Sonntag, 6. Dezember 2015

Wer nicht fragt...

Wer nicht fragt, bleibt dumm. Stimmt. Und wer nicht fragt, bleibt auch pflanzenlos. Wenn man sich überwinden kann, den Mund aufzumachen, bekommt man das Kompostmaterial anderer Leute ganz schnell in die Hand gedrückt. Nur keine falsche Scham - die meisten Gartenmenschen sind froh, übrige Pflanzen in gute Hände abzugeben.

Die Frage geht natürlich leichter von den Lippen, wenn man den Garten länger kennt und am besten schon ein paar Mal mit den Besitzern geplaudert hat. Ich zum Beispiel liebe es, bei sonnigem Wetter dem Besuchergarten in einer Schrebergartenkolonie einen Besuch abzustatten, entweder zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Das Gartentor ist immer geöffnet.




Hier kann man sich tolle Anregungen holen, die älteste Gartenlaube Bielefelds namens Dora bewundern und sich mit den Fröschen messen: Wer hat die schnellere Reaktionszeit: Frosch oder Fotograf?

Am Gartenzaun steht sogar der einzige stadtbekannte Bienenbaum Bielefelds, zumindest ist es der einzige, den ich noch kenne, nachdem das Exemplar im botanischen Garten dem Erdboden gleichgemacht wurde:


Mittlerweile kennen auch die Schrebergärtner die Kamerafrau schon, die immer den Amphibien und Insekten auflauert.

Im Sommer konnte ich hier ausgiebig das Paarungsverhalten der Wollbienen am Herzgespann (Leonurus cardiaca) und am Heilziest (Bild) ablichten. Die Gelassenheit in diesem Garten färbte auch auf die gestreiften Brummer ab und ich durfte sie in eindeutiger Lage fotografieren.


Im Herbst aber lag das arme Herzgespann zu oberst auf einem Haufen alter Maisstrünke. Das Ende war nah für diese fantastische Staude. Zum Glück waren die Herren des Besuchergartens gerade auch nah und ich konnte sie fragen, ob sie mir das Herzgespann überlassen würden. Bei solchen Gelegenheiten kann ich immer ganz schlecht den Mund halten. Und das hat sich gelohnt: Ich durfte es mitnehmen, vorher haben wir noch über den besten Zeitpunkt zum Dahlienroden geredet.


Nun ist die Pflanze im Null-Euro-Beet zuhause, nachdem ich ihr vorher mit chirurgischer Präzision noch den Springklee aus den Wurzeln operiert hatte. Ihre Nahtoderfahrung und den Transport hat sie gut überstanden und ist sogar schon ein bisschen gewachsen. Die Blütenstände habe ich abgeschnitten und in Erde gesteckt. Es sieht so aus, als würden selbst die noch anwachsen.

Pflanzengeschenke mit Geschichte(n) sind doch in jedem Fall besser als gekaufte!

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Die Gewinnerin der Verlosung des Buches "Mein Herbarium" ist Frauke! Herzlichen Glückwunsch!

15 Kommentare:

  1. liebe Elke, nochmals auch auf diesem Weg Danke für den schönen Buchgewinn.
    ein wunderschöner Rundgang und ein so verzaubertes Häuschen!
    Und so wie du es beschreibst, habe ich auch viel Stauden gekommen. Inzwischen sind es schon viel mehr die aich auch so umsonst weitergebe. Geade wnn man einen Garten anlegt ist man doch froh üer jede Staud. Und ich sorge so dafür, dass unsere Gärtne bunter werden!
    Das herzgespann dass du beschreibst blüht bei mir auch ein geschenk meiner Schwester.
    Es ist am Gartenrand im Knick und die Hummel- und Bienenweide. Mit Saat versorge ich mich oft so auch gerne. Aber den meisten ist es zu mühsam und es wird nur gepflanzt!
    Liebe Grüße von Frauke

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  2. Leider gärtnern bei mir in der Umgebung nicht viele, so dass es mit Pflanzentausch schwierig wird. Wenn man allerdings die Möglichkeit hat, ist es natürlich super.

    LG kathrin

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  3. Ich habe kürzlich vor dem Grüngutcontainer ein Pflänzchen entdeckt, das wohl dem Schnitter Tod noch einmal von der Schaufel gesprungen ist. Ich habe es gerettet und im Garten eingesetzt. Ich hoffe, dass es sich nicht als Wucherer oder anderes Übel entpuppt! Sonst bringe ich es wieder zurück zum Container!!!
    Viele Grüße von Margit

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  4. Hallo Elke,
    man muss nur fragen, da gebe ich dir vollkommen Recht. So bin ich auch im Frühjahr zu einer ganzen Palette von abgeblühten Narzissen gekommen. Wußte gar nicht das das Herzgespann auch als Gartenpflanze genutzt wird, kenne es nur als Teedroge.
    LG Dagmar

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  5. Ich mag deine Erzählungen.... Immer wieder gerne!
    Herzlichst
    yase

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  6. Liebe Elke,
    dein Besuch erinnert mich ein wenig an unseren Bürgergarten...da versuche ich auch, den Teichbewohnern aufzulauern, was mir grundsätzlich nicht gelingt. Also konzentriere ich mich lieber auf die Botanik und überlasse die Amphibien den Biologen.....Was ist denn ein Bienenbaum...sieht fast aus, wie mein Heptacodium...:-))
    LG Sigrun

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  7. Pflanzengeschenke sind immer toll! Ich kann auch fragen - bei mir darf das auch jemand, aber nur, wenn er gut mit dem Pflanzen umgeht.

    Sigrun

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  8. Ein Besuchergarten in einer Kleingartenkolonie ist ein großartige Idee! In hannover haben wir ausgesprochen viele Kleingärten, aber von einem Besuchergarten habe ich noch nie gehört. Das alte Häuschen ist auch zauberhaft. Ich habe vor, keine weiteren Pflanzen mehr aufzunehmen. Aber wahrscheinlich lasse ich mich wieder erweichen von Pflanzen mit Nahtoderfahrung...
    LG Kathinka

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  9. Das kann ich nur unterschreiben: Pflanzen mit Geschichten sind der Hammer. Tolle Fotos.
    En liebe Gruess
    Alex

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  10. diese laube!!! herzallerliebst!!!
    ich bin ja auch so ein "pflanzensammler" - vom friedhofskompost, aus aufgelassenen gärten im überflutungsgebiet - und ja manchmal schwemmt sogar die flut selbst was an die gartenmauer :-)
    wunderschöne fotos!
    xxxx

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  11. Liebe Elke,
    ich bin auch so eine "Sammlerin".
    Deine sommerlich hellen Fotos haben jetzt richtig gut getan bei diesem nebelgrau heute!
    Rosige Adventsgrüße von Christine

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  12. Hallo Elke, das stimmt....Pflanzengeschenke oder -tausch ist schon was Feines - Neuzugänge mit Geschichte und umgekehrt weiß man seine Ableger in guten Händen. Zauberhaft die Gartenlaube im nostalgischen Flair.
    LG Marita

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  13. Obwohl die älteste ist die Laube sicher auch eine der schönsten im Ort.

    Pflanzentausch lohnt sich immer. Mein Garten besteht fast nur aus Tauschobjekten oder Geschenken. Ob kleiner Ableger, Riesenstaude oder Samenkorn.
    Genau so gern wie ich geschenkte Pflanzen bekomme, gebe ich auch ab. Eine Staude verschenken ist so viel besser als sie auf dem Kompostzu entsorgen.
    Liebe Grüße,
    Anette

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  14. Liebe Elke,
    es stimmt schon Pflanzen mit Geschichten
    sind einem die liebsten :-) Schön dass du
    wieder eine gerettet hast. Dein 0-Euro Bett
    muss mittlerweile sehr üppig bestückt sein :-)
    Ganz viele liebe Adventsgrüße
    sendet dir Urte :-)

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  15. Liebe Elke,
    das ist eine schöne Geschichte! Du hast Recht man sollte den Mund aufmachen, nur traue ich mich nie...
    Liebe Grüße und ein schönes Adventswochenende
    Natalia

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