Samstag, 13. April 2013

Folien, wollt ihr ewig leben?

Manche Dinge sind ein bisschen gruselig. So wie die Dose Handcreme neulich, die jahrelang seit dem Umzug unbemerkt in irgendeinem hintersten Winkel versteckt gewesen war, und mit Sicherheit jenseits des Verfallsdatums. Normalerweise mache ich solche Behälter des Grauens nicht auf, um nicht in Ohnmacht zu fallen angesichts des blühenden Lebens darin, aber aus irgendwelchen Gründen habe ich es doch getan. Wahrscheinlich ahnte ich schon, was kommen würde: Der Inhalt sah makellos aus, keine Spur von Schimmel, Verfärbung oder sonstigem Gammel. Schönen Gruß von der Chemie. Was so lebensfeindlich ist, hält zwar lange, es macht aber auch kein gutes Gefühl, sich damit einzucremen, auch im frisch gekauften Zustand nicht.

Ähnlich unvergänglich sind auch die auf den ersten Blick so tugendhaft wirkenden kompostierbaren Folien. Als Logo prangt dort ein hübsches Pflänzchen, was große Erwartungen beim Konsumenten weckt: Gemüseschalen, die genauso hinfällig sind wie ihr Inhalt, und dabei noch Gutes tun? Das schlechte Gewissen ist beruhigt, man kann den Behälter ja am Ende der Kompostierung zuführen und dem Garten somit einen Gefallen tun. Tolle Sache, aber funktioniert das auch?

Ich habe es in anfänglicher Leichtgläubigkeit ausprobiert und die Folien meinem Thermokomposter zugefüttert. Und was ist passiert? Nichts. Bei der alljährlichen Kompostverteilung auf die Beete sehe ich jedes Mal wieder alte Bekannte: Die kompostierbaren Folien. Statt pflichtschuldig zu Staub zu zerfallen, haben sie sich wirklich kein Bisschen verändert. Ich wäre froh, wenn man mir mein Alter genauso wenig ansehen würde! So wird das Kompostieren zur Lebensaufgabe.

Dann bliebe ja als letzte Rettung noch das städtische Kompostierwerk, die erreichen schließlich viel höhere Temperaturen als mein schneller Brüter das jemals könnte. Nur leider wollen die das Zeug auch nicht haben, denn wie sollen sie die Dinger von normalen Folien unterscheiden? Die haben gar keine Zeit, auf das lustige Logo zu achten. Falls das Zeug überhaupt verrottet. Am Ende tut es das nämlich nicht, und der ganze schöne Kompost wäre durchseucht mit Klarsichthüllen. Daher wird alles entfernt nach Kunststoff aussehende aussortiert und am Ende verbrannt.

Und so wird die innovative Idee, Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen zu produzieren, ad absurdum geführt. Seitdem ich das weiß, versuche ich auf Plastik mit und ohne Prädikat zu verzichten. Entweder nehme ich loses Gemüse mit, oder - wenn es gar nicht anders geht - Schalen aus Pappe oder diese ganz dünnen Tüten. Die Supermärkte machen es einem nicht leicht, noch nicht mal bei Biogemüse.

Da gerade die etwas zart-besaiteten Tomaten gern in diesen Plastik-Aquarien verkauft werden, ist es sowieso am besten, sich von den Konsumtempeln unabhängig zu machen. Und so habe ich wieder Samen für die Terrassenzucht ausgesät. Wie letztes Jahr schon sind meine bewährten Wildtomaten Golden Currant, Fredi und Celsior mit dabei. Neu im Rennen ist die Gelbe Cerise. Am 12.3. einzeln in Kokosquelltöpfe gesteckt, sehen sie nun so aus:


Wenn die alle groß und stark werden, können mir die verflixten Verpackungsfolien im Sommer zumindest für eine Weile gestohlen bleiben.


Zum Pikieren der Pflänzchen kann man ganz einfach selbst Töpfe wiederverwenden: Auf Friedhöfen fallen um diese Zeit massenhaft kleine Plastiktöpfe an, viele in derselben Größe. Hier kann man sich kostenlos bedienen und die Behälter noch einmal benutzen.

Meine Kompostwürmer jedenfalls bekommen die sich bei der Rotte so konservativ verhaltenden kompostierbaren Folien nicht mehr vor die Nase gesetzt, denn sie werden sich ohne die nicht klein zu kriegenden Fremdkörper auch wohler fühlen.

24 Kommentare:

  1. Bei uns im Supermarkt ist man gezwungen, Plastikbeutel zu verwenden, da die Verkäufer die Ware noch abwiegen müssen...Aber Papier ist eigentlich auch keine Lösung...LG Lotta.

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  2. Haha, das mit der Handcreme ist gut. Hmm, vielleicht erhält sie einem auch so traufrisch, wenn man sie einschmiert und es entfällt gar ein Facelifting... ich meine, man muss sie sich ja nicht nur auf die Hände auftragen.
    Kompositerbare Folie?! Ne, lieber nicht, nach Deiner Beschreibung. Aber auch selbstgezogenes Gemüse bleibt für mich ein Traum. Ich habe da einen rabenschwarzen Betondaumen. Noch nie ist es mir geglückt Tomatenkeimliche gross zu bekommen. Entweder sie verdursten oder werden gnadenlos an der Sonne geschmort. Ich krieg sie alle tot, ich sag's Dir. Man muss mir die Pflänzchen in einem etwas älterem Stadion anvertrauen, dann geht's grad so. Werde in diesem Jahr wohl den Pro Spezia Rara Markt besuchen und meine Tomaten, Gurken, Zucchini und Co. für den Balkonien Gemüsegarten von da holen.
    Hab einen gemütlichen Sonntag.
    En liebe Gruess
    Alex

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  3. Liebe Elke
    Nun, diese Folie müsste ich nicht auf unseren Komposthaufen werfen, wenn ich keinen Ehekrach heraufbeschwören will. Und wenn du noch Töpfchen brauchst, auch bei mir sammeln sich die alljährlich an. bald ist die Zeit wieder soweit.
    Liebe Grüsse
    Ida

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  4. Liebe Elke,

    ich ja leider auch auf den Supermarkt angewiesen - zumindest so lange wie bei mir im Garten noch nichts wächst. Na ja, und alles kannst Du eh nicht anbauen. So ist es wirklich nicht einfach ohne Plastik davonzukommen - ist echt schlimm.

    Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende.

    Liebe Grüße
    Jutta

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  5. Ja so etwas denke ich auch immer wieder. Oder die Hundekottüten die massenweise benutzt und weggeschmissen werden, auch wennschon den neuen Kotaufsammeltrend Schätze wäre es sicher Leih anders Umweltfreundlicher. Aber wer will schon seinen Hundhaufen in Papiertüten einsammeln!
    LG Steffi

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  6. Ich hole mir die Töpfe bei der Gärtnerei. Die habdn auch immer welche übrig. Für die Abwiegetüten hab ich kürzlich auch eine Alternative gesehen. Da hat jemand aus alten Stores si h kleine Beutel genäht. Die dann nach mehrmaligem Gebrauch einfach mit in die Waschmaschine wandern. LG An_Geli_ Ka

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  7. Hallo Elke,
    Folien habe ich bisher noch nie auf den Kompost geworfen, aber Eierkartons z. B. verrotten ganz gut. Vielleicht solte neben dem obligatorischen Blümchen auf der Tüte auch stehen in welcher Zeit die Tüte verrottet!
    Dir noch ein schönes WE
    Dagmar

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  8. Hallo Elke,
    Plaste ist eben doch Plaste. ;-))
    Was unsere Nachkommen alles finden werden von uns - oje.
    Ganz viele liebe Wochenendsgrüße Urte

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  9. Das ist ein Ding, gut, dass du es geschrieben hast. Müll ist auch mein ewiges Thema, auch Plastikflaschen. Übrigens: Plastikflaschen kann man sehr gut als Reiseverpackung für Pflanzen im Koffer benutzen.
    Als einzige Aussat habe ich im Haus in diesem Jahr Zucchini.

    Sigrun

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  10. Sieht ganz so aus, als wäre dieses Jahr eine schöne bunte Tomatensalatschüssel drin.
    Hier keimen gerade Eine San Marzano, eine gelbe Birne und ein Cocktailsorte. Ich hoffe ja noch, das meine Samen von meinen letztjährigen Tomaten aufgehen.
    Liebe Grüße vom Frollein

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  11. Vielen Dank für diesen wundervollen Lese-Vormittag auf Deinem Blog; Du schreibst wundervoll frisch und leicht! Was für ein Genuss!
    Viel Erfolg mit Deinen Tomädchen und bis bald malwieder! Lieben Gruß von Ines

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  12. Hallo Elke.Deine Pflänzchen sehen ja schon genz gut aus.bei deienr Pflege werden es sicherlich köstliche Tomaten.
    Ja Plastik ist unverwüstlich.leider.
    Schönen Sonntag und liebe GRüße Jana.

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  13. http://goingweird.de/tag/brotbeutel/
    Hier ist der Link
    zum Brozbeutel. Da man sowieso Wäsche hat, würde ich den Apekt Wasser und Wadchpulver vernachlässigen.

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    1. Oh hey Angelika, das hab ich ja eben erst entdeckt! Schön, dass Dir die Idee gefällt! Mit den Beuteln arbeiten wir jetzt seit einiger Zeit und sie haben sich einwandfrei bewährt! Und es ist wie Du sagts: für die kleinen Beutel ist in jeder Trommel Kochwäsche noch ein bisschen Platz!
      Grüße
      Nike

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  14. Hallo Elke, na die Handcreme hat aber lange durchgehalten, unglaublich, da sieht man wieder mal, was man sich auf die Haut schmiert hmm. Dein Post ist auf jeden Fall erfrischend zu lesen und bringts genau auf den Punkt. LG Petra

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  15. Hallo Elke,
    der Verpackungswahnsinn ist schon schlimm, besonders in den Discountern, da bekommt man ja kaum noch ein Gemüse ohne Plastikverpackung. Meine Nachbarin hat mir kürzlich erzählt, dass ihre Tochter versucht, generell nichts mehr in Plastikverpackungen zu kaufen. Ein schwieriges Unterfangen...Auf dem Wochenmarkt in der Stadt gibt es unverpacktes Gemüse, da komme ich als "Wahl-Landei" aber leider zu selten hin. Deshalb freue ich mich auch so sehr auf das erste Gemüse aus dem Garten.

    Deine Tomatenanzucht scheint ja gut zu laufen, ich bin gespannt, wie Dir die Gelbe Cerise schmecken wird.

    Liebe Grüße, Bärbel

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  16. Ich habe diesen kompostierbaren Plastiktüten auch immer misstraut. Meistens gelingt mir auch, verpackungsarm einzukaufen, aber im Supermarkt wird es einem wirklich schwer gemacht. Wenn der Martvorrat an Tomaten nicht reicht und man dann doch im Supermarkt vor den Tomaten steht und die Wahl zwischen unverpackten Tomaten aus Marokko und niederländischen Tomaten im Aquarium hat: Was macht man dann? Man muss ja quasi zwischen Pest und Cholera entscheiden.
    Nicht leicht, dieses Konsumieren ...

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  17. Ja Elke, das mit dem Plastik ist wirklich ein Wahnsinn. Wir versuchen aus dem Grund auch immer mehr zu reduzieren und merken dabei, dass das eine ganz schöne Herausforderung ist.

    Liebe Grüße, Ulrike

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  18. hier gibts sowas nicht kompostierbar - also nehm ich fuer gemuese die duennen tuetchen. die kann man danach noch in streifen schneiden und zu neuen taschen, draussenkissen etc. verhaekeln:) diese ganzen oekofreundlichen sachen erweisen sich doch meist irgendwie als schuss in den ofen! statt pfandglaesern gibts pet (inl. hormone im wasser etc.) usw... und die sammlung vom gelben punkt schwimmt entweder im pazifik in der grossen muellmuehle - oder geht in 3. welt laender, damit lieber dort alles verseucht wird:( da hilft nur vermeiden, wo es eben geht! und da es tomatensaemlinge hier sowieso nur in einer 0815 sorte gibt - ziehe ich wie du meine selbst heran:) happy gardening!
    Bettina

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  19. Es ist leider kaum zu glauben, was man so alles zum Kaufen bekommt. Meine Tomaten habe ich heuer auch in Kokosquelltabs gezüchtet und finde diese wirklich praktisch.

    lg kathrin

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  20. Liebe Elke,
    gut gesprochen. Ich entsorge zwar Plastiktüten gnadenlos, aber ich wundere mich auch immer beim Kompost umsetzen, was da alles unverrottet jahrelang auftaucht. Auch Eierschalen und Nussschalen zersetzen sich ungemein schwer. Und trotz gefühlter Achtsamkeit finde ich dann noch eine Menge Gemüsegummis, Wurstzipfelbanderolen und so manchen Weinkorken im Kompost. Toll, dass du schon Tomatenbabies hast. Ich muss jetzt auch mal loslegen, es ist sowieso schon spät dafür. Die Hummeln schwirren schon durch den Garten.
    Liebe Grüße, Johanna

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  21. Ich würde auch gerne auf diese Plastikverpackungen verzichten; leider waren meine bisherigen Tomatenpflanzversuche nicht sonderlich erfolgreich. Wenn ich nicht im normalen Supermarkt einkaufe, sondern im Biomarkt, kann ich immerhin die Tomaten einzeln herausssuchen und die Plastiktüten verwenden, die ich sowieso dann später für den Restmüll verwende (ich benutze nur diese kleinen Kosmetik(Bad-)Eimertüten, weil wir wenig Restmüll haben). Aber natürlich wäre es viel schöner, wenn es endlich klappt mit der Tomatenernte!!

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  22. Dein Blog ist wirklich toll, habe ihn gerade gefunden und gleich ein Lesezeichen gesetzt. Sag mal bitte, wo hast du denn die Samen von den Wildtomaten her? Die einzige Wildtomate die ich kenne ist die "small egg". Wäre lieb wenn du mir da bescheid sagen könntest. Viele Grüße!

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    1. Hallo Carla,
      danke für dein Lob!
      Die Samen habe ich von einer anderen Bloggerin bekommen.
      Sie hat sie wiederum alle von Dreschflegel.
      Viele Grüße
      Elke

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