Samstag, 4. Januar 2025

Der Kanarengarten

Wenn ich in anderen Ländern bin, die so gar nicht unserer Klima- und Vegetationszone entsprechen, überlege ich immer, wie ich wohl dort meinen Garten gestalten würde. Selbst wenn es nur Urlaub in Brandenburg ist, wundere ich mich, warum die Leute nicht einfach die Natur machen lassen und warten, bis Natternkopf und Reseden freiwillig in den Garten kommen, anstatt es krampfhaft mit Hortensien zu versuchen - immerhin stehen die hübschesten Pflanzen doch schon vor dem Gartenzaun und warten auf Einlass. Auf den Kanaren ist es dann aber noch interessanter, denn hier wachsen nicht nur sehr hübsche heimische Pflanzen, sondern auch tropische und subtropische Gewächse aus Asien und Südamerika, die mitunter sogar noch essbare Früchte abwerfen.

Wie also würde mein Garten dort aussehen? Vermutlich wäre auch ich nicht abgeneigt, Papayas und Bananen anzubauen. Die brauchen auch nicht viel Platz und lassen sich unterpflanzen, ein Exemplar pro Art reicht ja schon dicke. Vielleicht auch noch eine Avokado?


Vielleicht hätte ich auch einen Weihnachtsstern, einfach nur, weil es geht. Insekten wie der Monarchfalter, die Raupenfliege Linnaemya comta und die bei Käferlarven schmarotzende Dolchwespe Micromeriella hyalina besuchen die Blüten immerhin ganz gern.




Dann aber würde ich doch wieder auf die heimischen Pflanzen zurückkommen, denn die sind bei den Insekten um Längen beliebter.

Ein guter Kompromiss zwischen essbar und bei Tieren gefragt, ist der Kanarischer Erdbeerbaum (Arbutus canariensis).

Seine kleinen heidelbeerähnlichen Blüten locken Schmetterlinge an, wie hier den Kanarischen Admiral (Vanessa vulcania). Die orangefarbenen Früchte sind wohlschmeckend. Der Knaller ist auch seine glatte Rinde.


Ein paar Nummern kleiner ist das fantastische Aeonium arboreum, ein kanarischer Endemit. Auf der Fensterbank würde es nur mickrig bleiben, draußen aber wird es ein kleiner Strauch mit gestreiften sukkulenten Blattrosetten und leuchtend gelben Blüten. Hier finden sich auch Schmetterlinge wie der Distelfalter ein und wieder unsere alte Bekannte, die Dolchwespe.





Passend dazu mit kontrastierendem Wuchs und anderer Blütenfarbe ist der Kanarische Lavendel (Lavandula pinnata). Er entwickelt sich zu einem Halbstrauch mit leuchtend blauen Blüten. Leider riecht er nicht so gut wie der mediterrane Lavendel, aber die Insekten lieben ihn.


Der Bienenwolf ist dort zu finden sowie eine Langhornbienenart und diverse Pelzbienen.




Genauso beliebt ist der Riesen-Natternkopf (Echium giganteum). Der Strauch mit den weißen Blütenkerzen lockt Zottige Rosenkäfer und ebenfalls die Damenwelt unter den Pelzbienen, die sich von den Blüten Pollen auf den Rücken pudern lassen. Hier ist immer was los - man sollte ihn viel öfter pflanzen.

Anthophora alluaudi

 Anthophora orotavae

 Weiße Bindenpelzbiene - Amegilla quadrifasciata

 Weiße Bindenpelzbiene - Amegilla quadrifasciata

 Weiße Bindenpelzbiene - Amegilla quadrifasciata

 Weiße Bindenpelzbiene - Amegilla quadrifasciata


Riesen-Natternkopf

Auch die Fleckenbiene, ein Brutparasit von Pelzbienen, lässt sich von ihm locken, geht aber auch gern an exotische Blüten.


Ein paar nicht ganz so spektakuläre Pflanzen dürften aber auch nicht fehlen, wie hier der Mauer-Gänsefuß (Chenopodiastrum murale), dessen Samen der Kanarengirlitz so gerne futtert.


Natürlich muss man auch etwas für die vielen Kanarienvögel zu bieten haben im Kanarengarten, oder?