Sonntag, 28. August 2011

Die Standortfrage

Standortgerechtes Gärtnern ist günstiges Gärtnern.
Schattengewächse auf einem Platz an der Sonne werden bei guter Bewässerung zwar möglicherweise einige Zeit durchhalten, Sonnenanbeter mit einem Schattendasein abzuspeisen, aber führt selten zum Erfolg - erst wird das Blühen eingestellt, dann das Leben. Dieses Siechtum kann Jahre dauern, geblüht wird aber auf gar keinen Fall.
Eventuell versetzen die Schnecken dem gebeutelten Grün auch frühzeitig den Gnadenstoß - denn die wiederum gedeihen sehr gut im Schatten.

Phlox und Fette Henne am sonnigen Standort

"Wie hältst du's mit dem Standort?" ist also die Gretchen-, pardon, die Gärtnerfrage, möchte man nicht ständig Zeit im Gartencenter verbringen, um ehemals Grünes zu ersetzen.

Manchmal rettet die verschatteten Pflanzen aber auch die beherzte Schere, zumindest wenn man sie bei anderen anwendet: Eine neue Frisur für zu groß gewordenen Sträucher oder das Aufasten von Bäumen ist die günstige, aber schweißtreibende Variante, seine Belegschaft neu zu Höchstleistungen zu motivieren.
Ist der Schattenspender sogar eine ausufernde Wildrose, sollte man vorher diverse Nahkampftechniken geübt haben.

Herbstanemone (Anemone hupehensis) für Halbschatten

Gartenanfänger, die die richtigen Pflanzen für die jeweiligen Standorte suchen, brauchen allerdings mehr als eine Schere. Am besten ein Buch, das sich genau mit dieser Problematik beschäftigt.

Ein brandneues, günstiges ist gerade im Ulmer-Verlag erschienen:

Die 300 besten Pflanzen für jede Gartensituation (Martin Haberer 2011. 192 Seiten, 309 Farbfotos, Klappenbroschur. € 9,90)
















Martin Haberer ist Autor mehrerer Pflanzenratgeber, die Identifikation und Auswahl erleichtern sollen.

Das kleine Taschenbuch beschreibt 300 winterharte Stauden bzw. Gehölze für die 5 häufigsten Gartensituationen:
  • Ein Platz an der Sonne
  • Schatten und Licht
  • Schöner Schatten
  • Steine, Sand und Mauerritzen
  • Keine Angst vor nassen Füßen
Wie diese Standorte zu erkennen sind (Sonnenscheindauer etc.), ist zu Beginn eines jeden Kapitels nachzulesen.
Nicht nur Pflanzen lieben Mauerritzen

Jede Doppelseite zeigt 4 Pflanzenportraits mit je einem Foto und fachkundiger Beschreibung. Wuchsform und Blütezeit sind angegeben sowie Geselligkeit bei Stauden. Bei Gehözen kommen noch Angaben zu sommergrünem, teilimmergrünem oder immergrünem Blatt und seinen Maßen hinzu.

Eine Seite aus dem Kapitel "Licht und Schatten" - Actaea alba könnte mir schon gefallen...
 
Je ein Pflanzplan als Aquarell für ein sonniges und ein schattiges Beet findet sich zum Ausklappen vorn und hinten im Buch. Als Zugabe gibt es einen Blühkalender für die vorgestellten Arten.

Wer seinen Garten nur mit einheimischen Pflanzen einrichten möchte, oder sich für Fernöstliches interessiert, findet die Herkunft der Arten angegeben.
Bei den Stauden findet sich ein kurzer Satz zur Vermehrung (oder wie man sie unterbindet) - vielleicht muss man also gar nicht ins Gartencenter, sondern kann seinen Nachbarn fragen.

Junges Herbst-Alpenveilchen


Falls doch, ist das Büchlein handlich genug, um als bebilderter Einkaufsführer seine Dienste zu leisten.
Die meisten Pflanzen wird man auch genau dort antreffen, ist doch wenig Extravagantes dabei, wie zum Beispiel die Ramonda oder das Goldtröpfchen.

Ob die angegebenen Arten auch die eigenen Top 300 wären, darüber lässt sich trefflich streiten.
Die Nadelgehölze wären nicht meine erste Wahl gewesen - gleich 4 Wacholderarten sind vertreten sowie der Zwerglebensbaum, die Nest- und die Zuckerhut-Fichte sowie noch viele weitere Immergrüne. Andere Gärtner aber freuen sich aber vielleicht über diese Auswahl.

Wann immer ich an einen meiner Superstars gedacht habe, habe ich sie sofort im Buch nachgeschlagen und bin meistens fündig geworden: Meine Lieblinge wie Frauenmantel, Sonnenhut, Akelei, Wollziest, Walzenwolfsmilch und Sempervivum waren dabei.
Den zum Friedhofsgewächs vedonnerten Ysander aber hätte ich gerne gegen meinen Favoriten, das Lungenkraut eingetauscht  - die allgegenwärtige Besenheide gegen meine liebsten Hummelblumen Brandkraut und Katzenminze.

Überhaupt fehlen meist Angaben zur Insektenfreundlichkeit der Pflanzen - die Forsythie, die nun nicht gerade als Bienenweide bekannt ist, ist leider auch verzeichnet. Stattdessen hätte ich mir eine Wildrose gewünscht.

Fazit: Wer keinen waschechten Naturgarten anlegen möchte, nicht gerne nach Raritäten sucht, sondern einfach nur schnell die richtigen - und vor allem robusten, pflegeleichten Pflanzen für seine Gartenstandorte sucht, ist mit dem kleinen Büchlein sicher gut beraten. Anfänger können es zusätzlich als Bestimmungsbuch der gängigen Gartenpflanzen verwenden. Aber auch fortgeschrittene Gärtner werden es gern zur Hand nehmen, um die Pflegetipps und Vermehrungsratschläge zu konsultieren - und vielleicht doch noch unbekannte Schöne zu entdecken.

8 Kommentare:

  1. jetzt wo ich deinen blog sehe, hätte ich gerne auch einen garten =]

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  2. Hallo Elke
    An Dich jeder Zeit :o).
    Aha, dieses Büchlein hätte mir vor 8 Jahren als der Garten unser eigen wurde sehr geholfen... und öhm ja, die Erfahrung mit dem Standort habe ich, besser gesagt die Pflänzchen, auf die harte Tour gelernt. Noch besser als das Buch gefallen mir aber Deine Fotos, vor allem jenes mit dem Frosch. Das ist schlichtweg grandios.
    Liebe Grüsse... ich geh jetzt weiter Clemis einbuddeln.
    Alex

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  3. Hallo Elke.
    Schönes Buch bestimmt sehr lehrreich für uns alle.Dein Bild mit dem Frosch ist so schöööööööön toll getroffen.Und das zarte Alpenveilchen und die Stauden sind genauso schön. Schatten und Sonnenpflanzen ja sollte man einhalten.Ich halte mich auch nicht daran.Bei mir wächst und gedeit die Funkie in der prallen Sonne wunderschön,obwohl es eine Schattenpflanze ist.Und ist noch dazu ein toller Lückenfüller ich mag sie.Wünsche dir eine schöne Woche liebe Elke.Sei lieb gegrüßt von Jana

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  4. Liebe Elke! Danke für den Bericht über dieses Buch. Sollte ich einmal Fragen bzgl eines Standortes für eine bestimmte Pflanze haben, weiß ich nun, wo ich nachschauen kann.

    lg kathrin

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  5. Hallo Elke,
    als ich mit dem Gärtnern begann, habe ich auch machmal teures Lehrgeld bezahlen müssen. Man sollte wirklich wissen, wo man was hinpflanzen kann bzw. soll. Aber es kommt schon manchmal vor, dass Pflanzen am vermeindlich falschen Standort gut gedeihen und andere, bei denen man an alles gedacht, alles richtig gemacht hat, vor sich hinmickern. Woran das wohl liegt? Ich weiß es nicht.
    Das von dir vorgestellte Buch ist bestimmt ein guter Kauf für den günstigen Preis.
    LG Angelika

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  6. liebe elke,
    deinen blog habe ich soeben entdeckt und er ist wirklich klasse! hier sehe ich ganz bestimmt öfters vorbei, zumal ich in der kommenden saison ebenfalls in frischer gartenerde wühlen werde!

    liebe grüße, natascha

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  7. Da ich fast nur Sonnefläche habe sind Schattenpflanze bei mir selten - viel wichtiger ist bei mir dass die Plfanzen Trockenheit und Kalk vertragen, da schrumpft die Auswahl doch etwas zusammen.
    Ich komme immer mehr auf den Geschmack von einheimischen Stauden. Da klappt es immer mit dem Standort und die Bienen haben auch was. Ganz aber möchte ich aber auf exotische Pflanzen nicht verzichten.

    LG Rosana

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  8. "Die Nadelgehölze wären nicht meine erste Wahl gewesen - gleich 4 Wacholderarten sind vertreten sowie der Zwerglebensbaum, die Nest- und die Zuckerhut-Fichte sowie noch viele weitere Immergrüne."

    Liebe Elke, wie Du sicher schon mitbekommen hast, bin ich auch nicht gerade eine Koniferenliebhaberin. Aber für bestimmte Gartensituationen braucht man genau diese Nadelgehölze (außer Thujen, die braucht nun wirklich niemand ;o). In einem Heidegarten oder einem großen Steingarten sind kleine, langsam wachsende Nadelgehölze als Strukturgeber gegenüber Laubgehölzen meist die bessere Wahl. Grund: Laubgehölze machen i.d.R. mehr Schatten und werfen ihr Laub ab - beides Gift für Heide und alpine Polsterstauden. Und in unserem Heidegarten finde ich persönlich Nadelgehölze auch wegen ihrer zurückhaltenden Farben und ihrem förmlichen Habitus stimmiger. Allerdings würde ich Nadelgehölze auch NUR in den beschriebenen Gartenarten einsetzen. In einem gemischten Staudenbeet oder einer Sommerblumenrabatte wirken sie in meinen Augen immer wie starre, oft düstere, irgendwie unnatürliche Fremdkörper. Diese Wirkung hab ich angesichts unzähliger Vorgärten festgestellt, in die sie wegen ihrer ganzjährigen Benadelung als Immergrüne eingesetzt wurden. Ich habe mich demgegenüber für Feuerdorn, Buchskugeln und Strauchefeu entschieden, damit unser Vorgarten im Winter nicht ganz kahl ist. Strauchefeu (Altersform des gewöhnlichen einheimischen Efeus) ist übrigens eine ganz tolle Insektenweide hab ich mir sagen lassen.

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