Skrupelloser Blumenhändler setzt Balkontomate auf dem Supermarktparkplatz aus
Bielefeld. Auch ohne Ferienzeit und andere schlechte Ausreden wurde ein Topf mit einer Balkontomate darin letzte Woche vor die Supermarkttür geworfen. Hierbei handelte es sich um eine alleinerziehende Pflanze dreier überreifer Früchtchen. In einem völlig verwahrlosten Zustand fand sie eine mitleidige Bürgerin und nahm sie in ihre Obhut. Ohne diese engagierte Mithilfe wäre die Pflanze bald darauf den Tod durch qualvolles Vertrocknen gestorben, denn geregnet hatte es schon lange nicht mehr. Die Pflanze trägt keinen Mikrochip, so dass der frühere Halter nicht eindeutig zu ermitteln ist. Hinweise bitte an die ermittelnde Tomatendienststelle.
Diese Schlagzeile hat es natürlich so nie gegeben, aber die Geschichte ist wahr. Ich war nämlich die bekloppte Bürgerin, die es wieder einmal nicht lassen konnte, das marode Grünzeug einzukassieren. Es lag in arger Schräglage auf einer Grünfläche am Supermarkt. Ich habe es mitgenommen, obwohl meine eigenen Tomaten auf der Terrasse die Weltherrschaft anstreben. Mittlerweile wachsen sie die Hauswand empor und haben den Rasenmäher als Rankhilfe entdeckt, so dass ich ihn bei jedem Frisiertermin erst entwirren muss.
Paradeiser habe ich also genug und Arbeit mit denen auch. Aber ich liebe die Herausforderung und konnte den Pflegefall nicht einfach vertrocknen lassen. Eine Frucht war immerhin noch essbar, die beiden anderen waren schon überflüssig.
Dabei ist die Rettung um diese Jahreszeit eigentlich ziemlich fruchtlos, denn es ist genauso spät für die Anschaffung weiterer Tomaten wie es viel zu früh ist für Spekulatius und Lebkuchen. Aber das alles ist nun mal jetzt da und man muss das beste daraus machen. Einen leckeren Lebkuchen würde ich im September ja auch nicht von der Tellerkante schubsen.
Ich habe einfach ein zu weiches Herz für Nutzpflanzen. Auf dem Acker ausgerissenen Mais würde ich natürlich ungern adoptieren, aber wenn das Grünzeug schon komplett im Umzugstopf und fertig gestäbt daherkommt, kann ich es nicht einfach links liegen lassen. Dabei hatte ich das sogar erst vor, aus oben genannten Gründen. Daher habe ich den Einkauf zunächst tomatenlos begonnen. Aber schon irgendwo zwischen Zeitschriftenregal und Gemüseabteilung wuchsen Gier und Mitleid in etwa proportional zur Fülle des Einkaufswagens. Sollte der Rucksack nachher voll sein, bliebe immerhin noch der Fahrradgepäckträger. Der kann sich schließlich auch mal nützlich machen und eine tragende Rolle übernehmen.
Gesagt, getan. Nicht ganz überraschend war die Tomate auch nach dem Einkauf noch dort, wo sie vorher gewesen war. Also ab damit auf den Drahtesel. Die Rückfahrt wurde zwar etwas unbequem, schließlich wollte ich die fruchtende Fracht nicht mit dem Allwertesten zerquetschen, aber sie kam am Ende doch heile Zuhause an. Nach einer gründlichen Notwasserung sah die Pflanze dann auch schon wieder aus wie eine Tomate.
Habitus und Blattstellung lassen erahnen, dass das eine waschechte Balkontomate ist, eine Sorte also, die nicht meterhoch wird, schön kompakt bleibt und deutlich zahmer ist als mein wildes Wuchergemüse. Die Gerettete bewahrt stets Haltung und neigt nicht dazu, herumstehendes Gartengerät anzuspringen (siehe Rasenmäher).
Daher reifte mit der letzten grünen Tomatenfrucht an dem geretteten Strauch der Plan, Samen aufzubewahren für die nächste Saison. Das löst zwar meine Platznot in keinster Weise, denn auf die sagenhaft fruchtbaren Wildtomaten möchte ich trotzdem nicht verzichten, aber das ist ein Problem, das sich getrost auf das nächste Jahr verschieben lässt. Kommt Zeit, kommen Tomaten, manchmal auch ganz unverhofft.
Wildtomate Golden Currant erklimmt den Rasenmäher |
Eine meiner Wildtomaten wird hier professionell bestäubt |
Paradeiser habe ich also genug und Arbeit mit denen auch. Aber ich liebe die Herausforderung und konnte den Pflegefall nicht einfach vertrocknen lassen. Eine Frucht war immerhin noch essbar, die beiden anderen waren schon überflüssig.
Dabei ist die Rettung um diese Jahreszeit eigentlich ziemlich fruchtlos, denn es ist genauso spät für die Anschaffung weiterer Tomaten wie es viel zu früh ist für Spekulatius und Lebkuchen. Aber das alles ist nun mal jetzt da und man muss das beste daraus machen. Einen leckeren Lebkuchen würde ich im September ja auch nicht von der Tellerkante schubsen.
Ich habe einfach ein zu weiches Herz für Nutzpflanzen. Auf dem Acker ausgerissenen Mais würde ich natürlich ungern adoptieren, aber wenn das Grünzeug schon komplett im Umzugstopf und fertig gestäbt daherkommt, kann ich es nicht einfach links liegen lassen. Dabei hatte ich das sogar erst vor, aus oben genannten Gründen. Daher habe ich den Einkauf zunächst tomatenlos begonnen. Aber schon irgendwo zwischen Zeitschriftenregal und Gemüseabteilung wuchsen Gier und Mitleid in etwa proportional zur Fülle des Einkaufswagens. Sollte der Rucksack nachher voll sein, bliebe immerhin noch der Fahrradgepäckträger. Der kann sich schließlich auch mal nützlich machen und eine tragende Rolle übernehmen.
Gesagt, getan. Nicht ganz überraschend war die Tomate auch nach dem Einkauf noch dort, wo sie vorher gewesen war. Also ab damit auf den Drahtesel. Die Rückfahrt wurde zwar etwas unbequem, schließlich wollte ich die fruchtende Fracht nicht mit dem Allwertesten zerquetschen, aber sie kam am Ende doch heile Zuhause an. Nach einer gründlichen Notwasserung sah die Pflanze dann auch schon wieder aus wie eine Tomate.
Habitus und Blattstellung lassen erahnen, dass das eine waschechte Balkontomate ist, eine Sorte also, die nicht meterhoch wird, schön kompakt bleibt und deutlich zahmer ist als mein wildes Wuchergemüse. Die Gerettete bewahrt stets Haltung und neigt nicht dazu, herumstehendes Gartengerät anzuspringen (siehe Rasenmäher).
Hoffnungsträger der Saison |
Daher reifte mit der letzten grünen Tomatenfrucht an dem geretteten Strauch der Plan, Samen aufzubewahren für die nächste Saison. Das löst zwar meine Platznot in keinster Weise, denn auf die sagenhaft fruchtbaren Wildtomaten möchte ich trotzdem nicht verzichten, aber das ist ein Problem, das sich getrost auf das nächste Jahr verschieben lässt. Kommt Zeit, kommen Tomaten, manchmal auch ganz unverhofft.
Glückliche Tomate! Sie hatte sicher schon lange die Hoffnung auf Rettung, eine Familie und Nachkommen aufgegeben. Bestimmt danken es dir die Tomaten-Kinder im nächsten Jahr und überraschen dich mit dem allerbesten Tomatengeschmack.
AntwortenLöschenDeine Posts sind immer wieder schön zu lesen, auch diesmal konnte ich mir ein breites Grinsen nicht verkneifen.
Viele Grüße aus dem Regenwurmgarten!
Sie wird es Dir danken...die Tomatenpflanze...ich bin mir ganz sicher...siehst Du nicht, wie sie schon ein zartes Lächeln aufsetzt? LG Lotta.
AntwortenLöschenHmm hmmm hmm... Deine Zeilen erinnern mich daran, daß ich noch vor wenigen Jahren gerne mal nicht mehr so üppig aussehendes Grünzeug auf den Kompost warf... und Wochen später total überrascht wurde, wie toll sie sich unbemerkt erholt hatten und nun kraftstrotzend wuchsen. Wenn also nun zugegebenermaßen mein selten vor sich hin dümpelndes Grünzeug nicht mehr so will, wird es nicht mehr lieblos entsorgt. Ich tue etwas Komposterde in den Topf, und wie durch Geisterhand wächst und gedeiht alles. Auch auf die Gefahr hin, daß ich ausgelacht werde: was sind Wildtomaten??
AntwortenLöschen... aber Bielefeld existiert doch gar nicht! ;)
AntwortenLöschenArmes Pflänzken!
LG,
Pupe
Mein Lachen hört man bestimmt in der ganzen Schweiz....
AntwortenLöschenEin grandioser Post, kicher.....
Ich würde der Alleinerziehenden sogar eine Chance auf eine Zimmerüberwinterung geben...
Lg Camrne
Grins, Du bist die Retterin aller in Not geratenen Pflanzen! Na logisch, wird sie Dich zum Dank mit Sämchen belohnen.
AntwortenLöschenMädel, ich habe Dir was auf meinem Blog hinterlassen, musst Dich aber nicht verpflichtet fühlen mitzumachen, wenn Du nicht möchtest... es ist nämlich schon etwas aufwändig.
Hab einen gemütlichen Abend.
En liebe Gruess
Alex
Du tapfere Tomatenretterin! Deine Geschichten sind einfach herrlich, vielen Dank dafür!
AntwortenLöschenHallo Elke,
AntwortenLöschenwenn es einen Pflanzenschutzbund gäbe, wärst du bestimmt Mitglied!!!
Ein wunderbarer Post! :)
LG Dagmar
Ein dreifaches Hoch, der edlen Retterin!
AntwortenLöschenDie Samen mögen sich nächstes Jahr in Wunderpflänzchen verwandeln, die dir ewige Freude und viele Früchte bescheren sollen, auf dass du reiche Ernte erhältst und somit deine gute Tat dir selbst und deinen Lieben zugute kommen wird!
Danke für den Post, ich hatte heute eh noch nicht so viel zu lachen!
LG Doris
Your punchline is a delight!
AntwortenLöschenKommt Zeit, kommen ... Tomaten
Oooh, die professionelle Bestäuberin ist ja soooo süüüß.
AntwortenLöschen"Hierbei handelte es sich um eine alleinerziehende Pflanze dreier überreifer Früchtchen."
*hihi* Wie kommste nur immer auf sowas?
Auf Tomatenzucht hab ich allerdings irgendwie so gar keine Lust. Ist mir zu aufwändig - zumal ich auch nicht unbedingt verrückt nach den Früchtchen bin. Gestäbt in meinem Bauerngarten stell ich mir eher Bohnen vor. Ich muss für nächstes Jahr nur noch ein paar windfeste, dekorative Bohnenstangen finden.
Herzliche Grüße,
Iris
Liebe Elke,
AntwortenLöschenvielen lieben Dank für das Samenpäckchen, es ist wohlbehalten bei mir angekommen. Jetzt geht es ans Pläne machen, wo diese schönen Wunderdinger Platz nehmen dürfen. Fotos gibt es dann nächstes Jahr, tja Geduld ist der Gärtnerin höchste Tugend ;-) (ich übe noch!).
Ich tüftle an einer kleinen Überraschung für dich, bis demnächst
mit samigen Grüßen
Elisabeth
Hi liebe Elke.Ja liebe Elke, ob Pflanze,Blume,Tier alle sind sie bei dir gut aufgehoben.Und diese gerettete Tomate wird dir im nächsten Jahr viele Früchte bringen.Die Tomatenkinder danken es dir dann.
AntwortenLöschenSchönes WE und lieeb GRüße Jana.
Das scheint einfach wieder mal ganz typisch Elke zu sein :-) Dann hoffen wir mal, dass sich die Rettung letztlich auch gelohnt hat in Form wunderbar mundender Tomaten.
AntwortenLöschenLiebste Grüsse
Ida
... die sich über deinen Kommentar sehr gefreut hat.
Ich habe meine Tomaten mittlerweile entsorgt, nachdem sie nur noch recht mickrig gewachsen sind. Die Tomatenstaude hätte ich wohl auch nicht stehen lassen können.
AntwortenLöschenlg kathrin
Liebe Elke,
AntwortenLöschenbeinahe hätte ich Deinen Post über die Tomatenpflanze übersehen und das wäre ja wirklich schade gewesen. Auch hier musste ich natürlich schmunzeln, zumal ich einen ähnlichen Fall von Tomatenpflanzenzuwachs hatte. Bei mir allerdings ist sie einfach in einem Topf mit Männertreu gewachsen. Ich habe nicht schlecht gestaunt, als ich das bemerkte. Als sie die richtige Größe hatte, wurde sie ins Bett ausquartiert und sie später sogar schöne Früchte getragen.
Liebe Grüße
Jutta
Ich meinte natürlich "Beet"!
AntwortenLöschenEeeeeeeeelke, habe ich dir schon gesagt, dass ich deine Posts liebe!!! ;)
AntwortenLöschenWas für eine wundervolle Rettungsreportage ;) Ich freue mich sehr, dass du das arme Hascherl mitgenommen hast und ihm seinen Lebensabend verschönerst. Ich hätte es auch mitgenommen ;)
Hab einen tollen Abend,
lg Sandra
Ganz kalrer Fall von Tomatophilie, wenn nicht sogar Pflanzenwahn. Wird mit einem direkten Zugang zum Grünzeughimmel belohnt. Freie Pflanzflächen zum himmlischen begrünen inbegriffen.Was ich sagen will: göttlich Dein Post und Deine Pflanzenrettung.
AntwortenLöschenHab eine grünbedaumte Woche, Jo