Wanzen, die dann auf den Himbeeren einen dicken Hals machen, wenn man welche ernten will. Manchmal sind die Beeren dann auch nicht mehr geniessbar...
    Und die roten Feuerwanzen, in Scharen!
    Herzlichst
    yase

    AntwortenLöschen
  7. Wie süß sind die denn und so toll mit reichlich Ausdauer fotografiert.
    Eine schöne neue Woche wünsche ich dir - lieben Gruß von Marita

    AntwortenLöschen
  8. wow
    eine tolle Fotostrecke
    ausgewachsene Wanzen sehe ich bei mir nicht so viele
    aber anscheinend Nymphen?
    Sind jedenfall schwarzweiße Käferchen ;)
    liebe Grüße
    Rosi

    AntwortenLöschen

Mit der Nutzung der Kommentarfunktion erklärst Du Dich mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch diese Website einverstanden.