Donnerstag, 1. März 2012

Monsterstaude zum Anbeißen

Schade. Die Staude, die schneller wächst als ihr Schatten, hat leider auch letztes Jahr nicht geblüht. Und das, obwohl ich dieses Mal wirklich Hoffnung hatte, dass gelbe Sonnen auf mich herunterschauen würden aus luftiger Höhe. 
So ungefähr hätten sie wohl ausgesehen:


Denn Knospen hatte sie schon, wie ich feststellen konnte, als ich einen Stengel zur Leibesvisitation auf Augenhöhe hinunterzog. Zu dem Zeitpunkt, es war September, konnte ich ohne Leiter oder Dehnübungen schon nicht mehr sehen, was sich dort über meinem Kopf abspielte, so groß waren die Pflanzen gewachsen. Denn Topinambur (Helianthus tuberosum) ist kein Kind von Traurigkeit und bringt es locker auf die Höhe einer gedopten Riesensonnenblume. Und das jedes Jahr auf's neue, denn im Gegensatz zur kopflastigen Verwandtschaft ist er eine Staude, dessen unterirdische Knollen garantiert jeden noch so kalten Winter überleben. Aber auch in die Breite geht er, was ihn lästig werden lässt, wenn ihm keine Grenzen gesetzt werden. Entsprechend wüst sah mein Kräuterkreis mit Kübelteich im Herbst auch aus (der grüne lange Lulatsch ist der Topinambur). Man erahnt hier auch das Problem: Der Standort ist wohl zu schattig.


Gegen seinen Ausbreitungsdrang hilft nur eins: Aufessen! Den ganzen Winter lang, wenn der Boden nicht gefroren ist! Denn wenn er auch die Blüte versagt, so ist der Topinambur doch das einzige Gemüse, dass mein Garten ohne zu Murren und im Halbschatten reichlich hervorbringt. Geerntet werden kann wirklich laufend, die Knollen bleiben im Boden schön frisch und knackig - ganz im Gegensatz zum Kühlschrank, wo sie nicht lange haltbar sind.


Topinambur wächst so rasend schnell, dass eine Knolle ausreicht, um nach ein paar Jahren einen küchenfertigen Bestand zu erreichen. Warum also nicht mal einen preiswerten Sichtschutz aus ihm anlegen? Einfach ein paar Reihen Pflastersteine an der Terrassenseite aussparen, Erde rein und ein paar Knollen - fertig ist ein über 2 Meter hoher, essbarer Sommerzaun, der absolut pflegeleicht ist. In voller Sonne wird er sogar blühen. Netter Nebeneffekt: Aus diesem Alcatrazbeet kann er auch nicht ausbrechen.

Wer den eigenwilligen und äußerst dominanten Geschmack nicht so gerne mag, der sollte einmal diese edle Suppenvariante ausprobieren. Seitdem ich das Rezept habe (aus dem Buch Alte Gemüsesorten - neu gekocht: Topinambur, Petersilienwurzeln, Steckrüben, Haferwurzeln, Spaghettikürbis, Rote Beete, Schwarzwurzel), ist Topinambur mein neuer bester Freund:

Für vier Personen: 
450 g Topinambur
2-3 Kartoffeln
1 Zwiebel (ich nehme zusätzlich noch Knoblauch)
 Öl
500 ml Gemüsebrühe
150 ml Rahm
Salz und Pfeffer
In Scheiben geschnittene getrocknete Feigen sowie gehackte Haselnüsse zum Garnieren nach Belieben.

Die Zwiebel andünsten, in Würfel gehackten Topinumbur und Kartoffeln dazugeben und ebenfalls andünsten. Dann die Brühe hinzugeben und kochen, bis alles gar ist. Pürieren, würzen und den Rahm hinzugeben. Mit kleingeschnittenen Feigen und gehackten Haselnüssen garnieren - fertig!

Das habe ich am Wochenende mal wieder gekocht, und meiner Monsterstaude nach dieser sensationellen Suppe wieder mal verziehen, dass sie nicht blühen wollte. Liebe geht eben doch durch den Magen.

19 Kommentare:

  1. Jerusalem artichoke, but I've never tried eating it or growing it.

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  2. Danke für das Rezept. Ich muss auch mal wieder den Bestand verkleinern und so kommt das gerade recht. Meine Pflanzen blühen teilweise aber da die Blüten recht klein sind taugen sie eigentlich nicht gerade zu Zierpflanzen. Dafür funktioniert das mit dem Sichtschutz recht gut.
    Liebe Grüße von Marie

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  3. Prima Idee, in den letzten Jahren hatte ich Feuerbohnen als Sichtschutz. Nur isst außer mir hier keiner Bohnen und die Ernte war riesig. Also werde ich wohl ein oder zwei Knöllchen Topinambur eingraben. Sonne habe ich dort, wenn sie denn scheint, genug. Bin gespannt

    herzliche Grüße
    Jo

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  4. Eigentlich gar nicht schlecht, früher hatte ich sie auch, hier nicht. Ich hab sie den Hasen gefüttert, weil ich viel zu faul war zum Putzen!

    Ist sie nicht auch gut gegen hohes Cholesterin?

    Sigrun

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  5. Liebe Elke, ich habe es nach drei Sommern mit Topinambur aufgegeben - bei mir wollte er nicht wachsen. Er bekam nur mickrige Austriebe und keine einzige Blüte, die Knollen erlangten ohnehin keine passable Größe. Aber vielleicht sollte ich es doch noch einmal mit dieser Pflanze versuchen.

    lg kathrin

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  6. Liebe Elke,
    danke für das "Wiederdranerinnern"! Ich hatte Topinambur in meiner alten Wohnung am Balkon angepflanzt, im Kübel, war völlig problemlos und die Ernte für meinen 1Personen Haushalt eindeutig zu viel!
    Im Garten hier hab ich mich noch nicht drübergetraut, weil ich (noch) kein Alcatraz-Beet besitze - aber was nicht ist, kann ja noch kommen :).
    LG Doris

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  7. Das ist doch auch mal eine Art, die Pflanzen zum Blühen zu bringen. Einfach drohen, dass sie in dem Kochtopf landen, wenn sie nicht machen, was man von ihnen will.

    Sichtschutz brauche ich auch, aber ich denke, das wird mir dann mit dieser Pflanze doch etwas zu viel.

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  8. Liebe Elke, meine Mutter hat mich gewarnt, Topinambur wirst du nie wieder los! Man muss ich entscheiden, entweder bissfeste Monsterstaude oder keine Knolle als Reserve in schlechten Zeiten... bisher komm ich noch ohne aus.. ich weiß ja wo sie wuchert, bei Mama!- und dann beherzige ich deine Begrenzungstipps Liebe Grüße und ein schönes Wochenende Annette

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  9. Bei mir sah sie genauso aus und wucherte auch im Jahr danach ohne zu blühen, leider mochte ich ihren Geschmack auch nicht - damals. Vielleicht sollte ich es mit deinem Rezept doch noch mal versuchen...
    Wünsch dir ein schönes erstes Märzwochenende
    Elisabeth

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  10. Hallo Elke
    Hihi, der lange Lulatsch... wieder super beschrieben, Mädel. Meine Mutter liebt den Topinambur auch sehr. Da ich die Farbe gelb nur gerade mal so knapp im Frühling in meinem Garten toleriere, wird das Monster bei mir wohl keinen Einzug in den Garten halten, aber ich denke, meine Mutter wird wohl schon bald Hilfe beim Aufessen benötigen *grins*.
    En liebe Gruess
    Alex

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  11. Guten Morgen Elke, gelich geht es in der garten, da werde ich auch mal einige der vielen Plfanzen nicht nur für den Kompost ernten sondern mal kosten
    und diese blühen bei mir in sonniger Lage an einer Straßenböschung als Zaungucker, aber auch im Halbschatten zu verschiedener Zeit und halten andere Wildpflanzen wie Brombeere, Giersch, Brennessel gut im Schach.
    die Primelblüte bei mir ist noch vom November!
    Herzliche Grüße Frauke

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  12. Ich gehöre auch eher zu der "Lieber kein Topinambur" Fraktion. Im alten Schrebergarten hatte ich mal einige Knollen eingesetzt. Im sonnigen Lehmboden fühlten sich die Pflanzen sichtlich wohl und vermehrten sich rasant. Leider kamen die Knollen geschmacklich nicht sehr gut an, und der Zierwert der endlos langen Stängel mit den vergleichsweise kleinen Blüten war auch nur mäßig. Dafür hatte ich dann die nächsten beiden Jahre damit zu tun, das Zeug wieder aus dem Gemüsebeet zu entfernen...

    Grüße, KatjaK

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  13. Bei mir würde sie gerne wohnen und auch wuchern dürfen, wenn sie nicht gelb blühen würde (wenn sie dann blüht) Gelb dürfen bei mir nur Narzissen ;o)

    Dir ein schönes Wochenende!!!

    GlG Jane

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  14. bluehen tun die topis bei mir nur in ganz warmen sommern (davon haben wir hier in irland aber nur wenige:)). aber sie macht einen feinen windschutz, sofern man die sehr hohen stiele einmal in der mitte mit einer schnur hochhaelt. und sooo ausbreiten tut sie sich bei mir auch nicht, so nach und nach wird ihre reihe "tiefer", aber nur, weil ich relativ wenig davon zum essen weggrabe. ich mag ihre wuchskraft und muss sagen, dass sie sich viel besser benimmt als die staudensonnenblumen, deren wurzelstuecke ich mir mal bei dreschflegel bestellt hatte. die - sind wirklich ruepelhaft - und bluehen ebensowenig:))

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  15. ps - mein zierapfelaufgesetzter scheint der renner zu sein - ich bekomme schon anfragen nach mehr! da muessen sie geduldig sein und bis zur naechsten ernte warten!:)

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  16. Wie praktisch, schön und zugleich ein Genuss. Jetzt weiß auch ich wie Tompinampur aussieht, danke und werd gleich mal überlegen, ob ich mir das nicht auch anschaffen sollte.

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  17. Das hört sich ja wirklich toll an und das Rezept erst :). So eine Pflanze könnte ich eigentlich in meinem garten auch gebrauchen!!

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  18. Hallo Elke,
    ich bin ja doch immer wieder erstaunt, was Du so alles in Deinem Reihenhausgarten unterbringst!

    Im ersten Gartenjahr habe ich auch Topinambur gepflanzt und obwohl sie mir den Gefallen tat und blühte, habe ich sie wieder aus dem Garten rausgeworfen, da ich auch noch anderes Gemüse im Gemüsebeet unterbringen wollte...;-). Außerdem war sie geschmacklich nicht gerade der Renner (irgendwie muffig) und die Ernte aus dem schweren Lehmboden war mehr als mühselig.

    Liebe Grüße von Bärbel

    PS: Hast Du schon Tomaten ausgesät?

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  19. bei uns blüht sie auch nur nach einem warmen herbst. Dann thronen die kleinen blüten oben auf den riesenstauden, wie schmetterlinge. Schön gegen blitzbauen herbsthimmel.

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