Freitag, 17. Januar 2014

Warum eigentlich?

Ich werde oft gefragt, warum denn bloß ausgerechnet "günstig gärtnern" als Thema? Na gut, nicht so oft, aber manchmal. Also, einmal bestimmt.

Falls ihr euch das auch fragt: Die Antwort ist nicht so einfach. Ich gärtnere ja gar nicht auf Teufel komm raus nach der Geiz-ist-geil-Mentalität. Wo es auf Qualität ankommt, bin ich gerne bereit, etwas mehr auszugeben. Das Geld, das ich alljährlich in toffreie Blumenerde, Holzbeton-Nistkästen und herrlich nach Kuhweide riechenden, organischen Rasendünger investiere, übersteigt bei Weitem das Bruttoinlandsprodukt einer beliebigen Bananenrepublik. Auf der anderen Seite macht es mir aber einfach Spaß, Dinge wiederzuverwerten und Schätze zu suchen.

Pflanzen vermehre ich mittlerweile viel lieber selbst oder tausche sie mit Nachbarn, als den Kaufrausch im Gartencenter zu erleiden. Das macht nicht nur richtig viel Freude, das hat auch jede Menge fabelhafter Vorteile:

  • Grünzeug aus eigener Zucht wächst einem buchstäblich ans Herz. Man reißt sich ein Bein dafür aus, dass es ihm gut geht, verteidigt es mit Zähnen und Klauen gegen allerhand Unbilden. Für Baumarktware habe ich das selten getan - es sei denn, es hat sich um eine botanische Elendsgestalt aus dem Ramsch-Regal gehandelt, die ohne mich gestorben wäre.




  • Nichts ist schöner, als zu sehen, was aus einem unscheinbaren Samenkorn werden kann. Eines lernt man ganz schnell: Es kommt nicht auf die Größe an! Die dicksten Körner brauchen mitunter am längsten. Besonders Samen aus fleischigen Früchten wecken den Ehrgeiz: Schaffen sie die Keimung, ohne jemals einen Vogelmagen von innen gesehen zu haben?

  • Ich erzähle gern Geschichten zu meinen Pflanzen, falls sie jemand hören will. Kommt selten vor, aber manchmal finde ich ein ahnungsloses Opfer. Es ist nämlich viel schöner, wenn ich zum Besten geben kann, dass diese Staude aus dem Garten meiner Mutter stammt, jene am Bahndamm aufgelesen wurde, eine wieder andere von der netten Nachbarin stammt. Ganz auserwählte Exemplare stammen von ganz weit her, sind Urlaubsmitbringsel in Form von ehemaligen Palmensamen, oder wurden mir von Blog-Freundinnen zugeschickt. Das klingt doch viel besser als ein schnödes: "Die ist aus dem Supermarkt, Regal Südseite, Palette 3".

  • Tauschen mit Nachbarn bringt robustere, an das heimische Klima angepasste Pflanzen, im Gegensatz zu in Fernost vermehrter, vermeintlicher Schnäppchenware aus dem Discounter. Was dabei herauskommt, wenn es immer billiger sein muss, zeigen die vielen neuen Plagen, die über unsere Gartenpflanzen hereinbrechen: Dort der Buchsbaumpilz, hier ein neuer Fraß-Schädling - die Globalisierung lässt grüßen. Besser, man kauft die Seuchen erst gar nicht. Hier ein Beispiel - Buchsbaum-Ring in meinem Garten: Vorher - nachher: Mit und ohne Buchsbaumpilz




 
  • Baumarktpflanzen sind häufig bis zum Stehkragen voll mit Hochmoortorf im Kunststofftopf. Wer torffrei und möglichst ohne immer neues Plastik gärtnern möchte, kommt um selbst vermehrte Pflanzen in Substrat und Topf aus eigener Wahl meist nicht herum. Die über den Zaun gereichten brauchen weder noch. Bei veredelten Gehölzen ist das schon schwieriger, weil ich das selbst nicht hinbekomme. Ich bin daher immer gerne bereit, wurzelnackte Gehölze aus einer Baumschule oder guten Versandgärtnerei zu kaufen. Fairerweise muss ich gestehen, dass ich es auch nicht immer schaffe, ohne böse Rohstoffe auszukommen, und gerade bei Obstgehölzen auch schon getopfte Ware mitgenommen habe.



So, jetzt wisst ihr, warum "günstig gärtnern". Und nun entschuldigt mich, ich muss nach meinen Palmensämlingen schauen.

19 Kommentare:

  1. Danke für die Aufklärung :) Irgendwie habe ich das auch so verstanden. Nicht günstig im Sinn von billig, sondern im Sinn von begünstigen....
    Ich mag Pflanzen mit Geschichte, und ich mag deine Geschichten :)
    Herzlichst
    yase

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  2. Aber ja liebe Elke, kann mir noch mehr Themen vorstellen zu denen du Vergnügliches in die Tasten zauberst, dies hier passt jedenfalls wunderbar!
    Zum Buchsthema hier vorsichtiger Optimismus. Nachdem der Buchsbaumspanner durch die Gegend zog und viele aufgeben ließ (auch bei uns fand er ausnahmslos jedes Exemplar) sammelte ich einige Raupen, verbrannte sie und stellte eine homöopathische Essenz her, die dann immer wieder mal verdünnt über die Büsche gespritzt wurde. Ich schnittt die am ärgsten betroffenen Buchse zurück, sie trieben aus und wurden auch mal wieder besucht, aber alles in Allem geht es jetzt der weitaus grlößten Zahl ganz gut und sie wachsen munter vor sich hin. Ich liebe sie einfach zu sehr, um sie ganz aufzugeben...
    Einen schönen (Nicht-)Winter noch
    Elisabeth

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  3. HI Elke. Du und deien Pflänzchen ihr seit schon ein starkes Team. Und dein Wissen bei Pflazen und Co. Spitze............. Schönes WE und lieeb GRÜße Jana.

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  4. Dass es Dir hier nicht um "Geiz ist geil" geht, wird Deinen LeserInnen sicher auch ohne weitere Erklärungen schnell klar. Ich denke, Deine Gründe und Deine Motivation sind - neben Deiner schriftstellerischen Begabung - der Grund für die Beliebtheit Deines Blogs. Passionierte GärtnerInnen können dazu leicht "Ja!" sagen, denn sie stehen ihrer natürlichen Umwelt sowieso schon näher als Nicht-Gärtner. Günstig Gärtnern ist nicht billig, sondern preisbewusst.

    Herzliche Grüße und ein erfolgreiches Gartenjahr 2014,
    Iris

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  5. Liebe Elke
    Klingt stimmig, überzeugend. Freu mich schon auf deinen bezaubernden Garten, wenn er denn erwacht aus dem Winterschlaf.
    Mara-Tiziana

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  6. Günstig muß ja nicht immer verkehrt sein. Allerdings bin ich auch nicht für die Geiz-ist-geil-Mentalität. Das geht immer zu Lasten von anderen. Aber irgendeinen Titel braucht ein Blog ohnehin .... viel ist da oft nicht mehr frei ;-) Ich spreche da ja aus langjähriger Erfahrung ...
    Dann wünsche ich Dir weiterhin so nette Einfülle und vor allem ein gutes neues Gartenjahr.

    Liebe Grüße
    Sara

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  7. Liebe Elke,
    das ist so viel spannender zum Geschichten erzählen, da hast du Recht und das gelingt dir immer total gut, das es zum Blognamen passt.
    Mir geht das auch so, das ich mehr Freude an den selbstgezogenen Pflanzen habe. Einem verlausten Baumarkt-Hibiskus trauere ich nicht lange nach, während der selbstgezogene aus Spanien ständig auf Einwanderer kontrolliert wird.
    Ein schönes Wochenende
    LG Sigrun

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  8. ich hab hier wenig auswahl in sachen "gartencenter", also bleibt mir bei vielen sachen sowieso nur das selbstziehen... und um ehrlich zu sein, ueber den blognamen denke ich nach einer weile nicht mehr so sehr nach - wenn mich die texte interessieren, lese ich die, wenn nicht, kann auch der tollste blogname nix retten:) wobei guenstig ja nicht billig ist oder sein muss! und clevere ideen in sachen recycling kann man garnicht genug haben - da kann man das evtl. gesparte dann in teurere gartentraeume investieren:)
    auch im neuen jahr viel spass am gaertnern - und bloggen (ganz selbstlos von mir:)
    Bettina

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  9. Liebe Elke,
    auch ich habe dein "günstig" nicht mit Geiz in Verbindung gebracht, sondern mehr mit: schlau, überlegt, die Gegebenheiten gut nutzend.
    All deine Argumente für Pflänzchen, die von Garten zu Garten weitergegeben werden, kann ich nur unterstreichen. Hätte ich vor 4 Jahren, als ich in dieses Haus gezogen bin, alle Pflanzen kaufen müssen, wäre der Garten noch immer sehr, sehr leer! :D

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  10. Einfach genial! Hast Du denn das Indigopflänzchen (oder ist es was anderes?) auf dem Foto auch selber gezogen? Hmm, das könnte ich auch mal probieren, denn von dem Pflänzchen hätte ich gerne mehr im Garten. Deinen Röschens geht's übrigens immer noch wunderprächtig.
    Hab einen gemütlichen Sonntag.
    En liebe Gruess
    Alex

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  11. Hallo Elke,
    genau diese Geschichten rund um Deine Pflanzen sind es, die ich so liebe!
    Wenn es eine ganz bestimmte Pflanze sein soll, kommt man leider oft nicht drum herum, in die Gärtnerei zu gehen. Aber ich habe auch schon die Erfahrung gemacht, dass Pflanzen oder Ableger von Gartenfreundinnen in meinem Garten viel besser und schneller wachsen als gekaufte. Vor allem bei den kleineren Stauden (in den 9x9 cm Töpfchen) hatte ich schon ziemlich viele Verluste...
    Genauso sah mein Buchsring auch aus!

    Liebe Grüße, Bärbel

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  12. Liebe Elke,
    genauso ist es - man hat viel interessantere Geschichten!
    Baumarkt - Regal 08/15 hört sich wirklich eher blöd an :-))))
    Ich wünsche dir noch einen gemütlichen Sonntagabend
    Ganz viele liebe Grüße
    sendet dir Urte

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  13. Ich kann Dir auch nur zustimmen. Das Mitkaufen von Krankheiten war bei mir zum Beispiel der Grund Tomaten und Paprika selbst aus Samen zu ziehen, denn bei Massenware war meistens vor der Ernte die Pflanze kaputt...

    lg kathrin

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  14. "Tauschen mit Nachbarn bringt robustere, an das heimische Klima angepasste Pflanzen"

    einer der gründe, warum ich mit einer gartenfreundin seit jahren im ort einen pflanzentauschmarkt organisiere, der auch erfreulich gut angenommen wird :D. Kann ich nur zur nachahmung empfehlen, da tauchen die unwahrscheinlichsten schätzchen auf..

    lg, Brigitte

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  15. Hallo Elke,
    dass Du gerne Geschichten über Pflanzen erzählst, darin bist Du einzigartig und deswegen besuche ich Deine Blog-Seite sehr gerne. Das ist schon eine gewisse Kunst, Geschichten über Dinge (nicht nur Personen) zu erzählen. Pflanzen sind da noch eine andere Dimension. Ich muss mir die Erzählsequenzen (z.B. aktueller Post über Entsorgung) schon genau zurechtlegen, um eine Geschichte zusammenzubekommen.

    Gruß Dieter

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  16. Liebe Elke,

    auch ich versuche immer wieder mit Ablegern oder Stecklingen meinen Garten zu verschönern. Und es stimmt schon,dass diese Pflanzen oftmals viel robuster sind. Als viele über den Buchspilz klagten, konnte ich mich an meiner saftig grünen Hecke erfreuen. Ich hatte sie aus Stecklingen gezogen.Vielleicht hatte ich ja auch nur Glück,
    aber bei anderen Pflanzen geht es mir genauso.Ein bisschen Geduld zahlt sich eben doch aus. LG Elke.

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  17. Liebe Elke,

    auch ich versuche immer wieder mit Ablegern oder Stecklingen meinen Garten zu verschönern. Und es stimmt schon,dass diese Pflanzen oftmals viel robuster sind. Als viele über den Buchspilz klagten, konnte ich mich an meiner saftig grünen Hecke erfreuen. Ich hatte sie aus Stecklingen gezogen.Vielleicht hatte ich ja auch nur Glück,
    aber bei anderen Pflanzen geht es mir genauso.Ein bisschen Geduld zahlt sich eben doch aus. LG Elke.

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  18. Hallo Elke,
    in meinem Garten ist auch eine Vielzahl von Ablegern von anderen Gärtnern zu finden. Ich finde es ganz toll zu tauschen und habe außerdem die Erfahrung gemacht, daß diese Pflanzen auch meist besser anwachsen. Außerdem ist bei unserer Grundstückgröße (1300qm) günstig gärtnern auch nicht so schlecht.
    Dir noch ein schöne Woche
    Dagmar

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  19. Liebe Elke, das hast du mal wieder einmalig genial geschrieben *lautlach* !
    Ja, dein Satz: "Grünzeug aus eigener Zucht wächst einem buchstäblich ans Herz" könnte ich ausdrucken und hier aufhängen. SO geht es mir nämlich auch und oft habe ich dann das Problem, dass ich viel zu viel Grünzeug hier rumstehen habe *gg*. Aber es finden sich inzwischen auch Abnehmer bzw. wir wenigen Gärtner in unserer winzigen 300 Seelen-Gemeinde haben uns zusammengetan und jeder sät etwas anderes aus und versorgt die anderen einfach mit Setzlingen mit. Das schafft günstiges Gärtnern, noch mehr Liebe zu Grünzeug und jede Menge Gesprächsstoff - was will man mehr ?
    Hast du eigentlich bei Claus (http://www.clausdalby.dk/2014/01/mere-i-samme-dur.html#.Ut_N6Ve1JmM) den Pyrenäen-Baldrian (Valeriana pyrenaica) gesehen ??? Du hast nicht zufällig eine Ahnung, wo man den bzw. Samen davon herbekommen kann ? Mir war diese Unterart gänzlich unbekannt. Früher habe ich den Echten Baldrian in den Beeten gehabt, aber dieser versamt sich ja supergroßzügig, so dass ich ihn leider wieder rausmachen musste und der Pyrenäen-Baldrian scheint ja nicht so fortpflanzungswütig zu sein, oder liege ich da falsch ?!
    Ich wünsch dir eine schöne Wochenmitte - GLG, Christine

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