Einer der größten Haus- und Vorratsschädlinge hat wieder zugeschlagen: Die Gemeine Woll-Laus. Ihr Lebensraum sind angenehm temperierte Häuser und Wohnungen, wobei sie zur Not auch winterhart wäre. Aber nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Denn eigentlich liebt die Woll-Laus Behausungen mit Zentralheizung, Vollpension und guter Sofa-Anbindung. Dort ist sie häufig schlafend anzutreffen, was nicht darüber hinwegtäuschen darf, welches Zerstörungspotential von ihr ausgeht: Am Tag zuvor noch prächtig aussehende Jungpflanzen können über Nacht ins Elend gestürzt werden, wenn sich der gefräßige Schädling einen Salat daraus zubereitet hat:
Eine Spur der Verwüstung trifft der schlaftrunkene Gärtner am Morgen an, während die Woll-Laus Unschuld heuchelt und jetzt gerne ein richtiges Frühstück serviert bekommen würde. Und zwar ein bisschen plötzlich. Denn dieses Tier ist von Hause aus ein Karnivor und gönnt sich nur ab und an einen kleinen, grünen Imbiss zur Entschlackung.
Wie man sieht, liebt meine schwarze Woll-Laus Grünlilien (Chlorophytum), neigt aber offenbar zu suizidalen Tendenzen, wenn sie sich in der Nachtschattenabteilung bedient. Zum Glück passiert aber meistens nichts Schlimmes - das durchgekaute Blattwerk tritt postwendend den Rückweg an. Trotzdem bleibt ein ungutes Gefühl, weswegen der Korallenstrauch lieber außer Reichweite bleibt. Das ist besser für alle Beteiligten.
Dass sie sich aber neuerdings auch an meinem jungen Gemüse vergreift, geht entschieden zu weit. Das bedauernswerte Arrangement oben auf dem ersten Bild war mal ein Topf voll von vielversprechenden Jalapeño-Pflänzchen. Gut, dass ich schon einige der Chili-Geschwister außer Katzenreichweite vereinzelt hatte. So soll eine Jungpflanze nämlich eigentlich aussehen:
Wer also die Woll-Laus zuhause beherbergt (man schleppt sie oft als winzige Jungtiere ein) und nicht ständig seine wertvollen Zimmerpflanzen austauschen möchte, weil sie bis zur Unkenntlichkeit zerkaut wurden, sollte möglichst dickblättrige Exemplare auswählen. Sukkulenten werden meistens verschmäht, so auch der genügsame Geldbaum (Crassula). Aloe und Sansevierien stehen ebenfalls nicht hoch im Kurs, ebenso wie Spathiphyllum, Kaffeestrauch (wird scheinbar nur mal aus Versehen angebissen), Schefflera, Efeutute (Epipremnum), Ficus oder Ceropegia.
Wahre Katzenmagneten dagegen sind die erwähnte Grünlilie und Dracaena-Blätter, am liebsten solche von D. marginata. Aber auch D. reflexa wurde völlig überraschend in die Mangel genommen, obwohl diese Art schon bemerkenswert derbes Laub hat und damit nicht ins Beuteschema passen sollte. Allein D. fragrans scheint verschont zu werden. Das Usambara-Veilchen hingegen wird sehr gern zum Snack zwischendurch erklärt. Völlig untypisch dann wieder das Verspeisen vom dickblättrigen Brutblatt (Kalanchoe tubiflora).
Zu meinem ganz großen Glück hat Madame Woll-Laus bisher noch immer die Zähne von meinen Tomatensämlingen gelassen, und das jedes Jahr zuverlässig. Ich könnte mir vorstellen, dass das an dem strengen Geruch des Laubes liegen könnte.
Wer aber ganz auf Nummer sicher gehen möchte, der zieht jetzt schon mal Opferpflanzen heran, auch Katzengras genannt. Besonders einfach und günstig ist Hafer! Dann findet man die Woll-Laus vielleicht auch nicht an den Chilis!
Hihi, meine Woll-Laus sitzt mir gerade auf dem Schoss (hackt mir seine Krallen liebevoll in den Oberschenkel... ja, ich mag Dich aaaaaaaaauch) und lacht sich in die Pfote. Toll geschrieben. Wir sind der Meinung, dass Katzengrass definitiv in Opfergrass umgetauft werden soll. Genial! Übrigens mein Freigänger lässt seine Zähnchen, Krallen und auch der Rest von der Pfote weg vom Zimmergrünzeug... okay, viel steht da auch nicht wirklich rum. Ich bin wie Noah eher eine Freigänger-Gärtnerin *kicher*.
AntwortenLöschenDu, Deine Märzenbecher sind "erntereif". Werde mich am Wochenende dahinter machen und dann solltest Du nächste Woche mal Post von mir kriegen.
En liebe Gruess
Alex
Das hast du toll geschrieben und ich sitze nun hier herzlich schmunzelnd auf dem Sofa und die Woll-Laus auf den Beinen!!! Ja das mit dem grün ist so eine Sache, am liebesten mag meine den Elefantenfuß und das Blauschwingel auf der Dachterrasse. Alles andere hat läßt sie zum Glück in Ruhe :o))))) Schönes Wochenende wünscht Dir die Dani!!!
AntwortenLöschenDas ist nicht nur informativ, sondern auch sehr schön erzählt. Die Erzählform erinnert mich fast an einen Kriminalroman, in dem die Woll-Laus mordend und tötend ihr Unwesen treibt.
AntwortenLöschenGruß Dieter
Sehr informativer Text für Leute mit Wollläusen - ich habe selber habe keine :)
AntwortenLöschenlg kathrin
Ich habe meiner Woll-Laus deine Geschichte vorgelesen und sie gefragt, welche Pflanze sie denn gern mal zausen möchte.
AntwortenLöschenMeine Woll-Laus hat mir gestanden, dass sie total auf Zyperngrass steht. Das gibt es bei uns reichlich. Im Sommer draußen, im Winter auf der Fensterbank. Und immer sind die Spitzen angeknabbert.
LG Anette
Hmmm, also unsere Woll-Läuse lassen die Zimmerpflanzen in Ruhe. Zerstört werden nur Gartengewächse. Hauptsächlich durch Plattliegen (Tulpen, Taglilien, Astern solange sie noch klein sind), teilweise auch durch Fressen (Gräser, Katzenminze). Ja, diese Tierchen werden häufig unterschätzt.
AntwortenLöschenGrüße, KatjaK
Du solltest echt ein Buch schreiben - oder die Kolumne für ein Gartenmagazin!
AntwortenLöschenWir haben auch solche Läuse, aber die sind schon älter und lassen die Pflanzen in Ruhe - selbst Peperonis!
Sigrun
hm, ich weiss schon, warum ich eine nicht-wolllaeusige k9 hier habe:)) da deine art nicht nur flora mag, sondern auch texiles.... gaebe es hier sonst dauernd katastrophenalarm:))
AntwortenLöschenHihi liebe Elke, wieder mal ein sowas von genialer Post von dir! Meine beiden Woll-Läuse sind jetzt wieder auf Pirsch - draussen. Ich muss gestehen, im Haus gehen sie eigentlich ganz nett mit den Pflänzchen um aber ich hab wohl eher die etwas robusteren Sorten da stehen, die du auch beschreibst :-)
AntwortenLöschenDu, von wegen der Zeitschrift Landliebe. Nun, wir Schweizerlein haben ja immer die tollen Zeitschriften Landlust & Co. kaufen müssen, was ähnliches gabs eben nicht (neben all den Gartenheftchen). Und mit der Landliebe ist wohl eben eine "Schweizer Landlust" auf den Markt gekommen, zwar nur 4 x im Jahr, aber dafür ist dann die Vorfreude auf das nächste Heft umso länger :-)
Ich wünsch dir ein richtig tolles Wochenende und schick dir einen lieben Gruss
Ida
I ask him - what's a Woll-laus? Then I read on, Aha, our Woll-laus is purring happily on his lap. Chocolat prefers Wifi to Sofa-Anbindung.
AntwortenLöschenHallo Elke,
AntwortenLöschensupersüß, wie du das wieder beschrieben hast. Erst habe ich mich gewundert, Wolllaus mit Sofa-Anbindung? Aber dann ist auch bei mir der Groschen gefallen. Schade, dass die Jalapeno noch nicht richtig scharf ist. Wenn sie schon kleine Schoten hätte, würde sich das Problem von selbst lösen. Aber süß, deine schwarze Wolllaus.
Liebe Grüße, Johanna
Hi Ekle.
AntwortenLöschenAber deinem Kater gefällt die Woll Laus.Habe ich auch noch nicht gehört die Woll Laus.Du kennst dich bestens in Garten und Wohnungspflanzen aus.
Schönes WE mit viel Sonnenschei.Liebe GRüße Jana
Hi Elke,
AntwortenLöschenmal wieder ein obergeiler Post, ich muss so oft echt richtig grinsen bei dir.
Deine Wolllaus ist goldig, gefällt mir gut ;)
Lg Sandra