Ein Garten ohne Phlox ist ein Irrtum, sagte seinerzeit Karl Foerster. Kann sein. Aber ein Garten ohne Fette Henne ist ein Fehler, sage ich. Das hat jetzt nicht so eine Tragweite, als wenn Herr F. das gesagt hätte, aber ich wollte auch mal was zu dem Thema beitragen, jawoll. Wer die dickblättrige Dame unter den Stauden jetzt nämlich nicht im Garten hat, guckt ziemlich dumm aus der Wäsche. Denn es gibt zwar viele hübsche Herbststauden, aber nur das sagenhafte Sedum bleibt so lange so ansehnlich. Bis nächstes Jahr, wenn man es nicht vorschnell schneidet.
Dabei glaubt man im Frühjahr noch nicht so recht, dass man ohne Sedum spectabile und S. telephium überhaupt etwas verpassen wird. Zu sehr ist man damit beschäftigt, die Tulpen zu bewundern und später die Rosen. Aber nicht umsonst hatten unsere Altvorderen schon annodazumal die Fette Henne im Garten. Jetzt im Herbst schlägt ihre große Stunde und wir sind froh, dass sie da ist und Struktur und Farbe in die Beete bringt.
Und bloß nicht schon beim ersten Frost alles abschneiden, dann bringt man sich um die schönsten Winterbilder:
Seit es Sorten mit violettem Laub gibt, wie Purple Emperor oder Matrona, haben auch Freunde des purpurfarbenen Gartens keine Ausrede mehr, die Grande Dame unter den Stauden nicht zu pflanzen. Selbst weißblühende Varietäten gibt es für die Anhänger des weißen Beetes, wie Sedum spectabile 'Iceberg'.
Und bloß nicht schon beim ersten Frost alles abschneiden, dann bringt man sich um die schönsten Winterbilder:
Seit es Sorten mit violettem Laub gibt, wie Purple Emperor oder Matrona, haben auch Freunde des purpurfarbenen Gartens keine Ausrede mehr, die Grande Dame unter den Stauden nicht zu pflanzen. Selbst weißblühende Varietäten gibt es für die Anhänger des weißen Beetes, wie Sedum spectabile 'Iceberg'.
Sprichwörtlich ist ihre Robustheit. Gibt man ihr genug Sonne, blüht sie jedes Jahr wieder. Selbst voller Schatten bringt sie nicht sofort um. Sie spart sich dann zwar die Blüte komplett, aber auch nach einigen Jahren kann man sie noch aus einem verwilderten Garten und dieser misslichen Lage befreien. Schnecken lassen sie weitgehend in Ruhe, bei Hummeln, Bienen und Schmetterlingen ist sie dagegen äußerst beliebt.
Man sagt ihr eine gute Trockenheitsverträglichkeit nach, allerdings sollte man diese nicht überbewerten: Kommt die Dürre zur falschen Zeit, nämlich im Mai oder Juni, macht sich selbst die Fetteste Henne ganz schnell ganz dünn. In dieser Zeit muss man ihr schon mal unter die stämmigen Arme greifen, vor allem im Topf. Im Hochsommer erträgt sie längere trockene Phasen aber mit Würde.
Die Vermehrung ist denkbar einfach. Man kann es schaffen, keine einzige Fette Henne zu kaufen, und sie sich stattdessen aus anderen Gärten schenken zu lassen, wenn sie dort zu breit oder zu blühfaul geworden ist. Oder wenn der andere Gärtner uns einfach eine Freude machen möchte. So bin ich zu fast allen meinen dicken Hühnern gekommen.
Bewährt haben sich zwei Methoden der Vervielfältigung:
1. Teile und herrsche: Einen Horst mit dem Spaten teilen, schon hat man mehrere neue Pflanzen, die garantiert anwachsen. Jederzeit. Das macht man natürlich in einem fremden Garten nicht selbst, denn Raubkopieren wird auch dort nicht gern gesehen. Aber wer nett fragt, bekommt bestimmt eine nette Fette Henne geschenkt. Eine meiner beleibten Damen habe ich sogar schon einmal von einem fremden Kompost mitnehmen dürfen, wo sie der Verrottung zugeführt werden sollte.
2. Floristik im Namen der Fortpflanzung: Blumensträuße vermehren! Wer schon einmal Blütenstiele von Sedum in die Vase gestellt hat, wird bemerken, wie schnell sie sich bewurzeln. Selbst durch die Schere lässt sie sich nämlich nicht unterkriegen! Die Triebe kann man noch im Herbst an Ort und Stelle einpflanzen. Mit ein bisschen Glück wächst entweder aus dem Boden eine neue Blattrosette oder aus den Blattachseln. Oder beides. Diese winzigen Pflänzchen, die am Stiel gewachsen sind, kommen inklusive eigener Wurzeln daher und können abgetrennt und eingepflanzt werden. Mitunter klappt das sogar ganz ohne den Umweg über die Vase, wenn nämlich im Frühjahr an den nicht zurück geschnittenen alten Trieben winzige Küken sprossen - ein Grund mehr, die ollen Blüten an Ort und Stelle zu belassen, bis sie den frischen Austrieb nerven.
Brutknospe an vorjährigem Blütenstiel |
Im Frühling gepflanzt, kann man staunen, was noch im selben Jahr aus so einer nur Sempervivum-großen Rosette werden kann. Diese stattliche Staude hier habe ich aus drei solchen Ablegerchen herangezogen - vom Baby bis zur Blüte in nur sechs Monaten!
Also, ran an den Speck: Jetzt ist noch Gelegenheit, sich in der Vermehrung von Fetten Hennen zu versuchen. Die Verwendungsmöglichkeiten der Pflanze sind jedenfalls grenzenlos: Sie passt in ein modernes Gräserbeet
genauso wie in den Bauerngarten, in naturnahe Gestaltungen ebenso wie in
formale. Besonders schön wirkt sie mit filigraneren Stauden wie hoher
Katzenminze oder Gaura.
Und - Karl Foerster wird es gewusst haben - selbst zu Phlox ist sie kein Irrtum:
Und - Karl Foerster wird es gewusst haben - selbst zu Phlox ist sie kein Irrtum:
Ich liebe sie auch und freue mich jedes Jahr auf ihre Blüten, wenn andere Lieblinge im Garten schlapp machen und sich für den Rest der Gartensaison verabschieden, kommt sie und tröstet...
AntwortenLöschenLiebe Grüße und toi.toi,toi fürs anwachsen der Pelargonie :-)
Elisabeth
Hallo Elke, eben will ich meinen Beitrag veröffentlichen, da sehe ich, dass du dich ganz ausfühlich mit dem Thema auseinandergesetzt hast. Ich habe deshalb auf deinen Artikel verlinkt.
AntwortenLöschenÜbrigens gefällt mir deine Fette Henne auf dem ersten Foto ganz besonders.
Liebe Grüße Helga
Fette Henne muss sein, so schöne Herbsblüten. Dass es da mehrere Sorten gibt, wusste ich allerdings nicht. Schöner Beitrag!
AntwortenLöschenIch mag die Fette Henne auch sehr...habe mehrere Sorten im Garten. Vielen Dank für den informativen Post! LG Lotta.
AntwortenLöschenAh da gibt es auch noch andersfarbige Sorten! Juhu - da wird mein Hühnchen nächstes Jahr wohl Verstärkung von einer nahen Verwandten erhalten! Besonders der Iceberg hat's mir angetan!
AntwortenLöschenLieben Gruß, Doris
Liebe Elke, genau so ist es! Ich liebe Sie und bin fleißig am Sammeln, da bei ihr selbst mir die Vermehrung gelingt!
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Dagmar
Liebe Elke,
AntwortenLöschenüber Deine liebevolle Huldigung der fetten Henne hab ich mich sehr gefreut. In meinen jungen Jahren hab ich ihr - ebenso wie den Gräsern - keine besondere Beachtung geschenkt, doch nun, nach meiner "Reife" ;o) zur Gärtnerin, weiß ich sie jedes Jahr mehr zu schätzen. Ich kann sogar sagen, es ist mittlerweile Liebe, mit der ich sie betrachte - und zwar nicht nur im Herbst und Winter, wenn sie alle anderen Stauden in den Schatten stellt. Bereits im Vorfrühling sind ihre früh austreibenden blaugrünen, absolut perfekten Blattröschen schon ein hübscher Blinkfang zwischen den Frühlingsblühern. Sie gehört zu den ganz wenigen Stauden, von denen man ohne Schönfärberei behaupten kann, dass sie das ganze Jahr hindurch eine gute Figur macht. Und sie ist dabei kein bisschen zickig, im Gegenteil, eine Genügsamere als sie kann ich mir kaum vorstellen. Selbst ihre Vermehrung ist auf gutem Gartenboden soghar noch einfacher, als von Dir hier beschrieben. Ich mach es so. Ich knipse während ihrer Vegetationszeit (wann ist ganz egal) einfach ein paar Triebe ab, entferne evtl. Knospenansätze sowie alle Blätter bis auf die zwei obersten und steck den Trieb dann einfach an einer Stelle in lockere Gartenerde, an der ich mir eine neue fette Henne wünsche. Und was soll ich Dir sagen? Sie hat mich noch kein einziges Mal enttäuscht. Dieses Jahr hab ich das im Steingarten noch im Juli gemacht und Ende September haben die neuen kleinen Pflänzchen sogar schon geblüht. Und drei Mal hab ich sie dieses Jahr schon als selbstgezogene Topfpflanzen verschenkt. Nur als Mulch sollte man ihr Schnittgut, nach meiner Erfahrung, nicht unbedingt verwenden, wenn man keinen flächendeckenden Bodendecker aus ihr machen will ;o). Die fette Henne ist mittlerweile mit vier Sorten in meinem Garten vertreten (davon zwei Findel). Und ich würde mir bedenkenlos weitere Verwandte von ihr anschaffen, wenn ich ein Plätzchen für sie fände. Mit fetten Hennen kann man nix verkehrt machen. Ich habe allerdings festgestellt, dass die Sedum spectabile auf zu fetten Böden eher zur Verweichlichung neigen (ihre Standfestigkeit einbüßen) als die Sedum telephium. Erstere bestehen also auf die von allen Sedum präferierten ärmlichen Verhältnissen ;o). Das Einzige, was mir an den fetten Hennen nicht gefällt, ist ihr volkstümlicher Name, denn der wird m.E. ihrer Grazie und Haltung nicht gerecht. Aber für den kann sie ja nichts.
Hi liebe Elke.Danke für deine Aufklärung der fetten Henne.Ich mag sie auch sehr gern ein schöner Farbtupfer jetzt wo sie so dunkelrot sind.Im Sommer in rose finde ich sie auch schön.Meine sind so groß und die Stiele liegen dann fast am Boden.Sieht dann nicht so schön aus.Vielleicht muß man sie ganz kurz schneiden.Du weißt bestimmt Rat?
AntwortenLöschenDa kann man auch schön Kränze daraus machen,trocknen auch schön.
Wünsche dir einen schönen Sonnentag und liebe GRüße Jana.
Zwei Gründe führen bei hohem Sedum zu Haltungsschäden: Zu fetter Boden, zu schattiger Standort.
LöschenAbhilfe: Optimaler Standort - pralle Sonne, unbeschatteter Beetvordergrund; Boden - Möglichst mager und trocken (bei nahrhaftem Lehmboden reichlich Sand ins großzügig ausgehobene Pflanzloch einarbeiten). Ein Einkürzen aller Triebe im Frühsommer um zwei Drittel führt außerdem zu etwas verzögerter, aber dafür üppigerer Blüte und kompakterem Wuchs.
Du hast vollkommen recht! Fette Hennen brauchen die Gärten. Ich bin auf diese Pflanze gestossen, als ich sie beim Vorbeifahren im Auto (wo schaut die Frau bloss hin beim Fahren???) sie in einem Garten entdeckt habe. Daraufhin habe ich die nächste Gärtnerei gestürmt und bin dann grinsend mit meiner ersten Fetthenne rausspaziert. Ich habe aber gelernt, dass ich in meinem Garten schon grössere Exemplare pflanzen muss, denn die Schnecken scheinen sie ebenso zu mögen wie ich. Blöde Viecher gönnen einem aber auch gar nix.
AntwortenLöschenÜbrigens hat jene in der Blumenvase leider keine Wurzelchen geschlagen... okay, lag vielleicht an mir, da ich das Wasser nicht gewechselt habe und der Stiel grau wurde *tsetse*... mein Daumen ist eben doch nicht so grün wie ich es gerne hätte.
Hab eine gemütliche restliche Woche.
En liebe Gruess
Alex
Deine Beschreibung der "Fetten Henne" hat mir wieder sehr viel Freude bereitet!
AntwortenLöschenIch hab sie auch....und muss dir beipflichten, Elke....sie ist wirklich eine Augenweide in unserem Garten. Gut finde ich deinen Hinweis, sie über den Winter stehen zu lassen, die wirken auf deinem Foto noch unwahrscheinlich dekorativ. ...und danke für deinen Tipp zur Vermehrung der Henne.
Liebe Grüße von Zaunwinde
da mußte ich auch sehr schmunzeln, unter Fetter henne kenn ich sie auch und habe auch schon viel Variationen gesammelt woher kommt bloß der Name?
AntwortenLöschenFrauke
Habe gerade gesehen, dass wir fast zeitgleich einen Artikel über die Fette Henne veröffentlicht haben. Ich auf unserem Imkerblog, über die Bedeutung als Nektar- und Pollenspenderin für unsere Bienen. Da Du sie aus Gärtner-Sicht noch viel ausführlicher beschrieben hast, habe ich Deinen Artikel direkt mal verlinkt. Deine Fotos gefallen mir sehr gut. Viele Grüße, Brigitta
AntwortenLöschenDa kann ich Dir nur Recht geben. Ich bin auch sehr froh einige Fette Hennen im Garten zu haben, sie sehen den Herbst und Winter über immer recht hübsch aus und sie blühen recht lange.
AntwortenLöschenlg kathrin
Hallo Elke,
AntwortenLöschenich mag sie auch gerne und habe schon einige im Garten, außerdem finde ich sie auch schön in einem Herbststrauß!
Dir noch ein schönes Wochenende
Dagmar
Ja, auch ich hab sie verachtet. So eine fette Henne ist gegenüber den Alternativen erstmal wenig sexy, vor allem bei wenig Platz auf dem Balkon. Bei meinem Nachbar kann ich zurzeit allerdings wieder sehen, was sie auch auf dem Balkon kann. Er hat eine in Permakultur, die jedes Jahr wiederkommt. Zurzeit blüht sie und später bleiben die Stängel bis zum neuen Austrieb, so dass seine Kästen auch im Winter nicht kahl aussehen.
AntwortenLöschenLG von Balkonrosen
tolle Fotos Elke! Bei mir ist letztes die Purple Emperor eingezogen und ich mag sie sehr! Grad auch die purpur-laubigen Sedum bringen Struktur in den Garten. Ich werde wohl noch ein paar mehr davon in´s Staudenbeet holen.
AntwortenLöschenViele liebe Grüße von Renate
Hallo Elke,
AntwortenLöschentoll geschrieben und über die Einleitung musste ich lachen. Danke dir.
♥
schau doch auch mal bei mir vorbei. Ich habe etw umstrukturiert und führ nun ein eigenes Fotoprojekt. Macht viel Spaß.
LG, Wieczorama (◔‿◔) | Mein Fotoblog | Meine Projektseite
Wahrscheinlich, weil du nur die Startseite gesehen hast. In den Posts gibt es diese vielen Eingabemöglichkeiten nicht. Aber du hättest die Anmerkung auch ins GB oder in die Shoutbox schreiben können,wichtig ist ja letztendlich nur, dass deine Worte ankommen.
Löschen