Mittwoch, 17. Juli 2013

Bückware

Jeder kennt sie aus dem Supermarkt: Bückware. Die steht immer ganz unten im Regal und ist billig, aber man muss eben ein bisschen Kniebeugen betreiben, um sie zu bekommen. Außerdem fallen sie da unten nicht so leicht ins Auge, weshalb man oft an ihnen vorbeigeht.

Bückware gibt es auch im Garten. Die ist aber keineswegs minderwertig oder irgendein Ramsch, sondern durchaus lecker und auf jeden Fall ein bisschen sportliche Betätigung wert: Erdbeeren. Aber nicht so eine von den dicken hochgezüchtete, sondern die kleine, bescheidene Wald-Erdbeere (Fragaria vesca).

Dieses essbare Bodenpersonal mit dem außergewöhnlichen Geschmack sollte in keinem Beet fehlen. Aber keine Sorge: das wird es auch nicht, denn wenn man erst einmal ein paar von den Pflänzchen ergattert hat, werden sie sich früher oder später an jede Stelle des Gartens geschmuggelt haben. Sie werden in Töpfe und Pflasterfugen kriechen und ab zum Nachbarn, denn mit der Verbreitung per Langstreckenausläufer kennen sie sich bestens aus. Auch durch Samen vermehren sie sich mit Leichtigkeit. Lästig werden die frechen Früchtchen dabei aber nie. Was zu viel ist kann ganz leicht gejätet werden. Dabei ist die kleine Pflanze auch noch ein prima Lückenbüßer, wenn frisch gepflanzte Stauden ihre zugewiesenen Plätze noch nicht ausgefüllt haben.

Die kleinen Kriecher halten nicht nur das Erdreich gekonnt unter Verschluss, sondern bieten auch noch eine feine Zugabe, die sonst kein Bodendecker bietet:  Duftende, köstliche Erdbeeren. Die sind zwar nicht die allergrößten, aber geschmacklich ganz weit vorne. Und wehe, man vergisst die Ernte der knallroten Snacks - dann machen sie mit unglaublich starkem Wald-Erdbeer-Geruch schon von weitem auf ihre Schmach aufmerksam. Selbst die Blätter kann man zu einem heilsamen Tee verarbeiten.

Sie kommen auch im Schatten gut zurecht, nur zu trocken und karg sollte der Boden nicht sein, denn vor allem im Sommer muss man bei aller Pflegeleichtigkeit ein bisschen auf die erdverbundenen Stauden achtgeben: Unter Sträuchern können sie bei längerer Trockenheit schon einmal großen Durst bekommen. Welke Wald-Erdbeeren sind allerdings so ein Mitleid erregender, elender Anblick, dass man sofort mit der Gießkanne zur Rettung eilt.

Die Pflanzen bekommt man in guten Staudengärtnereien - es reichen ein paar wenige Exemplare, sie werden dann rasch mehr.  Günstiger ist die Anzucht aus Samen - noch besser aber sind natürlich Geschenke aus anderen Gärten.

Die Wald-Erdbeere hat nun wirklich eine weitere Verbreitung in den Gärten verdient, denn kaufen kann man das winzige Obst schon mal gar nicht. Weder als Bückware noch in bester Regal-Lage. Also lasst sie kriechen, wo immer es geht, eure Geschmacksknospen werden es euch danken.


PS: Wie mir der Garten einfach so einen Rosenbogen zum Geburtstag schenkte, könnt ihr hier nachlesen.

15 Kommentare:

  1. Herrlich, da schreibst du über Bückware und bringst sie in einem so bequemen Palettenregal auf höchster Ebene unter ;-)
    LG Silke

    AntwortenLöschen
  2. Hallo Elke, das nenn' ich eine gelungene Nachbarschaftshilfe ;-) Falls Du es doch einmal zusätzlich mit einer Rose am Rosenbogen versuchen möchtest: Lykkefund ist nahezu dornenlos. Die kann zwar groß werden, aber ist sicherlich auch schnittverträglich. Und die Hagebutten würden bestimmt etwas länger als die Geißblattbeeren am Bogen für Herbstfärbung sorgen ....

    AntwortenLöschen
  3. Ach, liebe Elke, die Geschichte ist wieder so herrlich. Es macht immer wieder Spaß, Deine Post zu lesen. Auch den von Deinem Rosenbogen finde ich einzigartig.
    Da ich aufgrund einer Hautkrankheit auf alles was Stacheln und Dornen hat in meinem Garten weitestgehend verzichte wegen der Verletzungsgefahr, habe ich mich mal sachkundig gemacht. Es gibt inzwischen auch dornelose Rosen. Das wäre doch dann auch etwas für Dich. Über die Qualität kann ich natürlich nichts sagen, aber ich werde mir auf jeden Fall mal eine Kletterrose bestellen, denn es schmerzt mich schon sehr, dass ich keine Rosen im Garten habe.

    Ich füge Dir mal den Link hier ein, dann Du Dir selbst ein Bild machen.

    http://www.rosenpark-draeger.de/Alle-Rosen/Stachellose-Rosen/3/


    Liebe Grüße
    Jutta

    AntwortenLöschen
  4. Hallo Elke
    Ehm, also diese Bückware fungiert bei mir mittlerweile schon unter Unkraut :o). Aber die Häschen mögen die Blätter davon und daher dürfen die Walderdbeeren auch in meinem Garten bleiben. Sie sind ja auch ganz niedlich anzusehen. Aber Du hat mich jetzt gerade dran erinnert, dass ich noch andere Bückware im Garten habe, die dringend geernten werden will (wenn sie nicht schon hinüber sind), die Stachelbeeren. Ja, ich weiss, im Normalfall keine Bückware, aber hey, im Gwundergarten ist halt manches ein bisschen anders und wenn die Gärtnerin das Aufbinden vergisst, dann werden selbst Stachelbeeren zur Bückware.
    Die Geschichte mit dem Rosenbogen ist auch super!
    En liebe Gruess
    Alex, die jetzt wieder weiterarbeiten sollte im viel zu warmen Büro.

    AntwortenLöschen
  5. Hallo Elke,
    mußte sie noch nicht mal kaufen, die kleinen Walderdbeeren haben sich selbst angesiedelt, also quasi alles gratis!
    Liebe Grüße
    Dagmar

    AntwortenLöschen
  6. Hallo Elke.
    Schöne Buückware Erdbeeren hm lecker und noch Waldbeeren dazu.Habe ein
    Töpfchen mit der kleinen da nasche ich den ganzen Sommer davon.
    Schöne Ernte noch und laß es dir schmecken.
    Schönes sonniges WE und liebe GRÜße Jana.

    AntwortenLöschen
  7. Hallo Elke,
    ich hatte auch mal Walderdbeeren im Garten, aber nicht die mit den Ausläufern, sondern eine am Platz bleibende Züchtung, die waren aber auch total lecker. Und versamt haben sie sich auch! Mittlerweile ist sie allerdings aus dem Garten verschwunden, von Efeu und Wildrosen überwuchert...Da fällt mir ein, bei einem meiner Nachbarn wachsen die Ausläufer-Walderdbeeren sogar in den Terrassenfugen, da könnte ich mal zuschlagen und mir noch mal welche in den Garten holen.

    Habe gerade auch noch den Rosenbogen-Post gelesen! Herrlich, auf was die Natur so alles kommt. ;-)

    Liebe Grüße, Bärbel

    PS: Ich konnte schon vier kleine Golden Currants ernten! :-)

    AntwortenLöschen
  8. jaaaa, lecker, die treiben es auf meiner erdbeertreppe auch wild - und mischen sich unter die "grossen schwestern". ein paar davon in der erdbeermischung, koestlich! uebrigens, so einen natuerlich rosenbogen hat mir unser garten vor kurzem auch geschenkt - netterweise auch so weit oben, dass wir den weg drunter trotzdem noch benutzen koennen! das mit der bepflanzten erdbeerpalette ist eine gute idee. fuer normale erdbeeren erschien mir die erdmenge zwischen den latten zu mickrig, aber walderdbeeren duerften schon passen! ich warte schon sehnsuechtig auf die naechste palettenlieferung - die letzte war ne euro, die der lieferant unbedingt wieder mitnehmen wollte:(
    gruesse von der gruenen insel, die sich dank hitze und trockenheit wohl bald zur braunen insel wandeln wird:(
    Bettina

    AntwortenLöschen
  9. Hallo Elke
    Oh, diese Bückware mag ich auch und sie erinnert mich auch immer sehr an meine Kindheit, als wir die Beeren aus dem Wald holten und dann gab es Beerenbrote. Mjami, die waren ja sowas von fein.
    Liebe Grüsse
    Ida

    AntwortenLöschen
  10. Siehst Du, wie gut dass Du mich erinnerst. Ich wollte mir immer noch welche bei meinen Eltern ausgrabe, weil sie meinen Boden im Obstgarten bedecken sollen.....
    Lieben Gruß Cordula

    AntwortenLöschen
  11. Hallo Elke,

    es bereitet mir jedesmal auf´s Neue eine große Freude hier zu lesen.

    Die Idee mit der Palette finde ich sehr gut, aber sie ist auch nur eine von Deinen vielen guten Ideen.

    Begeisterte Grüße
    Claudia

    AntwortenLöschen
  12. Ich finde, Walderdbeeren gehören in jeden Garten. Das war die erste Pflanze, mit der ich als Kind das Gärtnern und Vermehren gelernt habe. Sie wuchsen unter den Sträuchern der Johannisbeeren und sind dort ein super Bodendecker.

    LG Sigrun

    AntwortenLöschen
  13. Ohja und diese kleinen Walderdbeeren schmecken total lecker und herrlich aromatisch, ein paar wachsen bei uns im Beet an der Kellertreppe, da muss man sich kaum bücken *grins*

    Sonnige Grüße
    von Anke

    AntwortenLöschen
  14. Hallo Elke!

    Du hast recht, Walderdbeere dürfen in keinem Garten fehlen! Ich hatte zuerst die Sorte, die sich durch oberirdische Ausläufer ausbreitet. Die wollte ich in einem Beet als Bodendecker verwenden. Aber das gab kaum Früchte und sah nur wild aus... Von Freunden habe ich 3 Walderdbeerpflanzen (die bei uns in Schweden "smultron" heißen) bekommen, die sich selbst durch Samen vermehren. Jedes Jahr grabe ich einige kleine selbst gesäte Pflänzchen aus und gebe ihnen die Möglichkeit, in Einzeltöpfen groß zu werden, um sie dann an gewünschter Stelle wieder auszupflanzen. Mein Ziel ist es, die Walderdbeeren rund um den ganzen Garten als Einfassung um meine Gehölzhecke zu haben. Man kann eben davon nicht genug haben :-).

    LG aus Schweden von Alexandra

    AntwortenLöschen
  15. Ein toller Post! Auf Erdbeeren habe ich in diesem Jahr freiwillig verzichtet, obwohl sie hier wohl bestens gedeihen würden. Aber die Bearbeitung, das viele Gießen und das, wo ich häufig nicht daheim bin. Alles würde verdorren. Das Tierkotproblem hat sich ja glücklicherweise vorläufig verflüchtigt ... das wäre mit ein Grund ... denn Bücken ist für mich kein Problem ...
    Wie ich eben gesehen habe, schreibst Du inzwischen auch für den Ulmer-Verlag! Meinen herzlichen Glückwunsch!

    Liebe Grüße auch hier
    Sara

    AntwortenLöschen

Mit der Nutzung der Kommentarfunktion erklärst Du Dich mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch diese Website einverstanden.