Mittwoch, 25. Mai 2016

Gejätet und gerettet

Wie jeder weiß, schleppe ich von überall pflanzliche Souvenirs herbei. Das ist so eine Art Sport. Wo andere sich mit ortsüblichen Bierkrügen, Postkarten oder T-Shirts mit "I Berlin" eindecken, finde ich fast überall irgendein Grünzeug, dem das Schicksal gerade äußerst übel mitspielt. So ein Pflänzchen liegt dann beispielsweise halb vertrocknet auf dem Gehweg herum (ein lilafarbenes Sedum in Potsdam), unter einer Parkbank (Zwiebeln vom Wunder-Lauch, auch Potsdam) oder gejätet im botanischen Garten (Geranium phaeum 'Samobor' in Hamburg).


Hier der Fund aus Potsdam (der Topf ist aus Bielefeld und gehörte nicht dazu):


Wie auch jeder weiß, liege ich oft nicht immer richtig mit meiner Einschätzung, was ich da gerade so rette. Bestes Beispiel ist die Pentaglottis sempervirens, die als vermeintlicher Fingerhut in meinen Garten kam, sich seitdem bester Gesundheit erfreut und sich erfolgreicher vermehrt als jeder Fingerhut das je könnte.

Das war nur ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer für die Pentaglottis, die damit Neuland betreten hat und nun auch im Null-Euro-Beet vor sich hin wuchern darf.

Peinlich wird das Ganze erst, wenn man vorher großspurig herumtönt, was für eine Pflanze einem da gerade vor die Füße gefallen ist. Da kann die Glaubwürdigkeit doch arg leiden.

Daher war ich neulich sehr überrascht, dass ich bei einer Pflanze nicht nur immerhin die Gattung völlig richtig geraten hatte, sondern - ob ihr's glaubt oder nicht - sogar die Blütenfarbe! Das grenzt jetzt auf den ersten Blick an hellseherische Fähigkeiten, war aber nur ein Abwägen von Wahrscheinlichkeiten, denn genau diese Blütenfarbe gab es am Fundort in Massen, aber doch auch immerhin eine weitere Farbe.

Wo das nun wieder war? Berlin, Frankfurt, New York? Nein, viel besser, in der westfälischen Weltstadt Rietberg. Dort fand vor Jahren einmal eine Landesgartenschau statt und das Gelände ist noch immer zu besichtigen. Machen wir auch einmal im Jahr. Es begab sich letztes Jahr also zu einer Zeit, als gerade ein Jätedurchgang in den Staudenbeeten stattgefunden hatte. Neben der Pflanzung mit weißen Storchschnäbeln lag nun ein kleiner Kandidat kurz vorm Verwelken auf dem Weg im Dreck herum. Der musste natürlich mit, auch in Ermangelung eines T-Shirts mit dem Aufdruck "I ♥ Rietberg".

Aber ob er wirklich weiß blühen würde? Die Zeit bis zur Blüte war kaum auszuhalten, aber jetzt ist es endlich soweit. Und voila: Blüten in wirklich ganz unschuldigem Weiß gucken mich an, dass es eine wahre Pracht ist.




Jetzt muss ich aber noch die Art herausfinden, irgendwas ist ja immer.... Ich tippe einfach mal auf Geranium maculatum 'Album'  - was meint ihr?

20 Kommentare:

  1. Überzeugende Vorstellung :-) Tja, wer das goldgrüne Däumchen hat... in deinem Fall ein ausgewachsener Daumen :-). Da kann man als Pflanze einfach nicht aufgeben!! Hast du denn überhaupt noch Platz in deinem Null Euro Beet?
    Ich finde es immer schade, wenn man Stauden, die sich wohlfühlen und wuchern zu einem Teil kompostieren muss. Vor dem Gartenzaun einen Tisch aufstellen und die Plfänzchen verschenken? Ist einfach alles aufwändig und braucht Zeit, aber schön wärs schon, wenn man für die Lieblinge Abnehmer hätte....

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  2. Ooooch....das kenn ich ;-)
    Habe erst vor wenigen Tagen Geranium-Diebstahl vor unserem Jobcenter gemacht, grins. Was für ein prächtiger Bodendecker, dachte ich mir- guck nach links, guck nach rechts- 5 Ablegerchen wanderten ins Täschle!
    In unserer Parkanlage habe ich ähnliches mit einem weiteren Storchschnabel betrieben und ich habe noch eine weitere Stelle mit einem weiteren Geranium ins Auge gefasst :-D
    Kommt Zeit, kommt Geranium!
    Aber im Garten die immernoch blühenden Vergißmeinnicht schon ins Jenseits geschickt.......ja, Geraniümmer brauchen Platz!

    Liebe Grüße!
    Daniela

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  3. P.S. das Wichtigste fasst vergessen....
    worauf ich eigentlich hinauskommen wollte, die Urmutter all dieser Vergißmeinniche habe ich vor Jahren ganz jämmerlich, halb tot in einer lila Müslischale von KIK gefunden! Stand einfach verlassen mitten im Stadtgetümmel auf dem Boden :-( Nach meiner Shoppingtour stand das Schälchen noch immer da und wurde mitgenommen. Das Pflänzchen gepäppelt und als erstes Vergißmeinnicht in den Garten gesetzt.
    Jetzt leben dort bald die Ururururur-Enkel :-)

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  4. Liebe Elke, ich kann Dich voll und ganz verstehen, bin ich doch auch mit so einer Art Rettersyndrom ausgestattet. Bei mir sind es weniger Fundstücke zum Nulltarif, sondern schon mal die Pflanzen, die kurz vor ihrem Tod schnell zum reduzierten Preis im Gartencenter oder Baumarkt angeboten werden. Aber auch da muß ich mich nun zurückhalten. Es gibt keinen Platz mehr in meinem Garten.
    Das weiße Geranium ist - auch ohne Namen - sehr schön.
    Liebe Grüße
    Edith

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  5. Dein weißer Storchenschnabel, wie ich die Pflanzen immer noch nenne, ist eine Pracht! Bei dem hätte ich auch nicht Nein gesagt. :-) Ansonsten beschränke ich mich inzwischen - aber früher hab' ich auch mehr Pflanzen gesammelt . Aber unser derzeitiger Garten soll nicht zu voll werden, das ist er nach meinem Geschmack eigentlich schon. ;-) Aber manchmal - wenn es ein schöner Zufall ist, "rette" auch ich gern heute noch. :-)

    Witzig, zu lesen, wie andere das so machen .... klar, wer hat nicht schon mal irgendwo ein Pflänzchen oder Ablegerchen bzw. Steckling aus irgendwelchen Anlagen "mitgehen" lassen. ;-) Nur bei geschützten Pflanzen sollte man vorsichtig sein, das zumindest nicht im Blog verlautbaren ;-) ;o)

    Ich finds aber nicht schlimm, wenn man sich bei einer Pflanze mal täuscht, zumindest als Laie, denn das passiert selbst Fachleuten mitunter. Und als Blogger bloggt man dann darüber, um hinterher feststellen zu müssen, daß man einer Täuschung oblag. Doch in meinem Alter ist einem so leicht nichts mehr peinlich - anders als den Kindern unserer Generation. *lach*

    Liebe Grüße
    Sara

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    1. Aus der Natur nehme ich grundsätzlich nichts mit. Der weiße Storchschnabel war wie gesagt schon ausgerupft und lag neben dem Beet, ich musste ihn nur noch aufheben. Aus Beeten buddele ich auch keine Ableger aus.

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    2. Das bezog sich jetzt auch nicht auf Dich sondern allgemein, weil ich das hier so in den Kommentaren las. ;-) Ich muß aber gestehen, schon mal ein Zweiglein von Rosen abgebrochen zu haben ;o) Allerdings da, wo eh genug abfällt bzw. abgeschnitten und entsorgt wird. Ausbuddeln würde ich auch nichts.

      Lieben Gruß
      Sara

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    3. Das waren bestimmt Flächen von mehr als 20qm, die mit diesen Storchschnäbeln bewachsen sind. Ich denke da fällt es wirklich nicht auf, wenn ein paar abgezwackt werden. Mit der Schaufel wander ich auch nicht durch die Gegend auf Diebeszug ;-)

      LG!

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  6. die retterin der der verstossenen blümchen!
    sehr zartfühlend von dir und die belohnung lässt ja nicht auf sich warten - sehr hübsch deine waisenkinder!
    xxxxx

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  7. Ich bin amüsiert und sprachlos.... Und fasziniert! Was, wenn ich jetzt auch noch Pflanzen sammeln würde. Also, noch mehr Pflanzen....
    Herzlichst
    yase - die unbedingt weissen Storchschnabel haben muss. Unbedingt!

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  8. Bei den Bodendecker-Storchschnäbeln habe ich auch auf einem Parkplatz zugeschlagen. Allerdings bilden die so viele Ableger, da fällt das gar nicht auf, wenn man sich ein paar "klaut"! Normalerweise mache ich das natürlich nicht!!!!!!
    Viele Grüße von
    Margit

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  9. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  10. Hallo Elke,
    was du so immer alles findest!! Ich gebe aber gerne zu aus dem Kompost von unserem örtlichen Friedhof auch schon einige Male etwas geretttet zu haben. Sozusagen als "Lohn" fürs Giessen.
    Ich bin kein Geranium Experte, obwohl ich mittlerweile auch einige besitzte, aber ich denke du könntest Recht haben.
    LG Dagmar

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  11. Der weiße Storchenschnabel ist einfach zum Klauen schön. ;)
    Ich krieg ja schon ein schlechtes Gewissen, wenn ich mal ein paar Samen irgendwo mitgehen lasse.Was selten vorkommt, denn Samen wollen bei mir nicht so wie ich.

    Viele Grüße
    Margrit

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  12. Liebe Elke, Günstig Gärtner und Schwäbisch Gärtner sind sich doch ähnlicher als man glaubt. Ich finde auch immer heimatlose und lieblos weggeworfene Pflänzen, welche ich nicht immer bestimmen kann. Aber wenn sie dann da sind - lernt man sie ja kennen. Manchmal haben sie nicht nur gute Seiten, sprich sind echte Wucherer aber auch die kann man liebhaben, wenn man den richtigen Platz dafür hat! Vielen lieben Dank auch noch für das Schäufele - meine Tochter meinte, die ist zu schade für den Garten, da müssste man edlere Dinge als schnöde Erde mit Schaufeln (ich glaube sie dachte an Pralines oder so). Ich gehe jetzt einige Tage in die Blogpause. Wünsche Dir erfolgreiches weitergärtnern und immer ein findiges Auge. LG Marion

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  13. Ich liebe dich! Du rettest Pflanzen! Das find ich toll! Ich muss mich immer schwer zusammen nehmen, das ich nicht alles mitschleppe was bei Aldi und co ein trockenes dasein fristet...
    Der Topf ist aus Bielefeld?! Du warst in Bielefeld!!! Ich dachte immer, die Stadt gibt es nicht! :D ;)
    Schön ist dein weisses Pflänzchen, würde mir auch gefallen! Aber ich hab keine Ahnung was es ist, grins
    Liebe grüße
    Dani

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  14. Liebe Elke,
    ich meine mal, du wirst Recht haben.
    Ich habe diese Sorte auch und finde ihn
    sehr ähnlich :-)
    Liebe Grüße Urte

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  15. Wie schön :) Ich lese hier zum ersten Mal mit. Ich bin beim Gärtnern auch noch ziemlich neu, liebe es aber auch Pflanzen zu retten die ich finde. Mein Problem nur, ich weiß selbst ausgewachsen gar nicht, was ich da gerettet habe :D Woher weißt du das denn? Hast du eine Ausbildung oder schlägst du nach?

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    1. Sowohl als auch. ;-) Wenn man eine Pflanze noch nicht kennt, muss man auf die erste Blüte warten, dann ist das Bestimmen einfacher. Irgendwann kennt man seine Pappenheimer aber schon von Kindeskeimblatt an. Foren helfen auch immer gern beim Bestimmen von unbekannten Gewächsen.

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