Freitag, 28. September 2012

Hochstämmchen selbstgemacht

Es heißt ja immer, in der Natur gäbe es keinen perfekten Kreis und schon gar keine perfekte Kugel. Ich weiß nicht, ob das wirklich stimmt oder ob das bloß ein weiteres der ungezählten Beispiele von menschlicher Hybris ist, nach dem Motto: "Sieh her, Natur, guck mal! Ich kann was, was du nicht kannst! So, da staunste aber!".

Hochherrschaftliche Hochstämmchen

Dem Gärtner jedenfalls hat es schon immer eine diebische Freude bereitet, der Natur ein Schnippchen zu schlagen und mit der Schere aus unschuldigem Strauchwerk eine runde Sache zu machen. Denn seien wir mal ehrlich: Die meisten Sträucher sind ein ziemlich undisziplinierter Haufen, so dass sich hier die Kugelform als des Gärtners Ideal darstellt. Und wenn sich die Evolution am Ende doch nicht beeindruckt zeigt, der Nachbar tut's bestimmt. Vor allem, wenn besagter Gärtner gar nicht selbst schnippelt, sondern das Unternehmen in die Hände von Profis legt. Die können das auch wirklich mit einer Perfektion, die jeden Hobby-Schnippler zur Verzweiflung treiben kann. Sein Übriges tut der hohe Preis solcher Sträucher, denn gut Kugel will Weile haben. Aber machen wir uns nichts vor: Die ganz perfekte Rundung wird das natürlich auch nicht.




Wer schon mal im Gartencenter nach einem solchen Strauch am Stiel Ausschau gehalten hat, der wird wissen, dass so ein unnatürlich geformtes Wesen nur unwesentlich günstiger ist als ein ganz kleiner Bonsai. Und dass man es sich niemals verzeihen könnte, so eine Anschaffung durch mangelnde Pflege dahin zu raffen. Gnade der Wühlmaus, die meint, auch die Wurzeln dieses floralen Kunstwerkes zur Kugel zu fräsen!

Hilft also alles nichts, wer möglichst gar kein Geld für so ein Bäumchen ausgeben möchte, der muss es gefälligst selbst machen. Das geht zum Glück ganz einfach, dauert nur etwas. Aber die Geduld soll ja angeblich des Gärtners größte Tugend sein.

Also ran ans Werk. Was man erst mal braucht, ist ein schöner gerader Zweig von etwas, das hübsch kleinblättrig ist und sich prima aus Stecklingen vermehren lässt. Wenn es nicht unbedingt in jedem Winter klappen soll mit dem ewigen Grün, ist heimischer Liguster erste Wahl. Der wächst sogar relativ flott und bewurzelt selbst im Wasserglas. Bestimmt bekommt man schön gerade Äste beim Heckenschnitt, zur Not auch aus der Nachbarschaft. Und da kann sich der liebe Liguster auch nicht beschweren, dass wir ihm die komische Form aufzwingen, denn der Ast wäre sonst in der Biotonne gelandet.

Haben sich genug Wurzeln gebildet, kann man den Kandidaten in einen Topf pflanzen und ihm genau über zwei Knospen die Spitze kappen. Das macht man in der Höhe, wo später die Kugel beginnen soll. Darunter ist dann der zukünftige Stamm.



Wenn es dem Ast gut geht, wird er brav die beiden oberen Knospen zu Verzweigungen auswachsen lassen. Jetzt kappt man einfach von Zeit zu Zeit alle nachgewachsenen Ästchen über einem Knospenpaar, so dass die Pflanze gezwungen wird, sich immer weiter zu verästeln. Der Schnittpunkt ist beim Liguster besonders einfach zu finden, denn die Blätter sind gegenständig. So hat man zuerst eine winzige Kugel nach Art eines Lutschers am Stiel, mit der Zeit wird der Umfang aber immer größer und unser Stolz auch.

Blühen kann so ein Stämmchen auch noch!

Für die Winterhärte im Kübel kann ich meine Hand leider nicht ins Feuer legen. Eine meiner Kugeln, die jedes Jahr an der Hauswand im Topf überwintert, ist schon recht alt geworden, eine andere ist mir dagegen weitab vom Gebäude erfroren.

Und für noch etwas kann ich nicht garantieren: Auch wenn die hübsche Kugel ganz schön preiswert war - die Wühlmäuse hätten trotzdem nichts zu lachen, sollten sie sich an ihr vergreifen! Denn etwas Selbstgemachtes wächst uns natürlich genauso ans Herz wie etwas Teures. Wenn nicht gar noch mehr.

16 Kommentare:

  1. Liebe Elke,

    das ist wieder ein ganz herrlicher Post und obwohl in meinen Garten so ein Kugelbäumchen überhaupt nicht passen würde - will sagen mich eigentlich auch nicht so interessiert, habe ich immer viel Spaß beim Lesen Deiner tollen Texte und das ist es doch auch wert, immer wieder vorzuschauen.

    Ich wünsche Dir ein wunderschönes Wochenende.

    Liebe Grüße
    Jutta

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  2. Herrlich ge- und beschrieben! Vielen Dank für diesen Post!!
    Auch wenn ich da eindeutig noch in einer anderen Liga spiele (ich hoffe noch immer, dass meine Sträuchervermehrung aus Stecklingen heuer klappt und von Kugeln und Perfektion träume ich nur in den dunklen Winternächten).

    Lieben Gruß, Doris

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  3. Hallöchen lieeb Elke.
    Wiedermal alles wunderbar beschrieben liebe Elke.Du kannst das noch besser wie manches Buch.
    Bei mir schneidet die Buxbäume und Hecke mein Mann der kann das gut.bekomme auch immer schöne Rundungen.
    Aber meine Buxe haben gelitten letzten Winter sind braun und nicht so schön wie sonst.mal sehen wie es weiter geht sonst muß ich mich von ihnen trennen.
    Schönen WE liebe Elke was immer du tust.
    Herzlichst Jana.

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  4. Du kannst einem ja wirklich Lust machen ;-) Ich überlege grade, was ich beschneiden könnte, denn Liguster wird es nicht sein. Ich mag den Geruch der Blüten nicht und überhaupt die ganze Pflanze. Komisch eigentlich...
    Bei uns sind grad Lavendel"bäumchen" aktuell, die können halt nicht mal halb so hoch gezogen werden. Ich mag formale Schnitte in barocken Gärten sehr, bei uns reicht mir eine Buchskugel und dann ist gut :-)
    Viel Freude jedenfalls mit deinem Ligusterstämmchen und gutes Überwintern wünsch ich!
    Elisabeth

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  5. Hallo Elke!
    So, jetzt bin ich auch wieder regelmäßig am PC und habe mich gleich auf deinen letzten Beitrag gestürzt.
    Das mit dem Kugelbäumchen will ich nächstes Jahr unbedingt ausprobieren...dein Know How für das Anlegen eines Stämmchens war für mich ganz neu...leuchtet aber ein.
    Herzlichen Dank für deine immer interessanten...witzigen...lehrreichen Beiträge. Herzlichst Zaunwinde

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  6. Lutscher am Stiel - herrlich. Ich habe einige wenige Lonicera nitida für eine Beetumrandung gekauft, den Rest will ich mir aus Stecklingen ziehen. Versuchsweise werde ich mal aus einem eine Kugel machen - aus Spaß an der Freud :-)

    Vielen Dank und viele Grüße aus dem Regenwurmgarten,
    Michelle

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  7. uralte buchskugeln kamen hier mit dem cottage - fuer hochstamm ist es da natuerlich zu spaet! aber es geht auch sehr gut mit selbstgezogenen fuchsienstecklingen, wenn man einen recht geraden ast unten immer entspriesst und das ganze schon in 2-3 jahren! leider haben sie auch ohne wuehlmaeuse (die gibts hier nicht:) ein problem - auf der insel der ewigen winde fallen sie sehr schnell um, weil arg kopflastig:)

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  8. Ehm, ja... also mit der Geduld happert's bei mir etwas *hihi*, aber auch bei mir wächst eine selbtgemachte Kugel... also eher selbst in die Form gezwungene Kugel. Ein alter Kirschlorbeer wurde so arg zurückgeschnitten und anschliessend einach mit der Schere dazu überredet nun in Kugelform zu wachsen. Resultat: Es hat geklappt und sehe begnadet gut aus, wären da nicht die doofen gefrässigen Dickmaulrüssler am Werk gewesen... Ich weiss, etwas zu motzen gibt's doch immer.
    En liebe Gruess
    Alex

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  9. Liebe Elke
    Gut Ding will halt einfach Weile haben. Hm, ich muss gestehen, ich hätt schon gern ein Bäumchen ... aber die Geduld hab ich einfach leider leider nicht. Und grad ist mir ein Bäumchen eingegangen - das Harlekinweidenbäumchen - am Weidentriebbohrer :-( Übel sag ich dir ... und ich hätt gern wieder ein Bäumchen an der Stelle. Werde mir es aber wohl verkneiffen, weil ein Selbstgezogenes viel zu lange auf Bäumchen warten lässt und ja, eben ein schon richtiges Bäumchen meinen Geldbeutel derzeit zu arg beuteln wird.
    Ich wünsch dir einen gemütlichen Sonntagabend.
    Herzliche Grüsse
    Ida

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  10. Hallo Elke,
    für manches muss man wirklich Geduld aufbringen, auch wenns manchmal schwer fällt. :) Aber es zählt ja auch das Ergebnis. Habe auch 2 Liguster Hochstämmchen, natürlich auch weils schneller geht als Buchs. Bisher waren sie auch winterhart. Ich überlege schon ob ich es jetzt mal mit Fuchsien probieren soll.
    LG Dagmar

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  11. Hallo Elke,
    da muss ich eingestehen, dass ich faul bin und mir nicht die Arbeit machen würde, einen Liguster oder sonst ein Bäumchen mit zurechtzuschneiden. Vor allem bist Du ständig damit beschäftigt, die Schneiderei beizubehalten, damit die Form erhalten bleibt. Das gilt auch für Hecken. Grundsätzlich mag ich Hecken. Wir haben aber keine, weil ich ständig daran herum schneiden müsste.

    Gruß Dieter

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  12. Da hast du recht, das Selbstgemachte ist besonders wertvoll. Ich habe keine Stämmchen mehr, hier erfriert sowieso alles.

    Sigrun

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  13. Hochstämmchen gefallen mir auch immer sehr gut, aber bisher hatte ich mit ihnen eher wenig Glück.

    lg kathrin

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  14. Wow, wieder ein Projekt der besonderen Art aus deiner Feder-beneidenswert-bei mir wird ein Kugelbäumchen keine Chance haben.Bei meiner Vergesslichkeit kann das Grün von Glück sagen, dass es oft genug regnet.Meine grünen Daumen sind wohl eher tiefrot-keine Chance auf den gärtnerischen Olymp.

    Grüße über den Gartenzaun,
    Jo

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  15. Hallo Elke,

    wieder mal sehr unterhaltsam, Deine Do-It-Yourself-Anleitung für Liebhaber runder Sachen. Mir geht's da allerdings ähnlich wie dieter759 - je weniger ich regelmäßig und dann auch noch gleichmäßig schneiden muss, umso besser. Immerhin hab ich ja schon etliche Meter Hecken und auch ein paar Buchskugeln (die zwei kleinsten sogar selbst erzogen). Aber kürzlich hab ich ein Gehölz am Stiel gesehen, dass ich mir noch für meinen künftigen Topfgarten vorstellen könnte - Cotoneaster-Stämmchen. Kennste?

    Herzliche Grüße,
    Iris

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